Gesammelte Werke. Джек Лондон

Gesammelte Werke - Джек Лондон


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er­zähl­te der Ers­te Of­fi­zier, wäh­rend er Fräu­lein Wel­se über die Lauf­plan­ke half.

      »Da­bei geht es bei uns noch ganz fried­lich her. Se­hen Sie da drü­ben den ›Stern von Beth­le­hem‹?«

      Er zeig­te auf einen Damp­fer, der eine Mei­le ent­fernt vor An­ker lag.

      »Die Hälf­te von den Pas­sa­gie­ren da drü­ben hat Pack­pfer­de be­stellt. Die wol­len nach Ska­guay und dem Wei­ßen Pass. Dort soll es neue Gold­fun­de ge­ben. In ei­nem Jahr will je­der von ih­nen Mil­lio­när sein. Ihre Pfer­de ste­hen am Strand und gra­sen fried­lich, und die Leu­te kom­men nicht vom Schiff weg. Da ist eine Art von Meu­te­rei aus­ge­bro­chen.«

      »He, Sie!« rief er ei­nem Ru­der­boot zu, das sich vor­sich­tig am äu­ßers­ten Ran­de des schwim­men­den Wirr­warrs hielt.

      Eine win­zi­ge Bar­kas­se, die mit he­ro­i­schem Mut an ei­ner mäch­ti­gen Schu­te zerr­te, ver­such­te, dem Ru­de­rer den Weg ab­zu­schnei­den, aber der Mann leg­te sich ein­fach vor ih­ren Bug. Er be­kam einen Stoß und fiel der Län­ge nach in sein Boot. Das Boot dreh­te sich und stopp­te jetzt den gan­zen Ver­kehr.

      Eine paar lan­ge Ka­nus, voll­ge­la­den mit Wa­ren, Gold­grä­bern und In­dia­nern, dräng­ten an ihm vor­bei zum Strand und ver­hed­der­ten sich in­ein­an­der. Als der Ru­de­rer wie­der auf die Füße kam, ließ er einen Ha­gel von Flü­chen auf alle Ka­nu­leu­te und Leicht­er­schif­fer nie­der­fah­ren. Ein Mann auf dem Leich­ter beug­te sich zu ihm hin­über und schwur, dass er nie einen arm­se­li­ge­ren Sohn ei­ner Hün­din ge­se­hen hät­te, wäh­rend die Wei­ßen und In­dia­ner in den Ka­nus in ein brül­len­des Hohn­ge­läch­ter aus­bra­chen.

      »Scher dich zum Sa­tan!« rief ei­ner aus dem Kanu, »hät­test du lie­ber ru­dern ge­lernt!«

      Die Faust des Ru­de­rers krach­te ge­gen das Kinn des an­de­ren, der be­täubt auf einen Wa­ren­sta­pel fiel. Er war da­mit aber noch nicht zu­frie­den. Weiß vor Wut, woll­te er sich in das Kanu hin­über­schwin­gen und wei­ter auf den Mann ein­dre­schen, der be­haup­tet hat­te, er könn­te nicht ru­dern. Ein Gold­grä­ber im sel­ben Kanu, der in all dem nur Zeit­ver­geu­dung sah, nes­tel­te an sei­ner Re­vol­ver­ta­sche, und man konn­te große Din­ge er­war­ten. Aber dann wur­de dem Ru­de­rer aus dem Kanu her­aus ein Rie­men über den Schä­del ge­schla­gen, so­dass er für den Au­gen­blick kampf­un­fä­hig war, das Kanu be­kam sei­nen Weg wie­der frei, und ge­ra­de als Mord und Tot­schlag un­ver­meid­lich schie­nen, war die klei­ne Mei­nungs­ver­schie­den­heit plötz­lich zu Ende.

      Der Schiff­s­of­fi­zier warf einen ver­stoh­le­nen Blick auf das Mäd­chen … viel­leicht wur­de sie ohn­mäch­tig, und er muss­te sie auf­fan­gen? Aber ihr Ge­sicht war voll ver­gnüg­ter Span­nung. Sie war noch hüb­scher ge­wor­den.

      »Es ist mir ja lieb, dass der Re­vol­ver nicht ge­knallt hat«, sag­te sie, »aber so was macht doch Spaß, fin­den Sie nicht?«

      In­zwi­schen war der Ru­de­rer wie­der auf die Bei­ne ge­kom­men und leg­te sein Boot an die Schiffs­wand.

      »Eine Dame an Land!« schrie der Of­fi­zier. »Wie viel?«

      »Zwan­zig Dol­lar.«

      »Der Kerl ist ein Räu­ber«, sag­te der Of­fi­zier zu Fro­na. »Zwan­zig Dol­lar für die paar hun­dert Me­ter! Für einen Mann wür­de er wahr­schein­lich fünf­und­zwan­zig for­dern. Rich­ti­ge See­räu­be­rei! Ei­nes schö­nen Ta­ges wird er da drü­ben hän­gen an ei­ner von den Kie­fern.«

      »Hal­ten Sie’s …«, rief der von un­ten.

      »Sie ha­ben ver­dammt gute Ohren!«

      »Mit den Flos­sen bin ich auch nicht lang­sam, wenn Sie’s dar­auf an­kom­men las­sen.«

      »Und ganz be­son­ders schnell mit dem Maul!«

      »Muss ich auch, bei mei­nem Ge­schäft, sonst käm’ ich nicht weit un­ter all den Hai­fi­schen. Ich soll ein Räu­ber sein? Was seid ihr denn dann? Tau­send Pas­sa­gie­re auf­ein­an­der ge­packt wie die Öl­sar­di­nen … und für nichts ge­sorgt! Be­zah­len lasst ihr euch zwei­mal so­viel wie in der ers­ten Klas­se, und füt­tern tut ihr sie mit Zwi­schen­deck­fraß! Möch­te wis­sen, wer von uns ei­gent­lich See­räu­ber ist!«

      »Also, mein ver­ehr­tes Fräu­lein …«, sag­te der Of­fi­zier zu Fro­na. »Al­les Gute! Ich hät­te Sie gern an Land be­glei­tet. Aber Sie se­hen ja selbst: ein biss­chen muss ich doch hier noch zu­se­hen. Die Leu­te ha­ben das gern. Je­den­falls kön­nen Sie sich dar­auf ver­las­sen, dass ich für Ihr Ge­päck sor­ge.«

      Sie drück­te ihm die Hand und klet­ter­te in das Boot. Es schwank­te stark, im Au­gen­blick wa­ren die Bo­den­bret­ter über­spült, und ihre Füße stan­den im Was­ser. Sie blieb ganz ru­hig, setz­te sich auf die Steu­er­ducht und zog die Bei­ne hoch.

      »Das geht ja nicht!« rief der Of­fi­zier von oben. »Kom­men Sie zu­rück, Fräu­lein Wel­se! So­bald es mög­lich ist, las­se ich Sie mit ei­nem von un­se­ren Boo­ten an Land brin­gen.«

      Er klet­ter­te die Strick­lei­ter hin­un­ter und woll­te das viel zu leich­te Boot mit Ge­walt zu­rück­hal­ten, aber der Ru­de­rer hat­te für so­viel Rit­ter­lich­keit kein Ver­ständ­nis und schlug ihm über die Knö­chel.

      »Willst mir mei­nen Pas­sa­gier aus­span­nen? Hast wohl Sehn­sucht nach dem Him­mel?«

      »Ein fei­er­li­cher Ab­schied!« rief Fro­na Wel­se ihm mit strah­len­dem Ge­sicht zu. »Ha­ben Sie tau­send Dank, Sie sind ein Rit­ter!«

      »Das ist ein Weib!« sag­te der Rit­ter vor sich hin und rieb sei­ne ge­trof­fe­nen Fin­ger­knö­chel. Er hat­te plötz­lich Sehn­sucht, im­mer in die­se grau­en Mäd­chen­au­gen zu se­hen, hat­te Lust, sei­nen Be­ruf über Bord zu wer­fen und mit ihr nach Klon­di­ke zu zie­hen.

      *

      Ein falscher Rie­men­griff … Platsch! hat­te Fro­na eine di­cke Hand voll Was­ser mit­ten im Ge­sicht.

      »Nur nichts übel­neh­men«, ent­schul­dig­te sich der Boots­mann. »Man tut, was man kann, aber es kommt nicht im­mer viel da­bei her­aus.«

      »Scheint mir doch so«, lach­te sie gut­mü­tig.

      »Ich mach’ mir gar nichts aus der See«, sag­te der Mann bit­ter, »aber man muss se­hen, wie man’s wie­der zu ein paar Dol­lars bringt. Wäre schon längst in Klon­di­ke, hab’ aber ver­fluch­tes Pech ge­habt. Auf dem ›Win­di­gen Arm‹ hab’ ich mei­ne gan­ze Aus­rüs­tung ver­lo­ren … bei­na­he hat­te ich den Kram schon über den Pass hin­über­ge­schafft.«

      Aber­mals: Schwupp, Platsch! Sie schüt­tel­te sich das Was­ser aus den Au­gen und frös­tel­te, als eine nas­se La­dung ihr den war­men Rücken hin­un­ter­rann.

      »Sie wer­den’s schaf­fen!« sag­te der Mann. »Sie sind aus dem rich­ti­gen Holz für die­ses Land ge­schnitzt. Wol­len Sie ganz hier­blei­ben?«

      Sie nick­te freund­lich.

      »Sie wer­den’s schaf­fen! Also, wie ge­sagt, mei­ne Aus­rüs­tung ist da oben zum Teu­fel ge­gan­gen, und jetzt muss ich all das Zeugs neu zu­sam­men­brin­gen. Kann man da bil­li­ger ru­dern als für zwan­zig Dol­lar die Fahrt? Wis­sen Sie, Fräu­lein, schlim­mer als die an­de­ren bin ich auch nicht. Was mei­nen Sie, für die­se alte Ba­de­wan­ne ha­ben sie mir hun­dert Dol­lar aus


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