Dzieci północy. Салман Рушди
siehst du nicht, wie schlecht es mir geht. Selbst der Schöpfer kann dies nicht wollen. Ich brauche den Trank, den Trank, den Trank ...“
In seinem Geist vermischte sich alles. Vergangenheit, Gegenwart und Traumbilder formten sich zu einer ganz eigenen Realität.
Er erwachte, als es draußen bereits hell war und sah sich verwundert um.
Wo bin ich? Das ist nicht Elverin. Oder doch? Bin ich in einem der Kerker tief unten im Turm?
Ziemlich wackelig kam er auf die Beine und betrachtete seine Umgebung. Dann blitzte eine Erinnerung in seinen verschwommenen Gedanken auf. Ich bin geflohen. Meister Savyen war bei mir und hat mir einen Trank gegeben – einen anderen Trank und dann habe ich mich hierhergezaubert. Oder ist das alles nur eine Illusion? „Ador, du Schöpferarsch, zeig dich. Ich habe genug von deinen Spielchen!“, schrie er so laut, dass es von den Wänden widerhallte, doch nichts weiter geschah. In seinem Zustand war es für Eryn ausgesprochen mühsam, einen Gedanken zu Ende zu führen und dann war ihm auch schon wieder egal, ob dies hier eine Illusion war oder nicht. Er war durstig, also torkelte er zu einem der Becken hinüber und trank, bevor er den Schluck prustend wieder ausspuckte.
„Wäh, Salzwasser. Und da schwimmen Fische drin.“ Dass er diese Becken selbst gemacht hatte, war ihm entfallen. Doch nun sah er das andere Becken und diesmal probierte er zunächst vorsichtig.
Gut, Süßwasser, stellte er zufrieden fest und dann trank er gierig. Danach tat er sich an dem gebratenen Fisch gütlich. Dabei interessierte ihn das Geschirr auf dem Steintisch reichlich wenig. Mit bloßen Händen stopfte er sich das Essen in den Mund, bis er satt war. Doch nach dem Essen kamen die Kopfschmerzen zusammen mit der Übelkeit zurück und raubten ihm den kläglichen Rest seines Verstandes. Dann begann er auch noch zu fiebern und fühlte sich, als würde er innerlich verbrennen.
Die Zeit verlor gänzlich an Bedeutung und die Tage vergingen. Schließlich sank das Fieber und Eryns Geist wurde wieder etwas klarer. Er fühlte sich unendlich matt, doch die Kopfschmerzen waren verschwunden. Auch daran, wie er hergekommen war, erinnerte er sich wieder und dann war da dieses unglaublich starke Verlangen nach Rauschkraut. Die Droge rief nach ihm wie eine süße Verheißung.
Ich muss etwas von dem Zeug auftreiben. Ich muss ...
Aber hier gab es kein einziges Blatt dieser begehrenswerten Pflanze und Eryn hätte diesen unwirtlichen Ort am liebsten sofort verlassen. Doch die Kette an seinem Knöchel hinderte ihn daran. Die Haut war von dem Metall inzwischen aufgescheuert und da der grässliche Kopfschmerz der vergangenen Tage verschwunden war, rückte das unangenehme Brennen nun in den Vordergrund.
Wie konnte ich nur so blöd sein, mich selbst an die Wand zu ketten? Hätte ich meine Magie, dann könnte ich diese lächerliche Hautabschürfung spielend heilen und Rauschkraut auftreiben. Ich war so glücklich damit. Ich will es wiederhaben.
Eryn riss an der Kette, doch die hatte keinerlei Verständnis für seine Wünsche und blieb fest in der Mauer verankert. Erst jetzt interessierte er sich für die die Gegenstände auf dem Steintisch, ob sich darunter vielleicht ein brauchbares Werkzeug befand. Zunächst versuchte er mit dem groben runden Stiel einer Gabel eines der Kettenglieder aufzubrechen, doch bald schon gab er diesen kläglichen Versuch auf.
Ich bin so schwach geworden. Also beschloss er etwas zu essen.
„Fisch, welch große Auswahl. Wenn ich hier raus bin, dann werde ich nie wieder Fisch essen.“ Danach wollte er seinen Durst stillen. Doch als er vor dem Becken stand, zögerte er.
„Was schwimmt denn da an der Seite?“ Bei den Göttern, ich habe in das Trinkwasser gekotzt. So gut es ging, schöpfte er die Verunreinigung heraus, doch von nun an schien ihm, als habe das Wasser einen komischen Beigeschmack.
Trotz alledem hatte ihn das Mahl schläfrig gemacht und er zog sich in den Seegrashaufen zurück. Obwohl sein Kopf sich inzwischen klarer anfühlte, war er immer noch weit von einem logischen Denkvermögen entfernt. Äußerst sprunghaft glitten seine Gedanken hin und her und er beschäftigte sich nur mit seinen unmittelbaren Bedürfnissen. Essen, Schlafen und Rauschkraut.
Aber auch diese zweite Phase des Entzuges besserte sich langsam, nur um ihn mit neuen Problemen zu konfrontieren.
Eryn zerkaute Seegras und stopfte den weichen Brei zwischen Haut und Eisenfessel. Das linderte die Schmerzen der Schürfwunde und wirkte dem erneuten Wundreiben entgegen. Ich muss das Ding loswerden. Warum habe ich nicht an ein verdammtes Schloss gedacht?
„Weil du ein hirnloser Hybrid bist.“
Eryns Kopf zuckte nach oben, denn diese Stimme kannte er nur allzu gut. Hinten in der Ecke stand Ador und betrachtete Eryn mit der gewohnten Geringschätzigkeit.
„Wie kommst du hier her?“, fragte Eryn entgeistert und Ador lächelte abfällig.
„Wie schon. Durch ein Tor. Oder hast du geglaubt, ich würde schwimmen?“ Dann zog er einen Beutel aus seiner Jackentasche und schwenkte ihn lockend hin und her.
„Sieh, was ich dir mitgebracht habe. Einen ganzen Beutel voller Rauschkraut. Willst du es haben?“
Und wie Eryn das wollte. „Gib es mir!“ Sein wunder Knöchel war vergessen und er sprang nach vorne. Dabei rammte er die Tischkante und kam ins Straucheln. Er stieß einen Schmerzenslaut aus und fand sich auf dem Boden wieder. Als er sich wieder aufgerappelt hatte und fest entschlossen war, sich nun das Rauschkraut von Ador zu holen, da war niemand mehr im Raum.
„Ador, verdammt, wo bist du?“ Verhüllt er sich mit Magie? Verspottet er mich? Wie hat er mich überhaupt gefunden? Kann er Spuren in den Wegen finden? Er hatte viele Fragen und keinerlei Antworten.
Eryn erging sich erneut in lautstarken Beschimpfungen, doch sein Vater blieb vorerst verschwunden.
Aber das plötzliche Erscheinen Adors stürzte Eryn in eine tiefe Krise.
Meine Flucht war umsonst. Er hat mich gefunden und nun quält er mich wieder mit seinen sinnlosen Experimenten. Wahrscheinlich beobachtet er mich gerade und will herausfinden, wie ich mich verhalte.
Eryn kauerte sich ängstlich in seinen Seegrashaufen. Er hatte versagt. Seine Flucht war umsonst gewesen und Ador hatte ihn gefunden. Andererseits aber konnte der Herr von Elverin Eryn das geben, was er am meisten begehrte – das Rauschkraut. Und so wich die Angst und machte einer tiefen Erleichterung Platz.
Es ist vorbei. Er hat mich entdeckt und nun wird wieder alles gut. Ich muss nur abwarten. Eryn döste eine Weile im Sitzen vor sich hin, dann erinnerte er sich an die Fußfessel und holte sich jenes Messer, in das er inzwischen ein paar Kerben gehauen hatte. Das war das beste Werkzeug, das er hatte und damit kratzte er jetzt auf der Eisenfessel herum. Es war nicht so, dass er dabei große Fortschritte gemacht hätte, doch es war eine Beschäftigung und irgendwie hatten diese ständigen Wiederholungen in der Bewegung etwas Beruhigendes.
„Das ist sinnlos.“
Diesmal erschrak Eryn nicht ganz so sehr wie beim ersten Mal, doch er hielt sofort in seinem Tun inne. „Ich weiß, doch du könntest mir die Fessel abnehmen. Ein Leichtes für einen Magier.“
Diesmal stand Ador in der anderen Ecke. „Warum sollte ich das? Du hast dich doch selbst in diese Situation gebracht.“
Eryn fuhr mit dem Gekratze fort. „Habe ich nicht. Du hast mich in Elverin gefangen gehalten und mit Rauschkraut vollgepumpt.“ Dann sah er doch auf und in seinen Augen glitzerte es gierig.
„Hast du welches dabei?“
„Vielleicht“, meinte Ador vage und Eryns ganze Aufmerksamkeit war geweckt.
„Gib mir etwas davon. Ich brauche es. Du weißt, dass ich es brauche und das Hybridenrecht verbietet, dass du mich unnütz quälst.“
„So, jetzt bist du also doch ein Hybrid?“, verspottete ihn Ador und Eryn reagierte plötzlich übertrieben heftig und schrie:
„Ja! Und jetzt gib mir das Rauschkraut.“ Dabei warf er das Messer nach Ador, doch das flog einfach durch die Gestalt Adors hindurch und prallte mit einem