Dr. Norden Staffel 3 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Dr. Norden Staffel 3 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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Dr. Norden, wie geht es Papa?«, stellte sie die alles entscheidende Frage.

      »Ihr Vater hat wahrscheinlich eine Hirnblutung erlitten.«

      Auch Charlotte hörte diese Worte.

      »Eine Hirnblutung?«, wiederholte sie ängstlich.

      Jenny nickte.

      »Wenn sich der Verdacht bestätigt, müssen wir sofort operieren«, übernahm Jenny Behnisch das Wort. »Leidet Ihr Mann unter Allergien oder Bluthochdruck? Nimmt er irgendwelche Medikamente oder ist er zuckerkrank?«

      »Nein, nichts dergleichen.« Charlotte schüttelte den Kopf. »Bis jetzt war Bernhard immer kerngesund.«

      Wenigstens das war eine gute Nachricht.

      »Gut.« Jenny Behnisch gab Daniel ein Zeichen, ihr zu folgen. »Wir halten Sie auf dem Laufenden.« Schon wollte sie sich abwenden, als Charlotte sie mit einer Frage zurückhielt.

      »Muss das denn sein? Ich meine, eine Operation?«

      Daniel und Jenny tauschten vielsagende Blicke.

      »Unserer Ansicht nach ist die Blutung zu groß, als dass sie von selbst weggehen könnte. Wenn wir abwarten, riskieren wir bleibende Schäden.«

      »Aber bei einer Operation kann doch auch was passieren«, wehrte sich die besorgte Ehefrau mit aller Macht gegen den drohenden Eingriff, als sie spürte, wie sich eine Hand auf ihren Arm legte.

      »Mama, natürlich wird Papa operiert«, klang die leise, aber entschiedene Stimme ihrer Tochter an ihr Ohr. Gleichzeitig sah Teresa die beiden Ärzte an und nickte.

      Da die Zeit drängte, lag es Jenny am Herzen, die Diskussion zu beenden.

      »Wir halten Sie auf dem Laufenden!«, erklärte sie und wandte sich endgültig ab.

      Dr. Norden folgte ihr, nachdem er Charlotte noch einmal Mut zugesprochen hatte.

      Dann eilten die beiden Ärzte davon, und Mutter und Tochter blieben allein auf dem Flur zurück, die Herzen voller Angst, aber dennoch unfähig, wenigstens für den Moment Frieden mit der Vergangenheit zu schließen.

      *

      Die Nacht in der Klinik zog sich in die Länge, und es war schon spät, als das Ehepaar Norden endlich nach Hause kam. Glücklicherweise war der nächste Tag ein Samstag, sodass Fee und Daniel ausschlafen konnten. Auch die anderen Bewohner des Hauses Norden nutzten die günstige Gelegenheit, um so lange wie möglich im Bett zu bleiben.

      Nur Anneka geisterte seit dem frühen Morgen durchs Haus. Heute war der große Tag: Endlich würde sie ihren Freund Leon wiedersehen! Sie war aufgeregt wie ein kleines Kind vor Weihnachten und hatte in der Nacht kaum ein Auge zugetan.

      Um die Spuren der Übernächtigung zu tilgen, war sie schon eine Runde joggen gegangen, hatte geduscht und sich drei Mal geschminkt und wieder abgeschminkt. Erst beim vierten Versuch war sie mit dem Ergebnis zufrieden und ging in ihr Zimmer, um das neu erstandene Shirt anzuziehen. Skeptisch drehte sie sich vor dem Spiegel am Schrank hin und her.

      »O Mann, wenn ich nur wüsste, ob Leon das gefällt«, seufzte sie. Je länger sie über diese Frage nachdachte, desto unsicherer wurde sie. »Vielleicht ist das doch viel zu gewagt, und er hält mich für aufdringlich.« Ohne ihr Spiegelbild aus den Augen zu lassen, strich Anneka mit den Fingern über den zarten Spitzeneinsatz des Shirts. Dann gab sie sich einen Ruck und wandte sich ab. »Schluss damit! Wenn ich noch lange überlege, ziehe ich mich aus und leg mich wieder ins Bett«, schalt sie sich selbst und setzte sich an den Schreibtisch, um die letzte Stunde Wartezeit bis zu Leons Rückkehr mit Lernen zu überbrücken.

      Der Plan misslang gründlich, und als Anneka sich endlich gegen elf Uhr auf den Weg in das Café machte, in dem sie sich verabredet hatten, hatte sie gerade mal eine Seite im Geschichtsbuch gelesen.

      Pünktlich auf die Minute betrat sie das Café. Wie ein aufgeregter kleiner Vogel flatterte ihr Herz in ihrer Brust. Doch so gründlich sich Anneka auch umsah, so wenig konnte sie Leon entdecken.

      »Na ja, ich bin ja auch ein bisschen zu früh dran«, murmelte sie.

      Obwohl sie ein pünktlicher Mensch war und ihr diese Eigenschaft auch bei anderen Menschen wichtig war, mahnte sie sich zur Geduld. Sie wählte einen Tisch am Fenster des Cafés, damit sie Leon sofort sehen konnte. Um die Zeit zu überbrücken, bestellte sie Milchkaffee. Essen konnte sie nichts. Dazu war sie viel zu aufgeregt. Während Anneka an ihrem Kaffee nippte, starrte sie wie paralysiert nach draußen auf die Menschen, die durch die Fußgängerzone liefen. Manche hatten es eilig, andere schlenderten gemütlich zu zweit oder in kleinen Gruppen über das Pflaster. Doch so sehr sie auch Ausschau hielt, so wenig war etwas von Leon zu sehen.

      »Sein Handy hat er ausgeschaltet!«, stellte sie mit einem ratlosen Blick auf ihr Mobiltelefon fest.

      Seit fast einer Stunde saß Anneka im Café und wartete vergeblich auf ihren Freund. In dem Augenblick, als sie zutiefst enttäuscht die Geldbörse zückte, um das Getränk zu bezahlen und dann zu gehen, bemerkte sie aus den Augenwinkeln eine Gestalt.

      »Anneka, wie gut, dass du noch da bist«, keuchte Leon Matthes atemlos, als er an den Tischt trat.

      Doch ihre Aufregung war inzwischen einer gesunden Wut gewichen, und sie sah ihn von unten herauf strafend an.

      »Wir waren um elf Uhr verabredet«, erinnerte sie ihn erbarmungslos und drehte den Kopf weg, als er sich über sie beugen und sie auf den Mund küssen wollte. »Jetzt ist es fast halb eins. Darf ich erfahren, wo du jetzt herkommst?«

      Trotz seiner Verspätung hatte der erfolgsverwöhnte Leon nicht mit diese Begrüßung gerechnet. Verstimmt ließ er sich auf den freien Stuhl auf der anderen Seite des Tisches fallen.

      »Tut mir leid, aber ich konnte nicht früher kommen«, erklärte er sichtlich beleidigt.

      »Schon mal was davon gehört, Bescheid zu sagen? Oder wenigstens eine Nachricht zu schicken?«

      »Mein Akku vom Handy ist leer«, rechtfertigte sich Leon schnell. »Ich hatte keine Gelegenheit, ihn irgendwo aufzuladen.« Seine Tonfall war so ernst, fast dramatisch, dass Anneka ihm einen fragenden Blick schickte.

      Empathisch, wie sie war, verflog ihr Ärger fast sofort und machte einer vagen Sorge Platz.

      »Was war denn los?«, erkundigte sie sich.

      Leon zögerte und wich Annekas Blick aus.

      »Du weißt doch, dass ich mit meinem neuen Trainer gesprochen habe.«

      »Du hast sowas erwähnt.« Vergessen war das hübsche Shirt, das ihr so gut zu Gesicht stand. Und auch Leon hatte es nicht bemerkt.

      »Ja, genau.« Um seinen nervösen Händen etwas zu tun zu geben, griff er nach einem der Zahnstocher, die verpackt in einem Halter auf dem Tisch standen. »Nachdem ich grünes Licht von Dr. Hofmann von der Rehaklinik bekommen habe, soll ich nächste Woche mit nach Australien fliegen.« Leon wusste genau, dass Anneka entsetzt sein würde. Deshalb fügte er gleich hinzu: »Nach dem Bandscheibenvorfall ist das eine Wahnsinnschance für ein Comeback. Die Leute werden sehen, dass ich wieder da bin. Sie werden sich an mich erinnern. Und wenn es mir gelingt, mich auf einen der vorderen Plätze zu spielen, wäre das natürlich genial.« Für ihn selbst klangen seine Worte mehr als verführerisch und Leons Augen leuchteten, als er den Kopf hob und Anneka ansah.

      »Ist das nicht toll?«, fragte er aufgeregt. Er ahnte nicht, dass sich augenblicklich der Kummer bleischwer auf ihre Seele gelegt hatte.

      »Super!«, antwortete sie matt. Einen Moment musste Anneka daran denken, wie schön sie sich das Wiedersehen mit ihrem Freund ausgemalt hatte. Nach dem Cafébesuch hatte sie Hand in Hand mit ihm durch die Fußgängerzone schlendern und Pläne schmieden wollen. Doch dieser Traum zerplatzte in diesem Augenblick wie eine schillernde Seifenblase. »Nächste Woche schon?«, fragte sie der Form halber nach. Es fiel ihr schwer, die Begeisterung ihres Freundes zu teilen.

      Endlich schien Leon zu bemerken, dass etwas ganz und gar nicht stimmte mit Anneka. Er beugte sich


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