Butler Parker 146 – Kriminalroman. Günter Dönges

Butler Parker 146 – Kriminalroman - Günter Dönges


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vor, Sie würden als Darsteller engagiert. Wäre es nicht traumhaft, an Myladys Seite auf der Bühne zu stehen?«

      »Sir, Sie erwecken in meiner Wenigkeit Gefühle, die man nur als ungut bezeichnen kann.«

      »Wie wäre es denn mit der Rolle des Macbeth?« stichelte Rander weiter und zwinkerte Kathy Porter zu, »Sie würden sich bestens machen.«

      »Sir, Sie versetzen meine Wenigkeit in eine gewisse Panik«, gestand der Butler. »Sie erlauben, daß man sich zurückzieht, zumal Mylady auf Bücher wartet, die sich auf ihre selbstgewählte Rolle beziehen?«

      »Ich erlaube«, gab Rander zurück und verbeugte sich in komischer Eleganz, »aber lassen Sie sich die Sache mit der Rolle des Macbeth noch mal gründlich durch den Kopf gehen, Mylady und Sie wären ein reizvolles Paar!«

      Butler Parker war erleichtert, als er etwa zehn Minuten später in seinem hochbeinigen Monstrum saß und von Shepherd’s Market aus in die City von London fuhr. Er glaubte zu wissen, wo er jene Bücher erhielt, die Mylady von ihm erwartete. Sein Ziel war eine Bibliothek in der Nähe der Fleet Street. Sie gehörte einem gewissen John Waters, der eine angesehene Buchhandlung betrieb und als Kenner der Literatur galt. Parker hatte die Absicht, diesem John Waters mitzuteilen und ihn um Hilfe zu bitten, was die von Mylady erwarteten Bücher betraf.

      Während der ganzen Fahrt ging Parker nicht aus dem Kopf, was Mike Rander ihm ironisch vorgeschlagen hatte. Parker fürchtete, daß seine Herrin von sich auf den Gedanken kam, ihm eine Rolle zu übertragen.

      Josuah Parker befaßte sich mit der Möglichkeit, in solch einem Fall auszuwandern.

      *

      Das dunkle Ladengewölbe war eine Oase der Stille.

      Parker passierte die langen, mit Büchern gefüllten Regale und hielt Ausschau nach einem Verkäufer oder John Waters. Kunden waren nicht zu sehen, und Parker gestattete sich ein lautes Räuspern. Er wollte auf sich aufmerksam machen, hatte aber keinen Erfolg damit. Da er in der Vergangenheit schon einige Male in diesem Gewölbe war, schritt er weiter, passierte eine Art Querschiff und näherte sich dem Glasverschlag am Ende des Hauptgewölbes. Dort pflegte John Waters sich aufzuhalten.

      Er war auch jetzt dort, doch er lag auf dem Boden und blutete aus einer Kopfwunde. Der Butler dachte an einen Unfall, beugte sich nieder und wollte sich um den Buchhändler kümmern. Dabei nahm er den altväterlich gebundenen Regenschirm von seinem angewinkelten linken Unterarm, legte ihn auf einen Aktenbock und hörte dann plötzlich im Magazin hinter dem Glasverschlag ein Geräusch, das ihm irregulär erschien. Parker richtete sich wieder auf und wechselte zur Tür des Magazins, dessen eisenbeschlagene Tür halb geöffnet war.

      »Hallo?« rief Parker verhalten, stieß die Tür vollends auf und kam jetzt erst auf die Vermutung, daß John Waters vielleicht doch keinen Unfall erlitten hatte. Parker schob sich vorsichtig ins Magazin und ... sah plötzlich nichts mehr.

      Diese Tatsache hing mit seiner schwarzen Melone zusammen, die man ihm tief in die Stirn getrieben hatte. Parker ging unter der Wucht des harten Schlages in die Knie, reagierte aber sofort geistesgegenwärtig und ließ sich seitlich fallen. Mit der linken Schulter stützte er sich dabei gegen ein Regal und griff gleichzeitig mit der rechten, schwarz behandschuhten Hand nach seiner Kopfbedeckung, um sie wieder in die normale Lage zu bringen. Er verfolgte damit auch die Absicht, sein Sehvermögen wiederherzustellen. Nur so war er schließlich in der Lage, sich auf den nächsten Angriff zu konzentrieren. Parker konnte sich nicht vorstellen, daß man ihn schonen würde. Er dachte an John Waters im Glasverschlag, der immerhin aus einer Kopfwunde blutete.

      Der Butler konnte die schwarze Melone genau im richtigen Moment wieder nach oben drücken. Schräg vor sich machte er die Umrisse einer Person aus, die die Hände zum nächsten Schlag erhob. In diesen Händen befand sich augenscheinlich ein dickes Buch, das mit Sicherheit das Gewicht eines Vorschlaghammers hatte. Parker besaß die Nerven, diesen Schlag abzuwarten. Als die Person den Folianten erneut auf seinen Kopf setzen wollte, rollte der Butler sich noch mal seitlich weg und entging dem Schlag, der ihn bestimmt außer Gefecht gesetzt hätte.

      Parker hörte einen Fluch, als der Foliant sein Ziel verfehlte. Die Gestalt wandte sich hastig ab und ergriff die Flucht. Parker erhob sich und verzichtete auf jede Verfolgung. Unnötige Hast war ihm fremd, zudem war der Vorsprung des Mannes schon zu groß. Daß es sich um einen Mann handelte, wußte er inzwischen. Er hatte deutlich eine Männerstimme ausgemacht.

      Weit hinten im Magazin fiel eine Tür ins Schloß. Der Mann hatte sich endgültig abgesetzt und das Weite gesucht. Parker vergewisserte sich, daß die Melone korrekt auf dem Kopf saß, schnipste einige Stäubchen von seinem schwarzen Covercoat und begab sich zu John Waters.

      Der Buchhändler war inzwischen zu sich gekommen und stöhnte. Er wollte sich aufrichten, doch ohne Parkers Hilfe hätte er es kaum geschafft. Waters öffnete die Augen und blickte Parker verblüfft an.

      »Darf man sich nach Ihrem werten Befinden erkundigen, Mr. Waters?« fragte der Butler.

      »Mr. Parker . ..?«

      »Meine bescheidene Wenigkeit, Mr. Waters. Sie wurden das bedauernswerte Opfer eines Überfalls?«

      »Der Kerl stand plötzlich hier hinter mir«, erklärte John Waters. Er war etwa sechzig, mittelgroß und hager. Er faßte nach der blutenden Verletzung am Hinterkopf und stöhnte, als Parker ihn behutsam in den Bürosessel drückte.

      »Beraubte man Sie gewisser Barmittel?« fragte Parker, der sich im Glasverschlag bereits umgeschaut hatte. Der Butler deutete auf eine zerbeulte Blechkassette.

      »Wenn schon«, meinte John Waters, »viel war nicht in der Kasse, nur ein paar Pfund.«

      »Wenn Sie erlauben, wird man einen kurzen Blick in besagte Kasse werfen«, sagte Josuah Parker, um dann umgehend den Inhalt der Kassette zu überprüfen.

      »Sie sind in der glücklichen Lage, keinen Verlust für sich verbuchen zu müssen«, meldete der Butler wenige Augenblicke später.

      »Dann begreife ich überhaupt nichts mehr«, entgegnete Waters und blickte auf das Taschentuch, das er gegen die Platzwunde am Kopf gepreßt hatte, »warum bin ich dann niedergeschlagen worden?«

      »Es könnte sich nicht um einen persönlichen Feind gehandelt haben?«

      »Aber nein, mit wem sollte ich schon verfeindet sein, Mr. Parker? Ich habe keine Feinde und ...«

      Das Telefon meldete sich in diesem Augenblick. Der Buchhändler hob ab, stutzte einen Moment und reichte dann den Hörer an Parker weiter.

      »Ich muß Ihrer Geste entnehmen, daß man meine Wenigkeit zu sprechen, wünscht«, sagte Parker, um sich dann in die Verbindung einzuschalten.

      »Parker, sind Sie’s?« fragte eine schneidend klingende Männerstimme.

      »Ohne jeden Zweifel«, erwiderte der Butler, »die Form Ihrer Anrede läßt übrigens den Schluß zu, daß Sie die sprichwörtliche Kinderstube im Eiltempo durchmessen haben.«

      »Zum Teufel mit Ihrer Kinderstube, Parker! Hören Sie jetzt mal genau zu, klar? Ich lasse mir von Ihnen nicht die Tour vermasseln, ist das kapiert worden?«

      »Sie erwecken in mir ein gewisses Unverständnis.«

      »Ich hab’ keine Ahnung, wieso und warum Sie sich an mich gehängt haben, Parker, aber hüten Sie sich! Das nächste Mal knall’ ich Ihnen nicht nur ’ne alte Schwarte auf den Kopf!«

      »Sie deuten eine Steigerung Ihrer Methoden an?«

      »Beim nächsten Mal, Parker, gibt’s blaue Bohnen. Also, halten Sie sich raus und spielen Sie nicht mit Ihrem Leben.«

      »Sie könnten meiner Wenigkeit nicht freundlicherweise andeuten, wer Sie sind?«

      »Na schön«, lautete die Antwort. Die schneidende Stimme ging in ironisches Lachen über, »ich bin der Maulwurf. Und jetzt können Sie mal rumrätseln, wer ich sein könnte.«

      »Sie sind unlogisch«, stellte Parker in seiner höflichen Art fest, »vor wenigen Augenblicken


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