Karin Bucha Staffel 5 – Liebesroman. Karin Bucha

Karin Bucha Staffel 5 – Liebesroman - Karin Bucha


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der ihr Gewissen umschlossen hielt. »Ich habe mit ihm gespielt, und Ulrich Karsten glaubte, er hätte mir Gewalt angetan. Es ist ja alles nicht wahr. Ich habe Ulrich Karsten in diese Lage gebracht und dann feige geschwiegen. Er glaubte ja an mich.«

      »William«, fleht sie. Sie sieht nur ihn. Sie hört nicht, wie hinter Reincke die Tür auseinandergeschoben wird, wie eine hohe Männergestalt durch die Tür geschritten kommt, mit einem Gesicht, aus dem alle Farbe gewichen ist.

      »So war das also!«

      Mit einem Entsetzensschrei fährt sie herum, erkennt Karsten, blickt wie irr auf Reincke und erkennt die Falle, in die sie gelaufen ist.

      »Du hast gesagt, daß du mich liebst«, weint sie verzweifelt auf. Karsten beachtet sie nicht. »Du mußt mir verzeihen.«

      Er tritt einen Schritt näher. Jedes Wort kommt hart und betont aus seinem Munde. »Ich habe dich nie geliebt. Ich habe mit dir gespielt, um meinen Freund Karsten und der Wahrheit zum Siege zu verhelfen.«

      Sie starrt ihn fassungslos an. ihr Gesicht ist tränenüberströmt. Sie ist an allen Gliedern wie gelähmt. Dann bricht ein unnatürlich, grelles Lachen von ihren Lippen.

      »Gespielt – nur gespielt!« leise flüsternd, wie zu sich selbst setzt sie hinzu: »Das erste Mal in meinem Leben, als ich wirklich geliebt habe, hat man mit mir gespielt. Hahahaha!«

      Sie lacht und lacht. Es ist ein Lachen, das die beiden Menschen schmerzhaft durchfährt.

      Sie schwingt sich herab von dem Lager. Steht in ihrer ganzen, flammenden Schönheit vor den beiden verstummten Männern.

      »Hast du Beweise dafür, was ich dir eben sagte? Ist ja alles gelogen – alles. Karsten wird man nie als Zeugen gegen mich gelten lassen.«

      Reincke bleibt ruhig und gelassen. Er weist mit der Hand in die Ecke. »Ich habe dein Geständnis Wort für Wort auf das Tonband aufgenommen. Karsten habe ich ins Nebenzimmer gesetzt, damit er endlich erkennt, wie gemein du gegen ihn gehandelt hast. Es bedarf keiner weiteren Beweise.«

      »Du hast –?« stammelt sie und sinkt mit einem schwachen Laut zu Boden.

      Karsten und Reincke sehen sich an, dann bücken sie sich gleichzeitig, heben den Frauenkörper auf und betten ihn zurück.

      Mit zusammengepreßten Lippen stiert Reincke auf das schöne, blasse Gesicht. »Sie sieht wie ein Engel aus – und ist ein Teufel«, preßt er zwischen den Zähnen hervor. »Ich hätte sie geliebt, wenn ich sie nicht verachten müßte.« Dann wendet er sich an den Freund, der, erschüttert bis ins Herz, abseits steht. »Es war vielleicht unfair von mir, dieses Spiel mit dem Frauenherzen. Ich habe es deinetwegen getan. Es ist mir verdammt nicht leichtgefallen.«

      Karsten hebt die Hand und reicht sie wortlos dem Freund. Ein zweites Mal stürzt eine Welt über ihm zusammen. Er wendet sich um und verlaßt mit hängenden Schultern das Zimmer.

      Marion Wendland kommt wieder zu sich. Reglos verharrt sie. Ihre Augen suchen das ernste Gesicht des Mannes, den sie wirklich liebt, der mit finsterem Gesicht vor ihr steht, und dem sie nicht einmal böse sein kann.

      »Verzeih mir, William«, hört er ihre tränenerstickte Stimme. »Ich liebe dich wirklich. Furchtbares habe ich durchgemacht. Jetzt habe ich mich befreit.«

      Sie steht ohne Hilfe auf, wankt ein wenig und wirft noch einen flehenden Blick auf Reincke. Sie bittet um ein einziges, armseliges Wort. Aber dieses Wort fällt nicht. Sie schleicht sich zur Tür, sagt von dorther: »Ich will für das, was ich getan habe, büßen. Vielleicht – daß du mich dann wenigstens achtest?«

      Reincke steht lauschend, lauscht hinter dem leichten Schritt, hört, wie die schwere Tür des Hauses geöffnet und geschlossen wird und tritt ans Fenster. Dort geht sie, die Frau, die er hätte lieben können, wenn sie nicht so herzlos und kalt gewesen wäre.

      *

      In der Bar »Zum Blauen Engel« geht der Betrieb weiter. Nur die rotblonde Bardame fehlt. Marion hat sich in ihrer Wohnung eingeschlossen und ist auch für Frank Bendler nicht zu sprechen.

      Als William Reincke die Bar betritt, geht Bendler, von Sorge getrieben, auf den späten Gast zu.

      »Kann ich Sie einmal ungestört sprechen?« fragt Bendler, und Reincke nickt. Sie setzen sich abseits in eine der Nischen, und Reincke wartet geduldig, bis Bendler zu sprechen beginnt.

      »Was ist mit Marion los? Haben Sie etwas mit ihr gehabt?«

      »Eine kleine Meinungsverschiedenheit«, weicht er aus. Bendler schüttelt den Kopf.

      »Das glaube ich nicht. Marion ist wie ausgewechselt. Sie läßt sich nicht mehr sprechen. Ich sorge mich um sie.«

      Lange sieht Reincke den Mann an.

      »Lassen Sie Marion laufen, Herr Bendler. Es ist besser für Sie«, sagt er beinahe väterlich.

      Bendler prallt förmlich zurück.

      »Mein Gott, ich dachte – ich dachte, Sie hätten mehr für sie übrig – als –«

      Reincke winkt ab. »Darüber möchte ich nicht sprechen. Lassen Sie sie ziehen und halten Sie sie nicht. Das ist der einzige Rat, den ich Ihnen geben kann.«

      Bendler ist völlig verwirrt und kopfscheu. »Aber ich kann sie doch gar nicht laufen lassen, wie Sie sagen, ich liebe sie, und dann gehört ihr doch dieser Laden.«

      Überrascht beugt Reincke sich vor. »Die Bar gehört ihr?«

      Bendler nickt und beißt sich auf die Lippen. Jetzt hat er ein ihm anvertrautes Geheimnis preisgegeben. Er fühlt sich nicht wohl dabei.

      Also dahin ist Karstens Geld geflossen? – sinnt Reincke, und er ist entschlossen, darüber nicht mit Bendler zu sprechen. Das dürfte höchstens Rechtsanwalt Rauh interessieren.

      »Könnten Sie Marion auch lieben, wenn sie schlecht und verworfen wäre?«

      Bendler stutzt und sinnt vor sich hin. »Ich weiß nicht! Ich glaube – ja!«

      »Da ist nichts zu machen.« Einen raschen Entschluß fassend erhebt er sich. Um keinen Verdacht aufkommen zu lassen, daß er sehr gut Bescheid über die Örtlichkeiten weiß, bittet er: »Zeigen Sie mir den Weg zu Marion Wendland. Vielleicht läßt sie sich von mir sprechen.«

      Sehr ungläubig blickt Bendler drein, steht aber willig auf und geht Reincke voran.

      »Bitte, lassen Sie mich allein zu ihr gehen«, sagt Reincke, und zögernd entfernt Bendler sich.

      *

      Blaß, mit eingefallenen Zügen und reglosen Gliedern liegt Marion Wendland nun schon stundenlang auf der Couch. Die schreckliche Erkenntnis, William Reincke hat mit ihr gespielt, ist wie ein Blitzschlag auf sie herniedergefahren.

      Auf einmal hört sie Schritte. Ihr Blut schießt zum Herzen, und dann spürt sie den Schlag ihres Herzens bis in die Ohren.

      Kommt man schon, um sie zu holen?

      Es klopft. Sie ist unfähig, zu antworten. Und dann hört sie eine wohlbekannte Stimme.

      »Marion, ich muß dich sprechen!«

      William ist da. William will sie sprechen. Sie reißt sich aus ihrer unnatürlichen Starre, wirft einen Morgenmantel über und eilt zur

      William Reincke tritt rasch ein und schließt die Tür hinter sich. Nichts von Härte ist mehr in seinen Zügen, nur Mitleid, grenzenloses Mitleid.

      »Verzeih, Marion«, beginnt er und mißt das todblasse, verängstigte Frauengesicht mit einem langen Blick. »Ich glaube, wir haben noch einiges zu klären.«

      Sie macht eine einladende Handbewegung und schleppt sich bis zur Mitte des Zimmers. Dort verharrt sie reglos.

      »Bist du bereit, Karsten sein Geld zurückzugeben?«

      Zittern überläuft sie. Nicht ihretwegen ist er gekommen? Nur des Freundes wegen? Ihr ist, als würde sie die letzte Kraft verlassen.

      »Alles


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