Günter, der innere Schweinehund, lernt flirten. Stefan Frädrich

Günter, der innere Schweinehund, lernt flirten - Stefan Frädrich


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es erlaubt, innerhalb von drei Sekunden. Lächelt ihr euch über einige Entfernung an, sprich ihn später an.

      Was du dir hinter die Schweinehundeohren schreiben solltest: Erwidert jemand deinen Blick nicht, verweigert er dir die Erlaubnis zum Lächeln. Erwidert jemand dein Lächeln nicht, verweigert er dir die Erlaubnis, ihn anzusprechen. Verstößt du gegen diese Verbote, wirst du wahrscheinlich bestraft – mit einer Abfuhr.

      11. Wann endlich küssen?

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      Vorsicht, Günter, nicht so stürmisch: Aus unerotischen Berührungen werden zärtliche, aus zärtlichen Berührungen werden erotische. Erst dann zaghafte Küsse.

      »Und wann darf ich knutschen?«, fragt Günter aufgeregt. Auf keinen Fall in den Phasen 1 bis 3, sondern erst ab der vierten!

      In Phase 3 sind leichte unerotische Berührungen gut. Ein leichtes Tippen an die Schulter, die Entfernung eines Fussels an einer unbedenklichen Stelle. Wenn du dabei Feingefühl beweist, ohne zärtlich zu sein, erzeugst du gespannte Erwartung und Lust auf mehr. Bei Erwiderung oder positiver Reaktion kommt Phase 4.

      In Phase 4 gehst du von unerotischen auf zärtliche Berührungen über. Denk dran, dass diese Phase Stunden dauern kann! Am besten genießt ihr jeden noch so kleinen Schritt. Um keine Irritationen zu erzeugen, sollten sich deine Hände erst auf Rücken und Schulter konzentrieren, und als Zeichen der Zusammengehörigkeit auf die Hände. Erst dann kommen Gesicht und Hals – sie sind schon ziemlich intim. Dann kümmert sich dein Mund mit zaghaften Küssen ums Gesicht und den Mund, und erst dann spielen Zunge und üblicherweise bedeckte Körperteile eine Rolle.

      Aber Geduld: So weit sind wir noch lange nicht!

      12. Schweinehund, ärgere dich nicht!

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      Flirten ist wie ein Spiel, das zu einem Ziel führt. Halte dich an die Reihenfolge und gib keinen Anlass für ein »Nein«. Dann bekommst du, was du willst.

      »Hm«, brummt Günter. »Man kann also nicht gleich loslegen und alles auf einmal machen?« Doch, Günter. Das geht schon. Aber nur, wenn beide Schweinehunde das wollen und wenn sie das gleiche Tempo haben. Doch du wirst feststellen, dass die Reihenfolge auch bei eindeutigen Angeboten gilt. Erst zeigt man sich, dass man sich mag, und dann geht vielleicht mehr. Das ist auf den wildesten Partys so!

      Stell dir das Ganze einfach als Spiel vor. So wie »Mensch, ärgere dich nicht«. Ein Schritt kommt nach dem anderen, und das dauert seine Zeit. Bei jedem Schritt rückst du dem anderen Schweinehund ein bisschen näher. Jedes Mal gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder der andere Schweinehund lässt es zu – dann gehst du nach einer Weile weiter zum nächsten Schritt. Oder der andere Schweinehund lehnt es ab und sagt »Nein« – dann fliegst du raus und darfst von vorne anfangen.

      Und jetzt überleg mal: Wenn du zum Ziel kommen willst, musst du nur eins nach dem anderen tun und vermeiden, dass du rausfliegst. Was bedeutet das? »Das bedeutet, dass ich ans Ziel komme! Ich muss mich nur an die Regeln halten und dem anderen keinen Anlass bieten, mich rauszuwerfen.« Bingo!

      13. Küssen oder nicht küssen?

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      Um nicht rauszufliegen, solltest du die Spielregeln und Codes verschiedener Kulturen respektieren.

      In welcher Reihenfolge was im Einzelnen kommt, hängt übrigens auch davon ab, wo du lebst. Bei vielen Franzosen zum Beispiel kommt das Küssen auf den Mund schon relativ früh, bei uns gilt es eher als intim. Jetzt stell dir mal vor, ein französischer und ein deutscher Schweinehund flirten miteinander: Wenn der französische Schweinehund den deutschen küsst, findet er das ganz normal – aber der Deutsche fühlt sich vom Franzosen vielleicht überrumpelt, weil der sich nicht an die gewohnte Reihenfolge hält. Jetzt kann der Deutsche den Franzosen rauswerfen, und der Franzose versteht das Spiel nicht mehr. Oder der Deutsche lässt sich darauf ein und macht da weiter, wo in seinem Code das Küssen steht, und reißt dem Franzosen die Kleider vom Leib. Dann fühlt sich der Franzose überrumpelt, weil der Deutsche sich nicht an die vom Franzosen gewohnte Reihenfolge hält – denn Phase 5 beginnt in Frankreich erst viel später.

      Wie kommen die beiden dann zusammen? Mit Toleranz und Nachsicht. Überall auf der Welt gelten Spielregeln, und immer ist die jeweilige Reihenfolge verbindlich. Du solltest diese Codes kennen und respektieren.

      Übrigens: Je geübter du bist, desto mehr liegst du mit deinem Gefühl richtig. Wenn du in Phase 3 oder 4 das Gefühl hast, dass ihr euch jetzt vielleicht küssen solltet, dann hat das Gefühl wahrscheinlich recht. Also küssen!

      14. Nein?

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      Ob du weitergehen kannst, musst du selbst erspüren. Die meisten Neins sind still. Bevor ein lautes Nein kommt, musst du vorher schon für einige Irritationen gesorgt haben.

      »Und wie bekomme ich das hin, dass ich nicht rausfliege?«, fragt Günter. Mit ein wenig Pfotenspitzengefühl: Wenn dein Gegenüber ein »Nein!« signalisiert, schaltest du einen Gang zurück und bleibst erst mal in der jetzigen Phase stehen. Würdest du das Nein aber »übersehen«, wäre der andere Schweinehund schnell weg … »Okay, wenn jemand Nein sagt, halte ich mich zurück.« Ganz so einfach ist es leider nicht, Günter: Ein Nein muss nämlich nicht erst ausgesprochen sein. Im Gegenteil: Wenn der andere ein Nein ausspricht, hast du vorher einige stille Neins nicht wahrgenommen. Und die meisten Neins sind still.

      Stell dir vor, du wanderst einen steilen Berg hinauf. Damit du nicht mit dem Geröll ins Tal hinunterstürzt, schaust du ganz genau, wo du hintrittst. Ein Fehltritt – und du kannst von vorne anfangen! Bei so einer Bergtour sagen die Steine auch nicht: »Vorsicht, ich sitze locker!« Sondern du musst es selbst ertasten. Du setzt deinen Fuß auf den Stein und erfühlst, ob er trägt. Erst wenn du sicher bist, gehst du den nächsten Schritt. Darum merk dir: Steine sind still. Neins meist auch.

      15. Hallo, ich bin ein Nein!

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      Lerne Neins zu erkennen. Das schützt dich vor Misserfolgen. Überleg, an welchen Signalen du bisher öfter gescheitert bist. Findest du da ein Muster?

      Wenn du bei deiner Bergtour genau hinschaust, zeigen dir die Steine oft schon bevor du drauftrittst, ob sie locker sitzen. Und auch wenn die meisten Neins still sind, kannst du sie erkennen: Und zwar an der Körpersprache.

      Der andere schaut dich nicht an? Ein Nein! Er lächelt nicht? Ein Nein! Er ist irgendwie verkrampft und starr? Ein Nein! Die Hand des anderen Schweinehundes erwidert deine leichte Berührung nicht? Ein Nein! Seine Beine sind übereinandergeschlagen und zeigen von dir weg? Ein Nein! Der andere weist dir seine Schulter oder seinen Rücken zu? Ein Nein! Er will weg? Ein Nein!

      Wer Neins nicht erkennt oder ignoriert, wird immer wieder mit dem Geröll ins Tal hinabstürzen. Und dann natürlich glauben, es sei unmöglich, auf den Berg zu gelangen. Aber: Rutschst du immer wieder auf den gleichen Steinen aus? Dann liegt das irgendwann nicht mehr an den Steinen, sondern an dir. Nur wer Neins erkennt, kann richtig reagieren und ein Nein in ein Ja verwandeln.

      16. Nein, nein, nein!

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      Bekommst du immer wieder Abfuhren in den gleichen Phasen der Nähe? Dann solltest du dein Verhalten in diesen Phasen vielleicht korrigieren.

      Franziska sieht den süßen Marc und geht geradewegs durch den Raum auf ihn zu, obwohl er gerade im Gespräch ist. Marc denkt sich: Was ist denn das für ein Trampel? Und hört Franziska kurz


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