Die wichtigsten Dramen. Людвиг Тик

Die wichtigsten Dramen - Людвиг Тик


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und Regenbogen

       sind seines Wagens

       gleitende Räder.

       Blumengekränzt,

       in Sonnenstrahlen

       schwebt unter säuselnden Winden

       nieder der Gott.

       Tausend Blumen bekränzen sein Haupt,

       tausend Blumen umflechten

       sein blaues Gewand.

       Er lächelt –

       aus goldenen Locken,

       vom blauen Gewande,

       fließen zur Erde die Blumen hinab.

       Es blüht die Flur,

       es grünt der Hain,

       und jeder Zweig

       tönt süßen Genuß

       dem Frühlingsgotte. –

       Wonnegesang!

       Wonnegesang!

       Rauscht durch den Palmenhain!

       Durch die blühenden Bäume

       säuselt der West,

       mit den Blüthen scherzend.

       Viele der Blüthen,

       viele der Blumen

       sinken zur Erde. –

       Wenn Mondschein sie küßt,

       wenn Thau sie tränkt,

       Mondschein des Frühlings,

       Frühlingsthau, –

       entschweben ihnen

       mit leisem Fluge

       schöne blaue Schmetterlinge.

       In den Blüthen der rauschenden Bäume,

       unter Blumen der duftenden Wiese,

       flattern und schwärmen sie

       hier und dort.

       Sie suchen die Schwestern,

       sie suchen die Brüder,

       in Blüthen und Blumen,

       und küssen sie alle.

       Haben sie die Zwillingskinder aufgefunden,

       nisten sie sich in dem väterlichen Baum ein,

       bergen sich in Blüthen oder Blumen,

       an der süßen Wiederkennung sterbend. –

      AMELNI, erwachend. Wo bin ich? – Ach Alla-Moddin! – Ein schöner Traum täuschte mich, – ich strecke meine Arme nach dem Glück' aus, und der schwarze Jammer tritt meiner Umarmung entgegen.

      ALLA-MODDIN. Du träumtest schön, denn Du lächeltest so süß im Schlafe. Mein ganzes voriges Glück stand bei Deinem Lächeln in seinem hellsten Glanze wieder vor mir.

      AMELNI. Ach! ich träumte von unsrer Freiheit. – Wir saßen beide im Vollgenuß des neuen Freiheitgefühls an jenem silbernen Bach in Suhlu, wo ich Dich zuerst sahe. Bienen summten freudig um uns her im warmen Sonnenstrahl, die Palmen rauschten uns ihren frohen Willkommen entgegen; wir saßen stumm da, Hand in Hand, und betrachteten mit Entzücken die rothen Blümchen, die sich über den Bach bogen und in seinem Spiegel betrachteten. Aus der Ferne tönten durch den Duft der blühenden Bäume die Chöre der Jünglinge und Mädchen, die das Frühlingsfest sangen; Vögel jauchzten aus neigenden Wipfeln in den Chorgesang, wir schwiegen – und weinten! – Ach, es war ein schöner Tag, an dem wir einst wonneberauscht neben jenem Bach saßen, – gedenkst Du noch dieses Tages?

      ALLA-MODDIN. Ob ich seiner gedenke? – Es war der erste, an welchem ich Dich meine Gattin nannte. – Jene goldnen Tage liegen weit hinter uns, tief unten in einem blumenvollen Thale; wir aber wandeln verirrt über nackte Felsen, und werden dies Thal nie wieder sehn. – Ewig sei der Tag verwünscht, an dem ich Manilla zuerst erblickte!

      AMELNI. Drücke Dein Haupt nicht so schwermüthig gegen die Mauern, laß der Hoffnung Raum. Kein Mensch kann vor seinem Tode sagen: ich war zum Unglück verdammt. Wir fahren im Boot des Lebens bald blühenden Wiesen, bald kahlen Felsenwänden vorüber.

      ALLA-MODDIN. Die Krone ist von meinem Haupte in den Staub gefallen. Hier steht der König, und zählt die Steine der Mauer! – O! –

      AMELNI. Ich erschrecke vor Dir! – Du wirst immer düsterer. Sonst gingst Du umher, sprachest mit mir, erinnertest Dich der frohen Vergangenheit und sahst getröstet in den Spiegel der Hoffnung – Du spieltest auf der Laute und sangest Lieder vom schönen Suhlu: aber itzt! – Du seufzest den Tag hinweg, und wenn die Nacht kömmt, wünschest Du den Tag. Immer sitzest Du dort an die Wand gelehnt, Dein Auge starrt auf einen Punkt, und Dein Geist schwebt in Suhlu umher. – O theurer Gatte! Wenn Du hier im fremden Lande zum ewigen Schlaf hinsänkest, fern von Deinen Freunden und Verwandten, hier, wo über Deinem Grabe Jünglinge und Mädchen keinen Grabgesang sängen – auch mich würde der Gram tödten. –

      ALLA-MODDIN. Ich ruhe an dieser Stelle, um die freie Luft des Himmels einzuathmen. Sieh, die Zeit und der Sturmwind oder ein Erdbeben haben hier eine Kluft in die Mauer gerissen. – Ich höre aus der Ferne das dumpfe Rauschen der See, und denke an Valmont und Omal. Hier stehe ich, und blicke mit starrem Auge über das sonnenbeglänzte Meer hin, meine kranke Einbildung schafft aus Schiffern am Ufer meinen Omal; wenn ein Schiff vorbeisegelt, so glaub' ich, es eile zu meiner Rettung herbei, ach! und schon hundertmal färbte der blasse Schein des Abends jene Wogen, und eben so oft ward mein banges Erwarten, meine Sehnsucht getäuscht. Sieh, dort hinter jenen grauen Wogen muß Suhlu liegen, ach säh' ich doch sein fernes Ufer dämmern!

      LINI. Wo? – O laß mich sehen, Vater! – Ach, endlich seh' ich doch einmal wieder Sonnenschein! – Sieh, welchen glänzenden Mantel die Sonne auf das Meer deckt, tausend leuchtende kleine Sonnen tauchen sich aus den nassen Wogen empor. – O wie wohl ist mir wieder! Ach, mir ist, als könnt' ich das ferne Ufer sehn, als trüge der Wind, der mich mit sanftem Fittig schlägt, den Duft meines Gartens, als könnte ich den Schaum entdecken, den die Wogen mühsam an das Ufer zusammentragen. –

      AMELNI. O sieh! – Wie dort der blaue Himmel sich aus den schwarzen Wolken hervorgießt! – o ja, wir werden wieder glücklich! gewiß! die Götter Suhlu's leben noch, sie umspannen den Himmel und halten Suhlu in ihrer Hand, sie werden Deiner gedenken. Sieh, ein Regenbogen fließt durch das Gewölk, das schönste Bild der Hoffnung!

      ALLA-MODDIN. Der Hoffende greift nach einem Schatten, der ihn hiehin und dorthin leitet. –

      AMELNI. Deine Amelni lebt ja noch.

      ALLA-MODDIN. Ja sie lebt, – hier im Grabe. – O wär' ich allein hier, unbemerkt sollte mein Schmerz mich hier zerstören, aber Du, – so oft ich Dich ansehe, heben schwere Seufzer meine Brust, jede Deiner Thränen, jeder Deiner Seufzer fällt schwer auf meine Seele. –

      AMELNI. Was ist Dir, Geliebter?

      ALLA-MODDIN. Daß er uns verließ, daß er uns Freiheit versprach! schon seit einem Jahre harren wir mit Sehnsucht seiner Rückkehr, harren seiner mit eben der ängstigenden Ungeduld, mit der ein dem Schiffbruch Entronnener jeden Morgen weinend in das Meer hinaussieht, ob nicht endlich ein Schiff erschienen, ihn in sein geliebtes Vaterland zu führen.

      AMELNI. Er versprach uns so gewisse Hülfe.

      ALLA-MODDIN. Er war so gerührt, und doch hat er seines Versprechens vergessen.

      LINI. der sich indeß zu ihnen gesetzt, und aufmerksam zugehört hat. Meinst Du, Vater, daß er uns wirklich vergessen hätte?

      ALLA-MODDIN. Gewiß.

      LINI. Das kann ich Dir doch nicht glauben.

      ALLA-MODDIN. Warum nicht?

      LINI. Weißt Du nicht mehr, wie er abreiste? – Er hob mich vom Boden auf, nahm mich in seine Arme und küßte mich so herzlich, daß ich dem Manne gleich so gut ward, daß ich weinen mußte. Er küßte mich, und sagte: Nun, Lini, bald wirst Du wieder auf Suhlu


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