Liebe im Hochland. Barbara Cartland

Liebe im Hochland - Barbara Cartland


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an die Mütze getippt und war gegangen. Es herrschte Stille, bis der Schotte sagte: »Auf Wiedersehen, Partner! Ich werde mit Ihnen Kontakt aufnehmen, sobald ich von Rory höre. Sind Sie noch immer am selben Ort anzutreffen?«

      »Ja, es ist sehr angenehm dort. Ich werde da sein, bis Sie nach mir schicken.«

      »Gut! Ich hoffe, das wird in ein, zwei Tagen der Fall sein.«

      Isa nahm an, daß sich der Engländer in die entgegengesetzte Richtung entfernte wie Rory. Das war der Weg, den sie gekommen war.

      Dann herrschte Stille.

      Gerade wollte sie ihren Kopf heben und sich überzeugen, daß sich niemand mehr in der Höhle aufhielt, als sie ein schwaches Geräusch vernahm.

      Vielleicht hatte sich der Schotte an einem Felsen gestoßen. Es genügte ihr jedoch, um sich still und steif hinzulegen, den Kopf fest auf den Boden gepreßt.

      Zu schrecklich wäre es gewesen, wenn sie sich zu hastig bewegt und er dabei entdeckt hätte, daß Isa das Gespräch belauscht hatte.

      Sie war sicher, der Schotte würde sich auch ihrer entledigen, so wie er es offenbar ja auch mit dem Herzog zu tun beabsichtigte.

      Wenn er sie hier in der Höhle töten würde, wer würde sie hier schon finden?

      Eine andere Möglichkeit, die sich bot, war das Meer. Keiner würde sehen, wie sie ertränkt wurde.

      Nach einer ihr endlos erscheinenden Zeit hörte sie erleichtert, wie auch er die Höhle verließ.

      Sie konnte nicht widerstehen und hob den Kopf. Für einen kurzen Augenblick sah sie die Silhouette eines durchschnittlich gebauten Mannes, der sich im Sonnenlicht gegen die See abhob und dann in der gleichen Richtung wie Rory verschwand. Aus Angst, er könnte noch einmal zurückkommen, bewegte sie sich lange Zeit nicht vom Fleck.

      Dann kletterte sie langsam von dem flachen Felsen wieder hinunter. Ihre nackten Füße schmerzten, und sie war froh, als sie den weichen Sand unter ihren Fußsohlen spürte.

      Langsam einen Fuß vor den anderen setzend, bewegte sie sich auf den Ausgang der Höhle zu.

      Sie bemerkte die steigende Flut. Es dauerte jetzt nicht mehr lange, bevor die See die Höhle erreicht haben würde. Sie ging schnell nach Süden und betete im stillen, daß niemand beobachtete, woher sie kam.

      Ihre Angst war so groß, daß sie zu laufen begann. In der Ferne sah sie schon, wie sich der Umriß des Daches ihres Elternhauses vor dem Moor abhob.

      Ich werde es Papa erzählen, dachte sie.

      Als Kind war sie immer mit all ihren Problemen zu ihm gegangen.

      Doch dann zögerte sie.

      Ihr Vater war jetzt bei weitem nicht mehr so belastbar wie früher. Es wäre nicht richtig von ihr, ihn oder ihre Mutter mit diesem folgenschweren Problem zu belasten. Und im Übrigen, der Gedanke traf sie wie ein Blitz, stand vielleicht ihr Leben auf dem Spiel.

      Der Schotte war bereit, den Herzog zu töten, die wichtigste Person hier in der Gegend. Warum sollte er also zögern, sich nicht auch des Colonels, seiner Frau und deren Tochter zu entledigen?

      Sie waren völlig ohne Schutz. Die zwei dienstbaren Geister zählten nicht, denn sie waren selbst fast so alt wie Isas Eltern.

      Was auch immer geschieht, ich kann Papa nicht mit hineinziehen, nahm Isa sich vor.

      Das einzig Richtige, was sie tun konnte, war, den Herzog zu warnen.

      Doch der Gedanke an die eigene Vermessenheit ließ sie auflachen. Wie konnte sie, die so unbedeutend und ohne irgendeine Besonderheit war, sich dem Herzog von Strathnavern nähern?

      Er war das Oberhaupt des Clans und in diesem Teil der Welt ein König, der tun und lassen konnte, was er wollte.

      Das hatte man ihr schon seit ihrer Kindheit immer wieder erklärt.

      Sie hatte den Herzog erst einmal bei den alljährlich stattfindenden Burgfestspielen gesehen, kurz bevor sie in den Süden gegangen war.

      Die McNavern aus dem ganzen Umkreis kamen zu diesem Anlaß nach Schloß Strathnavern, um an den Hochland-Tänzen teilzunehmen oder dabei zuzuschauen, oder sie nahmen an den Wettbewerben im Baumstammwerfen, Laufen und Ringen teil. Am beliebtesten bei den Männern des Clans war jedoch das Tug-O’-War, das Tauziehen.

      Bei diesem Wettbewerb kämpften Ansiedlungen gegen Ansiedlungen, bis der Gewinner des Jahres gefunden war.

      Nach den Wettbewerben gab es ein großes Festmahl mit Wild und Fleisch von einem Ochsen, der auf der Burgwiese gegrillt wurde. Die Dudelsackpfeifer spielten ununterbrochen dazu, bis es für die Gäste Zeit war, nach Hause zu gehen.

      Vor drei Jahren hatte Isa mit ihrem Vater die Wettkämpfe besucht und gemeinsam mit ihm auf das Erscheinen des Herzogs gewartet. Das Oberhaupt des Clans zeigte sich am späten Nachmittag in der traditionellen Kleidung eines Highland-Oberhauptes.

      An der Schottenmütze steckten schwarze Hahnenfedern, und die weiße Felltasche mit den drei Quasten wurde von einer Silberkette gehalten.

      Leider konnte Isa ihn nicht allzu deutlich sehen. Als sie ihren Vater fragte, warum er denn nicht mit dem Herzog spreche, konnte dieser nur antworten: »Das ist ziemlich einfach, ich bin nicht bedeutend genug - ich bin nur einer unter vielen im Clan.«

      Neugierig geworden, stellte Isa ihrem Vater unzählige Fragen und erfuhr dabei, daß der Herzog anläßlich der Jagd- und Angelsaison zwar große Feste veranstaltete, doch die Einheimischen wurden nie dazu eingeladen.

      Dies rief bei den Mitgliedern des Clans einigen Unmut hervor. Sie selbst hatte es nie bedrückt, aber sie fühlte, daß es ihren Vater verletzte, hatte er doch das Kommando über ein ehrenvolles Highland-Regiment geführt und für seinen Einsatz eine Medaille für Tapferkeit erhalten.

      Ihre Mutter war über die Linie der Hamiltons sogar mit dem Clanführer verwandt. Darauf war sie ungeheuer stolz, auch wenn sie nur einem Tiefland-Clan entstammte.

      »Nun, wenn wir nicht gut genug sind, dann sind wir eben nicht gut genug!« philosophierte Isa.

      Doch gleichzeitig hätte sie gerne das Innere der Burg gesehen. Sie sah so beeindruckend aus, wie sie so trotzig hoch über der See emporragte, umgeben von prachtvollen Gärten und durch mächtige Tannen vor Wind und Schnee geschützt.

      Während sie weiter dem Haus zustrebte, stellte sie fest, daß sie den Mut, einfach unangemeldet in der Burg zu erscheinen und dem Herzog von dem Vorfall in der Höhle zu berichten, nicht aufbringen würde.

      Doch wie würde sie sich fühlen, wenn sie erfahren mußte, daß der Herzog auf mysteriöse Weise ums Leben gekommen sei?

      Wie konnte sie mit dem Gedanken leben, daß sie ihn hätte retten können, wenn sie nur den Mut dazu aufgebracht hätte?

      Sie rang mit sich selbst, bis sie die Gartenpforte erreichte. Dann hob sie das Kinn. Was immer sie war eines war sie bestimmt nicht: ein Angsthase.

      Vor dem Herzog fürchtete sie sich nicht. Warum auch?

      Ich werde bei Mama und Papa nicht ein Wort darüber verlieren, beschloß sie. Ich werde morgen zur Burg hinüberreiten und dem Herzog erzählen, was ich in der Höhle gehört habe. Danach muß er selbst wissen, wie er handelt!

      Die Entscheidung war gefallen. Ihr war nicht bewußt, daß sie dabei trotzig den Kopf zurückgeworfen hatte.

      Hocherhobenen Hauptes und mit dem ihr angeborenen Stolz ging sie durch den Garten auf das Haus zu.

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