Ausgewählte Werke von Selma Lagerlöf. Selma Lagerlöf
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Marianne eilte von Ekeby fort, um Hilfe zu schaffen. Sie konnte es nicht geschehen lassen, daß die Männer, die sie aus dem Schnee aufgenommen und ihr Haus und Herz geöffnet hatten, vertrieben werden sollten. Sie wollte nach Sjö hinabgehen, zu Major Samzelius. Sie mußte sich beeilen. Erst in einer Stunde konnte sie wieder zurück sein.
Als die Majorin von ihrem Heim Abschied genommen hatte, ging sie auf den Hofplatz hinaus, wo die Leute sie erwarteten, und der Kampf um den Kavalierflügel begann.
Die Majorin ließ alle die alten verfallenen Fuhrwerke herausziehen, auf denen die Kavaliere, jeder zu seiner Zeit, nach Ekeby gekommen waren.
Dann steckte sie eine Strohmiete in Brand und ließ die Leute Feuer rufen. Beim Schein der Flammen und dem Brandruf erwachten die Kavaliere, fuhren aus den Betten und stürzten hinaus.
In der Tür aber stehen der riesenhafte Schmied des Hofes und zwei handfeste Müllergesellen, und wie die Kavaliere so nacheinander herausgestürzt kommen, ergreifen sie sie, werfen sie um, binden sie, tragen sie hinaus und legen sie jeden in seinen Wagen oder Schlitten. Niemand entkam. Und dann geht die Majorin von dem einen zum andern und nimmt ihnen den Eidschwur ab, daß sie nicht wieder nach Ekeby zurückkehren wollen.
Aber während dies alles vor sich gegangen, ist die Zeit verstrichen, und Marianne hat Sjö erreicht. Der Major war ein Frühaufsteher, sie traf ihn im Hofe, wo er seinen Bären das Frühmahl gereicht hatte. Er machte nicht viele Worte, legte aber seinen Bären sofort Maulkörbe an, führte sie hinaus und eilte nach Ekeby.
Marianne folgte ihm. Sie war nahe daran, vor Erschöpfung umzusinken, da aber sah sie einen Feuerschein am Himmel, und eine namenlose Angst ergriff sie.
Was für eine Nacht war doch dies! Ein Mann schlägt seine Frau und läßt sein Kind vor seiner Tür erfrieren. Wollte nun eine Frau ihre Feinde einbrennen, und wollte der alte Major seine Bären auf seine eigenen Leute hetzen?
Sie überwand ihre Ermattung, eilte dem Major vorauf und kam zuerst nach Ekeby, wo die Majorin inmitten ihrer Leute vor den Gefährten der gebundenen Kavaliere stand. Atemlos rief sie: »Der Major! Der Major kommt mit den Bären.«
Es entstand eine große Bestürzung. Die Majorin aber wandte sich an ihre Leute und sagte: »Habt Dank für eure Hilfe, liebe Kinder. Niemand von euch wird für das Geschehene verantwortlich gemacht oder deswegen bestraft werden. Geht jetzt nach Hause, ich will meine Leute nicht ermorden sehen. Jetzt muß Gott Ekeby beschützen; ich gehe zu meiner Mutter. – Aber du«, wandte sie sich an Marianne, »ich weiß, daß du im Wahnsinn der Liebe gehandelt hast. Aber wenn du wieder zu dir gekommen bist, wenn Ekeby zugrunde gerichtet ist und die ganze Gegend im Elend daliegt, da denke an das, was du angerichtet hast, und sorge für die armen Menschen.«
Und dann ging sie, und die Leute gaben ihr das Geleite. Als der Major mit seinen Bären kam, fand er nur Marianne und die lange Reihe Fuhrwerke mit den gebundenen Kavalieren.
So blieben die Kavaliere Alleinherrscher auf Ekeby, denn noch war die Zeit nicht gekommen, wo Ekeby von ihnen genommen werden konnte. Sintram beschützte sie.
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