Der sanfte Wille. Georg Kühlewind

Der sanfte Wille - Georg Kühlewind


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      Georg Kühlewind

      Der sanfte Wille

       Vom Gedachten zum Denken, vom Gefühlten zum Fühlen, vom Gewollten zum Willen

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      Inhalt

       Einstimmung: Die Geschichte dieses Buches

       Praktische Hinweise für den Leser

       Erster Auftakt

       I.Vom Gedanken zum Denken

       Gedanken über das Denken

       Erster Übungskomplex: Reinigung des Denk- und Vorstellungslebens

       Gedanken über Sprache – Worte, Sätze, Begriffe, Gegenwart und Verstehen

       Wege zur Erfahrung der Gegenwärtigkeit

       Zweiter Auftakt

       II.Vom Denken zum Fühlen

       Gedanken und Gefühle, Denken und Fühlen

       Übungen zum erkennenden Fühlen

       Dritter Auftakt

       III. Vom Fühlen zum Willen

       Gedanken über den Willen

       Gedanken über den Willen in den Aufmerksamkeitsübungen

       Willensübungen

       Übungen zum sanften Willen

       Vierter Auftakt

       IV.Das geistige Wesen des Menschen

       Der kosmische Hintergrund des sanften Willens

       Meditation

       Satzmeditation

       Bildmeditation

       Wahrnehmungsmeditation

       Frage- oder Forschungsmeditation

       Anmerkungen

       ANHANG

       1.Meditationen

       2.Die Umkehr des Willens und die Begegnung mit der Logoskraft

       3.Kunst und Erkennen

      Einstimmung:

      Die Geschichte dieses Buches

      Wenn man Jahre, Jahrzehnte hindurch Aufmerksamkeitsübungen macht, hat man eine ähnliche Erfahrung wie beim wiederholten Lesen eines anspruchsvollen Buches: Es leuchten immer wieder neue Entdeckungen, neue Aspekte, Facetten des Tuns beziehungsweise des Textes auf. Wenn das geschieht, fühlt man sich immer wieder schuldig, da man die späteren Entdeckungen in frühere Beschreibungen noch nicht einbeziehen konnte. Im Hinblick auf den Übungsweg (Erkenntnisweg, inneren Pfad) möchte ich in diesem Buch einiges nachholen. Dabei muss ich manches Wesentliche wiederholen, das in früheren Werken von mir schon beschrieben wurde – auch um dem Leser das Nachschlagen zu ersparen.

      Je länger man übt, umso klarer erfährt man die Bewegungen des Bewusstseins während des Übens; sie werden durchsichtig für die tätige Aufmerksamkeit selbst. Erst werden die Bewegungen des Denkens sichtbar, dann die des Fühlens, zuletzt die Willenstätigkeiten, wobei alle drei immer vermischt und zusammen erscheinen; der Wille beispielsweise wirkt immer in den Übungen mit, nur hat eines von diesen dreien den Vorrang. Hell werden Fühlen und Wollen nur, wenn sie wenigstens beginnen erkennend zu werden, das heißt wenn sich das Denken in das Fühlen hinein oder das schon erkennende Fühlen in den Willen hinein auflöst.

      Die Beschäftigung mit den Willensarten beim Menschen begann bei mir schon vor langem (davon zeugen der Aufsatz «Die Umkehr des Willens» aus dem Jahre 1986, Goetheanum, 9.2., siehe Anhang 2, wie auch die Schrift «Die Schulung der Aufmerksamkeit» in dem Band Die Freiheit erüben, 1988). 1996 hat mein Freund Dr. Hartwig Volbehr die Frage gestellt, wie eigentlich die Ki-Übungen (beschrieben im Kapitel Willensübungen, Übung 36, S. 78 f.), die er schon seit längerem kannte, menschenkundlich verstanden werden können. Damit begann eine experimentierende und meditative Forschungsarbeit, deren Ergebnis zum großen Teil dieses Buch ist. Für den Impuls möchte ich Dr. Volbehr hiermit meinen sehr herzlichen Dank aussprechen, der auch für die seitdem entstandene Zusammenarbeit gilt.

      Um zu der hellen, erkennenden Erfahrung des Willens zu gelangen, müssen die vorangehenden Stufen sehr intensiv durchlaufen werden. Wenn der Übende nicht das lebendige, reine, das heißt formfreie Denken, das sich in das schon vorbereitete Fühlen hineinzieht, erfährt, wird das Fühlen zwar als lichtvoll und beglückend, aber nicht erkennend erlebt. Ähnlich ist es auch im Verhältnis von Fühlen und Wollen.

      Es war ein langer Weg, den sanften Willen in seiner Ursprünglichkeit zu erforschen, und das Ergebnis kann schon auf den Anfang des Erkenntnisweges hilfreich zurückwirken. Jegliche Übung ist eigentlich nur durch den sanften Willen ausführbar, und es ist gut, das zu wissen, auch wenn man diesen Willen am Anfang noch nicht voll einsetzen kann: Er glänzt im Laufe des Übungsweges auf.

      Was man «Körpererfahrung» nennt, entpuppte sich als die Erfahrung, das Empfinden einer Empfindungshülle, die den Körper «umgibt» – man kann das Nicht-Räumliche kaum anders als durch räumliche Bilder darstellen. Zugleich erwies sich der Sinn von «Körperübungen» – zum Beispiel auf das Atmen zu achten – als das Herausfordern, Ins-Bewusstsein-Bringen des Subjekts, das die Übungen macht und sie beobachtet, erfährt und das in keinem Fall der Körper oder die Empfindung ist: Letztere sind Objekte, die das


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