Sämtliche Werke von William Shakespeare. Уильям Шекспир

Sämtliche Werke von William Shakespeare - Уильям Шекспир


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Ich muß zur Rhed, um Alles auszuschiffen

       Was ich als noth zur Reise bei mir führe;

       Dann bin ich gleich bereit zu deinen Diensten.

      Valentin.

       Und wirst du dich beeilen?

      Proteus.

       Sicherlich.

      (Valentin ab.)

      Proteus.

       Wie Eine Glut die andre wohl vertreibt,

       Der stärkre Nagel leicht den schwächern ausdrängt,

       So ist der frühern Lieb Erinnerung

       Durch diesen neuen Eindruck ausgelöscht.

       Ist es mein Aug, ists meines Freundes Lob,

       Ist es ihr Werth, mein falscher Unbestand,

       Was mich Unsinngen so gesonnen macht?

       Schön ist sie, schön war Julie, die ich liebe –

       Nein liebte, denn die Lieb ist weggethaut,

       Und wie ein Wachsbild an des Feuers Glut

       Schwand die Erinnerung sogar an sie.

       Auch fühl ich mich für Valentin erkaltet,

       Ich glaub ihn nicht zu lieben mehr wie sonst;

       Doch ach sein Fräulein lieb ich nur zu sehr:

       Das ist der Grund wohl, Ihn nicht mehr zu lieben.

       Kenn ich sie erst, wie werd ich für sie schwärmen,

       Die ich schon liebe, ohne sie zu kennen:

       Ihr Außenbild nur hab ich jetzt gesehn.

       Das hat mir schon die Sinne schier geblendet;

       Erkenn ich erst die innere Vollendung,

       So hilft kein Mittel mehr, ich werde blind.

       Die irre Liebe will ich gern bezwingen;

       Gehts nicht, um jeden Preis sie mir erringen. (Ab.)

      FÜNFTER AUFTRITT

       Inhaltsverzeichnis

      Straße.

      Sput und Lanz treten auf.

      Sput.

       Lanz! bei meiner Ehre. Willkommen in Mailand!

      Lanz.

       Verschwör dich nicht, süßer Junge, denn ich bin nicht willkommen. Ich rechne so: ein Mann ist nicht eher verloren bis er gehängt ist, und nicht eher willkommen bis er seine Zeche bezahlt hat und seine Wirthin ihn willkommen heißt.

      Sput.

       Komm her, du Tollkopf, ich will gleich ins Bierhaus mit dir, wo du für fünf Pfennige fünftausend Willkommen haben sollst. Aber, Mensch, welchen Abschied nahm dein Herr von Fräulein Julie?

      Lanz.

       Nun, nachdem sie im Ernst eins geworden waren, schieden sie ganz artig im Scherz.

      Sput.

       Aber wird sie ihn heiraten?

      Lanz.

       Nein.

      Sput.

       Wie so? Wird er sie heiraten?

      Lanz.

       Nein, auch nicht.

      Sput.

       Wie, sind sie auseinander?

      Lanz.

       Nein, sie sind so gesund und heil wie der beste Fisch.

      Sput.

       Ja, wie steht es denn mit ihnen?

      Lanz.

       Nun so: wenn es wohl mit ihm steht, steht es wohl mit ihr.

      Sput.

       Was du ein Esel bist: Ich verstehe dich nicht.

      Lanz.

       Was du ein Klotz bist, daß dus nicht kannst: Mein Stock versteht mich.

      Sput.

       Was du sagst?

      Lanz.

       Ja und was ich thue dazu. Sieh nur, ich lehne mich drauf, und mein Stock versteht mich.

      Sput.

       Er hilft dir stehn, das ist richtig.

      Lanz.

       Nun verstehen und zum stehen helfen ist doch gleich.

      Sput.

       Aber in Ernst, giebt es eine Heirat?

      Lanz.

       Frag meinen Hund: wenn er ja sagt, so giebt es eine; wenn er nein sagt, giebts eine; wedelt er aber mit dem Schwanz und sagt nichts, giebt es auch eine.

      Sput.

       Das Ende vom Lied ist also: es giebt eine.

      Lanz.

       Du sollst niemals solch ein Geheimniss aus mir herausbringen als durch ein Gleichniß.

      Sput.

       Schon gut, wenn ichs nur so herausbringe. Aber, Lanz, was sagst du dazu, daß mein Herr jetzt so liebestrunken geworden ist?

      Lanz.

       Ich hab ihn nie anders gekannt.

      Sput.

       Als wie?

      Lanz.

       Als daß er die Trunkenheit liebte, wie du von ihm sagtest.

      Sput.

       Ei du Steinesel, du mißverstehst mich.

      Lanz.

       Ei Narr, ich meine dich ja nicht, ich meine deinen Herrn.

      Sput.

       Ich sage dir, mein Herr ist liebesbrünstig geworden.

      Lanz.

       Und ich sage dir, meinethalb mag er vor Liebe zu Asche brennen. Wenn du mit mir in ein Bierhaus willst, recht; wo nicht, so bist du ein Hebräer, ein Jude, und nicht werth, ein Christ zu heißen.

      Sput.

       Warum nicht?

      Lanz.

       Weil du nicht so viel christliche Liebe in dir hast, mit einem Christen zu Biere zu gehen. Gehst du mit?

      Sput.

       Dir zu Liebe.

      (Beide ab.)

      SECHSTER AUFTRITT

       Inhaltsverzeichnis

      Proteus tritt auf.

      Proteus.

       Verlaß ich Julien, so ist es Meineid;

       Lieb ich Schön Silvia, so ist es Meineid;

       Verrath ich meinen Freund, ists doppelt Meineid.

       Dieselbe Macht, die mich zum Schwören brachte,

       Verlockt mich jetzt, dreifach die Treu zu brechen:

       Zum Eide trieb, zum Meineid treibt die Liebe.

       Süße Verführerin, dein war die Sünde:

       So lehre mich Verführten, sie entschuldgen,

       Ein glitzernd Sternlein hab ich erst verehrt;

       Jetzt bet ich zu der lichten Himmelssonne.

       Unklugen Eid räth Klugheit an zu brechen,'

       Und Dem fehlt Witz, dem der Entschluß gebricht,

      


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