Mein Weg: Der Weg der weißen Wolke. Osho
mit dem Mysterium.
Welche Beziehung hast du zu den weißen Wolken?
ICH BIN EINE WEISSE WOLKE. Es gibt keine Beziehung, und es kann keine geben. Eine Beziehung ist nur zwischen zweien möglich, wenn also eine Trennung da ist. Aber dann ist eine Beziehung in Wirklichkeit keine Beziehung, sondern existiert nur durch die Trennung. Ich bin eine weiße Wolke. Man kann keine Beziehung zu einer weißen Wolke haben, man kann nur eins mit ihr werden und ihr erlauben, eins mit sich zu werden, aber eine Beziehung ist nicht möglich. In einer Beziehung bleibst du getrennt und versuchst, die Dinge zu beeinflussen und zu manipulieren.
Es ist ein großes Elend im menschlichen Leben, dass wir selbst in der Liebe Beziehungen herstellen und darüber die Liebe versäumen. Liebe sollte keine Beziehung sein, man soll mit dem anderen eins werden, lass den Geliebten zu dir selbst werden. Es soll eine Verschmelzung stattfinden, nur dann hört der Streit auf. Sonst wird die Liebe zum Kampf. Wenn du du bleibst, versuchst du zu manipulieren, du willst den anderen besitzen, du möchtest der Herr im Haus sein und wirst den anderen ausnutzen. Dann wird der Partner als ein Mittel zum Zweck benutzt.
Mit den weißen Wolken kann man das nicht machen. Man kann sie nicht zu Hausfrauen und Ehemännern machen. Man kann sie nicht an sich binden oder zu einer Gemeinschaft überreden. Sie erlauben es nicht, sie hören nicht auf dich. Sie haben genug davon, darum sind sie weiße Wolken geworden. Man kann eins mit ihnen werden, ihre Herzen sind offen.
Aber der menschliche Verstand kann sich nichts jenseits menschlicher Gemeinschaft vorstellen, weil wir uns nicht vorstellen können, dass wir nicht als getrennte Wesen existieren. Wir fühlen, dass wir sind; so sehr wir es auch verbergen, tief drinnen ist das Ichgefühl. Im tiefsten Innern sitzt das Ego und manipuliert. Mit eurem Ego könnt ihr eine weiße Wolke betrachten und anfangen, darüber nachzudenken, aber das Mysterium wird nicht offenbart, die Tür bleibt verschlossen. Ihr bleibt im Dunkeln. Wenn das Ego verschwindet, seid ihr weiße Wolken geworden.
In der Zen-Tradition gibt es eine der ältesten Arten von Malereien. Ein Zen-Meister hatte einmal einen Schüler, der die Malerei erlernen wollte, und natürlich durch die Malerei Meditation. Der Schüler hatte eine Vorliebe für Bambus. Man berichtet sich, dass der Meister zum Schüler sagte: „Dabei kommt nichts heraus, wenn du nicht selbst zum Bambus wirst!“ Und dabei war der Schüler so gut, dass er selbst in dunkler Nacht mit geschlossenen Augen den perfektesten, lebendigsten Bambus zeichnen konnte!
Aber der Meister war nie zufrieden und sagte immer: „Nein, wie kannst du jemals Bambus zeichnen, wenn du nicht selbst zum Bambus geworden bist? Du bleibst getrennt, du bist ein Zuschauer. Mag sein, dass du den Bambus von außen kennst, aber das ist nur die Oberfläche, nicht die Seele des Bambus. Wie kannst du den Bambus von innen kennen, wenn du nicht selbst zum Bambus wirst?“ Zehn Jahre lang bemühte sich der Schüler, aber der Meister war nie zufrieden. Dann verschwand der Schüler eines Tages im Bambuswald. Drei Jahre hörte man nichts von ihm, und dann kam eine Nachricht: Nun zeichnet er nicht mehr. Er lebt mit dem Bambus, der Wind weht und der Bambus wiegt sich, und der Schüler wiegt sich im Wind. Der Meister ging hin, um es selbst zu sehen, und wirklich, der Schüler war zum Bambus geworden!
Der Meister sagte: „Jetzt vergiss alles über dich und den Bambus.“
Da sagte der Schüler: „Aber du hast mir doch gesagt, ich soll ein Bambus werden und nun bin ich es!“
„Vergiss auch das“, sagte der Meister, „denn das ist nun das einzige Hindernis. Tief innen irgendwo bist du immer noch getrennt, du erinnerst dich daran, dass du ein Bambus geworden bist. Du bist immer noch kein vollkommener Bambus, denn ein Bambus kann sich nicht erinnern. Also vergiss es!“
Zehn Jahre lang sprach niemand über Bambus.
Dann eines Tages rief der Meister den Schüler zu sich und sagte: „So, jetzt kannst du zeichnen.“
Erst werde zum Bambus, dann vergiss den Bambus, werde ein so vollkommener Zeichner, dass das Zeichnen nicht mehr Zeichnen ist, sondern ein Wachstum. Und so stehe ich in keiner Beziehung zu den weißen Wolken, ich bin eine weiße Wolke.
Und ich möchte, dass auch ihr weiße Wolken werdet, dass ihr nicht nur eine Beziehung zu ihnen habt. Genug der Beziehungen, ihr habt genug gelitten. Viele, viele Leben lang wart ihr mit diesem oder jenem in Beziehung, ihr habt genug gelitten, mehr als genug. Mehr als ihr verdient habt. All das Leiden ist geschehen, weil ihr falsche Vorstellungen von Beziehungen habt. Die falsche Vorstellung ist, dass ihr meint, ihr müsst erst ihr selbst sein, und dann Beziehungen anknüpfen. Dieses Konzept schafft Reibung, Konflikte, Gewalttätigkeit und Aggression. Die Hölle folgt.
Sartre sagt an einer Stelle: „Der andere ist die Hölle.“ Der andere ist der andere, weil ihr ein Ego habt! Wenn ihr als Ego nicht mehr vorhanden seid, ist der andere auch nicht mehr da. Wann immer dies geschieht, zwischen einem Menschen und einem Baum, zwischen einer Wolke und einem Menschen oder einer Frau und einem Mann, immer wenn ihr nicht seid, verschwindet die Hölle. Plötzlich ist man wie verwandelt, auf einmal ist man ins Paradies zurückgekehrt.
Die alte Geschichte aus der Bibel ist sehr schön, die Geschichte, dass Adam und Eva aus dem Garten Eden vertrieben wurden, weil sie die verbotene Frucht aßen. Die Frucht vom Baum der Erkenntnis. Das ist eine der schönsten Parabeln, die jemals erfunden wurde. Warum war die Frucht vom Baum der Erkenntnis verboten? Weil in dem Moment, in dem man etwas weiß, das Ego auftaucht. In dem Moment, in dem du weißt, dass du bist, bist du vertrieben worden. Das ist die Erbsünde. Niemand hat Adam und Eva persönlich aus dem Himmel vertrieben. Als ihnen klar wurde, dass sie waren, verschwand der Garten Eden, denn Augen, voll mit dem Gefühl des Ich, können den Garten nicht sehen. Sie sind nicht vertrieben worden, der Garten ist hier, jetzt. Er ist gleich hier an deiner Seite, er ist dir immer gefolgt, wohin du auch gegangen bist, aber du kannst ihn nicht sehen. Wenn das Ego verschwindet, bist du wieder im Garten Eden. Der Garten ist offenbart: du warst niemals draußen.
Versucht es einmal! Sitzt unter einem Baum und vergesst euch selbst, lasst nur den Baum da sein. Das war es, was mit Buddha geschah unter dem Bodhibaum. Er war nicht und in diesem Moment geschah es, nur der Bodhibaum war. Vielleicht wisst ihr nicht, dass bis fünfhundert Jahre nach Buddhas Tod keine Statue und kein Bildnis von Buddha gemacht wurde. Fünfhundert Jahre lang … Nur ein Bild des Bodhibaumes hing in den Tempeln. Das war wundervoll. In dem Augenblick, in dem Gautam Siddharta zum Buddha wurde, war er nicht. Nur der Baum war, das Ego war verschwunden. Nur der Baum allein war. Finde Augenblicke, in denen auch du nicht bist, denn das sind die Momente, in denen du zum ersten Mal wirklich bist.
Ich bin also eine weiße Wolke, und die ganze Anstrengung ist, euch auch zu weißen Wolken zu machen, die über den Himmel ziehen, von nirgendwo kommen, nirgendwo hingehen. Einfach da sein, jetzt, in diesem Augenblick – vollkommen, perfekt. Ich lehre euch keine Ideale, keine Künste, ich sage nicht, werdet dies oder das. Meine ganze Lehre ist einfach diese: Was auch immer du bist, akzeptiere es total, nimm es völlig an, sodass nichts übrig bleibt, was erreicht werden müsste. Und ihr werdet weiße Wolken sein.
Ist es wahr, dass wir, um wirklich frei zu sein, und total in diesem Moment zu leben und eine weiße Wolke zu werden, erst alle unsere Träume und Fantasien ausleben müssen?
ES IST KEINE FRAGE, ob ihr erst alle Träume und Fantasien ausleben müsst. Ihr lebt in ihnen. Ihr seid schon drin. Es gibt keine Wahl, ihr könnt nicht entscheiden. Könnt ihr wählen? Könnt ihr eure Träume fallenlassen? Eure Fantasien? Wenn man versucht, aus einem Traum herauszukommen, wird sofort ein neuer Traum daraus. Wenn ihr eure Fantasievorstellungen ändern wollt, verändern sie sich in eine andere Art von Vorstellung, aber es bleiben immer Vorstellungen und Träume. Was soll man nun machen? Akzeptiert sie! Warum dagegen sein? Dieser Baum hat rote Blüten, ein anderer Baum hat gelbe Blüten … Das ist doch in Ordnung! Du hast deine gelben Träume, ein anderer hat seine roten oder blauen Träume, es bleibt sich gleich.
Warum kämpfen, warum etwas ändern wollen? Wenn du versuchst, etwas daran zu ändern, heißt das, dass du zu sehr an sie glaubst. Du merkst es nicht, dass es nur Träume sind. Du denkst, es sei Wirklichkeit, und sie zu ändern sei von Bedeutung. Wenn Träume bloß Träume sind, warum könnt ihr sie dann nicht einfach als solche nehmen?
Wenn sie akzeptiert werden,