Mami Staffel 7 – Familienroman. Lisa Simon

Mami Staffel 7 – Familienroman - Lisa Simon


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Sachen lassen soll!« rief Roberta erbost über den Gartenzaun. »Sie kann zu Hause die große Chefin spielen. Hier nicht.«

      Die Kinder heulten um die Wette. Erstens, weil sie der Streit ängstigte, zweitens weil sie vollkommen übermüdet waren und drittens, weil ihre Bratwürstchen, auf die sie sich so gefreut hatten, inzwischen allesamt in Annis Magen gelandet waren.

      Das Geschrei der beiden Kleinen brachte Roberta wieder auf den Boden der Normalität zurück. Sie kehrte dem seltsamen Yuppipaar den Rücken und stürzte zu ihren beiden Lieblingen, um sie erst einmal zu beruhigen.

      »Die ist doof!« plärrte Julchen, wobei sie vor Zorn mit dem Fuß aufstampfte. Und ihr Bruder prophezeite erbost:

      »Wenn die das noch mal macht, kriegt sie’s mit mir zu tun.«

      »Das traut die sich bestimmt nicht mehr«, verkündete Rober-

      ta überzeugt. »So, und jetzt vergessen wir das Ganze und rufen

      den Pizzaexpreß an. Von solchen Leuten lassen wir uns doch nicht unsere Ferien verderben, nicht wahr?«

      Die Kinder wischten sich die Tränen ab und schmiegten sich an ihre Tante. Im Nu war ihre kleine Welt wieder in Ordnung, aber Roberta fürchtete im stillen, daß das nur der Auftakt zu einer langen, intensiven Feindschaft gewesen war.

      Es standen ihr ereignisreiche Wochen bevor, wenn das Paar blieb. Aber – das nahm sie sich in diesem Moment ganz fest vor – sie würde sich nicht vertreiben lassen.

      Melinda Bornemann mochte anderswo pfeifen, und die Menschen sprangen. Hier würde sie sich die Zähne ausbeißen.

      Sie hatte sich mit Roberta Simonas die falsche Feindin ausge-

      sucht!

      *

      Der Tag begann früh, wenn man Zwillinge zu beaufsichtigen hatte. Die beiden fielen abends, spätestens um halb neun, todmüde in ihre Betten und schliefen beinahe augenblicklich ein. Aber sobald die ersten Sonnenstrahlen durch die Ritzen der Fensterläden krochen, waren die beiden nicht mehr in den Federn zu halten. Dann sprangen sie gutgelaunt aus den Betten und stürmten in Robertas Schlafzimmer, um dort mit fröhlichem Gepolter den Tag zu begrüßen.

      Für Roberta war es jedes Mal ein Schock. Sie, deren Tagesrhythmus normalerweise völlig anders verlief, versuchte dann zwar, sich unter der Bettdecke zu verkriechen und schlafend zu stellen, aber das nutzte nichts. Willy und Julchen enterten rücksichtslos ihr Bett. Anni, die sowieso jeden Unsinn mitmachte, warf sich laut bellend mitten auf Robertas Bauch, worauf diese entnervt den Kampf aufgab.

      Auch heute wurde sie auf diese Art geweckt. Allerdings war etwas anders: Durchs Haus zog ein lockender Kaffeeduft, der Robertas Lebensgeister sofort weckte.

      »Wir haben dir Frühstück gemacht!« verkündete Julchen stolz. »Es ist alles fertig, du mußt nur aufstehen.«

      »Und die Zähne putzen«, mahnte Willy, der mit diesen morgendlichen Ritualen eigentlich nicht viel am Hut hatte. Aber da ihn seine Tante jeden Morgen und Abend unnachgiebig ins Bad trieb und seine Reinlichkeit mit Argusaugen überwachte, glaubte er, nun seinerseits ein wenig erzieherisch tätig werden zu dürfen.

      Roberta ließ ihm die Freude. Artig tappte sie ins Bad, gefolgt von Anni, die sich freute, daß ihr Frauchen endlich aufgestanden war und den beiden Kindern, die interessiert zusahen, wie Robbi unter die Dusche stieg.

      Julchen betätigte sich anschlie-ßend als Stylistin und suchte Ro-berta die Kleider aus, die die Tante heute tragen sollte. Daß sie Robertas langes Haar bürsten und zu einem Zopf flechten und diesen phantasievoll mit Spangen und Bändern schmücken durfte, war für die Kleine das höchste Glück. Wie alle kleinen Mädchen kümmerte sich nämlich auch Julchen schon eingehend um modische Fragen und kämmte und schminkte ihre Puppen mit Hingabe.

      Anschließend – zum Glück besaß Julchen einen hervorragenden Geschmack, so daß sich Roberta in der Jeans und dem bunten Sonnentop durchaus sehen lassen konnte – gingen sie alle Mann auf die Terrasse hinaus, wo die Kinder bereits den Tisch gedeckt hatten.

      Der Kaffee war ein Schock. Rattengift hätte nicht schlimmer schmecken können, aber Roberta schluckte ihn tapfer. Die Kinder hatten sich wirklich große Mühe gegeben, ihr eine Freude zu ma-

      chen, so daß sie ihnen diese jetzt nicht mit Mäkeleien verderben wollte.

      Dafür sorgte allerdings Melinda, die kurze Zeit später, angetan mit einem verführerischen und wahrscheinlich sündhaft teuren Nichts von Negligé, im Garten erschien.

      Die Kinder erstarrten bei ihrem Anblick. Das lag allerdings an der Crememaske, die ihr Gesicht wie ein Clownsantlitz verunstaltete.

      »Das ist wirklich eine Zumutung!« Melinda war nicht gerade bester Laune. »Es ist gerade mal neun Uhr, und Sie veranstalten hier mit Ihrer Brut einen Radau, daß man aus dem Bett fällt. Meine Güte, ich muß das ganze Jahr über hart genug arbeiten. Da werde ich doch wohl im Urlaub ausschlafen dürfen!« Roberta beschloß, die Fehde nicht auf die Spitze zu treiben. Außerdem hatte sie durchaus Verständnis für das Schlafbedürfnis des Yuppipärchens. Sie selbst hätte ja auch bis zehn, elf Uhr im Bett gelegen, wenn – na, ja…

      »Es tut mir leid«, entschuldigte sie sich hastig bei Melinda, bevor die Kinder etwas sagen konnten. »Wir werden das nächste Mal leiser sein. Außerdem sind wir sowieso gleich verschwunden. Dann ist es hier wieder ruhig.«

      »Und was nutzt mir das?« keifte Melinda wutentbrannt. Sie wollte sich ärgern. Immerhin hatte diese verdammte Nachbarsbande sie aus dem Bett getrieben! Das sollte nicht ganz umsonst gewesen sein. »Ich werde jetzt bestimmt kein Auge mehr zutun. Damit haben Sie mir den ersten Urlaubstag praktisch schon gänzlich vermasselt. Ich werde Migräne bekommen, vor lauter Ärger, unausgeschlafen sein – oh, Sie sind ja so rücksichtslos!«

      »Was verlangen Sie von mir?« Roberta platzte der Kragen. Sie hatte sich entschuldigt und war, weiß Gott, bereit, die Kinder ruhig zu halten. Was verlangte diese Frau sonst noch von ihr. »Soll ich Sie in den Schlaf wiegen? Oder Ihnen ein Liedchen singen, bis Sie eingeschlafen sind? Mehr, als Ihnen sagen, daß es mir leid tut und Ihnen versprechen, daß ab sofort Ruhe herrschen wird, kann ich nicht.«

      Prima, die Nachbarin ging auf den Zoff ein. Das war genau das, was Melinda jetzt brauchte. Wenn sie sich schon aufregte, dann sollte es sich wenigstens lohnen!

      »Natürlich, das ist die Standardantwort: Es tut mir leid«, äffte sie Roberta nach. »Es tut Ihnen leid, ja? Aber mir ist damit überhaupt nicht geholfen. Nur, so was versteht eine wie Sie ja nicht. Die sitzt das ganze Jahr zu Hause und guckt zu, wie ihre Kinderchen wachsen. Sie wissen doch gar nicht, was Arbeit ist.«

      »Ich hab’ ja gesagt, daß die doof ist«, mischte sich Julchen ein, die den Streit mit wachsender Besorgnis verfolgte.

      »Klar ist die doof«, stimmte ihr Bruder zu. »Nur doofe Leute schmieren sich Quark ins Gesicht und bilden sich dann ein, daß sie schön aussehen.«

      »Kinder, seid ruhig«, fuhr Roberta genervt dazwischen. »Wir lassen diese komische Frau jetzt einfach allein weiterschimpfen und fahren an den Strand. Soll sie uns doch den Buckel runterrutschen.«

      Das paßte Melinda überhaupt nicht. Wenn sie schon zu nachtschlafender Zeit aus dem Bett gejagt wurde, dann wollte sie ihren Spaß auch bis zum Ende auskosten!!

      »Sie sollten lieber mit Ihren Kinder zu einer Erziehungsberatung gehen!« keifte sie quer über den Gartenzaun. »Diese verzogenen Balgen sind ja die reinste Katastrophe!«

      »Und du bist häßlich!« plärrte Julchen zurück, bevor Roberta es verhindern konnte.

      »Und ganz, ganz dumm!« kam Willy seiner Schwester zu Hilfe.

      »Jawohl, eine dumme häßliche He…« Hier griff Roberta ein und hielt Julchen einfach den Mund zu.

      »Kommt, laßt uns einfach gehen«, riet sie den Kindern, bevor diese noch mehr Unheil anrichten konnten. »Lauft schon in eure Zimmer und holt eure Badesachen. Ich räume nur schnell den Tisch ab.«

      »Aber


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