Butler Parker 100 – Kriminalroman. Günter Dönges

Butler Parker 100 – Kriminalroman - Günter Dönges


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Parker?«

      »Meine innere Alarmanlage muß zeitweilig ausgefallen sein«, gab der Butler zurück.

      »Also, fassen wir doch noch mal zusammen, dieser Fielding ist weder Detektiv-Sergeant noch Reporter«, sagte Lady Agatha. »Was ist er dann?«

      »Dies, Mylady, wird und muß die nahe Zukunft erweisen. Wenn Sie gestatten, möchte ich gern das ältere Ehepaar aufsuchen.«

      »Sie glauben, dieses Subjekt Fielding sei auch dort aufgetaucht?«

      »Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit, Mylady.«

      »Angenommen, es ist so: Was steckt dahinter? Ich weiß, daß Sie sich bereits eine Theorie gebildet haben, Mister Parker.«

      »Zur Zeit horche ich noch in mein Inneres«, redete der Butler sich heraus. »Ich möchte Mylady aber warnen und bitten, das Haus vorerst nicht zu verlassen.«

      *

      Josuah Parker saß am Steuer seines hochbeinigen Monstrums und befand sich auf dem Weg, dem älteren Ehepaar einen Besuch abzustatten. Bei diesem hochbeinigen Monstrum handelte es sich um ein ehemaliges Londoner Taxi, das nach seinen speziellen Wünschen und Vorstellungen umgebaut worden war.

      Parkers Privatwagen war im Grund eine reichhaltig ausgestattete Trickkiste auf vier Rädern. Schon mancher Gangster hatte in der Vergangenheit diesen Wagen verflucht.

      Parker machte sich Sorgen.

      Natürlich hatte er sich bereits eine Theorie gebildet.

      Der Fahrer des Triumph, der die beiden Tramper getötet hatte, mußte über gewisse Verbindungen und über großen Einfluß verfügen. Nur solch einem Menschen war es möglich, einen Spitzel vorzuschicken, der die Lage sondierte.

      Wie richtig der Butler mit seiner Vermutung lag, sollte sich schon sehr bald zeigen.

      Hinter ihm auf der Straße rollte ein Hillman, dessen Fahrer eine große Sonnenbrille trug. Das Nummernschild war derart verdreckt und unkenntlich, daß man nur noch von Absicht sprechen konnte.

      Parker ließ sich selbstverständlich nichts anmerken, aber er dachte nicht daran, diesen Verfolger auf die richtige Spur zu lenken. Der Butler wußte schließlich, was er seinem Wagen abverlangen konnte. Und er kannte zu dem eine Reihe von Tricks, um Schatten dieser Art loszuwerden.

      Er minderte also überraschend das Tempo seines hochbeinigen Monstrums, als ein Lastwagen vor ihm erschien. Der kleine Hillman mußte notgedrungen aufschließen und befand sich dann plötzlich in einer schwarzen Wolke.

      Diese Wolke bestand aus an sich harmlosem Ruß, der aus einer Düse unterhalb von Parkers Wagen ausgestoßen worden war. Der Fahrer des Hillman hatte schlagartig eine völlig geschwärzte Windschutzscheibe vor sich und mußte seinen Wagen gegen seinen Willen bis zum Stillstand abbremsen.

      Im Rückspiegel sah Parker, daß der Fahrer nach einer Schrecksekunde ausstieg und sich verzweifelt daran machte, die Windschutzscheibe wieder zu säubern. Parker überließ den Mann dieser unfreiwilligen Freizeitbeschäftigung und fuhr sofort wieder an. Er überholte den Laster und schuf sich einen Vorsprung, der nicht mehr einzuholen war.

      Zehn Minuten später stand Josuah Parker vor einem hübschen kleinen Haus, das an einer schmalen Hangstraße stand.

      Er verließ sein hochbeiniges Monstrum und ging durch den Vorgarten zur Haustür. Er hatte sie noch nicht ganz erreicht, als er völlig überraschend mit einem Mann konfrontiert wurde, der ihm nicht ganz unbekannt war.

      Es handelte sich um den angeblichen Mister Fielding, der sich als Detektiv-Sergeant ausgegeben hatte. Dieser Mann stutzte leicht, fing sich aber und produzierte ein neutrales, vorsichtiges Lächeln.

      »Wie erstaunlich klein ist doch diese Welt«, sagte Josuah Parker und lüftete höflich und gemessen seine schwarze Melone.

      »Den Herrschaften geht’s schon bedeutend besser«, sagte Fielding, um bei diesem Namen zu bleiben.

      »Sind Sie sicher?«

      »Natürlich … Sie wollen einen Besuch machen?«

      »Mylady bestand darauf«, erwiderte Parker. »Sie sind mit Ihren Ermittlungen inzwischen weitergekommen?«

      »Erfreulicherweise.« Fielding sah betont auf seine Armbanduhr. »Tja, ich muß weiter. Bis dahin …«

      Er nickte dem Butler zu und wollte gehen.

      Doch Josuah Parker war dagegen.

      »Welche Chancen rechnet Ihr Auftraggeber sich eigentlich aus?« erkundigte er sich höflich.

      Fielding hielt seine Rolle nicht durch.

      Er fühlte sich durchschaut und wollte sich so schnell wie möglich absetzen.

      Wogegen Josuah Parker etwas hatte. Er sah den Schlag der rechten Hand rechtzeitig kommen und blockte ihn mit der Rundung seiner schwarzen Melone geschickt ab.

      Der Zuschlagende stöhnte auf und verdrehte die Augen. Dann ging er vor Schmerzen in die Knie. Er schnappte keuchend nach Luft und hatte echt Tränen in den Augen.

      Er hatte ja nicht wissen können, daß Parkers Melone mit solidem Stahlblech gefüttert war. Und das war seinen Fingerknöcheln nicht gut bekommen.

      *

      »Ich darf Ihnen versichern, daß ich ausgesprochen bestürzt bin«, sagte Parker und sah auf den jungen Mann hinunter, der sich langsam aufrichtete. »Sollten Sie sich möglicherweise verletzt haben?«

      Fielding, um immer noch bei diesem Namen zu bleiben, hielt sich seine rechte Hand und sah den Butler aus leicht verschleierten Augen an.

      »Man könnte ins Haus gehen und kühlende Umschläge erbitten«, schlug Josuah Parker vor. »Wenn Sie vielleicht vorausgehen würden?«

      Parker ließ Fielding nicht aus den Augen.

      Er hatte längst gesehen, daß der Mann eine Schulterhalfter trug, in der ja wohl eine Schußwaffe steckte. Mit der angeprellten Hand war Fielding zur Zeit allerdings nicht in der Lage, diese Waffe zu ziehen.

      Fielding schien sich in sein Schicksal ergeben zu haben. Er ging auf die Haustür zu wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird. Doch Parker ließ sich nicht bluffen. Er wußte bereits jetzt, daß Fielding es mit einem erneuten Angriff versuchen würde.

      Der Mann hätte sich die Sache bestimmt überlegt, wenn er gewußt hätte, daß Parker seinen Universal-Regenschirm abwehrbereit in der linken Hand hielt. Die schwarz behandschuhte Hand des Butlers umspannte den unteren Schirmstock, der Bambusgriff schwebte leicht erhoben in der Luft.

      Sie hatten die Haustür noch nicht ganz erreicht, als der Angriff erfolgte.

      Diesmal benutzte Fielding die noch intakte linke Hand. Er schwang sie zu einem gewaltigen Heumacher herum und hatte die feste Absicht, seine Faust in das Gesicht des Butlers zu setzen.

      Doch der Mann entwickelte wiederum Pech.

      Seine linke Hand wurde vom Bambusgriff des Regenschirms jäh abgebremst.

      Und da dieser Bambusgriff eine Bleifüllung besaß, stöhnte Fielding erneut auf, schnappte keuchend nach Luft und starrte dann entgeistert auch auf seine zweite, im Moment nicht mehr brauchbare Hand.

      »Vorschnell ist die Jugend manchmal mit der Tat«, zitierte Parker in leichter Abwandlung eines bekannten Sprichworts. »Nun werden zwei kühle Umschläge vonnöten sein.«

      »Dafür … dafür sprechen wir uns noch«, sagte Fielding, nuschelnd und ein wenig stotternd vor Schmerzen. »Was wollen Sie eigentlich von mir?«

      »Diese Frage werde ich Ihnen selbstverständlich noch beantworten«, versicherte Parker dem Mann. »Vorher sollten wir uns aber noch mit den alten Herrschaften unterhalten.«

      Die Tür zu dem hübschen kleinen Haus öffnete sich wie auf ein Stichwort hin.

      Ein Herr, runde 60, Typ pensionierter Indien-Offizier, starrte ängstlich und


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