Mami Staffel 7 – Familienroman. Lisa Simon

Mami Staffel 7 – Familienroman - Lisa Simon


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zu fragen.

      Seine Blicke wanderten über Melindas gewiß nicht reizlose Erscheinung. Sie war hübsch und wußte sich vorteilhaft zu kleiden. Aber wo war ihre Herzlichkeit? Hatte sie jemals welche besessen? Hatte er nicht stets in sie hineininterpretiert, was sie überhaupt nicht besaß?

      »Anscheinend stehst du auf die Heimchen-am-Herd-Typen«, hörte er Melinda sagen. Der Klang ihrer Stimme war schrill geworden. Sie stand kurz vor einem hysterischen Ausbruch. »O Gott, wenn ich gewußt hätte, welch ein Spießer du bist, hätte ich mich nie mit dir eingelassen. Aber bilde dir bloß nicht ein, daß ich mich jetzt ebenfalls in ein Hausmütterchen verwandle, bloß um dich glücklich zu machen. Ich habe doch nicht jahrelang geochst und gebüffelt, um nachher am Herd zu landen und rotznasige Gören zu füttern.«

      »Niemand verlangt das von dir«, murmelte Stephan, in Gedanken noch bei Roberta. Er sehnte sich nach ihr, wäre am liebsten aus dem Haus gerannt und zu ihr gelaufen. »Ich wäre verrückt, wenn ich mit dir eine Familie gründen wollte.«

      Melinda maß ihn mit einem langen, abschätzenden Blick. Irgend etwas in Stephans Haltung sagte ihr, daß sie vorsichtig sein mußte. Er hatte so etwas Entrücktes und gleichzeitig Entschlossenes an sich, das sie vor weiteren Zornesausbrüchen warnte. Andererseits wollte sie aber auch nicht klein beigeben. Immerhin hatte er sich heimlich aus dem Haus geschlichen, um mit dieser unterbelichteten Mutti von nebenan schwimmen zu gehen. Schwimmen, ha!

      »So, du wärst also verrückt, wenn du mit mir eine Familie gründen würdest?« wiederholte sie seine Worte, ein wachsames Funkeln in den Augen. »Und weshalb hast du mir dann einen Heiratsantrag gemacht? Wir sind verlobt, wenn ich dich erinnern darf.«

      »Ich weiß.« Stephan hob den Kopf und sah Melinda an. »Aber es ist zum Glück noch nicht zu spät, um eine falsche Entscheidung rückgängig zu machen. Melinda, ich denke, es ist das beste für uns, wenn wir an diesem Punkt einen Schlußstrich ziehen und das Verlöbnis lösen.«

      Vor entsetztem Erstaunen klappte Melinda erst einmal der Unterkiefer herunter. Fassungslos starrte sie Stephan an, der sich seiner Entscheidung anscheinend sehr sicher war.

      »Du – du…« Sie konnte kaum sprechen, mußte sich erst mühsam zusammenreißen, ehe sie den Satz formulieren konnte. »Du willst mich nicht mehr heiraten?« Dann kam das Begreifen und damit die Wut. »Ah, ich verstehe, du willst dieses Puttchen von nebenan? Du hast dich in sie verguckt, bist verrückt nach ihr? Ihr hausbackener Charme hat’s dir angetan. Oder ist es der Gedanke, gleich die Familie mitgeliefert zu bekommen?« Melindas Stimme wurde schrill. »Gesucht: Nettes Hausfrauchen, versiert in allen hauswirtschaftlichen Arbeiten, dazu gute Mutter und notfalls auch als Krankenschwester einsetzbar. Kinder kein Hindernis.«

      Sie unterbrach sich und kam zu Stephan. Sie trat so dicht an ihn heran, daß er den leichten Duft ihres Badeöls riechen konnte, das Melinda zu verwenden pflegte.

      »Du bist also tatsächlich zu einem elenden, langweiligen Spießer geworden«, warf sie ihm vor. »Einem pantoffeltragenden Familienpatriarchen, der abends biertrinkend vor der Glotze hockt und mit Mutti Salzstangen knabbert. O Gott, da kann ich ja richtig froh sein, dich loszuwerden.«

      Stephan hielt dem Blick der funkelnden, wutbrennenden Augen stand.

      »Ja, das kannst du wahrscheinlich«, erwiderte er ruhig. »Ich bin froh, daß du es so siehst und mit mir einer Meinung bist.«

      Zu spät erkannte Melinda, daß sie einen Fehler gemacht hatte. Aber sie wollte nicht kampflos aufgeben.

      »O nein, mein Lieber«, widersprach sie deshalb eilig. »So leicht kommst du mir nicht davon. Immerhin wollten wir heiraten. Glaubst du, du kannst mir so einfach den Stuhl vor die Tür stellen und dich einer anderen zuwenden?«

      Stephan warf ihr einen Blick zu, in dem sich keinerlei Wärme oder Zuneigung mehr spiegelte.

      »Hör auf«, forderte er beherrscht. »Laß uns die Geschichte anständig beenden. Es sind bereits genügend böse Worte gefallen. Ich sage dir, daß du recht hast. Wir passen nicht zusammen, weil wir völlig unterschiedliche Erwartungen haben. Und deshalb trennen wir uns.«

      Melindas Augen wurden schmal.

      »Mich hat noch keiner wegen einer anderen sitzenlassen«, fauchte sie zornig. »Und du wirst das auch nicht tun. Nicht, wegen einer kleinen, verblödeten Hausfrau, die nichts als ihre Gören und das bißchen Biedermeiersex im Kopf hat, zu dem ihre Phantasie gerade mal ausreicht. Nein, nicht für so eine. Für die gebe ich dich nicht frei.«

      Stephan schüttelte den Kopf. Er fühlte sich plötzlich unglaublich müde. Dieser ganze Streit und alles was diesem vorausgegangen war, erschien ihm auf einmal so lächerlich, daß er sich fragte, weshalb er nicht schon längst den Schlußstrich unter diese Beziehung gesetzt hatte.

      »Es ist nicht wegen Roberta«, murmelte er matt. »Es ist, weil ich dich nicht mehr liebe.« Er seufzte, dann wurde ihm bewußt, daß er Melinda nicht so stehen lassen durfte. »Du und ich, das war doch schon lange vorbei«, raffte er sich deshalb auf, zu erklären. »Wenn du einmal ganz ehrlich bist, haben sich auch deine Gefühle für mich verwandelt. Damals, als wir uns kennenlernten, da hatten wir noch gemeinsame Ziele. Aber jetzt? Jetzt gehen wir getrennte Wege. Ich bin nun mal nicht der Typ, der abends, nachdem ich den ganzen Tag herumgehetzt bin, noch auf irgendwelche Parties rennt oder sich die Nächte in Diskotheken um die Ohren schlägt. Ich träume auch nicht mehr von der großen Karriere. Du liebst deinen Beruf über alles, mußt ständig in Bewegung sein. Brauchst den Erfolg wie eine Droge. Mel, wir haben uns nichts mehr zu sagen, hast du das denn noch nicht gemerkt?«

      Sie wich seinem Blick aus.

      Nein, wollte sie widersprechen, aber dann nickte sie doch. »Ja, natürlich hat sich etwas geändert. Aber das liegt nicht an mir. Ich habe dir immer gesagt, daß ich kein Hausmütterchen sein will. Ich tauge einfach nicht dazu.«

      »Und deshalb müssen wir uns trennen«, sagte er statt dessen. »Such dir einen netten Mann, der ebenso tüchtig ist wie du. Und der deine Ideale akzeptiert, ja, sogar teilt. Damit wirst du auf jeden Fall glücklicher leben als mit mir.«

      Melinda warf den Kopf in den Nacken. Sie glaubte Stephan kein Wort. Oh, sie wußte sehr genau, weshalb er seine Meinung so plötzlich geändert hatte, was ihm im Kopf herumspukte. Aber sie wollte diesen Streit nicht weiterführen.

      Jetzt war es Zeit, nachzugeben und die Sanfte zu spielen. Morgen war noch Zeit genug, die Dinge wieder an die richtige Stelle zu rücken.

      »Ich gehe schlafen«, verkündete sie mit veränderter Stimme. »Laß uns morgen weiterreden. Wenn wir eine Nacht drüber geschlafen haben, sieht die Welt anders aus.«

      »Ja, vielleicht«, murmelte Ste-phan und wandte sich der Treppe zu.

      Er begann, Stufe für Stufe hinaufzusteigen. Melinda sah ihm hinterher, bis er in dem kleinen Gästezimmer verschwunden war, das sie bisher nie benutzt hatten.

      Das Zuschlagen der Tür setzte einen vorläufigen Schlußpunkt unter die Szene. Aber Melinda wußte, daß das letzte Wort nicht gesprochen war.

      Sie würde dafür sorgen, daß Stephan diese verdammte, kleine Hausmutter schnellstens vergaß.

      *

      Die Zwillinge liebten es, ihre Mahlzeiten draußen auf der Terrasse einzunehmen.

      Auch an diesem Morgen stürmten sie mit Freudengeheul die Treppe hinunter und in den Garten hinaus, voller Vorfreude auf das ge-mütliche Frühstück, das Roberta ihnen jeden Morgen liebevoll bereitete.

      Der runde Tisch auf der Terrasse war bereits gedeckt. Im Haus roch es nach Kaffee und frischen Brötchen, der Eierkocher pfiff, gerade in dem Moment, als die beiden ihre Köpfe zur Küchentür hereinsteckten.

      »Guten Morgen, Tante Robbi!« Die fröhlichen Stimmen zauberten augenblicklich ein Lächeln auf Robertas übernächtigt wirkendes Gesicht. Sie hatte eine durchwachte Nacht hinter sich, in der sie die tausend Gedanken, die in ihrem Kopf Karussell gefahren waren, nicht zur Ruhe hatten kommen lassen.

      Der Kuß hatte sie vollkommen


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