WASTELAND - Schuld und Sühne. Russell Blake

WASTELAND - Schuld und Sühne - Russell Blake


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Basis waren krank oder lagen im Sterben, und die paar Offiziere, die noch auf den Beinen waren, konnten wegen der widersprüchlichen Befehle aus Washington nichts machen. Letztendlich blieben wir, wo wir waren, bis mein Zug nach Dallas geschickt wurde, wo das Kriegsrecht verhängt worden war. Danach haben wir Leichen beseitigt. Da wurde es richtig hässlich.« Doug schluckte hart. »Jedenfalls ging es danach weiter bergab, wie du weißt. Irgendwann gab es keine Nahrungsmittel mehr und keinen Sold. Eines Tages gab es dann auch keine Vorgesetzten mehr.«

      Es war die vertraute Geschichte: Soldaten, die noch halbe Kinder oder in ihren frühen Zwanzigern waren, bekamen von Offizieren, die selbst noch grün hinter den Ohren waren, den Befehl, auf ihre Mitbürger zu schießen. Bald herrschte in den Stadtgebieten offener Krieg, geführt von schwer bewaffneten kriminellen Gangs, Zivilisten, die sich selbst zu schützen versuchten und den Resten von Polizei und Militär. Als der Strom ausfiel und Nahrung und Wasser knapp wurden, beendete das Militär den hoffnungslosen Versuch, die Ordnung wiederherzustellen und ging zur Selbstverteidigung über, während Leichenberge die Straßen verstopften. Wen die Grippe nicht umgebracht hatte, der fiel dem Hunger, dem Durst und der Verzweiflung zum Opfer. Binnen Wochen wurden die großen Metropolen zu Geisterstädten, denn ein Großteil ihrer Bewohner war tot.

      »Du warst nicht im Kampfeinsatz?«, fragte Lucas.

      Doug wich seinem Blick aus. »Doch, reichlich. Alles in Texas. Einige der älteren Offiziere haben zum Schluss gesagt, der Irak sei im Vergleich zu Dallas wie ein Ausflug nach Disneyland gewesen.«

      Lucas gähnte und rieb sich den Nacken. »Sag Duke, dass ich im Unterstand bin.«

      »Wird gemacht.«

      Es war schon Nachmittag, als Lucas von Duke geweckt wurde. Die Temperatur war gefallen und die Luft roch frisch. Lucas' Augen waren schmal, als er zu Duke aufsah.

      »Irgendwelche Neuigkeiten?«, fragte er.

      »Hab ihr Antibiotika gespritzt – waren allerdings abgelaufen. Sie ist immer noch in einem ziemlich schlechten Zustand. Braucht das volle Programm. Die Wunden haben sich bereits entzündet.«

      »Hast du noch was da?«

      Duke schüttelte den Kopf. »Nichts, was ich ihr mit gutem Gewissen geben könnte.«

      »Und jetzt?«

      »Ich könnte Clem nach Loving schicken. Hab über Funk mit dem Doc gesprochen. Er hat noch was Brauchbares da.«

      »Ich könnte sie doch selbst hinbringen.«

      »Clem ist allein viel schneller als du mit der Trage hinter deinem müden Klepper.«

      »Hey, Tango ist ein Kämpfer.«

      »Ich sag' ja nur. Er sieht genauso müde aus wie du.«

      Lucas dachte über das Angebot nach. »Hast vermutlich recht. Wie viel?«

      »Noch mal 500 Schuss.«

      »Was? Duke, du Halsabschneider.«

      »So läuft das Geschäft. Wir sind nicht die Wohlfahrt.«

      Lucas kroch aus dem Unterstand heraus und spuckte auf den Boden. »Erinnere mich daran, nie Karten mit dir zu spielen.«

      »Wie gewonnen …«, sagte Duke grinsend.

      Lucas wurde ernst. »Denkst du, sie kommt durch?«

      »Seit der Transfusion sieht sie etwas besser aus. In der guten, alten Zeit hätten wir Blutplasma benutzt. Hätte ihre Chancen verbessert.«

      »Ist sie zu sich gekommen?«

      »Negativ. Sie steht auf der Kippe, Lucas. Schwer zu sagen, wie das ausgeht.«

      »Ach zum Teufel, dann bin ich eben wieder pleite. Nimm dir den Rest meiner Munition, du alter Betrüger.«

      »Ich leg' noch 'ne Mahlzeit obendrauf.«

      Lucas nickte dankbar. »Sag Clem, er soll die Straßen meiden. Da sind neuerdings 'ne Menge Banditen.«

      »Sag du es ihm. Er wird bald zu uns rüberkommen.«

      Lucas schüttelte den Kopf. »Wollte noch was erledigen – war hinter einer Herde Mustangs her. Nur hier herumzusitzen bringt doch nichts.«

      »Du willst weg?«

      »Ich sehe nach ihr, sobald ich die Pferde habe. Sieht nicht so aus, als ob sie demnächst verreisen wollte.«

      »Da hast du wohl recht.«

      Lucas sah dem Händler in die Augen. »Duke? Ich lasse sie in deiner Obhut. Du bist dafür verantwortlich, dass ihr nichts geschieht.«

      Duke nickte. »Alles klar, alter Kumpel. Niemand fasst sie an. Du hast mein Wort.«

      »Gib ihr, was immer sie braucht. Geht auf mich.«

      »Geht klar, Lucas.«

      Schweigend ging Lucas zusammen mit Duke zurück zum Haupthaus und hoffte, dass er dem Händler bei seiner Rückkehr keinen Sarg schuldete.

      Clem tauchte ein paar Minuten später mit einer Kalaschnikow in der Hand auf. Eine Plattenweste saß eng um seinen Brustkorb. Nach ein paar Stunden Schlaf nach seiner Schicht war er bereit zum Aufbruch. Duke warnte ihn wegen der Hauptstraßen und Clem nickte. Als er aufs Pferd stieg und anritt, salutierte er vor Lucas und Duke. Sie sahen zu, wie er auf seiner schlanken, braunen Stute davontrabte und eine dunkle Staubwolke hinterließ.

      Duke stieß Lucas den Ellbogen in die Rippen. »Du musst mittlerweile ausgehungert sein. Man sollte essen, wenn man die Gelegenheit hat.«

      Lucas sah auf die Uhr. Er hatte länger geschlafen als geplant – in ein paar Stunden würde es bereits dunkel sein. »Ich könnte schon was brauchen.«

      »Dann hau rein, bevor du dich auf den Weg machst.«

      »Was denkst du? Wie lange dauert es, bis Clem wieder da ist?«

      »Wir haben vereinbart, dass er da unten das Pferd wechseln kann. Etwa sechs Stunden pro Wegstrecke bei schnellem Trab, vielleicht ein bisschen mehr.«

      »Denkst du, dass er rechtzeitig wieder da ist?«

      »Es muss wohl reichen.«

      Lucas schnupperte, als sie sich dem Eingang näherten. »Was habt ihr auf dem Herd?«

      »Rattenfrikassee«, erwiderte Duke grinsend.

      »Hatte schon lange kein Frikassee mehr.«

      »Das hier wirst du niemals vergessen.«

      Tatsächlich bestand die Mahlzeit aus frischem Fisch vom Stausee, mit Maisgemüse und Kartoffeln.

      Die Vorbereitungen dauerten fast eine Stunde. Als das Essen auf dem Tisch stand, aßen die Männer, bis sie fast platzten. Doug brachte einen Teller raus zu Travis, einem weiteren Mann in Dukes Truppe, der gerade Wachdienst hatte. Währenddessen blieb Lucas bei der Frau, die man zu einem alten Sofa getragen hatte, das mit einem frischen Laken abgedeckt worden war.

      Duke gesellte sich zu ihm und legte ihr eine Hand auf die Stirn. »Bin gleich wieder da«, sagte er und lief hinüber in seinen Schlafraum. Als er zurückkam, hielt er ein Fieberthermometer in der Hand. Er zog das Laken zurück, legte ihren bandagierten Brustkorb frei und schob es unter ihre Achsel. »Sie kann von Glück reden, dass die Kugel nicht mehr Schaden angerichtet hat. Hat ihre Lunge gerade mal um einen Zentimeter verfehlt. Seltsam nur, dass es keine Austrittswunde gibt. Das Schulterblatt muss sie aufgehalten haben.«

      Lucas hatte ihm nichts von der Schutzweste der Frau erzählt.

      Duke zog das Thermometer heraus und schüttelte traurig den Kopf. »Sie verbrennt von innen. Das ist nicht gut.«

      »Kannst du denn gar nichts machen?«

      »Nicht wirklich.«

      Lucas ging zur Tür und stieß sie auf. Duke folgte ihm nach draußen und sprach weiter mit ihm, während Lucas aufsattelte. Als er fertig war, streichelte er geistesabwesend Tangos Flanke und rückte


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