Kommissar Kugelblitz 04. Der grüne Papagei. Ursel Scheffler
auf Kugelblitz.
„Ich glaube, Sie sind nicht der Vogelexperte, für den Sie sich ausgeben …“, sagt Kugelblitz nachdenklich.
Als der Grenzbeamte an der Abteiltür vorbeikommt, winkt ihn Kugelblitz herein. Diesmal sagt der grüne Vogel kein Wort. Kugelblitz zeigt dem Beamten seinen Dienstausweis und sagt: „Ich habe zuverlässige Hinweise, dass in diesem Zug Diamanten geschmuggelt werden. Schätze, es wäre gut, wenn Sie sich in diesem Zusammenhang doch etwas näher mit dem seltsamen Vogel und seinem Besitzer befassen würden. Nehmen Sie doch auch den Käfig genau unter die Lupe. Ich finde, er hat einen verdächtig dicken Boden …“
Der Vogelbesitzer protestiert lautstark: „Sie dürfen die Decke nicht anrühren! Das Tier ist äußerst sensibel. Ich garantiere für nichts …“
„Ich auch nicht“, brummt Kugelblitz, geht auf den Gang und stopft sich seine Pfeife.
Kugelblitz hat Recht. Der doppelte Boden des Käfigs enthält die Schmuggelware. Der „Zugvogel“, den der Fremde bei sich führt, dient zur geschickten Tarnung. Sein fröhliches Geplapper sollte die Grenzbeamten ablenken.
„Eines verstehe ich nicht“, sagt Pierre Simili von der Pariser Polizei, „weshalb sprach der Vogel immer im richtigen Augenblick?“
„Er sprach gar nicht! Der Mann war Bauchredner“, erklärt Kugelblitz.
„Ah! Interessant! Und wie, mon cher Kügelblitz, sind Sie ihm auf die Schliche gekommen?“
„Durch einen Vogel, der ganz zu Unrecht in einem deutschen Kinderlied vorkommt“, sagt Kugelblitz versonnen.
Jetzt ist Pierre Simili so schlau wie zuvor.
Frage an alle Detektive mit Vogelblick:
Welchen Vogel hat Kugelblitz gemeint?
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Die Leberwurst
Kommissar Kugelblitz verlässt an diesem Freitagnachmittag froh gelaunt sein Dienstzimmer. Er freut sich auf ein erholsames Wochenende auf dem Lande. Er will einen alten Schulfreund besuchen und mit ihm zum Gräsersammeln gehen. Das Sammeln und Bestimmen von seltsamen Gräsern ist eines der vielen Hobbys, mit denen sich Kommissar Kugelblitz von seinem anstrengenden Beruf entspannt.
Behaglichkeit empfängt ihn, als er das alte Landhaus seines Freundes Tütü betritt. Tütü hat seine Karriere als Rennfahrer an den Nagel gehängt und mit vierzig ein Leben auf dem Land angefangen.
Es duftet nach Kaffee. Eine Kirschtorte steht auf dem Tisch.
Tütü begrüßt seinen Freund mit großer Freude.
„Gemütlich ist es hier!“, sagt Kugelblitz und reibt sich die Hände.
„Selbst gebacken?“, erkundigt er sich mit einem Blick auf die Kirschtorte.
„Nein, leider nicht!“, antwortet Tütü. „Die Kirschen sind aus Nachbars Garten. Und die Torte auch. Frau Lornsen, die nette ältere Dame von nebenan, hat sie gebacken, als ich ihr erzählte, dass du zu Besuch kommst!“
„Wie aufmerksam!“, freut sich Kugelblitz und lädt sich ein großes Stück auf den Teller.
Während die beiden Freunde sich Kaffee und Torte schmecken lassen und über die biologische Landwirtschaft fachsimpeln, ereignet sich im Nachbarhaus eine Tragödie. Die beiden Männer erfahren erst davon, als Frau Lornsen durch die Tür stürzt und ruft:
„Er ist tot!“
„Wer?“, ruft Tütü und springt auf.
„Rüdiger!“
„Aber das ist doch nicht möglich!“, antwortet Tütü teilnahmsvoll.
„Nun beruhigen Sie sich doch, und erzählen Sie, was passiert ist!“
Tütü legt den Arm fürsorglich um die alte Dame und führt sie an den Tisch, wo sie sich in seinen Sessel fallen lässt.
„Ich aß mit ihm zu Abend. Wie gewöhnlich. Dann holte ich die Leberwurst, die ich von meinem Neffen bekommen hatte. Ich schnitt ihm eine dicke Scheibe davon ab. Ich persönlich esse keine Wurst, ich lebe lieber vegetarisch.
Und dann war er auf einmal so komisch …“
„Komisch? Wie meinen Sie das?“, fragt Tütü.
„Nun, er war irgendwie nicht mehr ansprechbar. Er legte sich auf sein Bett. Seine Augen waren matt und glanzlos. Er atmete kurz und schnell – oh, ich hätte gleich den Arzt holen sollen! Vielleicht wäre noch etwas zu retten gewesen.
Aber so wartete ich und dachte, es sei einer seiner gewohnten kleinen Schwächeanfälle. Schließlich ist er – pardon: war er – nicht mehr der Jüngste …“
Frau Lornsen bricht in Schluchzen aus. Und als sie sich wieder gefasst hat, flüstert sie: „Wissen Sie, was ich glaube? Das mit der Leberwurst war kein Zufall, das war – das war Mord!!!“
„Aber Frau Lornsen! Wer wird denn gleich an das Schlimmste denken!“, versucht Tütü seine Nachbarin zu beruhigen.
„Das Päckchen von meinem Neffen! Es hätte mich gleich stutzig machen sollen! Wo der sonst nie schreibt! Und dann die Leberwurst, wo er weiß, dass ich vegetarisch lebe! Sie war von Anfang an Rüdiger zugedacht.
O Rüdiger, mein Rüdiger!“
Wieder unterbricht eine Tränenflut das Gespräch.
„Vielleicht hat alles seine natliche Erklärung“, sagt Tütü. „Sie wissen, er hat glückliche Jahre mit Ihnen verbracht, Jahre, die siebenfach zählen. So ist er, umgerechnet, fast hundert Jahre alt geworden. Sein Tod kann eine natürliche Ursache haben …“
„Aber was sagen Sie da! Er war doch erst fünfzehn!“, schluchzt Frau Lornsen.
Kugelblitz hat die ganze Szene, die sich da vor ihm abspielt, mit Staunen verfolgt. Er weiß nicht so recht, was er davon halten soll.
Aber bei den letzten Worten seines Freundes dämmert es ihm plötzlich, dass hier kein Fall für die Mordkommission vorliegt. Der fünfzehnjährige Lebensgefährte der netten alten Dame ist vermutlich tatsächlich an Altersschwäche gestorben, und die ganze Mordgeschichte erscheint ihm plötzlich in einem anderen Licht …
Frage an alle Detektive mit Spürnase:
Wer ist der Tote?
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