Dr. Norden Staffel 3 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Dr. Norden Staffel 3 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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      »Ja, da hast du doch keine Sprechstunde, und ich dachte, wir können zusammen mal in die Tennishalle fahren.«

      Daniel begrüßte seine Töchter Anneka und Dési und seinen Sohn Felix, die alle drei schon hungrig am Tisch saßen. Bevor Daniel Gelegenheit hatte, über Jans Bitte nachzudenken, sah ihn Anneka fragend an.

      »Kommen Danny und Tatjana heute nicht?« Sie liebte die Freundin ihres Bruders abgöttisch und genoss die gemeinsame Zeit am Abendbrottisch jedes Mal aufs Neue.

      »Danny ist bei der Physiotherapie«, beantwortete Daniel die Frage und setzte sich auf seinen Platz.

      »Was fehlt ihm denn?«, erkundigte sich Fee sofort besorgt, und Daniel berichtete von der misslungenen Hebefigur. »Beim ›Schwan‹ hat er sich die Schulter verrissen.«

      »Das sah dann wohl eher aus wie der ›sterbende Schwan‹«, konnte sich Felix einen frechen Kommentar nicht verkneifen und sonnte sich in dem belustigten Gelächter seiner Geschwister. Nur Janni stimmte nicht mit ein. Er hielt Lenni den Teller hin, damit sie Gemüseeintopf hinein füllen konnte, und wackelte aufgeregt mit den Beinen.

      »Was ist denn jetzt mit Morgen Nachmittag, Dad?«, erinnerte er seinen Vater ungeduldig daran, dass er ihm noch eine Antwort schuldig war.

      »Wieso willst du denn plötzlich in die Tennishalle?«, stellte Daniel eine berechtigte Frage und tauchte den Löffel in den dampfenden Eintopf. »Du spielst doch gar nicht Tennis.«

      »Ich möcht’s mir aber mal anschauen. Ein paar aus meiner Klasse sind im Verein und haben mich gefragt, ob ich nicht auch mitmachen will.«

      »Lass lieber die Finger von so einem Sport«, mischte sich Felix vorlaut in das Gespräch zwischen Sohn und Vater ein. »Du siehst ja, was dabei rauskommt.« Mit gewichtiger Miene deutete er auf seinen Oberschenkel. »Ich hab mir bei dem dämlichen Hallenfußball den Muskel gezerrt.«

      »Da kann der Fußball aber mit Sicherheit nichts dafür«, konnte sich Anneka einen anzüglichen Kommentar nicht verkneifen.

      Felix schnitt ihr eine Grimasse.

      »Und was ist mit Danny? Der hat sich ja schließlich auch verletzt.«

      »Wenn ihr euch richtig aufwärmen würdet, wäre das sicher nicht passiert«, gab Dési ihrer Schwester Schützenhilfe. »Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie wichtig es ist, sich vorher richtig zu dehnen und warm zu machen. Selbst, wenn man ›nur‹ tanzt«, beugte sie einem nächsten, hämischen Kommentar von Felix vorsorglich vor.

      Fee, die das Gespräch aufmerksam verfolgt hatte, nickte zustimmend.

      »Ich finde, Dési und Anneka haben recht. Wenn man Sport vernünftig und in Maßen betreibt, ist er sehr gesund«, ergriff sie schließlich das Wort und sah ihren Mann aufmerksam an. »Schließlich seid ihr in der Praxis doch selbst mal eine Weile zum Joggen gegangen.« Ihr prüfender Blick wanderte hinunter zu Daniels Mitte. »Das würde dir im Übrigen auch mal wieder nicht schaden.«

      Sofort fühlte sich Daniel ertappt und zog den nicht vorhandenen Bauch ein.

      »Aber warum muss es ausgerechnet Tennis sein?«, wandte er sich schnell an Jan, damit er nicht auf die Bemerkung seiner Frau eingehen musste. »Warum gehst du nicht mit deiner Mutter ins Fitnessstudio? Oder mit Dési zum Tanzen?«

      Genervt verdrehte Janni die Augen.

      »O Mann, Dad, das ist doch voll uncool«, gab er gedehnt zurück. »Ich hab ja auch noch gar nicht gesagt, dass ich spielen will. Ich will es mir erst mal anschauen.«

      Inzwischen hatte Daniel Norden seinen Teller geleert und legte den Löffel satt und zufrieden zur Seite.

      »Na schön, dann fahren wir eben morgen in die Tennishalle«, gab er dem Wunsch seines Sohnes nach.

      Am liebsten wäre Janni seinem Vater vor Freude um den Hals gefallen. Da sich das aber in seinem Alter nicht mehr geziemte, begnügte er sich mit einem anerkennenden Nicken.

      »Echt cool von dir! Danke, Dad!«

      »Nehmt aber lieber vorsichtshalber mal den Verbandskasten mit!«, bemerkte Felix grinsend und duckte sich, als sein Bruder seine Serviette zerknüllte und nach ihm werfen wollte.

      Im letzten Augenblick konnte Fee ihren Jüngsten daran hindern.

      »Halt«, sprach sie ein Machtwort, als es an der Tür klingelte.

      Sofort war Anneka auf den Beinen.

      »Das sind bestimmt Tatjana und Danny«, rief sie freudig und lief aus dem Zimmer.

      »Super. Dann bekommen wir die Geschichte vom sterbenden Schwan ja gleich aus erster Hand geliefert«, feixte Felix belustigt, als das große Hallo Annekas Vermutung bestätigte und gleich darauf Danny und Tatjana hereinkamen, um die muntere Gesellschaft mit ihrer Anwesenheit zu bereichern.

      *

      »Komm, setzen wir uns hierher!« Eine Weile waren Janni und sein Vater in der großen Tennishalle herumgeschlendert, waren mal hier am Spielfeldrand stehen geblieben und hatten mal dort zugesehen, bis sich Janni schließlich dazu entschlossen hatten, auf einer kleinen Tribüne Platz zu nehmen. Von dort hatte man einen guten Überblick über die angrenzenden Spielfelder. Daniel war damit einverstanden und machte es sich auf dem harten Sitz so gemütlich wie möglich. Schon bald wurde die Aufmerksamkeit von Vater und Sohn gefangen genommen.

      »Das darf doch wohl nicht wahr sein! Wann kapierst du eigentlich, wie ein Hechtvolley funktioniert?«, schrie der Trainer Toni Kroith seinen Schützling, einen etwa siebzehnjährigen jungen Mann, wütend an. »Mach das nochmal! Aber sofort!«

      Seufzend bückte sich Leon Matthes nach zwei Bällen und kehrte zur Außenlinie zurück.

      Janni sah ihm mit angehaltenem Atem zu.

      »Glaubst du, er schafft es diesmal?«, flüsterte er seinem Vater zu.

      Daniel schüttelte den Kopf.

      »Das wäre ein Wunder. Der arme Kerl ist doch völlig verunsichert.«

      Wie gebannt starrte er auf den jungen Mann, der sich konzentrierte, ehe er die gelbe Filzkugel in die Luft warf. Der Aufschlag gelang, und der Ball wechselte ein paar Mal die Seiten. »Mal abgesehen davon, dass er aussiehst, als hätte er Schmerzen.«

      Der Trainer gab ein Zeichen, dass er nun den Hechtvolley erwartete. Leon lief los und streckte im Sprung den Schläger aus. Doch auch diesmal traf er nicht richtig, und wieder landete der Ball im Netz.

      »Es tut mir leid. Ich hab solche …«, wollte Leon zu einer Entschuldigung ansetzen, als Toni Kroith wütend dazwischenfuhr.

      »Komm schon, keine faulen Ausreden. Du hast wieder alles andere im Kopf. Nur nicht dein Training«, sagte er seinem Schützling auf den Kopf zu.

      »Das ist nicht wahr! Ich geb mein Bestes!«, versicherte Leon. Vergeblich.

      Toni schnaubte laut und verächtlich.

      »Dass ich nicht lache! Wenn das hier dein Bestes ist, möchte ich wissen, was du überhaupt in der neuen Mannschaft verloren hast. Die Zusage vom Club heißt noch lange nicht, dass du auch wirklich spielen wirst. Diese Entscheidung treffe ich.«

      Einen Moment lang stand Leon mit gesenktem Kopf auf dem Platz und haderte sichtlich mit sich.

      »Ich kann heute nicht«, sagte er dann so leise, dass Daniel und Janni ihn fast nicht verstanden.

      Doch sein Trainer hatte gut genug gehört. Schlagartig verzerrte sich sein Gesicht und lief krebsrot an.

      »Was willst du dann noch hier? Verschwinde! Du stiehlst mir nur meine kostbare Zeit!« Mit diesen harschen Worten wandte er sich ab und wollte vom Platz gehen, als Leon ihm kläglich nachrief:

      »Also gut, dann versuch ich es nocheinmal. Ich weiß, dass ich es kann«, flehte er Toni Kroith an. »Bitte geben Sie mir noch einen Versuch.«

      Eine gefühlte Ewigkeit lang stand der Trainer schweigend da und musterte seinen


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