Leni Behrendt Staffel 4 – Liebesroman. Leni Behrendt

Leni Behrendt Staffel 4 – Liebesroman - Leni Behrendt


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bemerkten den Mann an der Tür nicht, da sie ihm den Rücken zuwandten. Erst als die herzinnige Weise verklang und er applaudierte, fuhren sie herum, starrten die hohe Männergestalt an – und dann schrie Philchen freudig auf: »Eike – Junge – welche wunderbare Überraschung!«

      Nun wurden auch die auf der Terrasse mobil. Im Nu war der Heimgekehrte umringt, bis auf Silje und Reinhold, die sich abseits hielten. Die konnte Eike erst begrüßen, nachdem sich der Freudensturm gelegt hatte.

      Als ihm Reinhold vorgestellt wurde, lachte er verschmitzt.

      »Ich glaube, da kann ich gleich meinen Schwager begrüßen Hab ich recht?«

      »Und wie!« jubelte Thea. »Ach, Eike, ich bin ja so glücklich!«

      »Na also, Schwesterchen. Nur wissen möchte ich, wie du in den sechs Wochen, da ich fort war, zu einem Mann kommen konntest.«

      Man erzählte es ihm, nachdem man sich im Zimmer gemütlich niedergelassen hatte.

      Indes stieg der Hausherr in den Keller und griff nach dem Wein, den er sonst wie ein Zerberus hütete. Aber heute mußten schon einige Flaschen daran glauben, weil es ein doppeltes Fest zu feiern gab: Die Verlobung der Tochter und die Heimkehr des Sohnes.

      Fröhlich stieß man an, wobei die Damen bald einen kleinen Schwips bekamen, denn der Wein hatte es in sich. Frau Ottilie beteuerte immer wieder, wie glücklich sie wäre, ihren Jungen so frisch und wohl vor sich zu sehen.

      »Ganz wunderbar hast du dich erholt, mein Jungchen. Ach, wie sehr freue ich mich doch!«

      Dabei liefen ihr die hellen Tränen über die Wangen, aber es waren Freudentränen.

      Mit keinem Wort wurde llona erwähnt, weil man überhaupt nicht an sie dachte. Sie war bereits ausgelöscht aus der Familie zu der sie gehörte.

      Aber daran war sie ganz allein schuld. Sie hatte sich durch ihr launenhaftes hochfahrendes und zuletzt gar tyrannisches Wesen jede Sympathie bei den Menschen verscherzt.

      *

      Es war spät, als man sich trennte. Man hatte so richtig fröhlich gefeiert und begab sich jetzt zufrieden zur Ruhe.

      »Na, das hat mit Thea ja wunderbar geklappt!« meinte Philchen vergnügt, als sie oben mit Silje allein war. »Nun hat sie glücklich den zweiten Mann gefunden, mit dem sie glücklich in höheren Regionen schweben kann. Nur, daß dieser nebenbei noch ein guter, anständiger Kerl ist, während der andere im Grunde genommen ein Lump war.«

      »Aber Philchen, du hast ja einen Schwips!« lachte Silje hell auf. »Sonst würdest du nicht solchen Unsinn reden.«

      »Einen Schwips habe ich wohl, aber Unsinn rede ich dennoch nicht. Na, lassen wir es, Thea ist jetzt wohlverwahrt und aufgehoben. Mir liegt Eike viel mehr am Herzen, weil ich um den Jungen bangen muß. Er ist jetzt so frisch, so vergnügt und ausgeruht. Doch sobald Ilona hier ist, geht wieder das alte Leiden los. Wenn er sein Kreuz nur loswerden könnte – aber das wird nicht so einfach sein.«

      »Meinst du des Kindes wegen, Philchen?«

      »Ach, woher denn!« winkte sie verächtlich ab. »Aus dem macht Ilona sich bestimmt nichts. Na, wir werden ja sehen. Um mit Thea zu sprechen: Jetzt lege ich mich erst einmal zum sanften Schlummer nieder.«

      »Ich auch«, lachte Silje fröhlich. »Gut, daß morgen Sonntag ist! Da kann ich mich gründlich ausschlafen.«

      Da hatte sie jedoch die Rechnung ohne Philchen gemacht. Denn am nächsten Morgen war es gerade erst acht Uhr, als das Mädchen aus süßen Träumen gerissen wurde.

      »Verschlafe hier gefälligst nicht den herrlichen Maimorgen, du Murmeltierchen! Das wäre ja direkt Sünde. Raus aus den Federn, auf der Terrasse frühstücken sie bereits.«

      »Ach, Philchen, laß mich doch schlafen!«

      »Nichts da! Das kannst du machen, wenn es draußen regnet. Und wenn du nicht in einer halben Stunde unten bist, gieße ich dir einen Eimer kaltes Wasser übern Kopf, das ermuntert unter Garantie.«

      Lachend verschwand sie, und schon zwanzig Minuten später erschien Silje auf der Terrasse – lachend, strahlend, wie der liebliche Maimorgen selbst.

      »Guten Morgen allerseits!« grüßte sie fröhlich, und der Senior schmunzelte.

      »Potztausend, Marjellchen, du siehst ja wie blankgeputzt aus! Und da erzählt uns Philchen, daß sie dich unter Androhung eines Eimers Wasser aus den Federn holen mußte. Demnach müßtest du doch jetzt verdrießlich sein.«

      »Sollte mir einfallen!« schnitt sie eine Grimasse und steckte dann das Näschen schnuppernd in die Rosen, die neben der Tochter des Hauses lagen.

      »Von ihm?«

      »Ja…«, nickte die Gefragte stolz. »Es war für mich ein seliges Erwachen, als ich diese Boten der Liebe auf meiner Decke vorfand.«

      »Nanu, hat er sie Ihnen denn da hingelegt?« fragte Silje verdutzt und mußte sich von den anderen auslachen lassen.

      »Soweit kommt es noch!« schmunzelte der Senior.

      »Siehst du, mein munterer Zeisig, hättest du Mannerchens Flehen erhört, würdest du jetzt auch so rosenumnebelt erwachen.«

      »Warum ist es denn nicht so?« wollte Eike wissen. Als man es ihm erzählte schmunzelte auch er.

      »Schau mal einer das Mannerchen an! Es ist bestimmt nicht ängstlich, das kann man wohl sagen.«

      Dabei lachte er, daß die kräftigen Zähne in dem braungebrannten Gesicht nur so blitzten. So froh wie jetzt hatte Silje den Mann noch nicht gesehen. Die Reise schien tatsächlich Wunder gewirkt zu haben.

      Nun traten auch die Kinder an der Hand Fräulein Hertas auf die Terrasse. Freudestrahlend kletterte Ute auf das Knie des Vaters, die molligen Händchen fuhren zärtlich über sein Gesicht. Dann machte sie es sich bequem und sagte zufrieden: »So is sön, so sitz is gut, und ihr andern könnt streiten.«

      »Das ist ja eine nette Aufforderung!« lachte der Großvater gleich den anderen herzlich. »Aber weißt du, Marjellchen, uns ist nach Streiten gar nicht zumute, wir mögen lieber friedlich sein.«

      »Das kann man aber nur, wenn Tante Ilona nicht dabei ist«, bemerkte Anka, die indes am Tisch Platz genommen hatte, in ihrer altklugen, bedächtigen Art. »Sonst ist nämlich hier der Teufel los.«

      »Anka!« rief die Mutter entsetzt, und die anderen schauten peinlich berührt drein.

      Rasch lenkte Philchen das Kind von dem gefährlichen Thema ab, indem sie fragte: »Du weißt doch sicherlich schon, daß du einen neuen Vater bekommst?«

      »Natürlich, das war das erste, was Mami mir heute früh erzählte. Ich bin auch ganz froh darüber. Denn ohne einen Mann, der zu einem gehört, ist doch das ganze Leben nichts.«

      Da mußte man denn doch über die kleine Philosophin lachen, zumal Ute das Däumchen aus dem Mund nahm und ernsthaft bestätigte: »Nein – is auch nix.«

      »Na, ihr seid vielleicht Gören!« schmunzelte der Großvater. »Noch nicht einmal richtig aus den Windeln, fangen sie schon an zu philosophieren.«

      »Ach ja…«, seufzte Thea. »Reinhold findet Anka auch zu altklug. Er meint, es kommt daher, weil sie zu wenig mit Kindern zusammen kommt.«

      »Da hat er recht«, bestätigte der Vater. »Laß sie nicht privat unterrichten, sondern gib sie in die Schule.«

      »Ja, wenn Reinhold das auch meint.«

      Das wurde bei ihr fortan zur ständigen Redensart. Was Reinhold meinte, wurde getan, und was er nicht meinte, wurde unterlassen.

      Thea hatte sich überhaupt, seitdem das Glück sie heimgesucht, wie sie sich schwärmerisch ausdrückte, zu ihrem Vorteil verändert. Nur wachte sie nach wie vor mißtrauisch darüber, daß Silje, diesem »fremden Mädchen«, nicht womöglich geldliche Zugeständnisse gemacht wurden, die auf ihre Kosten gingen.

      Aber


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