Mami Bestseller Staffel 1 – Familienroman. Marianne Schwarz

Mami Bestseller Staffel 1 – Familienroman - Marianne Schwarz


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dass ich dich – überfordert – haben könnte.«

      »So ist es.« Sie schaute auf ihre Armbanduhr, tat erschrocken und rief: »Ich muss los, Elsie wollte noch mal anrufen. Schönen Abend noch, Henrik.«

      Und schon war sie weg – und er wieder allein. Mitunter hatte er schon daran gedacht, aus ihrer Freundschaft mehr werden zu lassen. Schließlich gefiel sie ihm und war eine ausgezeichnete Betreuerin für Reni. Aber er war noch nicht so weit, um eine neue Beziehung einzugehen. Und sie vielleicht auch noch nicht.

      *

      Eine andere Wohnung, eine etwas größere und mit Balkon und Blick auf eine Grünanlage wäre schon wesentlich angenehmer als ihre jetzige sehr armselige Unterkunft. Und wenn sie nicht allzu teuer war, dann konnte sie sich eine solche Wohnung inzwischen auch leisten.

      Gitta war an diesem Samstagnachmittag bereits damit beschäftigt, im Internet nach einer geeigneten Bleibe zu suchen, als Henrik plötzlich vor der Tür stand und darum bat, hereingelassen zu werden.

      »Ist was mit der Kleinen?«, fragte sie hastig und besorgt, nachdem sie im Wohnzimmer Platz genommen hatten.

      »Nein, es geht ihr gut. Oma ist da und macht zurzeit mit ihr einen Spaziergang und bringt dann auch Kuchen für eine schöne Kaffeestunde mit. Und dazu möchte ich dich sehr herzlich einladen.«

      Sie wollte diese Einladung eigentlich nicht annehmen, tat es dann aber doch. Schließlich wollte sie weder Henrik noch seine Großmutter kränken, und sie wollte Reni wiedersehen. Die Kleine fehlte ihr.

      Doch ehe sie etwas sagen konnte, hatte er ihre Bemühungen auf dem Computerbild entdeckt und fragte sofort: »Suchst du etwa eine andere Wohnung?«

      »Nun ja«, gab sie zögernd zu. »Der ständige Blick auf die Mülltonnen ist nicht sehr angenehm, und einen Balkon habe ich auch nicht. Na, mal sehen, ob ich etwas Besseres finde.«

      Sie erhob sich, schaltete den Computer aus und meinte dann lächelnd: »Wann gibt es denn bei dir Kaffee und Kuchen?«

      »Du kannst gleich mitkommen«, erwiderte er mit plötzlich veränderter Stimme. »Dann kannst du mir noch ein bisschen von deinen Vorstellungen für eine neue Wohnung erzählen. Vielleicht kann ich dir bei der Suche ein wenig helfen.«

      Er ist froh, wenn ich bald ausziehe, dachte sie betrübt. Vielleicht hat er sich mit Renis Mutter doch wieder vertragen oder hat längst eine andere. Ja, es wird wirklich Zeit, dass ich von hier verschwinde.

      Sie will so schnell wie möglich weg, glaubte er, aus ihrer Miene lesen zu können. Und das ist ja auch kein Wunder. Wie oft hat sie schon den Babysitter spielen müssen.

      Babysitter?? Sie war doch für Reni und für ihn viel mehr. Aber gesagt oder zu verstehen gegeben hatte er ihr das noch nie. Aber eines wusste er jetzt schon ganz genau, sie würde ihm fehlen. Aber musste sie denn überhaupt wegziehen? Sie konnte doch bleiben, in seiner Wohnung zum Beispiel. Dann war ihnen allen geholfen, und Reni hatte endlich eine Mutter.

      Dieser plötzliche Einfall zauberte ein Lächeln in sein Gesicht und ließ ihn nicht nur an häusliche Harmonie, sondern auch an erotische Stunden zu zweit denken.

      Unterdessen waren sie in seiner Wohnung angekommen, wo Henrik bereits den Kaffeetisch gedeckt hatte und sie nun bat, sich zu setzen.

      »Gute und geräumige Wohnungen sind in unserer Stadt nicht gerade billig und etwas preiswertere schwer zu bekommen«, begann er dann wie nebenbei. »Andererseits kann ich dich gut verstehen. Mülltonnen und Hinterhof schlagen jedem irgendwann aufs Gemüt. Wir beide, Reni und ich, sind von deinem Entschluss allerdings nicht begeistert.«

      »Ich helfe euch natürlich nach wie vor, ich bin ja nicht aus der Welt. Andererseits sollte Renis Bindung an mich nicht zu stark sein. Du wirst sicher irgendwann wieder heiraten. Und dann könnte es Probleme geben.«

      »Heiraten …?«, antwortete er gedehnt. »Nach so einer Enttäuschung, wie ich sie hinter mir habe, will so ein Schritt gut überlegt sein.«

      »Nun ja, man muss ja auch nicht heiraten.« Gitta lächelte gezwungen und wandte sich dann wieder dem Thema der Wohnungssuche zu.

      Kurz darauf kamen die Oma und Reni zurück, die dann wirklich den Auftakt zu einer gemütlichen und lustigen Kaffeestunde gaben.

      »Bleibst du noch zum Abendessen?«, erkundigte sich Henrik später, als er seine Großmutter wieder nach Hause gebracht und Gitta derweil mit der Kleinen gespielt hatte.

      Sie schaute ihn verblüfft an. »Warum sollte ich?«

      »Weil ich mich freuen würde, wenn du diesen Abend mit mir verbringst. Es ist nicht schön, immer so allein zu sein.«

      »Hast du denn … niemanden?«

      »Nein, das weißt du doch.«

      »Das weiß ich nicht. Woher denn?«

      Reni fühlte sich beim Gespräch der Erwachsenen vernachlässigt, sie klammerte sich an Gittas Hosenbein und protestierte so laut, dass Henrik auf eine Antwort verzichten musste.

      »Ich glaube, sie ist müde«, erklärte er stattdessen. »Sie war heute schon ziemlich früh wach und hat über Mittag auch nicht lange geschlafen.«

      »Soll ich dir helfen, sie zu füttern und anschließend zu Bett zu bringen?«

      »Gern«, erwiderte er und lächelte ihr erleichtert zu.

      Die kleine Irene wurde daraufhin recht vergnügt, aß ihr Abendbrot beinahe auf und ließ sich dann widerspruchslos in ihr Gitterbett verfrachten.

      »Das Kind schläft, nun haben wir auch Zeit für uns«, stellte Henrik leise fest, nachdem sie das Kinderzimmer verlassen und die Küche betreten hatten.

      »Komm, setz dich«, befahl er burschikos und jungenhaft. »Oma hat wundervollen Kartoffelsalat mitgebracht, ich habe noch Wiener Würstchen im Kühlschrank sowie einen lieblichen Weißwein. Das alles zusammen ist doch ein schönes Essen. Oder nicht?«

      Er schaute sie so treuherzig an, dass sie nach kurzem Zögern zustimmend nickte und sich von ihm bedienen ließ. Nach dem Essen und dem gemeinsamen Abwaschen kam er auf ihre Umzugspläne zurück und bat sie, sich die Sache noch reiflich zu überlegen.

      »Du kannst doch bei uns wohnen«, schlug er schließlich vor. »Platz ist genug, und, und …« Er stockte und wusste nicht mehr weiter.

      »Und was?«

      Ihre etwas atemlose Frage machte ihn mutiger. Er zog die auf dem Sofa neben ihm Sitzende dicht zu sich heran und küsste sie leicht auf die Wange.

      »So meine ich das. Ich würde gern mehr als nur dein guter Freund sein, das heißt, ich möchte unser platonisches Verhältnis aufgeben. Wir könnten wie Mann und Frau und wie eine Familie zusammenleben.«

      Sie sagte nichts, sah ihn nur erstaunt an und fragte sich, was er eigentlich ganz genau wollte.

      »Du willst nicht?«, stieß er gekränkt hervor, als sie immer noch nichts zu sagen wusste.

      Sie hätte ihm nun viel erklären können. Aber sie schwieg und brachte ihre Bedenken einfach nicht über die Lippen. Sie sollte zu ihm ziehen, was sicher räumlich und finanziell gesehen durchaus von Vorteil war. Aber er konnte sie dann auch, genauso wie Reinhard Wegener, einfach vor die Tür setzen, wenn er sich in eine andere Frau verliebte. Dann würde sie wieder auf der Straße stehen. Außerdem wusste sie nicht, ob sie auf die Dauer miteinander auskommen würden. Doch das würde sie nie erfahren, wenn sie seine Bitte jetzt ablehnte.

      »Doch, ich möchte schon«, antwortete sie nach einer Weile. »Aber wir kennen uns noch zu wenig, um zusammenzuziehen. Vielleicht funktioniert es mit uns ja gar nicht. Deshalb möchte ich meine Wohnung vorläufig noch behalten. Ich würde mich daher mit den Mülltonnen noch eine Weile abfinden.«

      »Und das heißt im Klartext?«

      »Wir können mehr als gute Freunde sein, ich würde auch gelegentlich bei dir übernachten …« Weiter kam sie nicht, weil Henrik beide Arme um sie legte


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