Karin Bucha Staffel 5 – Liebesroman. Karin Bucha

Karin Bucha Staffel 5 – Liebesroman - Karin Bucha


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Bedenken beiseite schleuderten.

      »Doch, Frau von Welling, jetzt fordere ich sogar Dank von Ihnen. Ich möchte Ihre Tochter zur Frau haben.«

      Franziska starrt aus weit geöffneten Augen von einem zum anderen. Ein Strahlen geht über ihre Züge und verfängt sich in ihren Augen, die noch so jung geblieben sind.

      »Auf diesen Freudenschreck hin muß ich mich wirklich setzen.«

      Wattenberg, der bei ihrem Eintritt aufgestanden ist, springt hinzu und schiebt ihr einen Sessel zurecht.

      »Danke schön«, sagt sie und strahlt ihn an. »Beinahe habe ich mir so was gedacht.«

      »Du hast…?«

      »Sie haben…?«

      Bettina schüttelt den Kopf. »Daß doch Mütter ewig an irgendeinem Ehemuster wirken müssen.«

      »Das gibst du doch wohl zu«, ereifert sich Franziska. »Was sich hier angesponnen hat, ist mit keinem x-beliebigen Ehemuster zu vergleichen.«

      Stimmt genau, denkt Bettina bitter. Das wird, falls sie wirklich zustande kommt, überhaupt keine Ehe werden.

      »Also sind Sie damit einverstanden?« nimmt Wattenberg gleich die Gelegenheit wahr.

      Sie sieht ihn mit zur Seite geneigtem Kopf liebevoll an. »So wie Sie sind, so habe ich mir immer meinen Sohn gewünscht, wenn ich einen gehabt hätte.«

      Er beugt sich über ihre Hand. »Danke, etwas Schöneres konnten Sie mir nicht sagen. Wir sind uns soeben klargeworden, daß wir vorläufig das alte Verhältnis bestehen lassen und die Geburt des Kindes abwarten. Ich möchte nur nach außen hin Bettina vor Angriffen geschützt wissen.«

      »Wer soll Bettina denn angreifen?«

      »Man kann es nicht wissen.«

      »Sie sind eben in jeder Beziehung ein ungewöhnlicher Mann. Also vorerst eine heimliche Verlobung.« Sie lacht wie ein junges Mädchen und betätigt die Klingel. »Bringen Sie uns eine Flasche Sekt, Lucie, und drei von den dünnen Kelchen. Und sagen Sie der Köchin, sie soll das Essen etwas festlicher als sonst gestalten. Wir haben einen Gast.« –

      Der Sekt kommt, geöffnet, in eine Serviette gehüllt und steckt im silbernen Kühler zwischen Eis.

      Erst als Lucie das Zimmer verlassen hat, hebt Frau von Welling ihr Glas. »Wenn wir unter uns sind, sagen wir ›Du‹. Prost, mein Junge, auf euer gemeinsames Glück.« Und nun weint sie doch ein bißchen vor Rührung und vor Glück. Mit diesem Mann kann ihr Kind nur glücklich werden, niemals unglücklich, das steht für sie fest.

      Auch Wattenberg und Bettina wechseln das »Du«. Er nimmt ihr Gesicht in seine Hände und drückt ihr einen Kuß auf die Lippen.

      »Muß das sein?« raunt sie ihm zu. Er nickt nur und setzt sich wieder. Wie selbstverständlich er von seinem Recht Gebrauch macht! Ach ja, es geht ja um die Sorglosigkeit ihrer Mutter.

      Bei nächster Gelegenheit wird sie sich das verbitten. Dabei faßt sie sich in einem unbeobachteten Augenblick an die Lippen, dorthin, wo sein Mund geruht hat.

      Als er sich viel später verabschiedet, und Bettina ihn bis zum Wagen begleitet, fragt er:

      »Nun – wie war der erste Kuß unter scharfen Mutteraugen?«

      Sie funkelt ihn an. »Ausgesprochen schlecht, sehr schlecht.« Sie sagt es, dreht sich auf dem Absatz um und verschwindet im Haus.

      Er starrt hinter ihr her, sehr lange, bis er sich an der Zigarette den Finger verbrennt, sie im hohen Bogen von sich wirft und davonbraust.

      Nein – aus dieser Frau wird er niemals klug werden – aber er liebt sie, und er wird sie eines Tages dazu bringen, ihn auch zu lieben. Er wird so lange um sie werben, bis sie ihm in die Arme fällt. Und wäre es nur aus Mitleid.

      Aus Mitleid? Nein, dazu ist er denn doch zu stolz. Eine Bettina würde das auch nicht einmal aus Mitleid tun. Aber ihr Kind, das wird er lieben. Er wird in der Mutter das Kind und in dem Kind die Mutter lieben. –

      Er ist kaum zu Hause angekommen, als das Telefon anschlägt.

      Sein Freund, Rechtsanwalt Dr. Kersting, ist am Apparat.

      »Du bist es, Bert?«

      »Hör mal, Achim, kannst du am Nachmittag mal kurz bei mir hereinschauen? Hatte soeben ein interessantes Gespräch mit meinem Kollegen Meyer.«

      »Ist das denn so wichtig?« fragt Wattenberg zurück. Er hat soviel andere Dinge zu erledigen.

      »Doch, alter Junge, gerade für dich ist es sehr wichtig. Also komm. Bis später.«

      Bert, der gute Junge, wird auch langsam hektisch, denkt er. Er sieht nach der Uhr. Es ist schon reichlich spät, und er hat nichts weniger als Zeit.

      Er geht ins Bad, duscht sich, kleidet sich an und verläßt das Haus.

      Die ersten Nachmittagsstunden gehören seinem Werk. Das darf er trotz der Mehrbelastung nicht vernachlässigen, wenn er auch tüchtige und ehrliche Mitarbeiter hat. Unter der Leitung seines Direktors Kauper hat er es sich leisten können, es ein paar Jahre allein zu lassen. Es sind alles eingearbeitete Leute, die mit dem Werk verwachsen sind und die schon unter seinem Vater geschafft haben.

      Mitten in einem Telefongespräch, das er mit der Buchhaltung zu führen hat, wird er wieder an den Anruf Berts erinnert.

      Er notiert auf seinen Block: Bert – 15.30 Uhr.

      Pünktlich zu der Zeit steigt er in dem hohen Geschäftshaus in den Fahrstuhl und läßt sich in die zweite Etage tragen.

      Dr. Bert Kersting läßt ihn sofort vor.

      »Du mußt ja dein Geld leicht verdienen, mein Lieber«, sagt Wattenberg statt jeder Begrüßung. »Schon wieder vergrößert, alles neu, Möbel neu, Fensterwäsche neu, Tapeten auch neu…«

      »Vergiß den Fußboden nicht, Achim. Auch neu. Leider wäre mir persönlich lieber, es flösse Öl heraus.«

      »Danke für die taktvolle Anspielung auf mein Öl. Ich kann dir ja nächstens ein paar Kannen her-überschicken lassen.« Er sieht sich immer noch nickend um. »Wirklich hübsch hast du es hier, Bert. Lassen sich denn immer noch so viel Leute scheiden? Ich dachte, diese Welle wäre abgeflaut.«

      Dr. Kersting ist im Gegensatz zu Wattenberg kleiner geraten und neigt zur Fülle. Er hat einen ausgesprochenen Charakterkopf mit einer hohen, klugen Stirn. Dazu warme braune Augen. Aber die können sehr kalt sprühen, wenn er als Strafverteidiger von der Unschuld seiner Mandanten überzeugt ist, ganz gleich, ob Mann oder Frau, und sie mit Donnerstimme herauspaukt.

      »Du träumst wohl am hellichten Tage, Achim?« bringt Dr. Bert Kersting sich wieder in Erinnerung. »Zigarette gefällig? Wie ist es mit einem guten Tropfen?«

      »Du solltest dich schämen, als Hüter des Gesetzes, mich zum Trinken zu verleiten«, tut Wattenberg empört.

      Kersting zuckt mit den Schultern. »Dann eben nicht, obgleich ich meine, ein Gläschen wirft dich nicht gleich vom Schlitten…«

      »Das nicht«, unterbricht Wattenberg den Freund gutgelaunt, wie stets, wenn er mit ihm zusammen ist. »Höchstens dem nächsten Verkehrsschutzmann in die Arme. Na, gib schon her.«

      Kersting gießt zwei Gläser voll und reicht eines Wattenberg. »Prost, du alter Sünder«, bemerkt er dabei. »Sag mal, Achim, warum bist du denn neulich beim fidelen Listner so plötzlich abgebraust?«

      »Ach, das weißt du auch schon?« verwundert Wattenberg sich und setzt das Glas behutsam auf die Glasplatte zurück.

      »Ein Rechtsanwalt, der etwas taugt, muß ewig wie ein Jagdhund auf Witterung sein.«

      Wattenberg lacht hellauf. »Schöner Vergleich.« Dann wird er ernst. »Laß dir nicht die Würmer aus der Nase ziehen. Hängt das mit deinem Anruf zusammen? Du liebst weitschweifige Erklärungen.«

      »Geschäftsmethode! Dem Gegner


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