Die großen Western Staffel 5. Diverse Autoren

Die großen Western Staffel 5 - Diverse Autoren


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dass Moore eingeschlafen ist. Müdigkeit meldet sich in ihm. Und während der Schmerz nun durch sein Stillliegen zu einem dumpfen Brennen wird, fallen Kendall die Augen zu.

      Das Letzte, was er denkt, ist, dass der Sturm nicht enden will. Dann tragen ihn seine wirren Träume fort.

      *

      Grelles Sonnenlicht prallt über ihn und zwingt ihn, die Augen zu schließen. Als er sie nach einer halben Minute wieder öffnet, sieht er das Tal unter sich. Jenseits des Tales erhebt sich ein steiler Hügel mit zwei schroff abfallenden Flanken. Die Sonne scheint das rostrote Gestein an. Irgendwie wirkt der stahlblaue Himmel über den Hügelkuppen kalt und gnadenlos.

      »Joe, Joe.«

      Es ist vergeblich. Joe Moores Gesicht ist feuerrot. Moore öffnet nur einmal die Lider spaltbreit. Er bringt keinen Ton heraus. Seine Hand, von Kendall angehoben, ist heiß und fällt schlaff auf den Sand zurück.

      »Joe, steh auf, wir müssen weiter, Komm, Joe.«

      Mühsam öffnet Kendall Moores Jacke und Hemd. Moores Herz pocht hart, aber sehr schnell, das hört Kendall wenig später. Bis auf die Verwundung und eine schwere Gehirnerschütterung scheint dem Alten nichts zu fehlen. Er befindet sich jedoch in einem Zustand völliger Apathie, nicht fähig, die Dinge der Umgebung wahrzunehmen.

      So gut Kendall kann, kriecht er los und sucht einige Steine zusammen. Er schleppt sie zu dem Felsen, an dem Moore liegt. Schwankend gelingt es Kendall im Verlauf einer Viertelstunde, für Moore mit einer Decke eine Art Sonnendach zu machen.

      Moore bleibt unter dem schützenden Dach liegen. Kendall aber wankt los. Er kommt torkelnd den anderen Hang hoch. Von hier aus bietet sich ihm ein Bild der Wüste. Zu seinem Schreck sieht er die ihm genau bekannte Kette der Stillwater-Berge in seinem Rücken. Vor ihm dehnt sich die Weite des Alkali Flats bis an den Horizont aus.

      Völlig benommen, geschwächt von Fieber und Durst, lehnt Kendall sich gegen einen größeren Stein. Es dauert Sekunden, ehe er begreift, dass er niemals die Cinnabar-Hügel erreicht hat. Es ist ihm unverständlich, wie er hergekommen sein soll. Dies hier ist der Lone Rock, ein kurzes, aus dem Alkali-Becken wachsendes Bergmassiv. Es liegt im Nordosten des Alkalibeckens.

      Irgendetwas ist in der vergangenen Nacht geschehen, sonst hätten sie niemals den Lone Rock erreicht. Mühsam und die Furcht vor der Wüste in der Brust, wendet Kendall sich um. Dort im Osten liegt die Stillwater Range. Bis zu ihren Ausläufern sind es etwa fünf Meilen.

      Jim Kendall zieht sich ächzend wieder hoch. Er sieht noch einmal zu dem Sonnensegel und Joe hinab. Dann wankt er los.

      »Ich muss rüber«, sagt er rau und fährt sich über die Augen, weil alles vor ihm zu verschwimmen beginnt. »Dort drüben ist Wasser, am White Cloud Canyon ist ein Wasserloch. Da geht auch ein kaum benutztem Fahrweg vorbei.«

      Es dauert keine Stunde, bis die sengende Sonne ihre Wirkung zeigt. Kendall sieht plötzlich alles so verschwommen, dass er sich immer wieder über die Augen fahren muss. Dennoch verwischt sich das Bild der Stillwater-Berge vor ihm immer mehr.

      In der Weite des Beckens ist Kendall nur ein kleiner, kaum zu erkennender Punkt. Dieser Punkt bewegt sich kaum und verschmilzt schließlich, zweieinhalb Meilen vor den Ausläufern der Berge, mit dem öden Beckenboden.

      *

      »Wasser – Wasser …« Er lallt nur, seine Stimme krächzt wie die eines Geiers. Doch dass er Wasser bekommt, das merkt Kendall gerade noch.

      »Kendall«, sagt jemand scharf über ihm. »Kendall, was ist los? Wie kommst du hierher? Kendall, hörst du mich?«

      Wer redet, denkt Kendall verstört. Ist das Joe?

      »Joe – Joe …«

      »Meinst du Moore? Redest du von Joe Moore, Kendall?«

      »Ja – Joe – Lone Rock … Die Sonne – sein Kopf – Lone Rock …« Irgendwo ist Feuer vor ihm. Es blendet ihn wie tausend Sonnen. Aus den Sonnen werden bunte Kreise mit Kometenschweifen.

      »Kendall, ist Moore am Lone Rock? Antworte, Mann. Hier, gebt ihm noch Wasser. Er muss reden.«

      »Lone Rock – Joe …«, sagt Kendall und sieht die Kreise zu einem Riesenball werden. Dann explodiert der Ball und löscht sein Bewusstsein aus.

      *

      »Kendall.«

      Er blinzelt und kann das Licht kaum ertragen. Nur mühsam gewöhnt sich das Auge an die Helligkeit der Laterne, bis er das Gesicht vor sich erkennt.

      »Spalding, er ist zu schwach«, sagt jemand neben Kendall heiser. »Das ist das Fieber. Er wird vielleicht gar nicht antworten können.«

      »Kendall, hörst du mich?«

      Spalding, denkt Kendall verwirrt. Spalding? Das war doch Alkali – das Flat und – Wasser … Ja, Wasser. Jemand hat nach Joe gefragt.

      »Überfall, ich höre«, sagt er schwach. »Überfall – Banditen …Wir sind in – die Wüste. Joe – Kopfschuss – Joe – wo Joe?«

      »Hören Sie, Spalding, es ist eine Quälerei. Der Mann ist nicht voll bei Besinnung«, mischt sich der Mann neben Kendall wieder ein. »Kendall, Joe Moore hat eine schwere Gehirnerschütterung, aber er kommt durch. Hören Sie mich, Kendall?«

      »Ja«, antwortet Kendall kaum hörbar. »Die anderen – wo sind die anderen? Banditen – sie haben – geschossen … Yatskell – tot – alle tot …«

      Durch die Schleier vor seinen Augen sieht er Spaldings Gesicht verschwimmen. Es wird zu einem großen grauen Fleck.

      »Kendall, wo geschah der Überfall? Kendall, an welcher Stelle? Wir haben überall gesucht, aber wir können die Wagen nicht finden. Kendall, wo sind die Wagen?«

      Überfall, denkt Kendall, und seine Gedanken verwirren sich wieder. Überfall – wo?

      »Überfall«, sagt er zerrissen. »Südroute – West Humboldt Range – Sandsturm – Banditen … Wagen. Silber ist – weg … Finden – nie mehr …«

      »Spalding, machen Sie Schluss, der Mann ist vollkommen am Ende, das sehen Sie doch.«

      Wieder jene leise, dennoch klare Stimme.

      »Doktor, wir haben überall gesucht, verstehen Sie das nicht? Wir haben jetzt einen Anhaltspunkt. Sieht aus, als hätte der Überfall an der West Humboldt Range stattgefunden. Aber warum ist er dort mit den Wagen gefahren, warum nicht den anderen Weg, den alle nehmen? Spalding, warum ist der Bursche nur nicht auf dem richtigen Weg geblieben?«

      Kendall liegt still und sieht nur noch dichte Nebelschwaden um sich wogen.

      Wesley, denkt Kendall, Wesley ist auch da.

      »Das wird er uns schon erzählen«, hört er Spalding knapp sagen. »Schicken Sie ein paar Männer los, sie sollen die West Humboldt Route absuchen. Es sieht aus, als hätten nur Kendall und Moore die Geschichte überlebt. Aber wo ist das Geld?«

      »Das ist weg – er hat es doch gesagt«, erwidert John Wesley mit seiner krächzenden unangenehmen Stimme. »Verdammt seltsame Sache, was, Spalding? Sie und ich wussten davon, nur wir zwei und er. Dann fährt er einen anderen Weg. Und nun ist das Geld verschwunden, die Männer sind weg, wie vom Erdboden verschluckt. Spalding, das gibt einen prächtigen Wirbel, fürchte ich. Haben Sie mit jemandem über das Geld geredet?«

      »Wesley, was fällt Ihnen ein, Mann?«, brummt Spalding scharf. »Wenn das etwa eine Beschuldigung sein soll …«

      »Beschuldigung?«, erkundigt Wesley sich lauernd. »Mr Spalding, ich denke nur nach und suche nach Erklärungen. Und eine davon ist für mich, dass Kendall eine eigene Hauptstation und seine Linien selbst aufbauen wollte. Ich erinnere mich verteufelt genau an seine letzten Worte, dass er sich Geld beschaffen würde, ganz gleich, woher.«

      »Menschenskind, sind Sie von allen Geistern verlassen? Ich kenne Kendall schließlich länger als Sie.«

      »So?«, hört


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