Gesicht des Todes. Блейк Пирс

Gesicht des Todes - Блейк Пирс


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sie von der Seite aus an. Nicht zusammenpassende Schriftgrößen und Gesichter, widersprüchliche Artikel. Bilder, die beweisen sollten, dass irgendeine Prominente sich unters Messer gelegt hatte, die aber nur die normalen, durch Zeit und Alter verursachten Änderungen eines Gesichtes zeigten, die für jeden mit einem Grundverständnis menschlicher Biologie leicht berechenbar waren.

      Mehrere Male versuchte Zoe zwanghaft, sich etwas einfallen zu lassen, was sie zu ihrer neuen Partnerin sagen könnte. Sie konnte nicht über die Zeitschrift reden. Was könnten sie sonst gemeinsam haben? Ihr fiel nichts ein.

      „Gutes Ergebnis für unseren ersten Fall“, sagte sie schließlich, murmelte es, traute sich fast nicht, es zu sagen.

      Shelley sah überrascht auf, ihre Augen einen Moment lang groß und leer, bevor sie grinste. „Oh ja“, sagte sie. „Wir waren gut.“

      „Der nächste Fall wird hoffentlich ebenso glatt laufen.“ Zoe fühlte, wie sich ihr Inneres zusammenkrümmte. Warum war sie so schlecht im Plaudern? Es kostete sie absolute Konzentration, sich den jeweils nächsten Satz auszudenken.

      „Vielleicht können wir nächstes Mal schneller sein“, schlug Shelley vor. „Du weißt schon, wenn wir wirklich aufeinander eingespielt sind, werden wir viel schneller arbeiten.“

      Für Zoe fühlte es sich wie ein Schlag an. Sie hätten den Kerl schneller schnappen, den Hubschrauber direkt nach ihrer Ankunft an seinen genauen Aufenthaltsort schicken können, wenn Zoe nur mitgeteilt hätte, was sie wusste. Wenn sie nicht so besorgt darüber gewesen wäre, wie sie ihr Wissen erlangt hatte, dass sie es für sich behalten hatte.

      „Vielleicht“, sagte sie unverbindlich. Sie versuchte, Shelley auf eine beruhigende Art anzulächeln, von erfahrener Agentin zu Neuling. Shelley erwiderte es ein wenig zögerlich und konzentrierte sich wieder auf ihre Zeitschrift.

      Bis zur Landung sprachen sie nicht mehr.

      KAPITEL ZWEI

      Zoe öffnete ihre Wohnungstüre mit einem Seufzer der Erleichterung. Das war ihr Himmel, der Ort, an dem sie sich entspannen konnte und nicht mehr versuchen musste, die Person zu sein, die alle akzeptierten.

      Als sie das Licht anmachte, erklang aus Richtung der Küche ein leises Miauen und sobald Zoe ihre Schlüssel auf den Beistelltisch gelegt hatte, ging sie sofort dorthin.

      „Hi, Euler“, sagte sie, beugte sich hinunter, um eine ihrer Katzen hinter den Ohren zu kraulen. „Wo ist Pythagoras?“

      Euler, eine grau getigerte Katze, miaute als Antwort nur erneut und sah zum Schrank, in dem Zoe die Beutel und Dosen mit Katzenfutter aufbewahrte.

      Zoe brauchte keinen Übersetzer, um das zu verstehen. Katzen waren einfach genug. Die einzige Interaktion, die sie wirklich brauchten, war Essen und ein gelegentliches Schmusen.

      Sie nahm eine neue Dose aus dem Schrank und öffnete sie, löffelte den Inhalt in den Futternapf. Ihr Burmese, Pythagoras, witterte bald den Geruch und tapste aus irgendeinem anderen Teil ihres Zuhauses heran.

      Zoe sah ihnen eine Weile beim Essen zu, fragte sich, ob sie lieber einen weiteren Menschen hätten, der sich um sie kümmerte. Ihr Alleinleben bedeutete, dass sie gefüttert wurden, wenn sie nach Hause kam, egal zu welcher Zeit das geschah. Sicher hätten sie einen regelmäßigeren Ablauf bevorzugt – aber wenn sie hungrig wurden, gab es genug Mäuse in der Gegend, die sie fangen konnten. Und Pythagoras hatte in letzter Zeit einige Pfund zugelegt. Eine Diät würde ihm gut tun.

      Zoe würde ohnehin nicht in nächster Zeit heiraten – weder wegen der Katzen, noch aus irgendeinem anderen Grund. Sie hatte bisher noch nicht einmal eine ernste Beziehung gehabt. So, wie sie aufgewachsen war, hatte sie sich schon fast damit abgefunden, dass sie dazu bestimmt war, alleine zu sterben.

      Ihre Mutter war streng religiös gewesen, im Sinne von intolerant. Zoe hatte nie die Stelle in der Bibel gefunden, die vorschrieb, dass man wie alle anderen kommunizieren und in sprachlichen Rätseln anstatt in mathematischen Formeln denken sollte, aber ihre Mutter hatte trotzdem genau das dort herausgelesen. Sie war überzeugt gewesen, dass mit ihrer Tochter etwa nicht in Ordnung war, etwas Sündiges.

      Zoes Hand wanderte zu ihrem Schlüsselbein, fuhr die Linie entlang, an der einst ein silbernes Kreuz an einer Silberkette gehangen hatte. Während der vielen langen Jahre ihrer Kindheit und Jugend hatte sie das Ding nicht abnehmen können, ohne der Blasphemie beschuldigt zu werden – nicht einmal zum Duschen oder Schlafen.

      Dagegen hatte sie nicht viel tun können, ohne dass sie beschuldigt wurde, das Kind des Teufels zu sein.

      „Zoe“, hatte ihre Mutter dann gesagt, ihr mit dem Finger gedroht und die Lippen geschürzt. „Du hörst sofort mit dieser Dämonenlogik auf. Der Teufel steckt in dir, Kind. Du musst ihn austreiben.“

      Dämonenlogik bedeutete anscheinend Mathematik, insbesondere wenn sie von einem sechsjährigen Kind benutzt wurde.

      Ihre Mutter erwähnte immer und immer wieder, wie anders sie war. Wenn Zoe sich nicht mit den Kindern ihres Alters im Kindergarten oder in der Schule beschäftigte. Wenn sie keinem der nachmittäglichen Clubs beitrat, abgesehen von Zusatzunterricht in Mathematik und Wissenschaften, und nicht einmal dort Gruppen bildete oder Freundschaften schloss. Wenn sie die Verhältnisse zwischen den Zutatenmengen verstand, nachdem sie ihre Mutter nur einmal etwas backen gesehen hatte.

      Zoe hatte sehr schnell gelernt, ihren natürlichen Sinn für Zahlen zu unterdrücken. Wenn sie die Antworten auf Fragen der Leute wusste, ohne es auch nur ausrechnen zu müssen, blieb sie ruhig. Wenn sie durch reine Charakterkenntnis und zurückgelassene Hinweise herausfand, welcher ihrer Klassenkameraden den Schlüssel des Lehrers gestohlen und versteckt hatte, und wo er versteckt sein musste, sagte sie kein Wort.

      Es hatte sich wenig geändert, seitdem die verängstigte Sechsjährige, begierig, ihrer Mutter zu gefallen, aufgehört hatte, jeden kleinen seltsamen Gedanken auszusprechen und angefangen hatte, so zu tun, als ob sie normal sei.

      Zoe schüttelte den Kopf und konzentrierte sich wieder auf die Gegenwart. Das war mehr als fünfundzwanzig Jahre her. Es hatte keinen Sinn, darüber nachzudenken.

      Sie sah aus ihrem Fenster auf die Skyline von Bethesda, richtete ihren Blick wie immer präzise in die Richtung von Washington, D.C. aus. An dem Tag, an dem sie den Mietvertrag unterschrieben hatte, hatte sie herausgefunden, wie sie in die richtige Richtung sah, hatte mehrere örtliche Wahrzeichen bemerkt, die sich wie zu einem Kompass aufreihten. Es war nicht aus politischen oder patriotischen Gründen, sie mochte einfach die Art, wie sie zusammenpassten und auf der Landkarte eine perfekte Linie bildeten.

      Es war dunkel draußen und sogar die Lichter in den anderen Gebäuden um sie herum wurden allmählich ausgemacht. Es war spät, spät genug, um alles zu erledigen und ins Bett zu gehen.

      Zoe machte ihren Laptop an und tippte rasch ihr Password ein, öffnete ihr Emailpostfach, um zu sehen, ob es etwas Neues gab. Die letzte Aufgabe ihres Tages. Einige Mails konnte sie schnell löschen – Junkmail, vorwiegend Mitteilungen über Ausverkäufe von Marken, von denen sie nie etwas gekauft hatte und Gaunereien vorgeblicher nigerianischer Prinzen.

      Nachdem sie den Junk gelöscht hatte, gab es nur noch einige Mails, die sie lesen und dann entfernen konnte, Botschaften, auf die keine Antwort erwartet wurde. Aktualisierungen von Social Mediaseiten, die sie selten besuchte und Newsletter von Websites, denen sie folgte.

      Eins war etwas interessanter. Eine Nachricht von ihrem Online Dating Profil. Eine kurze, aber süße Nachricht – irgendein Typ, der nach einer Verabredung fragte. Zoe klickte sich zu seiner Seite durch und betrachtete seine Bilder, zog ihn in Erwägung. Sie ermittelte schnell seine tatsächliche Größe und war angenehm überrascht, dass sie mit dem übereinstimmte, was er in seine Angaben geschrieben hatte. Vielleicht jemand, der tatsächlich ehrlich war.

      Die nächste Mail war noch interessanter, aber trotzdem war Zoe nicht danach, sie gleich zu lesen. Sie war von ihrer Mentorin und früheren Professorin, Dr. Francesca Applewhite. Sie konnte


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