Karin Bucha Paket 1 – Liebesroman. Karin Bucha

Karin Bucha Paket 1 – Liebesroman - Karin Bucha


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er sich verfärbte, und glaubte, er fürchte um seine Stellung. Vielleicht war er mehr denn ja darauf angewiesen – um das kleine Mädel bald heimführen zu können.

      »Sehr gut, gnädiges Fräulein.«

      Ein warmer Strahl brach dabei aus seinen Augen, daß sie vorübergehend die Augen schloß. – Wie glücklich mußte er sein –!

      Seine Freude tat ihr fast weh. Aber nur sich nichts merken lassen!

      Sie stammelte noch einige Worte, deren Sinn Klaus nicht verstand, und ging schnell hinaus.

      Klaus sah ihr nach. Liebevoll strich seine kräftige Hand über das Papier. – In ihren Händen hatte es geruht!

      Jutta kam in den nächsten Tagen nicht mehr auf die Angelegenheit zu sprechen.

      Aber sie ließ Prokurist Härtig zu sich kommen und fragte ihn über Klaus Heimburg aus.

      Da bekam sie eine begeisterte Rede zu hören, so daß sie ein Lächeln nicht unterdrücken konnte.

      »Herr Härtig, Sie schwärmen ja wie ein Backfisch von diesem – Herrn Heimburg! Anscheinend gibt es überhaupt keinen tüchtigeren Menschen!«

      Beteuernd legte er die Hand aufs Herz.

      »Gnädiges Fräulein: es gibt keine Übertreibung. Sie sollten nur einmal sehen, wie der Mann die Sachen anfaßt! Jede Arbeit bewältigt er spielend. Und die jungen Damen im Büro himmeln ihn nur so an.«

      »Danke!« unterbrach sie ihn plötzlich. »Das genügt mir!«

      Sofort schwieg Härtig. – Nein, so was! Eben noch hatte sie die Ohren gespitzt – und nun – –. Da werde einer aus den Frauen klug!

      »Wenn Herr Heimburg wirklich so tüchtig ist, wie wäre es dann mit einer Gehaltserhöhung?«

      Härtig strahlte.

      »Großartig, gnädiges Fräulein! Das wird eine Freude für ihn geben!« –

      Klaus Heimburg freute sich wirklich – denn er wußte, wem er die Gehaltserhöhung zu verdanken hatte – und er begann zu hoffen.

      Am nächsten Tage hatte er eine ernste Unterredung mit Papa Helmer, deren Ergebnis war, daß ein paar Tage später der Unterstützungskasse der Arbeiter hundert Mark überwiesen wurden, die regelmäßig am Monatsersten von einem unbekannten Spender weitergezahlt wurden.

      *

      »Willst du nicht die Tafel aufheben?« bat Jutta die Tante. – Die Schmeichelei Pegaus – sie sähe entzückend aus – überhörte sie absichtlich.

      »Tragen Sie den Mokka im Salon auf«, befahl Hermine dem Diener Heinrich und erhob sich.

      Jutta war wie erlöst, es fiel ihr unsagbar schwer, dem Geschwätz Pegaus weiterhin zuzuhören.

      »Du könntest dich einmal an den Flügel setzten, Jutta; ich habe dich lange nicht spielen hören.« Tante Hermine legte zärtlich den Arm um die Nichte.

      Jutta war verwundert. – Wie kam Tante Hermine dazu, vor diesem Mann ein gutes Einvernehmen vorzutäuschen, das nie bestanden hatte?

      Sie fügte sich jedoch willig und setzte sich an den Flügel. Heinrich zog den Vorhang zur Seite. So konnten die im Nebenzimmer Anwesenden Jutta sitzen sehen.

      Und Jutta spielte, spielte sich das ganze große Sehnen ihres jungen Herzens von der Seele.

      Da streifte plötzlich heißer Atem ihre Wange. – Mit einem Mißklang brachen die Töne ab – da fühlte sie sich auch schon von zwei Armen umschlungen, und sah in das leidenschaftlich erregte Gesicht Pegaus.

      »Jutta!« keuchte er. »Ich liebe dich!«

      Jutta beugte den Kopf zurück und stemmte die Fäuste gegen seine Brust.

      »Lassen Sie mich los!« schrie sie ihm entgegen, empört und zitternd. Aber seine Arme umfaßten die schlanke Gestalt fester.

      Da schlug sie ihm ins Gesicht. – Taumelnd ließ er von ihr ab.

      »Jutta – gnädiges Fräulein!« stieß er, leichenblaß geworden, hervor.

      Jutta floh hinter den Flügel. Ihr Blick irrte hilfesuchend nach dem Nebenzimmer. – Aber niemand stand ihr helfend zur Seite.

      Da fiel es Jutta wie Schuppen von den Augen: dieser Mann hatte in Tante Hermine eine treue Verbündete – und sie war als Opfer auserkoren!

      Sie schüttelte sich. Nie würde sie diesem Manne angehören können – sie verachtete ihn!

      »Gnädiges Fräulein!« Pegau streckte ihr die Hände entgegen. »Verzeihen Sie – mich hat meine Liebe zu Ihnen kopflos gemacht!«

      »Kein Wort weiter!« unterbrach Jut­ta ihn eisig. »Nie wird sich Ihr Wunsch erfüllen – ich könnte Sie niemals lieben!«

      »Fräulein Jutta!« machte er den letzten Versuch, sie umzustimmen. – Sie hob nur die Hand.

      »Kein Wort mehr! Bitte, verlassen Sie mich jetzt, ich möchte allein sein!«

      Da ging Pegau, ohne noch einen Blick auf das blasse Mädchengesicht zu werfen. Grenzenlose Wut erfüllte ihn.

      Er verließ das Haus, ohne sich von Hermine von Erlstett verabschiedet zu haben.

      Dabei brannte das Verlangen nach Jutta stärker als je in ihm.

      Er würde doch noch Herr in den Dahlen-Werken werden und schon Mittel und Wege dazu finden! Jetzt bereute er fast, das Haus fluchtartig verlassen zu haben.

      Er mußte sich mit Hermine von Erl­stett verbinden – nur so konnte er zum Ziel gelangen. Vernichten wollte er die Dahlens! – Und wenn es ihm gelungen war – würde sie wohl zu ihm gekrochen kommen, diese blonde Hexe, die sich erlaubt hatte, ihn von sich zu weisen! –

      Jutta lief wie gehetzt in ihr Zimmer.

      Leise klopfte es wenig später an der Tür.

      »Jutta, warum bist du weggegangen?« hörte sie Tante Hermines Stimme.

      Jutta gab ihrer Stimme Festigkeit und antwortete, ohne die Tür zu öffnen:

      »Bitte, entschuldige mich bei deinem Gast.« Das »deinem« betonte sie ganz besonders. »Ich habe Kopfweh und lege mich zu Bett.«

      Mit diesem Bescheid mußte sich Hermine zufriedengeben. Was war da geschehen? Hatte das verrückte Mädel Pegau abgewiesen? Aber auch Pegau konnte sie nicht verstehen, einfach so davonzulaufen – das war sehr taktlos.

      Bernhard Dahlen wußte nichts von diesem Vorgang, er hatte sich während seiner Abwesenheit abgespielt.

      *

      Jutta hatte Pegau zu sich rufen lassen. Kurz erklärte sie ihm, daß in acht Tagen der Kameradschaftsabend stattfinde und Klaus Heimburg Leiter des Vergnügungsausschusses sei.

      Ein wenig gekränkt antwortete er:

      »Was soll ich dazu sagen, wenn ich vor eine vollendete Tatsache gestellt werde?«

      Als Jutta wieder allein war, trat sie ans Fenster und sah dem regen Leben auf dem Fabrikhof zu.

      Das Werk war gut beschäftigt, die Gelder liefen pünktlich ein. – Jutta atmete tief auf. Es bestand keine Gefahr mehr, daß das Werk zum Stillstand kam.

      Voll Dankbarkeit gedachte sie des Mannes, dem das zu verdanken war und der nichts mehr von sich hören ließ. – Andersen.

      Und noch ein anderer hatte sich um die Werke verdient gemacht: Klaus Heimburg. Durch seine Hilfe war es gelungen, wertvolle Verbindungen mit dem Ausland aufzunehmen.

      Wieder drängte sich ihr die Frage auf: Wer war er? –

      Doch hier kam Jutta nicht weiter. Ach, sie wollte auch nicht mehr so viel darüber grübeln.

      Sie trat ins Zimmer zurück und arbeitete angestrengt.

      Es war ein Segen, daß sie einen Wirkungskreis


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