Leni Behrendt Staffel 4 – Liebesroman. Leni Behrendt

Leni Behrendt Staffel 4 – Liebesroman - Leni Behrendt


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Spiel mit ihr trieb. Dann hätte sich ihr Trotz, von dem sie nicht wenig besaß, gehörig aufgelehnt und ihr die Zukunft verpfuscht.

      Nun ging sie schon seit zwei Wochen im Friedberger Herrenhaus aus und ein, aber stets war Ilga dabei. Langsam begannen die blendende Persönlichkeit Ralfs und die feudale Umgebung Friedbergs auf das empfängliche Herz zu wirken. Seine prachtvolle Erscheinung kam hier ja erst richtig zur Geltung. Die ausgesuchte elegante Kleidung, sein selbstsicheres Auftreten, seine tadellosen Manieren, überhaupt das ganze Drum und Dran. Wer ließ sich davon wohl nicht bestechen?

      Und dann kam bei Lenore noch die Eifersucht hinzu. Wenn sie nämlich sah, wie die weiblichen Patienten sich um »ihren Doktor« scharten, ihn anhimmelten, stieg jedesmal Zorn in ihr auf, den sie jedoch unterdrückte – vorläufig noch.

      Doch eines Tages ging ihr sozusagen der Hut hoch, als sie beobachtete, wie Ralf von den »unverstandenen Frauen« umschwärmt wurde. Sie stand neben Doktor Hellgart, der sie mit den Augen des Psychiaters scharf beobachtete.

      »Sag mal, Onkel Reinhard, muß das sein, daß Ralf sich von den Damen so anhimmeln läßt?« fragte sie unmutig.

      »Es muß sein«, kam die Antwort scheinheilig. »Und ich glaube, daß Ralf sich das gern gefallen läßt. Welch ein Mann ließe das schließlich nicht? Ich wünschte, man täte es auch bei mir.«

      »Um das zu wünschen, dafür bist du ja viel zu klug«, entgegnete Lenore warm, dabei die Schulter des Mannes liebevoll umfassend. »Schwärmerei verfliegt, nur die Liebe bleibt.«

      »Wirklich, Nore?«

      »Ganz wirklich, Onkel Reinhard. Wir haben dich lieb – nicht wahr, IIga?«

      »Ehrensache!« warf diese sich in die Brust. »Laß doch die dummen Gän…«

      »Ei, Ilga!«

      »Na ja, Onkelchen, ich halte schon den Mund«, murmelte sie beschämt. »Aber sag doch selbst, wie sie um Ralf herumscharwenzeln, das ist denn doch zu arg. Es ist gar nicht gut, wenn ein Mann so blendend aussieht. Ich jedenfalls möchte einen solchen gar nicht haben. – Aha, jetzt hat Ralf uns erspäht und schwenkt ab von den ihn verhimmelnden Damen.«

      »Apartes Wort«, schmunzelte der kleine Arzt und sah dann dem hochgewachsenen Mann entgegen, der rasch näher trat – frisch und braungebrannt, ein Bild sieghafter Männlichkeit.

      »Ihr seid hier?« tat er scheinheilig. »Wenn ich das früher bemerkt hätte …«

      »Tu bloß nicht so!« Ilga zog ein Mäulchen. »Wirklich, Ralf, du wächst dich zu einem Schwerenöter schlimmster Sorte aus. Nie hätte ich das von dir jemals gedacht.«

      »Also bist du enttäuscht von mir?«

      »Nicht mehr, wenn du uns in deinem aufregend feudalen Wagen zur Stadt fährst. Mutti hat mir nämlich einen ellenlangen Besorgungszettel in die Hand gedrückt. Paps ist mit dem Auto natürlich wieder unterwegs, deshalb sollten wir das Gespann nehmen.«

      »Und das ist dir Irrwisch natürlich zu langsam«, zwinkerte Ralf ihr zu, der bereits merkte, worauf sie hinaus wollte. »Bekomme ich Urlaub von meinem gestrengen Chef?«

      »Nun zieh schon ab, du Schlingel!« schmunzelte sein Chef. »Ich werde dich indes bei deinen Anbeterinnen würdig vertreten.«

      Bei dem lustigen Geplänkel hatte Lenore schweigend dagestanden und blieb auch schweigsam, als sie dann an Ralfs Seite dahinschritt, während Ilga sich zutraulich an seinen Arm hängte. Lächelnd hörte er auf ihr munteres Geplauder, hatte für die Gattin weder Wort noch Blick.

      Und dabei sah sie doch so reizend aus in dem duftigen Sommerkleid, mit dem leichten Seidenmantel darüber. Das Haar, unbedeckt, funkelte und gleißte im Sonnenlicht. Die blauen Augen leuchteten aus dem gebräunten Gesichtchen – alles in allem ein junges Menschenkind von bezaubernder Schönheit.

      Aber auch die dunkellockige Ilga konnte sich sehen lassen, und einem Mann, der zwischen beiden hätte wählen sollen, wäre die Wahl wohl schwergefallen.

      Geschickt steuerte Ralf seinen eleganten Wagen aus der Garage, und bevor Lenore noch so recht zur Besinnung kam, hatte Ilga sich auf dem hinteren Sitz placiert.

      »Ich spiele Herrschaft!« tat sie großartig, sich so richtig ausbreitend. Also blieb Lenore nichts übrig, als sich neben den »Chauffeur« zu setzen, der so ganz respektwidrig vor sich hin pfiff. Ruhig hielten die Hände das Steuerrad, an deren linker der kostbare Stein funkelte und blitzte.

      Woher mag er den Ring haben? dachte Lenore versonnen. Gekauft hat er den bestimmt nicht. Also ein Geschenk. Aber von wem? Scheu tastete sich ihr Blick zu seinem Gesicht hinauf, das man in seiner gesunden Bräune mit kühn bezeichnen konnte, hauptsächlich dann, wenn durch den Mund die blendendweißen Zähne blitzten. Das blonde Haar, sonst sorgfältig geordnet, zauste der Wind der in den offenen Wagen ungehindert Zugang fand.

      »Es ist nicht gut, wenn Männer so blendend aussehen«, kamen ihr Ilgas Worte in den Sinn. Nein, es ist wirklich nicht gut, sann Lenore weiter. Sie können unmöglich treu sein, weil sie zu vielen Gefahren ausgesetzt sind durch die Frauen, die sie umschwärmen wie die Falter das helle Licht.

      Es war wohl ein Zufall, daß gerade jetzt Ralf das Lied aus dem »Paganini« pfiff und Ilga munter dazu sang: Gern hab’ ich die Frau’n geküßt, hab’ nicht gefragt, ob es gestattet ist. Dachte mir: Nimm sie dir, küß sie nur, dazu sind sie ja hier.

      »Ich sage ja, daß aus dir ein ganz schlimmer Schwerenöter geworden ist«, lachte Ilga nach dem frischfröhlichen Duett. »Wenn ich deine Frau wäre, dann würde ich dich einsperren.«

      »Wie grausig!«

      »Könnte gar nicht grausig genug sein. Und nun denk mal nicht an andere schöne Frauen, sondern an die, welche du mit dir führst als kostbare Fracht. Steuere sie nicht in das Gewimmel, in das wir gleich geraten werden!«

      Und tatsächlich mußte er jetzt scharf aufpassen, weil sie in die Hauptstraße der Stadt fuhren, wo der Verkehr nur so brandete.

      »Wo mußt du überall hin, Ilga?«

      »Ein Dutzend Geschäfte langen kaum. Halte bitte auf dem Parkplatz am Markt, von dem aus ich meine Fühler ausstrecken werde. Wir treffen uns im Lindencafé wieder.«

      Kaum daß der Wagen hielt, hüpfte das Mädchen hinaus und war verschwunden, ehe Lenore so recht zur Besinnung kam.

      »Das nennt man sitzenlassen«, bemerkte Ralf trocken. »Na, laß ihn laufen, den kleinen Irrwisch. Wir tun uns indes im Café gütlich.«

      Obwohl es bald Mitte September war, herrschte immer noch eine sommerliche Wärme. Also nahm das junge Paar auf der Terrasse Platz, die zum See hinausführte, auf dem Segelboote kreuzten und Ruderboote glitten. Abseits lag die Badeanstalt, in der reger Betrieb war.

      »Ich bin zum ersten Mal hier«, begann der Mann die Unterhaltung. »Aber ich muß sagen, daß es ein schönes Plätzchen ist.«

      »Das finde ich auch«, kam die Antwort einsilbig.

      »Dann warst du schon oft hier?«

      »Oft gerade nicht, aber einige Male schon.«

      »Worauf hast du Appetit?«

      »Auf Eis, bitte.«

      Das war rasch zur Stelle. Während Lenore es langsam löffelte, dachte sie daran, daß sie nach der Aussprache mit Ralf zum ersten Mal wieder mit ihm allein war, obwohl sie ihm fast täglich begegnete. Aber nie allein, immer war Ilga dabei und meist auch Onkel Reinhard, wie sie ihn jetzt nennen durfte.

      Würde Ralf jetzt die Gelegenheit benutzen und erneut eine Aussprache herbeiführen?

      Nein, er tat es nicht. Er unterhielt sie zwar, war aber so oberflächlich, wie er es mit einer Dame seiner Bekanntschaft getan haben würde. Jedenfalls war von Annäherung keine Spur.

      Sehr günstig für Lenore, die immer noch nicht soweit war, um sich zu erheben. Sie hätte auch jetzt den Gatten schroff zurückgewiesen und ihre Ehe endgültig zerbrochen. Denn ein Mann


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