Die Reise in die Rocky Mountains. John Charles Frémont

Die Reise in die Rocky Mountains - John Charles Frémont


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18. Juli traf die schon angekündigte Einwohnerschaft eines Dorfes ein. Es waren größtenteils Greise, Frauen und Kinder, die hier ihre junge Mannschaft zurückerwarten wollten, die wir früher als die Verfolger der Auswanderer erwähnten. Sie führten eine ansehnliche Menge Pferde und große Scharen von Hunden mit sich. Nahe dem Fort schlugen sie ihre Hütten auf, und unser Lager war vom Morgen bis in die Nacht mit Indianern angefüllt. Mein Zelt war der einzige Ort, zu dem sie sich nicht wagten, dahin kamen nur die Häuptlinge, und gewöhnlich blieb einer von ihnen zurück, um die Frauen und Kinder wegzujagen. Die zahlreichen seltsamen Instrumente, die zu noch seltsamerem Gebrauch verwendet wurden, erregten ihre große Bewunderung, und mit besonderer Ehrfurcht blickten sie auf die, durch welche ich mich »mit der Sonne und den Sternen unterhielt«, als geheimnisvolle Gegenständen der »großen Heilkunst«. – Am Abend des 19. ließ ich meine Mannschaft zusammenkommen und erklärte ihr, dass alle Anstalten zur Weiterreise getroffen seien. Wer zu feige sei, mir weiter zu folgen, solle hervortreten und seinen Abschied erhalten. Zu ihrer Ehre sei gesagt, dass nur einer hervorzutreten wagte, den ich auch entließ. Doch hielt ich es für meine Pflicht, in Betracht der bevorstehenden Gefahren unsere beiden jungen Begleiter, Brant und Benton, wenn auch wider ihren Wunsch, hier zurückzulassen.

      Alles war am 23. zum Aufbruch bereit, und wir gingen nur noch einmal hinauf in das Fort, um dort den Abschiedstrank zu nehmen. Während wir in einem der kleinen, kühlen Zimmer heiter beisammensaßen, erschienen an der Tür eine Anzahl Häuptlinge, meist kräftige, gut aussehende Männer, und drangen, ohne dass es die Wache hindern konnte, zu uns ein. Sie überreichten mir einen Brief und setzten sich dann schweigend nieder. In ihm benachrichtigte mich Bissonette, die Häuptlinge ließen nach einer Beratung mich warnen, nicht abzureisen vor der Rückkehr ihrer jungen Krieger, die in sieben bis acht Tagen hier anlangen würden. Dieselben würden sonst sicherlich, sobald sie mit uns zusammenträfen, auf uns feuern. Die Häuptlinge seien selbst die Überbringer dieser Zeilen, unter ihnen »Otterhut«, »Pfeilbrecher«, »Schwarze Nacht«, »Ochsenschwanz«. Als ich den Brief gelesen hatte, erhob sich einer der Indianer, schüttelte mir die Hand und sprach, wie folgt: »Ihr seid zu uns zu einer bösen Zeit gekommen. Etliche von unserem Volk sind getötet worden, und unsere jungen Männer, die zu den Bergen gegangen sind, begehren zu rächen das Blut ihrer Verwandten, das von den Weißen vergossen worden ist. Unsere jungen Männer sind böse, und wenn sie auf euch treffen, so werden sie meinen, dass ihr Gut und Kriegsvorrat zu ihren Feinden bringt, und werden auf euch schießen. Ihr habt uns gesagt, dass das zum Krieg führt. Wir wissen, dass unser Großer Vater (oder Präsident der Vereinigten Staaten) viele Krieger und große Feuerwaffen hat, und wir sind besorgt um die Erhaltung unseres Lebens. Wir lieben die Weißen und verlangen nach Frieden. Des allen eingedenk, haben wir beschlossen, euch hierzubehalten, bis unsere Krieger zurückkehren. Wir sehen euch gern unter uns. Unser Vater ist reich, und wir erwarteten, dass ihr uns Geschenke mitbrächtet – Pferde, Flinten und Decken. Doch wir sehen euch gern. Wir sehen auf eure Ankunft als auf das Licht, das der Sonne vorhergeht; denn ihr werdet unserem Großen Vater sagen, dass ihr uns gesehen habt und dass wir nackend und arm sind und nichts zu essen haben; und er wird uns alle diese Dinge schicken.« In ähnlicher Weise sprachen auch die anderen.

      Die Bemerkungen des Wilden schienen vernünftig; aber ich wurde gewahr, dass sie dabei nur im Auge hatten, mich für den Augenblick vom tieferen Eindringen in das Land abzuhalten. Ich forderte sie daher auf, zwei oder drei aus ihrer Mitte auszuwählen, um uns zu begleiten, bis wir mit ihrem Volk zusammenträfen. Sie sollten ihre Decken in meinem Zelt ausbreiten und an meinem Tisch essen, und bei unserer Rückkehr wollte ich ihnen Geschenke geben als Lohn für ihre Dienste. Sie lehnten es ab, indem sie sagten, sie seien zu alt, um so viele Tage zu Pferde zu reisen, und zögen es nun vor, ihre Pfeife in der Hütte zu rauchen und die Krieger gehen zu lassen auf dem Kriegspfad. Zudem hätten sie keine Macht über die jungen Männer und wagten nicht, sich ihnen zu widersetzen. – Ich erwiderte: »Ihr sagt, ihr liebt die Weißen, warum habt ihr so viele im Frühling getötet? Ihr sagt, ihr liebt die Weißen, und doch wollt ihr nicht einmal ein paar Tage mit uns reiten, um unser Leben zu erhalten? Wir glauben euren Worten nicht und achten nicht auf eure Rede. Was auch bei uns ein Häuptling seinen Kriegern zu tun gebietet, das geschieht. Wir sind die Krieger des Großen Häuptlings, eures Vaters. Er hat uns geboten, hierher zu kommen und zu sehen dies Land und alle Indianer, seine Kinder. Warum sollten wir nicht gehen? Ehe wir kamen, hörten wir, dass ihr aufgehört hättet, seine Kinder zu sein, aber wir kamen zu euch friedfertig und reichten euch unsere Hand. Jetzt finden wir, dass, was man uns erzählte, keine Lügen waren und dass ihr nicht länger seine Freunde und Kinder seid. Wir haben unser Leben daran gesetzt, und kehren nicht um. Da ihr uns sagtet, eure jungen Männer würden uns töten, wusstet ihr nicht, dass unsere Herzen stark sind, und saht nicht die Flinten, die meine jungen Männer in den Händen führen. Wir sind wenige, und ihr seid viele und könnt uns alle töten; aber viel Klagegeschrei wird man hören in euren Dörfern, denn mancher eurer jungen Männer wird zurückbleiben und die Rückkehr vom Gebirge mit euren Kriegern vergessen. Meint ihr, dass unser Großer Häuptling seine Krieger wird sterben lassen und vergessen, ihre Gräber zuzuschütten? Ehe der Schnee wiederum schmilzt, werden vor seinen Kriegern eure Dörfer verschwinden, wie im Herbst vor dem Feuer das Gras der Prärie. Seht, ich habe meine ›weißen Häuser‹ niedergerissen und meine Leute sind bereit; wenn die Sonne zehn Schritte höher ist, ziehen wir weiter! Wenn ihr uns etwas zu sagen habt, so sagt es bald.« Ich brach die Unterredung ab, weil ich sah, dass nichts weiter auszurichten war. Begleitet von unseren freundlichen Wirten kehrten wir zu unserem Lager zurück. Wir saßen schon zu Pferde und hatten Abschied genommen, als einer der Häuptlinge (»Ochsenschwanz«) mir die Nachricht hinterbrachte, dass sie beschlossen hätten, einen jungen Mann mit uns zu senden, der bei unserem Abendlager zu uns stoßen sollte. »Der junge Mann ist arm«, sagte er, »er hat kein Pferd und erwartet, dass ihr ihm eins gebt.« Ich bezeichnete ihm den Lagerplatz, wir reichten uns zum Abschied die Hände, und nach wenigen Minuten verschwand die letzte Wohnung der Weißen uns aus dem Gesicht.

      Unser Weg führte uns über eine Hochebene zwischen dem Nordarm des Platte zu unserer Rechten und dem Laramie-Fluss zur Linken. Nach 10 Meilen folgten wir dem trockenen, zum Teil von hohen Felsen überschatteten Bett eines Flüsschens, das weiterhin durch eine geräuschvoll aus steinkohlenhaltigem Kalkstein hervorsprudelnde Quelle einiges Wasser erhält, bis zu dessen Einfluss in den Platte. Hier lagerten wir für heute. Da uns unsere Zelte gegen Wind und Wetter nicht genug Schutz gewährten, so hatte ich mir von den Indianern eine Hütte verschafft. Sie besteht aus Fellen, die von Stangen getragen werden, hat die Gestalt eines Kegels und gegen 18 Fuß im Durchmesser und 20 Fuß Höhe. Mit einem Feuer in der Mitte bietet sie bei schlechtem Wetter eine trockene und warme Zufluchtsstätte dar. Ein eigentümlicher Vorzug ist auch, dass man in ihr nicht von den Moskitos geplagt wird. Als wir eben damit beschäftigt waren, die Hütte aufzuschlagen, stieß unser Dolmetscher Bissonette in Begleitung des Indianers und seiner Frau zu uns. Sie lachten über unsere Ungeschicklichkeit und halfen uns, die Arbeit schnell zu beenden. – Von hier hatten wir eine schöne Aussicht auf die enge Felsenschlucht, durch welche der Platte aus den Schwarzen Bergen hervortritt, indem er sich plötzlich von einem Gebirgsstrom in einen Fluss der Ebenen verwandelt.

      Am anderen Morgen machte ich einen Ausflug nach der malerischen Schlucht. Der Fluss hat dort eine Breite von 200 bis 300 Fuß und eilt schnellen Laufes, zuweilen durch Stromschnellen unterbrochen, klar und durchsichtig dahin. Auf beiden Seiten erhoben sich rote, senkrechte und manchmal überhängende Felsen von 200 und 400 Fuß Höhe, deren grüne Gipfel hier und da eine Fichte trugen. Auch zwischen dem Geröll an ihrem Fuß zeigten sich Nadelholz und die Virginische Kirsche. Von der Morgensonne beleuchtet bildete das Ganze in der malerischen Zusammenstellung seiner Teile und dem lebendigen Wechsel der Farben eine höchst anziehende Landschaft. Der Fels besteht oben aus Lagern von festem Ton mit eingesprengten Kieseln und unten aus festem rotem Sandstein. Dicht vor der Schlucht, am linken Ufer des Flusses befindet sich eine kleine, aber anmutige Prärie, und diese Stelle würde sich trefflich zu einem militärischen Posten eignen. Er würde den Weg nach dem Oregon-Gebiet durch das Tal des Süßwasserflusses und den Südpass des Felsengebirges fortwährend offen erhalten und solche feindseligen Verbindungen verhindern, wie sie jetzt die Dickbäuche, die Sioux- und Cheyenne-Indianer wider uns geschlossen haben.

      Nachdem ich der entschiedenen Forderung des Indianers, ihm ein Pferd zu geben, notgedrungen entsprochen


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