Zwischen Bewegung und Ruhe. Osho

Zwischen Bewegung und Ruhe - Osho


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beweglich. Je mehr ihr euch bewegt, desto näher kommt ihr euch selbst. Wenn ihr euch nur noch bewegt, eure Energie nirgends mehr feststeckt, klopft die Wahrheit an eure Tür. Sie hat seit jeher angeklopft, ihr aber stecktet fest und habt nichts gehört. Dabei sitzt sie direkt vor euch, auf der eigenen Nasenspitze!

      Selbst wer erleuchtet werden will, ist auf dem Holzweg.

      Dann wird das zum Problem. Wer immerzu denkt: „Ich muss unbedingt zur Erleuchtung gelangen!“, der hat ein Problem. Man kann gar nicht zur Erleuchtung gelangen, sie kommt von sich aus. Sie ist keine Leistung, und dem Ehrgeiz wird sie allemal verwehrt.

      Man mag anfangs nach weltlicher Macht streben und danach Macht im Jenseits anstreben. Man mag erst weltlichen Reichtum anstreben und dann jenseitigen Reichtum anstreben – aber man bleibt derselbe, und alles, was man denkt, ja die ganze Grundeinstellung bleibt dieselbe: Erlangen! Erreichen! Derselbe Ego-Tripp. Ehrgeiz und Ego sind dasselbe.

      Ankommen wird nur, wer nichts leisten will, wer einfach nur mit dem zufrieden ist, was da ist, egal wo, wer einfach nur selig ist, so zu sein, wie er ist. Er hat kein Ziel. Er will nirgendwohin. Er bewegt sich zwar, aber nicht auf ein Ziel zu. Er bewegt sich, weil er Soviel Energie hat, und nicht, weil er auf etwas aus ist – er bewegt sich unmotiviert. Freilich, er kommt ans Ziel – doch das steht auf einem anderen Blatt, das spielt keine Rolle.

      Ein Fluss entspringt im Himalaja: Er will nicht zum Meer, er kennt das Meer nicht, weiß nicht, wo es ist, und so ist ihm das Meer völlig egal. Einfach nur dies Plätschern durch den Himalaja ist ein so herrliches Lied, an Gipfeln und Schluchten vorbei, an all den Bäumen vorbei, hinab zur Ebene, zu den Menschen. Einfach so dahinzuströmen ist herrlich! Und jeder Augenblick dieser Bewegung ist herrlich – denn das ist sein Leben.

      Und der Fluss hat keinerlei Ahnung von einem Ziel oder einem Meer – darum geht es ihm gar nicht. Und ginge es ihm darum, wäre der Fluss im selben Schlamassel wie ihr. Dann würde er überall anhalten und nachfragen: „In welche Richtung? Nach Norden oder Süden? Oder besser nach Osten oder Westen? Wo muss ich hin?“

      Und wohlgemerkt: Das Meer ist überall. Es ist völlig egal, ob man nach Norden oder Osten oder Westen geht: Das Meer ist überall, das Meer umschließt euch. Wohin ihr auch geht, es liegt immer vor euch; geht hin, wo ihr wollt – es spielt keine Rolle.

      Fragt nicht nach dem Weg, fragt lieber, wie man sich erst mal in Bewegung setzt. Fragt nicht nach dem Ziel, denn das steht nicht fest. Aber egal wo ihr hingeht, geht tanzend! Ihr werdet ganz von selbst zum Meer finden. Das gilt für kleine Flüsse, das gilt für große Flüsse, sie alle finden hin. Ein kleiner Bach – man kann sich nicht vorstellen, wie ein so winziges Bächlein zum Meer finden soll –, aber es findet hin.

      Klein oder groß, das spielt gar keine Rolle. Die Existenz ist jedem grenzenlos zugeneigt, egal ob er groß oder klein ist. Kleine Bäume blühen, große Bäume blühen. Auf das Blühen kommt’s an! Und wenn ein kleiner Baum aufblüht, freut der sich genauso sehr wie ein großer Baum, wenn er aufblüht. Beide empfinden genau dasselbe Glück. Das Glück richtet sich weder nach der Größe noch nach der Menge. Es ist eine Eigenschaft deines Seins. Ein kleiner Fluss ergießt sich ebenso tanzend ins Meer wie ein großer Fluss.

      Macht einfach daraus kein Ziel; sonst geht es, je eiliger ihr es habt, desto langsamer voran. Und je mehr ihr es erreichen wollt, desto mehr steckt ihr fest: denn desto ängstlicher werdet ihr. Dann packt euch die Angst, das Ziel zu verfehlen, verkrüppelt euch die Angst, es nicht zu erreichen, lähmt euch die Angst, euch zu verirren. Ohne Ziel gibt es auch keine Angst.

      Vergesst nicht: Angst ist zielgerichtet. Wenn es nirgendwo hingeht, habt ihr auch keine Angst. Ihr könnt nichts verfehlen, ihr könnt nicht scheitern – wovor also Angst haben? Angst ist die Möglichkeit, ein Versager zu sein. Worauf beruht denn diese Möglichkeit zu scheitern? Doch darauf, dass man ein Ziel verfolgt – dass man immer sein Ziel vor Augen hat!

      Es kommen Leute zu mir und sagen: „Seit drei Monaten meditieren wir nun schon, aber es ist nichts passiert.“ Woher denn auch – denn ihr wartet ja drauf! Ihr könnt nicht warten, bis es so weit ist, weil euch schon das Warten innerlich überfordert: Ihr seid angespannt.

      Entspannt euch! Wenn ihr nicht mehr da seid, ist es so weit. Es wird nie und nimmer euch geschehen – da es erst dann geschieht, wenn euer Boot leer ist, wenn euer Haus geräumt ist. Denn es geschieht erst dann, wenn ihr tanzt, aber kein Tänzer da ist. Erst wenn ihr beobachtet, aber kein Beobachter da ist, wenn ihr liebt, aber kein Liebender da ist, wenn ihr spazieren geht, aber kein Spaziergänger da ist, dann geschieht es.

      Ihr dürft nicht warten, euch nicht anstrengen, euch kein Ziel setzen, sonst wird sogar noch die Erleuchtung zur Knechtschaft! So ist es unzähligen Menschen im Osten ergangen. Millionen von Menschen nehmen Sannyas – sie werden buddhistische Bhikkhus oder hinduistische Sannyasins, sie ziehen sich in die Klöster zurück und stecken dort dann fest. Das ist der einzige Unterschied. Wenn sie dann zu mir kommen, sind sie genau wie alle anderen auf der Welt. Ob sie nun in der Marktwirtschaft oder in einem Kloster festsitzen, ob man draußen in der Welt scheitert oder im Kloster scheitert, ist völlig egal. Nur fragt sich niemand, wieso sie gescheitert sind. Jeder führt sein Scheitern selbst herbei: Wer sich ein Ziel setzt, ist zum Scheitern verurteilt.

      Letzten Endes ist der Ehrgeiz das Hindernis – das größte Hindernis überhaupt. Seid einfach nur da: Dann offenbart sich das Allerhöchste von selbst. Die Entscheidung liegt beim Allerhöchsten … es ist sein Problem, nicht eures. Überlasst es ihm, er weiß es am besten. Lasst es Gottes Problem sein, mag er sich den Kopf darüber zerbrechen! Macht euch keine Sorgen – genießt euer Leben, solange es währt. Tanzt und singt und seid ekstatisch und überlasst Gott die Sorgen. Wieso macht ihr euch Sorgen?

      Seid einfach unbesorgt. Und seid nicht ehrgeizig, denn der Ehrgeiz ist der größte Krampf, der dem menschlichen Geist blühen kann. Dann könnt ihr nicht mehr das Hierjetzt erkennen, dann schaut ihr nur noch ins weit Entfernte, in die Zukunft – dort ist das Ziel, die Utopie, die goldene Stadt oder Shamabala … dort! Da geht es hin, also rennt ihr. Wo rennt ihr hin? Shambala ist hierjetzt, die Utopie ist längst da.

      Jesus sagt zu seinen Jüngern: „Auf wen wartet ihr? Ich bin hier!“ Selbst seine eigenen Jünger fragten: „Wann kommt der Messias? Wann?“ – Denn die Juden warteten seit Urzeiten auf den kommenden Messias, und als er kam, waren sie nicht bereit, ihn willkommen zu heißen. Sie warten noch heute. Dabei ist Jesus gekommen! Sie aber warten weiter. Selbst als Jesus noch nicht da war, gab es viele andere Jesusse – es gab sie immer.

      Gott fließt immerzu über. Mal als ein Mohammed, mal als ein Jesus, mal als ein Buddha, mal als ein Sosan oder ein Tschuangtse. Er geizt nie, er ist immer unter euch, er kann gar nicht anders! Er ist kein Geizkragen. Doch die Christen behaupten, er hätte nur einen Sohn. Ist er impotent?

      Wurde er nach Jesu Geburt impotent? Das klingt absurd: „Der eingeborene Sohn Gottes“. Das ist gar nicht möglich, oder euer Gott ist überhaupt kein Gott – taugt nicht dafür.

      Ein Maler malt immerzu weiter und übertrifft sich immer selbst. Van Gogh wurde einmal gefragt: „Welches deiner Gemälde ist das beste?“

      Er erwiderte: „Dieses, das ich gerade male.“

      Ein paar Tage drauf stellte ihm der Mann dieselbe Frage noch einmal.

      Van Gogh sagte: „Wie gesagt: Dieses!“ – Dabei malte er bereits ein anderes Bild. „Immer das Bild, das ich gerade male, ist mein bestes.“

      Gott fließt über, fließt bis in alle Ewigkeit über.

      Wenn Mo-hammed kommt, ist Mohammed der Beste, wenn Buddha kommt, ist Buddha der Beste. Tatsächlich erschafft Gott nie etwas Zweitklassiges. Er erschafft immer nur das Allerbeste, Unvergleichliche. Aber die Leute warten lieber. Seinen Boten vor ihrer Tür können sie nicht erkennen, weil ihre Augen woanders hinschauen, wie gebannt auf etwas anderes, auf irgendeine Utopie starren. Sie sind gar nicht da, sie sind nicht zu Hause. Ihr seid nie da, wo ihr seid. Dabei steht er vor euch und klopft, nur ihr seid nicht da.

      Lasst es seine Sorge sein, ihr aber dürft unbesorgt sein. Ihr könnt zwischen zwei


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