Butler Parker 150 – Kriminalroman. Günter Dönges

Butler Parker 150 – Kriminalroman - Günter Dönges


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schon verdammt nahe.«

      »Mit dem Ausschalten meiner Wenigkeit wäre Ihr Problem wohl kaum gelöst«, stellte Parker klar und umging einen deutschen Schützenpanzer, der vor einem mächtigen Granattrichter halb umgekippt war.

      »Und womit hätten wir nach Ihnen noch zu rechnen?« Der Soldat lachte nach seiner Frage leise und ironisch. Er konzentrierte sich auf seine Waffe und drückte den Lauf nach wie vor gegen Parkers Rücken.

      »Sie müßten sich mit Lady Simpson auseinandersetzen«, meinte Parker und blieb vor einem schmalen Schützengraben stehen, »von Mr. Rander und Miß Porter ganz zu schweigen.«

      »Machen Sie sich keine Sorgen, Parker, das alles wird bereits abgehakt. Worauf warten Sie noch?«

      »Sie überschätzen einen alten, müden und relativ verbrauchten Mann«, erklärte der Butler und deutete mit der rechten, schwarz behandschuhten Hand auf den Schützengraben, »meine körperliche Kondition entspricht nicht der von Ihnen unterstellten Topform.«

      »Nun machen Sie schon, Parker«, drängte der Soldat ungeduldig, »in zehn Minuten geht’s da drüben wieder los.«

      »Die nächsten Aufnahmen, wie ich vermuten darf?«

      »Mit Tieffliegerangriffen«, erläuterte der Soldat, »das wird einen Höllenkrach geben, warten Sie’s ab.«

      »Könnten Sie meiner Wenigkeit möglicherweise eine Hilfestellung geben?« bat Parker und deutete noch mal auf den Schützengraben.

      »Kommen Sie mir bloß nicht mit Tricks, Parker«, warnte der Soldat, »wir wissen genau, was Sie davon auf Lager haben.«

      »Darf man wenigstens einen kleinen Anlauf nehmen?«

      »Also schön, machen Sie endlich!« Der Soldat trat einen Schritt zurück und grinste, als Parker zum Sprung ansetzte. Der Soldat hielt seine Maschinenpistole im Hüftanschlag und ließ den Butler nicht aus den Augen. Man schien ihn eingehend instruiert zu haben.

      Josuah Parker setzte sich in Bewegung und ... rutschte auf der anderen Seite der Erdaufschüttung ab. Er strauchelte, ruderte mit den Armen und dem Universal-Regenschirm in der Luft herum und hielt wie durch Zauberei plötzlich einen seiner zahlreichen Patent-Kugelschreiber in der rechten Hand, was der Soldat allerdings nicht sehen konnte.

      Dafür spürte der Mann es mehr als deutlich!

      *

      »Sie konnten sich einen ersten Überblick verschaffen, Mylady?« fragte Fletcher Stalton und sah die ältere Dame erwartungsvoll an. Lady Agatha Simpson hatte das sechzigste Lebensjahr hinter sich und war eine ungemein stattliche Erscheinung mit der Fülle einer gereiften Juno. Sie trug eines ihrer obligaten Tweed-Kostüme, derbe Schuhe und einen Hut, der eine leicht mißglückte Mischung aus einem Napfkuchen und einem Südwester darstellte. Man sah dieser ungewöhnlichen Frau schon auf den ersten Blick an, wie energisch sie war.

      »Eine sehr aufwendige Produktion, wie?« gab Lady Agatha zurück, »es kann ja alles nicht teuer genug sein.«

      »Wir bemühen uns um Authentizität und Realismus«, versicherte Fletcher Stalton, der Direktor der Produktion. Stalton mochte etwa fünfzig sein, war untersetzt und ein wenig korpulent. Er hatte schnelle, wachsame Augen.

      »Ihre Fernsehserie behandelt die letzten Kriegstage?« schaltete Mike Rander sich ein. Der etwa vierzigjährige, große und schlanke Anwalt erinnerte an einen bekannten James-Bond-Darsteller, trug einen lässig geschnittenen Sportanzug und wirkte stets ein wenig phlegmatisch.

      »Arnheim und die Folgen«, antwortete Fletcher Stalton, »wir wollen die Sinnlosigkeit dieser Aktion rekonstruieren.«

      »Hoffentlich wird man diese Sinnlosigkeit auch später deutlich erkennen, junger Mann«, bemerkte Agatha Simpson bissig, »ich fürchte, man wird wieder den Heldentod verherrlichen. Man kennt das ja.«

      »In diesem Fall wird es keine Glorifizierungen geben«, versicherte der Direktor der Produktion, »und wir werden auch unsere damaligen Feinde nicht als Bestien zeigen. Dafür garantiere ich.«

      »Womit wir bereits beim Thema sind, junger Mann«, schickte Lady Agatha voraus, »Sie werden also erpreßt?«

      »Massiv sogar, Mylady«, erwiderte Stalton, »aber wollen wir nicht hinüber ins Casino gehen? Ich habe einen kleinen Imbiß vorbereiten lassen.«

      »Was verstehen Sie unter einem kleinen Imbiß?« Agatha Simpson zeigte sofort Interesse. »Ich lebe zwar streng nach Diät, doch ich höre immer wieder gern, was Köche sich so alles einfallen lassen.«

      »Roastbeef, Remouladensauce, schottischer Schinken, Lachs und sicher auch Lamm-Medaillons«, lieferte Stalton gleich eine exquisite Speisekarte.

      »Sehr hübsch,«, sagte die ältere Dame und nickte zustimmend, »ich werde ein paar Häppchen versuchen, Stalton. Aber kommen wir zum Erpressungsversuch zurück. Was verlangt man von Ihnen?«

      »Fünfhunderttausend Pfund, Mylady, eine Wahnsinnssumme!«

      »Und was droht man Ihnen, falls Sie nicht zahlen?« wollte Mike Rander fast desinteressiert wissen. Er sah einigen recht attraktiven Statistinnen nach.

      »Man wird scharf schießen«, erklärte Stalton inzwischen und geleitete Lady Agatha in die Kantine, »schlicht und einfach mit scharfer Munition, Mylady. Eine schreckliche Vorstellung! Ich darf gar nicht daran denken!«

      »Mr. Rander will Sie etwas fragen«, sagte die passionierte Detektivin und räusperte sich. Der Anwalt wandte sich lächelnd um und nickte.

      »Wann wurden Sie informiert, Stalton?«

      »Gestern«, lautete die Antwort des Direktors, »es handelte sich zuerst um einen Anruf, eine halbe Stunde später kam dann der Brief, den Sie ja bereits kennen.«

      »Das übliche Geschreibsel mit ausgeschnittenen Buchstaben aus einer Zeitung, nicht wahr?« Agatha Simpson machte klar, daß sie sich auskannte.

      »Ja, das stimmt«, sagte Fletcher Stalton, »danach kam ein weiterer Anruf. Man teilte mir eindringlich mit, daß es sich auf keinen Fall um einen Scherz handelt.«

      »Haben Sie bereits die Polizei verständigt?« schaltete Mike Rander sich ein. Man hatte die Kantine erreicht, betrat sie aber nicht, sondern ging vom Vorraum aus ins Casino, in dem die leitenden Angestellten der Produktion aßen.

      »Die Polizei? Um keinen Preis, Mr. Rander«, reagierte Stalton entsetzt, »da würde es doch nur Stunden dauern, bis die Öffentlichkeit Bescheid weiß. Auf Reklame dieser Art können wir gern verzichten. Nein, nein, keine Polizei!«

      »Werden Sie zahlen, junger Mann?« fragte die ältere Dame. Sie blieb vor der Glastür stehen und warf einen interessierten Blick in die Kantine. An den Tischen saßen Komparsen der Produktion, ausgemergelt und mitgenommen, Soldaten, hohe Offiziere, Bauern und Stadtvolk. Freund und Gegner waren friedlich vereint am Tisch und unterhielten sich angeregt.

      »Ein Blick in eine Zukunft, die es wohl nie geben wird«, orakelte Agatha Simpson.

      »Wie meinen Sie, Mylady?« fragte Stalton.

      »Soldaten verschiedener Armeen an einem Tisch«, erklärte Lady Agatha, »aber warum beantworten Sie meine Frage nicht?«

      »Ob wir zahlen werden, nicht wahr?«

      »Sie werden müssen, wenn Ihre Produktion nicht platzen soll«, warf Anwalt Mike Rander ein.

      »Falls wir zahlen, platzt sie ebenfalls«, gestand Fletcher Stalton.

      »Haben Sie derart knapp kalkuliert?« schien Mike Rander verblüfft.

      »Und wie, Mr. Rander! Diese Fernsehserie kostet ein Vermögen. Unsere ganze Hoffnung besteht darin, daß Mylady den Fall rechtzeitig klären wird.«

      »Bis wann sollen Sie denn zahlen?« wollte die Detektivin wissen.

      »Heute ist Mittwoch«, schickte der Direktor der Produktion voraus, »bis Samstag will der Erpresser das Geld haben, in kleinen Scheinen, versteht sich.«

      »Bis


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