The Independent Mind. Osho

The Independent Mind - Osho


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öffnen lässt. Heute Abend möchte ich nur diesen kleinen Gedanken mit euch teilen, damit ihr darüber nachdenken und ihn euch einprägen könnt. Denkt über den Tod nach, wenn ihr nachher schlafen geht, damit euch dieser Gedanke morgen früh, wenn ihr aufsteht, nicht mehr loslässt – egal was eure Arbeit ist, egal was geschieht, was immer ihr kreiert und ansammelt: „Wird dir dies noch etwas bedeuten, wenn du am Ende dem Tod gegenüberstehst?“

      Ich fordere euch weder dazu auf, eure Arbeit aufzugeben und wegzurennen, noch dazu, eure Hände in den Schoß zu legen. Ich sage nur so viel: Egal was ihr leistet, es hat keine Bedeutung, keine Wichtigkeit angesichts des Todes – nur so viel sollte euch klar werden. Dann wird, ganz von selber, ein Durst nach einer neuen Suche in eurem Leben beginnen. Ihr werdet einen Durst bemerken. Es spielt keine Rolle, dass alles so weitergeht wie zuvor, weil nebenher eine neue Bewegung einsetzen wird. Nach und nach werdet ihr spüren, dass euer Inneres, obwohl ihr dieselbe Arbeit wie bisher macht, nicht mehr an dieser Arbeit teilnimmt. Obwohl ihr dasselbe macht, ist jetzt nur noch euer Körper beteiligt. Eure Seele hat sich in eine völlig andere Richtung begeben.

      Da ihr auf der Welt lebt, müsst ihr euch um euren Körper kümmern; diese Dinge dürfen nicht vernachlässigt werden. Aber das ist nicht alles. Es gibt noch etwas anderes in euch, das es zu finden und zu entwickeln gilt – auch das müsst ihr tun. Aber eure Arbeit behindert dies nicht. Ihr braucht eure Arbeit nicht aufzugeben, denn wegzurennen bringt gar nichts. Es ist durchaus hier zu finden. Wenn euch klar wird, wo, und euch eure Sehnsucht danach klar wird, dann können sogar eure Tätigkeiten, die euch belanglos vorkommen, zu einem sinnvollen Teil jener größeren Arbeit werden.

      Euren Lebensunterhalt zu verdienen, euch zu kleiden oder euer Heim zu bauen – all diese Dinge können bedeutsam werden, wenn eure Füße anfangen in Richtung Seele zu gehen. All diese Dinge werden einfach eine wichtige Rolle bei der Suche nach eurer Seele spielen. Sie werden zum Hintergrund werden und sie erden. Dann wird der Körper zu einer Leiter, die bis zur Seele reicht. An und für sich sind all diese weltlichen Verrichtungen absolut nichtig – es sei denn, euer Geist setzt sich in Richtung Seele in Bewegung. Wenn euer Innerstes beginnt, in diese Richtung zu gehen, werden diese Dinge bedeutsam. Zwischen der Welt und dem Göttlichen gibt es keinen fundamentalen Widerspruch. Aber die Welt allein ist nutzlos. Sie wird erst bedeutsam, wenn sie beginnt um den Kern des Göttlichen zu kreisen.

      Mahavira isst und atmet ebenfalls, Krishna trinkt ebenfalls Wasser, und Christus trägt ebenfalls Kleider, und doch gibt es da einen Unterschied, einen unermesslichen Unterschied. Wir ziehen einfach nur Kleider an, mehr nicht. Wir schützen lediglich unsern Körper, aber wofür und wozu? Wir speisen immerzu, aber was ist der Zweck, lediglich den Körper zu erhalten? Wir kümmern uns einfach nur immer um die Mittel und sterben dann; es gibt keinen Zweck in unserem Leben. Nur wenn es einen Sinn gibt, werden die Mittel bedeutsam. Mittel an sich sind völlig nutzlos, sie haben keine Bedeutung.

      Gesetzt, es gibt jemanden, der nirgendwo hin will, aber anfängt eine Straße zu bauen. Sein ganzes Leben lang mag er seine Straße bauen. Er mag alte Straßen aufbrechen, mag Wälder zerstören und eine Schneise durch sie schlagen, Zementblöcke für die Straße bestellen. Wenn du ihn fragst: „Warum baust du diese Straße?“ und er sagt: „Ich will eigentlich nirgendwo hin“, dann ist sein Straßenbauen sinnlos. Wir alle bauen solche Straßen, wollen aber nirgendwo hingehen.

      Jemand, der nicht dem Göttlichen zustrebt, lebt lediglich wie einer, der nur eine Straße baut, obwohl er nirgendwo hin will. Wer jedoch dem Göttlichen, der Unsterblichkeit zustrebt, dem werden all die banalen Dinge in seinem Leben bedeutsam – den Lehm auszuschachten, kleine Pflastersteine zu verlegen, für den Straßenbau eine Schneise durch den Wald zu hauen … Wir alle bauen Straßen, ohne überhaupt daran zu denken, wo sie hinführen sollen. Man sollte sich lieber fragen, wozu man zu leben gedenkt, anstatt sich damit zu arrangieren, lebendig zu bleiben; sich fragen, wozu man lebt, statt nur seine Existenz zu verteidigen.

      Dieser Gedanke, diese Frage sollte in euch aufsteigen. Nur ganz wenige Fragen steigen in uns auf – sie tun‘s einfach nicht. Wenn aber keine Fragen kommen, wenn wir nichts wissen wollen, woher soll dann die Suche kommen? Wenn kein Wunsch danach existiert, auf die Suche zu gehen, wie kann man dann irgendeine Anstrengung in diese Richtung machen?

      Über all dies werde ich also in diesen drei Tagen zu euch sprechen. Für heute Nacht, möchte ich euch nur bitten: Wenn ihr zu Bett geht, schlaft mit dem Tod. Während ihr einschlaft, stellt euch vor, dass der Tod neben euch schläft. Behaltet ihn ständig in eurer Nähe, neben euch. Er ist sowieso bei euch, also behaltet ihn neben euch. Wer den Tod neben sich behält, wer den Tod zu seinem Gefährten und Freund macht, sollte daran denken, dass es nicht lange dauern wird, bis ihn das Göttliche begleitet; er hat den ersten Schritt getan.

      Jeder, der sich mit dem Tod angefreundet hat, ihm nahegekommen ist, hat bereits den ersten Schritt getan. Bald wird sich ihm die Unsterblichkeit zugesellen. Wenn nicht heute, dann morgen. Früher oder später wird ihm das Göttliche zuteil werden. Das ganze Geheimnis besteht darin, dem Tod nahezukommen. Diejenigen, die den Tod neben sich behalten, nenne ich Sucher. Wer vor dem Tod wegrennt, den Tod meiden will, ihn verscheucht, den nenne ich einen weltlichen Menschen.

      Mehr sage ich jetzt nicht. Morgen früh werde ich meine Diskurse beginnen. Was ich heute sagte, dient nur als Hintergrund. Zur Geburt der Meditation in euch kann es überhaupt nur kommen, wenn ihr diese erste Bedingung eines Sucher erfüllt habt, euch nicht vom Tod abzuwenden. Seht dem Tod ins Auge, lasst ihn nahekommen. Schlaft heute Nacht neben ihm, denkt beim Einschlafen an ihn, denkt über euren eigenen Tod nach, macht euch klar, dass er euch ganz nahe ist, und jederzeit, jeden Moment eintreten kann. Morgen früh mögen in euch weitere Fragen auftauchen. Wenn sie auftauchen, stellt diese Fragen mir, da ich drei Tage lang hier sein werde, um sie zu besprechen. Wenn keine kommen, wenn selbst dann keine Gedanken auftauchen, nachdem euch der Tod ganz nahegekommen ist, kommt bitte morgen früh nicht wieder her. Es hat keinen Sinn, ist bedeutungslos. Wenn kein Gedanke aufsteigt während ihr über euren eigenen Tod nachdenkt, kommt morgen früh nicht her; es wäre sinnlos.

      Alles, was ich sage, kann nur etwas bedeuten, nachdem euch folgender Gedanke gekommen ist. Wenn ihr beginnt euren Tod zu sehen und euch folgender Gedanke kommt, und ihr vor Schreck erstarrt: „Der Tod hat mich auf allen Seiten eingekreist, was soll ich tun? Wie kann ich ihn überwinden? Wenn alles um mich her zerstört wird, welchen Weg muss ich finden, um unzerstörbar zu werden?“ Nur dann ist euer Erscheinen morgen früh sinnvoll. Ich werde über die Brücke sprechen, die euch vom Tod in die Todlosigkeit führt, nur dann macht es für euch Sinn, was ich euch sage.

      Ich bin euch dankbar, dass ihr mir mit solcher Liebe und Stille zugehört habt. Ich bete, das Göttliche möge euch bewusst machen, dass der Tod nahe ist.

2.

      Meine Freunde,

      gestern Abend sprach ich vom Tod. Die Suche nach dem Leben kann nur beim Tod beginnen. Wer das Leben erkennen will, muss zu Beginn seiner Suche anerkennen, dass der Tod tatsächlich existiert – erst dann wird er zum Leben finden. Es mag zwar widersprüchlich, paradox klingen, dass wir, um zum Leben zu finden, beim Tod ansetzen müssen, aber das stimmt nicht. Wer nach dem Licht sucht, muss bei der Dunkelheit anfangen.

      Unsere Suche nach Licht beweist, dass wir im Dunkeln stehen, aber unbedingt Licht brauchen. Unsere Suche nach Licht beweist, dass weit und breit nirgends Licht ist; denn warum sonst würden wir nach ihm suchen? Also muss auch die Suche nach Licht mit der Dunkelheit beginnen, so wie die Suche nach Leben mit dem Tod beginnen muss. Dass wir das Leben suchen, beweist, dass wir uns im Tod befinden. Solange uns das nicht ganz klar ist, können keine weiteren Schritte gemacht werden.

      Gestern hab ich euch hauptsächlich ein paar Dinge über den Tod gesagt und euch gebeten, den Tod nicht zu meiden, sondern ihn zu konfrontieren. Meidet den Tod nicht, sondern stellt euch ihm. Lauft weder vor dem Tod weg, noch bemüht euch, ihn zu vergessen; nur die ständige Erinnerung an ihn kann euch weiterhelfen.

      Während dieser drei Tage werde ich am Morgen zu euch sprechen, und am Abend setze ich mich mit euren Fragen auseinander. Im Anschluss an unsere Diskussionen über den Tod gestern Abend, möchte ich ein paar Dinge über den gedankenlosen Zustand sagen.


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