Mami Staffel 5 – Familienroman. Eva-Marie Horn

Mami Staffel 5 – Familienroman - Eva-Marie Horn


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Menschen nahm er Corinna in die Arme und küßte sie. Nun wußte sie, wie gut er das konnte.

      *

      Ein Vierteljahr später war es dann soweit. Corinna hatte ihre Prüfungen abgelegt und konnte sich nun stolz Apothekerin nennen. Aber das war ihr gar nicht mehr so wichtig wie die Aussicht auf die wunderschöne Zukunft, die sie an Felix’ Seite haben würde.

      Sie wollten in dem Haus in Schleswig-Holstein leben und noch so lange reisen, bis Sarah zur Schule kam. Felix’ Reisebücher kamen hervorragend an. Er hatte bereits neue Aufträge für die skandinavischen Länder und Österreich. Unter Umständen kam sogar noch Übersee dazu. Sarah hatte ihre Reisetüchtigkeit ja schon auf der Fahrt nach Berlin bewiesen, wie er lachend behauptete.

      Die Hochzeit wurde natürlich in einem viel kleineren Rahmen gefeiert, gleichzeitg sollte Sarah getauft werden. Natürlich nahmen auch Julia und Sven teil. Melanie war schrecklich aufgeregt, weil sie nun endlich offiziell Patentante wurde. Sie nahm ihre Aufgabe sehr ernst und hatte sich genau informiert, was eine Patentante für Rechte und Pflichten hatte.

      Corinna hatte nicht vergessen, was Melanie alles für sie getan hatte. Deshalb nahm sie sich das Recht heraus, ebenfalls in Melanies Schicksal einzugreifen. Heim-lich hatte sie mit Jürgen Kunert gesprochen, der ihr gestand, daß er Melanie schon lange bewunderte, sich aber nie getraut hatte, sie anzusprechen, weil sie immer so kühl gewesen sei. Er würde an der Hochzeit teilnehmen, denn als Kirchenchor-Mitglied war das ganz einfach zu machen.

      Und dann stand sie mit Felix vor dem Altar. Im Hintergrund brabbelte Sarah vor sich hin. Sie konnte jetzt schon so etwas wie »Mama« sagen und übte es gerade in diesem feierlichen Moment voll Hingabe. Einige Gäste in der kleinen Kirche kicherten, und auch Felix mußte ein Lachen unterdrücken. Corinna war viel zu aufgeregt, um es zu hören. Sie wußte, daß sie jetzt am Ziel ihrer Wünsche war. Sie liebte Felix sehr, und er verhielt sich ihr gegenüber so wundervoll, daß sie keinen Zweifel haben mußte, den Mann fürs Leben gefunden zu haben.

      Die Taufe schloß sich der Hochzeit an. Melanie in ihrem hellen Kostüm hielt Sarah auf dem Arm über das Taufbecken. Sarah trug ein langes weißes Spitzenkleid und verhielt sich jetzt ruhig. Erst als ihr das Weihwasser über den Kopf geträufelt wurde, stieß sie einen empörten Schrei aus und verhinderte damit, daß sich allzuviel Rührung breitmachte. Sie hörte nämlich gar nicht mehr auf zu schreien.

      »So soll es sein. Sie muß sich beizeiten wehren, wenn man etwas tut, was sie nicht will«, flüsterte Felix vergnügt.

      »Felix…«

      »Ist doch wahr. Ich habe das auch immer gemacht. Da kommt sie ganz nach mir.«

      Corinna lächelte. Felix hatte keineswegs vergessen, daß er nicht der leibliche Vater war, aber er war sicher, daß er einen hervorragenden »sozialen« Vater, wie es so bürokratisch hieß, abgeben würde. Auch da war Corinna seiner Meinung. Sie schaute zu den Gästen hinüber. Bernd war nicht unter ihnen. Er hatte sich strikt geweigert, teilzunehmen, obwohl Corinna ihn persönlich zur Taufe eingeladen hatte. In Verbindung mit der Hochzeit wollte er davon nichts wissen. Es war sein Problem.

      Nachdem sie dann vor der Kirche standen, zupfte Melanie Corinna am Arm. Corinna trug ein langärmliges Kleid aus schwerer Seide mit einem tulpenförmigen Rock. Es war ein kalter, sonniger Herbsttag.

      »Sag mal, was macht denn Jürgen Kunert hier?«

      »Wieso? Hast du nicht selbst gesagt, wenn Felix und ich ein Paar werden, würdest du deinen Widerstand aufgeben?«

      »Hast du ihn eingeladen?«

      »Ja, natürlich. Ich kann das auch, nicht nur du…«

      »Und ich habe mir den Kopf zerbrochen, wie ich ihn dazu bewegen könnte! Mir war leider nichts eingefallen«, gestand Melanie und wurde rot.

      Felix beugte sich zu ihnen.

      »Dann hätten wir aber mit dem Brautstrauß ein bißchen üben sollen. Ich weiß nicht, ob Corinna es hinbekommt, ihn in deine Richtung zu werfen…«

      Corinna sah ihn an und lachte.

      »Du hast mit Julia geübt?«

      »Na, was meinst du denn, warum ich keine Zeit hatte, dich zu besuchen? Julia ist gnadenlos unbegabt, schon als Kind immer gewesen. Sie hätte normalerweise nicht einmal mit einem Medizinball getroffen, wenn ich nicht so unerbittlich gewesen wäre!«

      Sie mußten so lachen, daß der Fotograf sich verzweifelt die Haare raufte. Die Hochzeitsbilder würden alle verwackelt sein.

Für mich wärst du ein Supervater

      Udo Braun kam mit einem riesigen Strauß roter Rosen und einer Flasche Champagner. Er trug einen weißen Anzug mit passendem

      dunklen Hemd und wirkte darin richtig elegant.

      Selbst Gudrun Eschenbach, die ihn seit Jahren kannte und wußte, welchen Wert er auf gutes Aussehen legte, war überrascht.

      »Hallo, so förmlich?« fragte sie amüsiert. Als sie ihren Geschäftsführer am Vormittag auf ein Glas Wein eingeladen hatte, dachte sie nur an eine zwanglose Unterhaltung.

      »Das hat seinen Grund«, versicherte Udo lächelnd. Mit großzügiger Geste überreichte er Gudrun den Strauß. »Für die schönste Frau, der ich je begegnet bin«, meinte er charmant. Dabei versuchte er, seiner Chefin in die Augen zu sehen, doch sie wich seinem Blick aus.

      »Du übertreibst«, murmelte sie und roch an den fast noch geschlossenen Blütenknospen. Sie dufteten nicht, aber sie waren zweifellos von der teuersten Sorte.

      »Nein, ich sage die Wahrheit. Aber du bist viel zu bescheiden. Eine Frau, schön, intelligent und vermögend wie du…« Udos dunk-le Augen strahlten Gudrun an.

      Wenn sie etwas an Udo nicht mochte, dann waren es seine übertriebenen Schmeicheleien. Deshalb wandte sie sich ab, um die Blumen zu versorgen. »Geh’ schon hinüber. Ich komme gleich«, sagte sie lebhafter, als dies sonst ihre Art war.

      Das selbstsichere Lächeln verschwand aus Udos markantem Gesicht. Enttäuscht strich er sich

      die dauergewellten dunkelblonden Haare zurück und fuhr mit dem Finger über das gepflegte Oberlippenbärtchen, das ihm Ähnlichkeit mit einem bekannten Filmschauspieler gab. »Bekomme ich denn keinen Kuß?« erkundigte er sich mit leichtem Vorwurf in der Stimme.

      »Doch, selbstverständlich.«

      Gudrun holte das Versäumte nach und küßte Udo auf den Mund. Schon seit mehr als einem Jahr unterhielt sie zu ihrem Geschäftsführer ein lockeres Verhältnis. Sie verbrachten häufig die Freizeit miteinander, doch die große Liebe war es nicht. Nachdem Gudrun von ihrem Ehemann schwer enttäuscht worden war, glaubte sie ohnehin nicht mehr an solche Gefühle.

      Udo nützte die Gelegenheit und hielt die zierliche junge Frau fest. »Ich habe es zwar schon oft gesagt, möchte es aber wiederholen: Ich liebe dich, Gudrun.«

      Das war eine Aussage, der die junge Unternehmerin nur schwer glauben konnte. Sie war der Ansicht, daß Udo mehr ihr Vermögen liebte, daß es sein Wunsch war, Chef der Eschenbach-Werke zu werden.

      Durch eine rasche Drehung befreite sie sich aus Udos Armen und tat, als hätte sie seine Aussage gar nicht gehört.

      Es war nicht das erste Mal, daß Gudrun den Annäherungsversuchen ihres Geschäftsführers auf diese Weise auswich. Das gedachte er heute abzustellen. Deshalb der üppige Blumenstrauß und die Flasche Champagner, deshalb auch die festliche Kleidung. Udo vertraute auf sein gutes Aussehen und seine männliche Ausstrahlung. Mit seinen 45 Jahren hatte er eine reichhaltige Erfahrung bei den Damen, was bestimmt sehr hilfreich war.

      Im großen Wohnraum, der noch mit den schönen alten Möbeln von Gudruns Eltern ausgestattet war, nahm Udo zwei Gläser aus dem Schrank und öffnete die Flasche.

      Er


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