Mansfield Park. Джейн Остин

Mansfield Park - Джейн Остин


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nicht imstande, sie zu lieben.

      «Es wird mir sehr schwerfallen, von hier fortzugehen», stammelte sie.

      «Ja, Kind, das glaube ich dir. Das ist ganz natürlich. Es kann wohl keinem Menschen besser gehen, als es dir bei uns ergangen ist.»

      «Ich hoffe, ich bin nicht undankbar, Tante», sagte Fanny bescheiden.

      «Nein, liebes Kind, sicher nicht. Du warst immer ein sehr braves, gutes Mädchen.»

      «Und ich soll niemals wieder hier leben?»

      «Niemals, mein Kind. Aber du wirst ja auch dort ein behagliches Heim haben. Es kann für dich keinen Unterschied machen, in welchem Haus du wohnst, dort oder hier.»

      Fanny verließ das Zimmer mit bleischwerem Herzen. Ihr erschien der Unterschied gewaltig, sie konnte nicht mit Gleichmut an ein Zusammenleben mit ihrer Tante denken. Sobald sie Edmund begegnete, gestand sie ihm ihren Kummer.

      «Edmund», sagte sie, «mir steht etwas ganz Schlimmes bevor. Du hast es oft zuwege gebracht, mich mit Dingen auszusöhnen, die mir zuerst schrecklich vorgekommen sind, aber diesmal wird es dir nicht gelingen. Ich soll für immer zu Tante Norris übersiedeln.»

      «Nein, wirklich!»

      «Ja, Tante Bertram hat es mir gerade gesagt. Es ist schon fest abgemacht. Ich muß von hier fort und im Weißen Haus wohnen – wahrscheinlich, sobald sie dort eingerichtet ist.»

      «Weißt du, Fanny, wenn der Plan dir nicht zuwider wäre, würde ich ihn ausgezeichnet finden.»

      «O Edmund!»

      «Bis auf deine Abneigung spricht alles dafür.

      Es ist sehr vernünftig von Tante Norris, daß sie dich zu sich nehmen will. Sie könnte nirgends eine bessere Freundin und Gesellschafterin finden, und es freut mich, daß sie sich diesmal nicht von ihrem Geiz beeinflussen läßt. Du wirst ihr eine Tochter sein. Macht es dir wirklich so großen Kummer, Fanny?»

      «Ja, ich bin sehr unglücklich. Hier habe ich alles so lieb – das Haus und alles. Dort ist nichts, was ich liebhaben kann. Du weißt ja, wie Tante Norris zu mir ist.»

      «Als Kind hat sie dich wirklich nicht nett behandelt – in diesem Punkt kann ich sie nicht in Schutz nehmen. Aber zu uns war sie nicht viel anders – sie hat es nie verstanden, mit Kindern umzugehen. Jetzt, wo du bald erwachsen bist, wird das anders werden. Es kommt mir vor, daß sie dich schon jetzt freundlicher behandelt. Und wenn du erst ihre ständige Gefährtin bist, wirst du ihr sehr viel bedeuten – es kann gar nicht anders kommen.»

      «Ich werde niemals einem Menschen etwas bedeuten.» «Warum nicht? Was sollte dich daran hindern?» «Alles … meine Stellung … meine Dummheit und Ungeschicklichkeit …»

      «Was deine Dummheit und Ungeschicklichkeit betrifft, meine liebe, kleine Fanny, darfst du mir glauben, daß du keine Spur davon besitzt, außer wenn du so unpassendes Zeug redest. Jeder, der dich richtig kennt, wird dich schätzen und lieben. Du hast einen guten Verstand, ein liebes, sanftes Wesen und ein dankbares Gemüt, das keine Freundlichkeit unerwidert lassen kann. Ich wüßte nicht, wer sich besser zur Freundin und Gesellschafterin eignen könnte.»

      «Du bist zu gut», sagte Fanny, über solches Lob errötend. «Wie kann ich dir jemals genug für deine gute Meinung danken? Ach, Edmund, wenn ich von hier weg muß, werde ich bis zu meiner letzten Stunde niemals vergessen, wie gut du zu mir gewesen bist.»

      «Ich will hoffen, daß du mich von hier bis zum Weißen Haus nicht vergessen wirst», sagte Edmund lachend. «Fanny, du tust, als müßtest du zweihundert Meilen weit reisen, anstatt einfach den Park zu durchqueren. Du wirst genau so zu uns gehören wie bisher, wir werden an jedem Tag, den Gott gibt, zusammenkommen. Der einzige Unterschied wird darin bestehen, daß du, wenn du mit der Tante allein lebst, dich besser entfalten wirst. Hier gibt es zu viele, hinter denen du dich verstecken kannst. Bei ihr wirst du gezwungen sein, den Mund aufzutun und deine Meinung zu äußern.»

      «Ach, sag das nicht!»

      «Doch, ich muß es sagen, und ich sage es gern. Gerade jetzt scheint mir Tante Norris viel geeigneter, sich um dich zu kümmern, als meine Mutter. Es liegt in ihrer Natur, daß sie sich höchst energisch für jeden Menschen einsetzt, an dem sie wirklich Interesse hat. Sie wird dich dazu bringen, daß du dich selber richtig einschätzest.»

      Fanny seufzte. «Ich kann es nicht so ansehen wie du», sagte sie. «Ich möchte gern glauben, daß du recht hast, und ich bin dir schrecklich dankbar, daß du mir helfen willst, mich mit dem Unabwendbaren abzufinden. Wenn ich nur denken dürfte, daß der Tante wirklich etwas an mir liegt! Es wäre so schön, zu wissen, daß ich einem Menschen etwas sein kann! – Hier, das weiß ich, bin ich niemandem wichtig, und doch hänge ich so sehr an dem Ort.»

      «Den Ort, Fanny, wirst du nicht verlassen, auch wenn du das Haus verläßt. Du wirst ganz wie immer über Park und Garten verfügen. Sogar dein anhängliches kleines Herz braucht über eine Veränderung, die nur dem Namen nach eine ist, nicht zu erschrecken. Du wirst die gleichen Spaziergänge machen, deine Bücher aus der gleichen Bibliothek wählen, die gleichen Gesichter um dich sehen, auf dem gleichen Pferd reiten – genau wie bisher.»

      «Ja, das ist wahr. Mein liebes, altes graues Pony! Ach, Edmund, wenn ich daran denke, wie ich mich vor dem Reiten gefürchtet, mit welcher Angst ich zugehört habe, wenn die Rede darauf kam, daß es mir guttun würde! (Wie habe ich immer gezittert, daß Onkel den Mund auftun würde, wenn das Gespräch auf Pferde kam!) Und wenn ich mich erinnere, wie lieb du dich bemüht hast, mir Vernunft zuzusprechen und mir meine Angst auszureden und zu versichern, daß es mir nach einer Weile Freude machen würde – und wenn ich denke, wie recht du behalten hast, könnte ich beinahe hoffen, daß du auch diesmal richtig prophezeist.»

      «Siehst du! Und ich bin ganz überzeugt, daß das Zusammenleben mit Tante Norris deinem Geist und Gemüt ebenso guttun wird wie das Reiten deiner Gesundheit, und daß es dir Glück bringen wird.»

      Damit endete das Gespräch. Was seinen praktischen Nutzen für Fanny betraf, hätte es ebensogut nicht stattfinden können, denn Mrs. Norris hatte nicht die leiseste Absicht, sie zu sich zu nehmen. Auch jetzt war ihr diese Möglichkeit nur als eine Gefahr in den Sinn gekommen, die sie sorgfältig zu vermeiden gedachte. Um allen diesbezüglichen Erwartungen vorzubeugen, hatte sie unter den Häusern der Pfarrgemeinde das allerkleinste gewählt, das noch als halbwegs herrschaftlich gelten konnte; das sogenannte «Weiße Haus» bot gerade Raum für sie, ihre Dienstboten und ein Gastzimmer, dessen Unentbehrlichkeit Mrs. Norris unablässig betonte. Das Gastzimmer im Pfarrhaus war niemals benützt worden, jetzt aber vergaß sie bei keiner Gelegenheit zu bemerken, daß sie für allfällige Besuche unbedingt ein Gastzimmer benötige. Jedoch alle ihre Vorsichtsmaßnahmen schützten sie nicht davor, daß man ihr bessere Absichten zutraute; vielleicht hatte auch gerade ihr ständiges Herumreiten auf der Notwendigkeit eines Gastzimmers Sir Thomas zu der Annahme verführt, es sei in Wirklichkeit für Fanny bestimmt. Eine beiläufige Bemerkung Lady Bertrams brachte Klarheit in die Sache.

      «Ich denke, Schwester, wenn Fanny jetzt bei dir wohnen wird, brauchen wir Miss Lee nicht länger zu behalten.»

      Mrs. Norris fuhr beinahe in die Luft. «Bei mir wohnen? Meine Liebe, was soll das heißen?»

      «Ja, wird sie denn nicht bei dir wohnen? Ich dachte, du hättest es mit Sir Thomas abgemacht?»

      «Ich? Niemals! Ich habe darüber mit keiner Silbe zu Sir Thomas gesprochen und er nicht zu mir. Fanny bei mir wohnen! Das Allerletzte, was jeder, der uns beide kennt, für wünschenswert halten könnte! Du meine Güte! Was sollte ich mit Fanny anfangen? Ich, eine arme, hilflose, verlassene Witwe, die zu nichts mehr taugt, die keine Kraft mehr hat – was sollte ich mit einem Kind in diesem Alter, einem fünfzehnjährigen Mädchen anfangen? Das ist genau das Alter, in dem sie ständige Beaufsichtigung brauchen und auch das geduldigste Gemüt auf eine harte Probe stellen. Sir Thomas kann es nicht so gemeint haben, dazu ist er mir ein zu guter Freund. Niemand, der es gut mit mir meint, könnte so etwas vorschlagen. Wie ist Sir Thomas darauf gekommen, dir davon zu sprechen?»

      «Ich weiß wirklich


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