Unheimliche Geschichten. Edgar A Poe

Unheimliche Geschichten - Edgar A Poe


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      Über den Autor

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      Edgar Allan Poe (1809 – 1849) wurde in Boston als Sohn von Schauspielern geboren. Bereits im Alter von 10 Jahren war er Vollwaise. 1826 begann er ein Studium an der University of Virginia. 1827 kam er zum Militärdienst, aus dem er 1831 entlassen wurde. 1838 heiratete er seine Cousine Virginia Clemm, die 1847 starb und ihn hilflos zurückließ. Poe lebte in bitterer Armut und starb am 07.10.1849 in Baltimore unter nicht geklärten Umständen.

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      Der Visionär des Grauens

      Edgar A. Poe gilt als bedeutendster Vertreter der amerikanischen Romantik, hatte großen Einfluss auf den Symbolismus und die Entwicklung der phantastischen Literatur sowie auf die Kriminalliteratur, insbesondere auf Jules Verne, Arthur Conan Doyle und H. G. Wells. Seine Kriminal- und Gruselgeschichten zeichnen sich in besonderem Maße durch seinen analytischen Scharfsinn und seinen Hang zum Makaberen aus. Doch dabei war sein Horror sehr persönlich. Die Schrecken seines Werkes sind kaum von den Schrecken seines von Armut, Exzessen und Wahn geprägten Lebens zu trennen.

      Inhalt

      Der Goldkäfer, Eine Geschichte aus dem Felsengebirge, Der schwarze Kater, Das Fass Amontilladowein, Die Maske des roten Todes, Die Rache des Zwerges, Die Grube und das Pendel, Der alte Mann mit dem Geierauge, Die Mordtat in der Rue Morgue, Der gestohlene Brief, Bericht über den Fall Valdemar, Der Untergang des Hauses Usher, Metzengerstein Ligeia, In der Tiefe des Maelstroms, William Wilson

Haupttitel

      Inhalt

       Der Goldkäfer

       Eine Geschichte aus dem Felsengebirge

       Der schwarze Kater

       Das Fass Amontilladowein

       Die Maske des roten Todes

       Die Rache des Zwerges

       Die Grube und das Pendel

       Der alte Mann mit dem Geierauge

       Die Mordtat in der Rue Morgue

       Der gestohlene Brief

       Bericht über den Fall Valdemar

       Der Untergang des Hauses Usher

       Metzengerstein

       Ligeia

       In der Tiefe des Maelstroms

       William Wilson

       Kontakt zum Verlag

      Der Goldkäfer

      Vor vielen Jahren befreundete ich mich mit einem gewissen William Legrand. Er stammte aus einer alten Hugenottenfamilie und war einst wohlhabend gewesen, bis er durch eine Folge von Unglücksfällen verarmte. Um nun den Demütigungen seiner üblen Lage zu entgehen, verließ er seine Vaterstadt New Orleans und schlug seinen Wohnsitz auf der Sullivansinsel nahe bei Charleston in Südkarolina auf.

      Es ist dies eine merkwürdige Insel. Sie besteht eigentlich nur aus Seesand und ist ungefähr drei Meilen lang und höchstens eine Viertelmeile breit. Vom Festland trennt sie ein kaum bemerkbarer Flussarm, der sich träge durch eine Wildnis von Schilf und Schlamm wälzt und den Lieblingsaufenthalt der Wasserhühner bildet. Natürlich ist die Vegetation ärmlich und niedrig, einigermaßen hohe Bäume gibt es überhaupt nicht. Am Westende beim Fort Moultrie, wo einige elende Holzhäuser stehen, die im Sommer Bewohnern von Charleston eine Zuflucht vor Staub und Fieber bieten, wächst die stachlige Zwergpalme. Sonst aber ist die ganze Insel, wenn man von einem schmalen weißen Küstenstreifen an der Seeseite absieht, dicht bedeckt mit den Sträuchern der wohlriechenden Myrte, die bei den englischen Gärtnern so beliebt ist. Sie erreichen hier manchmal eine Höhe von fünfzehn bis zwanzig Fuß und bilden ein fast undurchdringliches, von schwerem Duft erfülltes Dickicht.

      Im tiefsten Inneren dieses Dickichts, nahe beim östlichen und entlegensten Ende der Insel, hatte sich Legrand eine kleine Hütte gebaut, die er bewohnte, als ich, rein durch Zufall, seine Bekanntschaft machte. Bald entwickelte sich zwischen uns eine Freundschaft, denn es gab vieles bei diesem Einsiedler, was mein Interesse und meine Achtung erweckte. Er besaß eine gute Erziehung und ungewöhnliche geistige Fähigkeiten, war aber etwas menschenscheu und fiel oft in wunderliche Stimmungen, die zwischen höchster Begeisterung und tiefster Schwermut schwankten. Er besaß eine Menge Bücher, las aber selten darin. Seine Lieblingsbeschäftigung waren Jagd und Fischfang. Auch schlenderte er gerne an der Küste und in den Büschen herum und suchte merkwürdige Muscheln und Insekten. Besonders um seine Insektensammlung würde ihn sogar ein Swammerdam beneidet haben. Gewöhnlich begleitete ihn bei diesen Ausflügen ein alter Neger namens Jupiter, dem die Familie schon vor dem Zusammenbruch die Freiheit geschenkt hatte. Aber weder durch Drohungen noch Versprechungen konnte man ihn von dem abbringen, was er als sein gutes Recht betrachtete, nämlich seinem jungen »Massa Will« auf Schritt und Tritt zu folgen und ihm zu dienen. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass die Verwandten Legrands, die diesen für geistig nicht ganz normal hielten, Jupiter absichtlich die Idee eingeflößt hatten, um so dem Sonderling eine Aufsicht und einen Schutz zu geben.

      Im Breitengrad der Sullivansinsel sind die Winter meistens sehr mild und es kommt selten vor, dass man einmal Feuer anmachen muss. Mitte Oktober 18 . . hatten wir aber einmal einen bemerkenswert kalten Tag. Es war kurz vor Sonnenuntergang, als ich mir durch das Immergrün meinen Weg nach der Hütte meines Freundes bahnte. Ich hatte ihn seit mehreren Wochen nicht mehr besucht, denn ich wohnte damals neun Meilen von der Insel entfernt in Charleston, und die Gelegenheit zur Hin- und Rückfahrt war damals nicht so bequem wie heute. Bei meiner Ankunft an der Hütte klopfte ich wie gewöhnlich und da ich keine Antwort bekam, suchte ich mir den Schlüssel, denn ich wusste, wo er versteckt war, öffnete die Türe und trat hinein. Ein helles Feuer brannte im Kamin. Das war eine Überraschung, aber durchaus keine unangenehme. Ich warf meinen Mantel ab, zog einen Armstuhl in die Nähe der knisternden Holzkloben und wartete geduldig auf die Ankunft meiner Wirte.

      Bald nach Eintritt der Dunkelheit kamen sie an und empfingen mich aufs herzlichste. Jupiter grinste über das ganze Gesicht und machte sich eilig daran, ein paar Wasserhühner für das Abendessen zu braten. Legrand war wieder einmal in einem seiner Anfälle von Begeisterung. Er hatte eine unbekannte Muschel gefunden, die eine neue Art bildete, und mehr als das, es war ihm mit Jupiters Hilfe gelungen, einen Käfer zu fangen, den er für gänzlich neu hielt, über den er aber am nächsten Morgen meine Meinung wissen wollte.

      »Und warum nicht heute Abend?«, fragte ich, indem ich mir über


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