Seewölfe - Piraten der Weltmeere 41. John Curtis

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 41 - John  Curtis


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deinem Affenar ...“ Erschrocken hielt er inne. „Ich meine, Miß, hä, ich würde Ihrem Bruder ...“

      Dan lachte lauthals.

      „Damit du weißt, Gwen, was er mit mir vorhat: Er will mir die Haut in Streifen von meinem Affenarsch abziehen, und nun, nun wird da wohl nichts draus, was?“

      Dan lachte wieder, während seine Schwester ihn etwas ratlos und verlegen ansah.

      Das war der Moment, in dem der Seewolf sich einschaltete. Er hatte zusammen mit Ben Brighton die Szene vom Achterkastell aus beobachtet, und auch für ihn war die Situation absolut neu. Er spürte nur, daß es leicht Ärger geben konnte, wenn sie auf Gwen und das, was sie tat, nicht gehörig aufpaßten. Jedenfalls glaubten sie das, weil niemand Gwen wirklich gut genug kannte.

      „Schluß jetzt, Dan“, sagte er nur. „Ich bitte mir aus, daß ihr in Gegenwart Gwens weniger ruppig sprecht. Schließlich haben wir mit ihr eine junge Lady an Bord unseres Schiffes. Natürlich wird sie nicht arbeiten, sie ist Gast auf der ‚Isabella‘. Daß sie Männerkleidung tragen muß, wird sich wohl nicht ändern lassen, denn wir sind hier auf weibliche Garderobe nicht eingerichtet. Aber alles andere ...“

      Gwen, die bisher zu allem geschwiegen hatte, blickte den Seewolf jetzt aus ihren grünen Augen an. Es war ein Blick, der sogar diesen harten Mann erstarren ließ.

      „Kommt nicht in Frage, Mr. Killigrew“, sagte sie leise, aber doch für jeden verständlich. „Ich werde hier an Bord meine Pflicht tun wie jeder andere. Ich werde hier kein Drohnendasein führen. Wo immer ich mich nützlich machen kann, da werde ich das tun. Sie sind der Kapitän, aber ich glaube nicht, daß Sie diesen, meinen ausdrücklichen Wunsch nicht respektieren werden.“

      Ihr Gesicht überzog plötzlich ein schelmisches Lächeln.

      „Oder ist der berühmte Seewolf so ein Unhold, daß er eine junge Lady einfach an Bord seines Schiffes einsperrt, damit sie nur ja nicht irgendwo mit Hand anlegen kann? Denn das müßte er schon tun, um sie daran wirklich zu hindern!“

      Hasard sah sie an, dann überzog auch seine Züge ein Lächeln.

      „Also gut, ich hatte mir das zwar anders vorgestellt, aber versuchen wir es mal auf Ihre Art, Gwen. Ich glaube nicht, daß es unter meinen Männern auch nur einen gibt, der Sie nicht respektiert. Ihn würde im übrigen der Teufel holen, und zwar auf der Stelle.“

      Er deutete eine leichte Verneigung an und wandte sich an Carberry.

      „Ed, alle neuen Leute auf die Kuhl. Sofort. Ich will ein paar Takte mit ihnen reden!“

      Ed Carberry nickte. „Aye, aye, Sir.“ Er drehte sich um, und im nächsten Moment dröhnte seine gewaltige Stimme über das Schiff: „Los, alle Neuen auf die Kuhl, aber ein bißchen Tempo, oder ich mache euch Feuer unter dem Hintern!“

      Dan warf seinem Vater einen Blick zu, und er sah, wie der alte O’Flynn in sich hineingrinste. Die Kerls auf der „Isabella“ waren eine Bande nach seinem Geschmack, ho, auf diesem Schiff ließ es sich leben.

      Er marschierte nach achtern, und er bewegte sich mit seinem Holzbein erstaunlich schnell. Dan und Gwen begleiteten ihn, aber Ed Carberry fischte sich Dan heraus.

      „He, seit wann bist du denn neu auf diesem Schiff? Die Neuen auf die Kuhl habe ich gesagt, ist das klar?“

      Aber diesmal geriet er bei Dan gerade an den Richtigen.

      „Nun halt doch endlich einmal deine Gorillaschnauze, du narbiger Affe!“ fauchte er den Profos an. „Wenn ich auf die Kuhl will, dann gehe ich auch dahin, ob es dir paßt oder nicht.“

      Er riß sich los und ließ den verblüfften Carberry zurück.

      „Wie – was? Gorillaschnauze, narbiger Affe? Also das, das ist doch ...“

      Ferris Tucker tauchte neben ihm auf und lachte.

      „Ed, das Bürschchen mausert sich so langsam. Junge, Junge, bin nur gespannt, wann er mich wieder einen rothaarigen Affen nennt, dann ...“

      Ferris warf einen verliebten Blick auf seine Pranken, aber jeder an Bord wußte, daß er niemals imstande gewesen wäre, Dan ernsthaft zu verprügeln, dazu hatte er den Jüngsten der „Isabella“-Crew viel zu sehr ins Herz geschlossen.

      Auch Ed Carberry grinste, sein anfänglicher Ärger war verflogen.

      „Du hast völlig recht, Ferris. Das Kerlchen hat sich ganz schön herausgemacht. Muß nur hin und wieder eins mit dem Tauende über die Achtergalerie kriegen, sonst wird er uns zu übermütig.“

      Ferris blieb plötzlich stehen, und Carberry wohl oder übel auch, denn der rothaarige Hüne hatte ihn am Arm gepackt und hielt ihn fest.

      „Paß ein wenig auf mit Tauende und so, Ed. Der Junge hat seine Rolle als Bürschchen endgültig satt. Er will als vollwertiger Mann behandelt werden, und, verdammt noch mal, das ist er ja auch schon längst. Wir werden ein wenig auf ihn aufpassen, aber sonst laß ihn man, oder du wirst noch mal dein blaues Wunder mit Dan erleben! Das ist ein guter Rat, Ed!“

      Carberry starrte ihn aus schmalen Augen an.

      „Hä? Wie, was?“ fragte er dann. „Was soll das heißen, Ferris? Das Bürschchen halte ich mir vorläufig noch mit dem kleinen Finger vom Leib, wenn ich will. Dem ziehe ich jederzeit noch die Haut in Streifen von seinem Affenarsch, wenn ich das will.“

      „Hör auf mich, oder laß es auch bleiben. Ich habe dich gewarnt, Ed, der Junge befindet sich jetzt in einer Phase, in der er in dieser Hinsicht keinen Spaß mehr versteht. Ich habe da neulich so eine Sache erlebt, abends, auf dem Hauptdeck, und sein Vater stand dabei. Und genau das ist es. Dan will seinem Vater zeigen, daß er inzwischen ein Mann geworden ist.“

      Sie waren weitergegangen und auf der Kuhl angelangt. Carberry hatte die Stirn gerunzelt, wollte etwas fragen, aber dabei fiel sein Blick auf jenen Mann, der ihm schon ein paarmal unliebsam aufgefallen war. Der Kerl mit dem Geiergesicht und den messerscharfen Lippen hockte immer noch auf der Nagelbank und traf nicht die geringsten Anstalten, sich zur Kuhl hinüber zu bewegen, obwohl sich die anderen und ein Teil der Crew dort längst versammelt hatten.

      „He, Ferris!“ Carberry blieb abermals ruckartig stehen. „Was ist denn mit der Type da drüben los? Der Kerl hat wohl Kakerlaken in den Ohren, was?“

      Carberry setzte sich in Bewegung und ging zu dem Mann mit dem Geiergesicht hinüber.

      „Bist du taub? Der Seewolf hat befohlen, daß sich alle Neuen auf der Kuhl versammeln. Das gilt auch für dich. Und wenn du jetzt nicht blitzartig die Beine bewegst, bringe ich dir eigenhändig bei, wie schnell hier an Bord der ‚Isabella‘ die Befehle des Kapitäns ausgeführt werden. Also, was ist?“

      Carberry hatte diesmal nicht gebrüllt, sondern seine Stimme war gefährlich leise gewesen. Das allein schon hätte den Fremden warnen sollen, aber er kannte den einstigen Profos der „Golden Hind“ eben nicht.

      Statt der Aufforderung Carberrys so schnell wie möglich Folge zu leisten, verzog er verächtlich die Mundwinkel.

      „Hören Sie zu, Mister: Ich hatte nicht die Ehre, Sie kennenzulernen. Und deshalb halte ich es für völlig unangebracht, daß Sie mich duzen. Mehr noch, ich verbitte mir das ein für allemal. Und was die Befehle Ihres Seewolfs angeht, so interessieren sie mich nicht. Er hat mir nichts zu befehlen. Wenn er mir etwas mitzuteilen hat, dann mag er sich zu mir bemühen. Ich hätte nachher sowieso nach ihm geschickt, weil ich ihn sprechen muß.“

      Carberry glaubte, nicht recht gehört zu haben. Er war viel zu verblüfft, um sofort aus der Haut zu fahren, wie es eigentlich seine Art war. Statt dessen starrte er den Geiergesichtigen aus schmalen Augen an, aber der ließ ihm keine Zeit zu langen Überlegungen.

      „Ich habe mir es soeben anders überlegt. Richten Sie dem Seewolf aus, daß ich ihn sprechen will!“ schnarrte er. „Sofort! Es ist überhaupt eine Ungeheuerlichkeit, daß dieser sogenannte Kapitän es nicht für nötig befunden hat, sich um mich und meine Wünsche zu kümmern, das wird ihm noch eine Menge Ärger einbringen,


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