Die Arbeit am Langen Zügel. Thomas Ritter
traditionelle Zaum für die Langzügelarbeit ist die Knebeltrense mit dem Hannoveranischen Reithalfter. Man kann aber auch Wasser- oder Olivenkopftrensen verwenden. Das Mundstück kann ein einfach oder doppelt gebrochenes Gebiss sein. Kandarengebisse finden keine Verwendung, da die Kandarenkonstruktion einerseits das seitliche Biegen sehr erschwert und sie andererseits den Vorwärtsdrang des Pferdes zu sehr hemmen kann.
In der Regel wird das Pferd am Langen Zügel mit der Trense geführt. Es gibt jedoch auch Situationen, in denen es sich anbietet, den Langen Zügel in einen Kappzaum einzuschnallen. Ich verwende diese Variante insbesondere, wenn ich einen Reiter vom Boden aus durch den Langen Zügel unterstütze. Das bietet den Vorteil, dass der Reiter die Verbindung zum Pferd über das Mundstück herstellt, während ich auf die Nase einwirken kann. Auch bei Pferden mit Genickschwierigkeiten kann es unter Umständen helfen, wenn der Lange Zügel eine Zeit lang in den Kappzaum statt in der Trense eingeschnallt wird.
Der Kappzaum soll folgendermaßen beschaffen sein: Das Nasenstück besteht aus einem ungebrochenen Stück Metall, an dem drei Ringe beweglich befestigt sind. Dieses Nasenstück darf nicht zu dick gepolstert sein, da eine feine Einwirkung nicht mehr möglich ist, wenn die Polsterung nur sehr grobe Hilfen durchlässt. Portugiesische Kappzäume und der Kappzaum, den die Spanische Reitschule verkauft, sind am besten geeignet.
Es sei gleich vorab gesagt: Es gibt im Fachhandel derzeit keine geeigneten Langen Zügel zu kaufen. Sie sind meist viel zu lang und erinnern eher an eine Doppellonge. Manche Reiter funktionieren handelsübliche Schlaufzügel zu Langen Zügeln um. Auch diese Variante eignet sich oft nicht, da die Schlaufzügel für die meisten Pferde zu kurz sind. Man muss sich die Langen Zügel also entweder selbst nähen oder von einem Sattler anfertigen lassen. Man sollte sich dafür ein Material aussuchen, das weich genug ist, damit man das Pferd gut fühlen kann. Es darf außerdem nicht zu glatt sein, damit dem Ausbilder nicht die Zügel aus den Händen gleiten, wenn er Handschuhe trägt.
Der korrekt verschnallte Kappzaum bietet die Möglichkeit, den Langen Zügel einzuschnallen oder den Zügel des Assistenten, der so bei den ersten Schritten am Langen Zügel unterstützen kann. (Foto: Mader)
Ich persönlich arbeite gern mit Baumwolle, da sie nicht so leicht in die Hand einschneiden kann, wenn das Pferd doch mal einen Satz nach vorn machen sollte, und weil sie ein gutes Gefühl für den Pferdekörper vermittelt. Harte Kunstfasern sind ungeeignet.
Die Breite des Zügels sollte der Größe der Reiterhand entsprechen, was bedeutet, dass Reiter mit großen Händen wahrscheinlich einen etwas breiteren Zügel bevorzugen, während kleinere Reiter mit zierlichen Händen einen etwas schmaleren Zügel brauchen. Passt die Breite des Zügels nicht zur Länge der Finger, dann ist der Zügel unbequem, und das stört die Konzentration auf das Pferd. Es ist wichtig für den Erfolg der Arbeit, dass der Zügel dem Reiter angenehm in der Hand liegt.
Die Enden des Langen Zügels münden entweder in ein Stück Leder mit einer Schnalle aus Metall oder in einen Clip aus Metall, der in den Trensenring eingehängt wird. Was die Farbe anbelangt, verwende ich in der Ausbildung meist Schwarz. Für Schaunummern kann man den Langen Zügel farblich auf die Schabracke abstimmen, falls man eine solche verwenden sollte. Es bietet sich dann auch an, den Langen Zügel an die Farbe des Pferdes anzugleichen, damit man ihn so wenig wie möglich sieht. Das erzeugt die Illusion, das Pferd ginge von ganz allein und der Reiter ginge nur einfach nebenher.
Der Lange Zügel sollte nicht zu lang sein. Es gibt viele sogenannte „Langzügel”, die eigentlich eher Doppellongen sind. Sie sind so lang, dass man dicke unhandliche Schlaufen in der Hand halten muss, wenn man direkt an der Hinterhand des Pferdes geht. Darüber hinaus haben sie vorn an der Schnalle einen dünnen, gerollten Teil, der mindestens bis zur Hinterhand reicht. Dieser Teil ist zu dünn, um dem Reiter ein gutes Gefühl zu erlauben. Daher eignen sich diese Zügel nur zur Doppellongen-, aber nicht zur Langzügelarbeit.
Die optimale Länge des Zügels hängt ein wenig von der Größe und dem Ausbildungsstand des Pferdes ab. Ist der Zügel zu kurz, schränkt er die Bewegungsfreiheit des Reiters zu sehr ein. Ist er zu lang, wird er unhandlich. Ich selbst bevorzuge eine Länge, die bequem um das Pferd herumreicht und bei der ich noch eine Schlaufe in der Hand halte, wenn ich direkt neben der Kruppe gehe. Ein solcher Zügel hat eine Länge von etwa fünf bis fünfeinhalb Metern.
Für den Erfolg der Arbeit am Langen Zügel ist es wichtig, dass der Zügel dem Reiter angenehm in der Hand liegt. (Foto: Thomas Ritter)
Wenn ich mit einem neuen Pferd im Anfangsstadium einen etwas größeren Abstand zur Hinterhand halten will, dann verwende ich eine Longe als Langen Zügel. Hierfür eignen sich nur Longen, die eine Schlaufe am Ende haben, durch die man die Schnalle hindurchfädeln kann. Man steckt dazu die Schlaufe durch einen Trensenring, fädelt dann die Schnalle durch die Schlaufe und zieht die ganze Longe hindurch, bis sie fest am Trensenring sitzt. Die Schnalle wird dann in den anderen Trensenring eingehängt. Longe ausdrehen nicht vergessen! Am besten sind Longen ohne Drehgelenk geeignet, da sie sich nicht mehr von selbst verdrehen können. Das Drehgelenk macht diese Seite des „Langen Zügels” auch schwerer als die andere und verfälscht das Gefühl etwas.
Ein Longiergurt ist eigentlich nur dann sinnvoll, wenn man aus Sicherheitsgründen weit hinter dem Pferd bleiben will. Geht man in großem Abstand hinter dem Pferd her, kann der Lange Zügel durch die seitlichen Ringe des Longiergurts hindurchgeführt werden, um zu verhindern, dass er zu tief absackt oder über den Rücken rutscht, sollte das Pferd versuchen, sich umzudrehen. Das verleiht der Anlehnung in diesem Fall eine bessere Stabilität. Sobald man jedoch in dem Ausbildungsstadium angelangt ist, in dem man direkt neben oder hinter der Kruppe auf Tuchfühlung mit dem Pferd gehen kann, ist Flexibilität unbedingt notwendig. Der Zügel muss höher oder tiefer oder auch bewusst über den Rücken des Pferdes geführt werden können. Ringe und Umlenkrollen schränken diese Freiheit ein und erschweren die Aufgabe eher als dass sie sie erleichtern.
Schabracken verwendet man eigentlich nur zu Vorführzwecken, nicht während der Ausbildung. Sie haben keinen praktischen Nutzen und sind rein dekorativer Natur. Sie sind kleiner als die gewöhnlichen Sattelunterlagen und dürfen auch keine Schlaufen oder Ähnliches aufweisen. Stattdessen wird nur ein Gurt benötigt, der die Schabracke fixiert.
Manche Ausbilder verwenden anfangs Ausbinder bei unerfahrenen Reitern und bei Pferden, die nicht so leicht durchs Genick gehen. Ich selbst habe damit aber aus zweierlei Gründen keine guten Erfahrungen gemacht.
Zum einen hemmen die Ausbinder den Vorwärtsdrang des Pferdes. Das ist am Langen Zügel besonders gravierend, da Pferde sich bei der Langzügelarbeit ohnehin leichter verhalten als unter dem Sattel. Zum anderen erlauben sie nicht genügend Seitenbiegung. Sie schränken die Bewegungsfreiheit des Halses ein und verhindern damit ein Geschmeidigmachen des Pferdes durch Biegen in der Bewegung oder auch im Halten.
Ausbinder erschweren also die Arbeit zusätzlich. Schwierigkeiten mit der Beizäumung kann man besser durch korrekte Gymnastizierung korrigieren.
Die Ausrüstung des Reiters
Da die Langzügelarbeit ein gewichtsloses Reiten ist, gilt für den Reiter traditionsgemäß auch die gleiche Kleiderordnung wie beim Reiten: entweder Reithosen und Schaftstiefel oder Jodhpurhosen und Stiefeletten. Ich muss allerdings einräumen, dass Lederreitstiefel nicht zum Marschieren gemacht sind und sehr unter der Belastung der Langzügelarbeit leiden, vor allem wenn man in Sandboden gehen muss. Daher ist es verständlich, seine guten Reitstiefel zu schonen und stattdessen anderes Schuhwerk zu tragen. Dabei gibt es jedoch aus Sicherheitsgünden einige allgemeine Regeln zu beachten: Man sollte nur feste Schuhe tragen, die über den Knöchel reichen. Beim Gehen kann man sich sonst leicht selbst an den Knöcheln streifen und wund reiben. Außerdem kann es vorkommen, dass ein Hinterfuß des Pferdes aus Versehen den Knöchel des Reiters streift, was Verletzungen verursachen