Dr. Daniel Staffel 2 – Arztroman. Marie Francoise

Dr. Daniel Staffel 2 – Arztroman - Marie Francoise


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gleich.«

      »Bis gleich, Renate.« Dann legte Cornelia auf und blieb noch einen Augenblick neben dem Telefon stehen. Hatte sie wirklich das Richtige getan? Das Gespräch mit Renate würde die Krankheit nicht wegzaubern. Andererseits konnte sie mit dieser schrecklichen Gewißheit jetzt nicht allein bleiben. Entschlossen drückte Cornelia auf den Aufnahmeknopf des Anrufbeantworters und hinterließ eine kurze Nachricht für Günter, damit er wußte, wo er sie erreichen konnte. Dann sah sie sich in der hübschen Wohnung um und konnte sich dabei des Gefühls nicht erwehren, daß sie nie wieder hierher zurückkehren würde.

      *

      Dr. Robert Daniel konnte vor lauter Arbeit kaum noch aus den Augen sehen. Die Hitze, die seit mittlerweile vier Wochen anhielt, bescherte ihm tagtäglich reichen Patientensegen. Vor allem schwangere Frauen hatten unter den Rekordtemperaturen zu leiden, doch auch andere Patientinnen kamen mit Kreislaufbeschwerden in seine Praxis, denn zu dem alten Dr. Gärtner hatte kaum noch jemand das nötige Vertrauen.

      Kurz vor Mittag war dann noch eine junge Frau angemeldet, die zum ersten Mal in die Praxis von Dr. Daniel kam. Ein wenig zögernd blieb sie an der Tür stehen, bevor sie nähertrat und die dargebotene Hand des Arztes ergriff. Dr. Daniel spürte ihre Befangenheit und schenkte ihr ein herzliches Lächeln.

      »Guten Tag, Frau Kraus«, begrüßte er sie, nachdem er einen kurzen Blick auf die Karteikarte geworfen hatte, die seine Sprechstundenhilfe ihm bereitgelegt hatte. »Bitte, nehmen Sie Platz.«

      Michaela Kraus hatte das Gefühl, sich kaum noch auf den Beinen halten zu können, weil ihre Knie so sehr zitterten.

      »Nun, Frau Kraus, was führt Sie zu mir?« wollte Dr. Daniel wissen.

      Michaela schluckte. »Es ist… ich… ich habe Schmerzen… Unterleibsschmerzen.«

      Prüfend sah Dr. Daniel sie an und hatte den Eindruck, als wäre das nur die halbe Wahrheit. Er spürte die Anspannung, unter der die junge Frau litt.

      »Seit wann haben Sie diese Schmerzen?« hakte er nach. »Ständig oder nur zu bestimmten Zeiten?«

      Michaela wurde sichtlich verlegen. »Ich… äh… eigentlich immer.«

      Dr. Daniel glaubte ihr kein Wort.

      »Sind es stechende oder ziehende Schmerzen?« erkundigte er sich trotzdem.

      Michaela schluckte. »Ich… ich weiß es nicht. Es tut einfach weh.«

      »Dann ist es vielleicht am besten, wenn ich mir das Ganze mal ansehe«, schlug Dr. Daniel vor und stand auf. »Gehen wir nach nebenan.«

      Ein wenig zögernd folgte Michaela ihm ins Untersuchungszimmer, warf dem gynäkologischen Stuhl einen fast ängstlichen Blick zu und trat auf Dr. Daniels Aufforderung hinter den dezent gemusterten Wandschirm, um sich freizumachen. Es dauerte so lange, daß Dr. Daniel schließlich nähertrat.

      »Was ist los, Frau Kraus?« fragte er besorgt. »Fühlen Sie sich nicht wohl?«

      Jetzt trat Michaela heraus und sah ihn mit großen Augen an. »Ich habe so schreckliche Angst, Herr Doktor. Wird es… sehr weh tun?«

      »Mir scheint, Sie haben ausgesprochen schlechte Erfahrungen gemacht«, vermutete Dr. Daniel.

      Errötend blickte Michaela zu Boden, dann schüttelte sie den Kopf. »Ich… ich war noch nie…« Sie beendete den Satz nicht, doch Dr. Daniel wußte auch so, was sie hatte sagen wollen.

      Erstaunt zog er die Augenbrauen hoch. »Nehmen Sie die Pille?«

      Heftig schüttelte die junge Frau den Kopf. »Nein, natürlich nicht! Das ist doch Sünde!«

      Allmählich begann Dr. Daniel zu begreifen. Michaela Kraus schien sehr streng erzogen worden zu sein und war jetzt entsprechend verklemmt. Mit einer väterlichen Geste legte Dr. Daniel einen Arm um Michaelas Schultern und geleitete sie zum Untersuchungsstuhl.

      »Ich verspreche Ihnen, daß ich sehr vorsichtig sein werde«, erklärte er in seiner ruhigen Art, dann sah er die junge Frau forschend an. »Haben Sie Vertrauen zu mir?«

      Langsam hob Michaela den Blick. Mit seinen fünfzig Jahren hätte Dr. Daniel durchaus ihr Vater sein können, andererseits sah er ausgesprochen gut aus. Die dichten blonden Haare, die ein markantes Gesicht umrahmten, und die strahlend blauen Augen ließen ihn wesentlich jünger wirken, als er war. Trotzdem lag in seinem Gesicht so viel Güte, daß es schwer gewesen wäre, zu ihm kein Vertrauen zu haben.

      Michaela lächelte – zum ersten Mal, seit sie die Praxis betreten hatte. »Ja, Herr Doktor, ich vertraue Ihnen.«

      Dr. Daniel nickte. »Das ist gut. So, Frau Kraus, und jetzt versuchen Sie, es sich dort oben so bequem wie möglich zu machen. Die Untersuchung wird bestimmt nicht lange dauern, und ich werde Ihnen jeden Handgriff erklären. Haben Sie keine Angst.«

      Die Worte und die Ruhe und Bestimmtheit, mit der sie ausgesprochen wurden, gaben Michaela Sicherheit. Trotzdem zuckte sie zusammen, als Dr. Daniel mit seinem fahrbaren Stuhl näherrückte.

      »Keine Angst, Frau Kraus«, wiederholte Dr. Daniel. »Ich werde Ihnen nicht weh tun. Versuchen Sie, sich zu entspannen. Ich werde als erstes einen Abstrich nehmen.«

      Michaela fühlte, wie der Arzt den Abstrich nahm, und unwillkürlich begannen ihre Beine zu zittern.

      »Nicht verkrampfen, Frau Kraus«, bat Dr. Daniel. »Es ist gleich vorbei.« Er stand auf. »Ich muß noch die Gebärmutter und die Eierstöcke abtasten. Letzteres empfinden die meisten Frauen als sehr unangenehm, aber ich werde mich bemühen, vorsichtig zu sein.«

      Dr. Daniel hielt sein Versprechen, trotzdem war Michaela heilfroh, als sie sich wieder ankleiden konnte. Währenddessen hatte Dr. Daniel den Abstrich unter dem Mikroskop betrachtet, doch der Befund war eindeutig negativ.

      »Aus medizinischer Sicht ist alles in Ordnung«, erklärte Dr. Daniel. »Und ich hatte auch nicht den Eindruck, als hätten Sie während der Untersuchung Schmerzen verspürt.«

      Michaela errötete tief. »Es ist… ich…« Und dann schlug sie plötzlich die Hände vors Gesicht und begann haltlos zu schluchzen.

      »Ich habe keine Schmerzen«, brachte sie endlich mühsam hervor. »Ich wollte nur mal mit jemandem sprechen, und… und meine Arbeitskollegin sagte, Sie wären so nett…«

      Dr. Daniel lächelte. »Das freut mich zu hören.« Dann wurde er wieder ernst. »Worüber möchten Sie denn sprechen, Frau Kraus?«

      »Es geht um meinen Mann… nein, das ist falsch… eigentlich geht es um mich«, stammelte Michaela. »Ich… ich weiß nicht, wie ich es sagen soll…«

      »Wie lange sind Sie verheiratet?« wollte Dr. Daniel wissen.

      »Seit fünf Jahren«, antwortete Michaela. »Und vor zwei Monaten sind wir hierher nach Steinhausen gezogen. Rudi arbeitet seit ein paar Wochen bei der CHEMCO.«

      Dr. Daniel zögerte einen Moment, ehe er zu sprechen begann.

      »Meine nächste Frage wird Ihnen vielleicht indiskret vorkommen, aber ich stelle sie nicht aus Neugierde, sondern weil ich versuche, Ihnen zu helfen.« Wieder schwieg er kurz. »Ist Ihre Ehe glücklich?«

      Michaela nickte ohne zu zögern. »Wir lieben uns, und eigentlich wäre alles in schönster Ordnung, wenn ich nicht so… wie soll ich sagen… gehemmt wäre.«

      Dr. Daniel ahnte, in welche Richtung die junge Frau das Gespräch bringen wollte.

      »Ich nehme an, es geht um das intime Zusammensein mit Ihrem Mann«, äußerte er seinen Verdacht.

      Wieder errötete Michaela, dann nickte sie.

      »Ich habe noch nie mit irgend jemandem darüber gesprochen«, erklärte sie und kam Dr. Daniel dabei vor wie ein kleines Mädchen, das etwas angestellt hat und sich nun vor der Strafe fürchtet.

      »Wo liegt Ihr Problem, Frau Kraus?« fragte er behutsam. »Haben Sie Schmerzen beim Verkehr, oder können Sie keine Lust empfinden?«

      Michaela


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