Gesammelte Werke: Romane & Erzählungen. August Sperl

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ihre Stube und stellt das Licht auf den Tisch. Es ist totenstill im Hause. In der einen Ecke steht ihr Bett, in der andern das große Gastbett, das für die Kinder bestimmt ist. Aber die Kinder sind nicht bei ihr. Der Vater hat sie behalten. Sie schlafen in dem verlassenen Bette der Mutter. So kann's wohl auf die Dauer nicht bleiben. Ein Arzt wird mitten in der Nacht gerufen. Er muß ihr die Kinder geben.

      Sie hat das Licht ausgelöscht und kniet an ihrem Bette. Sie hat das Antlitz in das Kissen gepreßt. Lange kniet sie, und es ist totenstill im Hause. Dann geht sie zur Ruhe.

      Sie liegt auf dem Rücken und hat die Hände unter der Brust gefaltet. Ihre brennenden Augen sind geschlossen, und mit schwerem Flügelschlage bewegen sich ihre Gedanken zurück in die Vergangenheit.

      Flinke Schwalben schießen pfeilschnell im Abendlichte ums Vaterhaus; aber ihr frohes Pfeifen wird zum schrillen Klagen.

      Flüchtigen Fußes steigt sie die Treppe empor in die Giebelstube. Der weiße Spitz kommt ihr nach; aber sein frohes Bellen wird zum kläglichen Winseln.

      In die kleine Stube fällt zwischen Weinlaub das Licht der Abendsonne und spielt über die Bücher auf dem Holzbrette; aber das freundliche Licht wird zum grellen Gefunkel und tut ihr wehe.

      Sie öffnet das Fensterlein, schiebt das Weinlaub zurück und beugt sich hinaus. Im Hof drunten steht ihre Mutter, hebt die Hand und deutet auf den goldnen Abendhimmel. Da wird der Goldglanz dieses Himmels zum drohenden Kupferrot, und schwere, schwarzblaue Wolken steigen lautlos empor hinter den Hügeln.

      Die Abendglocke tönt vom Turme, aber sie ist zersprungen und bellt wie das Totenglöcklein draußen auf dem Friedhofe der Stadt, das die Menschen so eilig zur langen Ruhe lädt.

      Alles, was hell und weich ist in ihrer Erinnerung, das wird nun hart und dunkel. Das Entsetzliche hat sich gestellt zwischen Sonne und Jugend und sie.

      Jählings erwacht sie. Ihr Herz klopft bis an den Hals empor.

      Heim! Sie möchte heim mit ihrer Schmach.

      Sie richtet sich auf und starrt in die Finsternis –. Ach lieber Gott in deinem Himmel, sie kann ja nimmer heim. Sie hat ja gar kein Vaterhaus.

      Wieder liegt sie auf dem Rücken, mit geschlossenen Augen, mit gefalteten Händen. Und wieder sieht sie im letzten Abendscheine hinein in den elterlichen Hof. Ihre Mutter steht unter der Haustür und streckt ihr mit einer Gebärde unsäglichen Mitleides die Hände entgegen. Sie aber kann keinen Schritt weiter. Ihre Füße sind schwer, sie steht wie angewachsen mit ihrem Bündlein in der Hand. Lockend scheint das gelbrote Licht aus den zwei kleinen Fenstern der Wohnstube herüber. Dann ist ihr, als glitte das strohgedeckte Haus lautlos zurück; nur noch aus weiter Ferne grüßen die Lichtlein herüber, gleichwie zwei freundliche Augen. Dann verschwimmen beide Lichtlein in einen schwachleuchtenden Punkt. Und jetzt gähnt Finsternis dort, wo einst ihre Heimat gewesen.

      Es ist totenstill. Mit geschlossenen Augen ruht die Magd. Da tritt zur Kammertüre herein die Frau, die man heute aus dem Hause getragen hat. Sie führt die beiden Kinder, das eine zur Rechten, das andere zur Linken. Und es ist seltsam anzusehen, wie der größere Bub sich bemüht, gerade so zu gehen, gerade so zu lächeln wie seine Mutter. Ganz nahe kommt die Frau heran, und die Kinder zupfen leise an ihrer Decke. Das Herz will ihr stille stehen, und mit Gewalt reißt sie die Augen auf. Die Stube ist leer, sie hat geträumt. Und wieder schließt sie die Augen. Da kommt die Frau zum zweiten Male, genau so wie vorhin, und wieder treten die drei an ihr Bett, und die Kinder zupfen an ihrer Decke. Es kostet ihr eine furchtbare Anstrengung, die Augen aufzuschlagen. Und wieder schaut sie ins Leere. Sie steht auf und macht Licht; sie untersucht die Türe, die Türe ist verriegelt. Sie untersucht die Stube, die Stube ist leer.

      Wieder liegt sie mit offenen Augen. Ihr Herz klopft heftig, und ganz laut betet sie mit zitternden Lippen ein altes, frommes Lied.

      Dann entschlummert sie wieder; denn sie ist todmüde nach all dem Elend der letzten Tage. Und wieder kommen die Knäblein. Ohne die Mutter kommen sie diesmal und setzen sich still auf den Stuhl neben das Bett, sitzen und lächeln auf sie herüber. Und auch sie lächelt im Traume und atmet friedlich.

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