Labyrinth der Lust - Das Geheimnis einer zügellosen Liebe | Erotischer Roman. Mandy Fox
aufgeschlossen gegeben. Sie lebte ebenfalls in Washbone Cross, allerdings in einem anderen Stadtteil.
»Ich muss morgen früh raus«, hatte die hübsche Kleine schließlich gemailt, »bist du öfter hier?«
»Ja«, hatte Elvira geantwortet, »wollen wir uns wieder mal treffen?«
»Gern – ich klick dich als Freundin«, war daraufhin von Danielle gekommen, »cu« die Abkürzung für See you, also Auf Wiedersehen.
Dann zeigte ihre Statuszeile »Abgemeldet«.
Nun lag Elvira in dieser heißen Augustnacht auf dem Bett und wurde das Bild in ihrem Kopf nicht los.
Kapitel 2
In den folgenden Tagen konnte sie sich bei der Arbeit kaum konzentrieren. Auf eine höchst merkwürdige Art hatte Danielle von ihren Gefühlen und ihrem Denken Besitz ergriffen.
Immer wieder geschah es, dass sie an ihrem Arbeitsplatz, dem Empfang der Anwaltskanzlei, das läutende Telefon erst beim fünften oder sechsten Läuten wahrnahm – und den Anrufer dann zum falschen Anschluss durchstellte.
»Na, Sie haben wohl einen netten jungen Mann kennengelernt«, lächelte der grauhaarige Senior-Advokat gütig aus der schweren Eichentür seines Kontors, als Elvira wieder einmal ein Gespräch falsch verbunden hatte, »dennoch sollten Sie Ihren Job nicht vernachlässigen«.
»Natürlich nicht«, stammelte Elvira errötend, »Entschuldigung.«
Sie riss sich zusammen, nahm sich ganz fest vor, nicht an Danielle zu denken – und doch wanderten ihre Gedanken immer wieder zu dem Mädchen.
Zuhause konnte sie es kaum erwarten, das Notebook einzuschalten und FriendsWorld aufzurufen. Am ersten Abend nahm sie es noch mit mäßiger Enttäuschung hin, dass Danielle nicht online war, am zweiten spürte sie so etwas wie leichte Eifersucht. Was trieb ihre neue Freundin, wo hielt sie sich auf, warum war sie nicht im Netz? Elvira rief sich zur Ordnung. Es ging, versuchte sie sich ziemlich erfolglos klarzumachen, um eine Chatbekanntschaft. Solche Kontakte waren oft flüchtig und einmalig, zumal man nie wusste, ob das Gegenüber wirklich der- oder diejenige war, für die es sich ausgab. Welchen Grund hätte sie also, eifersüchtig zu sein auf ein – im besten Fall – junges Mädchen, das vielleicht nur einmal und rein zufällig dort gechattet hatte ...
Dennoch war da diese unverständliche Unruhe, auch am nächsten und am übernächsten Tag. Danielle blieb jedoch verschollen.
Am vierten Abend hatte Elvira zwar ihren Laptop routinemäßig eingeschaltet, jedoch die Hoffnung fast schon aufgegeben und achtete beim Zeitunglesen kaum darauf, als am späteren Abend plötzlich der kleine grüne Punkt auf ihrem Bildschirm blinkte, welcher anzeigte, dass einer der Chatkontakte online gegangen war, die man zuvor als »Freund« markiert hatte. Elvira hatte Danielle als »Freundin« markiert ...
Aber die sollte nicht bemerken, wie sehnsüchtig Elvira auf ihr Erscheinen gewartet hatte. So ließ sie einige Minuten vergehen, als sei sie anderweitig beschäftigt.
»Na«, tauchte da plötzlich eine Textzeile auf ihrem Bildschirm auf, »afk?«
Unter Chattern bedeutet das away from keyboard, also nicht am Platz.
Elvira ließ noch exakt eine Minute vergehen, dann antwortete sie.
»Komme gerade zurück, hab’ den Müll rausgebracht«, log sie.
Es sollte möglichst beiläufig aussehen, schließlich musste Danielle nicht wissen, dass ihr Herz bis zum Hals schlug und sie ein nahezu unstillbares Verlangen erfüllte, die Haut des Mädchens zu berühren.
»Hatte an den vergangenen Tagen immer sehr viel zu tun«, entschuldigte sich Danielle.
Kapitel 3
Während Elvira nach dem Ende des ersten Chats mit ihren Gefühlen rang, mit dem Widerstreit zwischen zügelloser Lust und der Irritation darüber, dass offenbar das Foto einer jungen Frau in einem Internetchat solch sexuelles Begehren in ihr auslöste, kroch einige Kilometer entfernt Daniel Wenger unter das Laken in seinem 35-m²-Appartement in einem der Hochhäuser der Weststadt, dort, wo diejenigen wohnten, die zu jung oder nicht wohlhabend genug waren, um sich ein eigenes Haus zu kaufen. Er genoss es, endlich sein Leben so gestalten zu können, wie er es wollte. Bei seiner Familie hatte er sich nie wirklich wohlgefühlt, man hatte sich wenig um ihn gekümmert. Betty, seine deutlich jüngere Schwester, war stets der umsorgte und verwöhnte Mittelpunkt gewesen, wie oft bei solchen Nachzüglern.
So war er, unmittelbar nachdem er die Schule abgeschlossen hatte, ausgezogen. Jetzt lernte er in der Werkstatt des alten McGwendall auf einem der vielen Hinterhöfe von Washbone Cross, wie man Autos reparierte, und stellte sich dabei nicht ungeschickt an. Manchmal neckte ihn der Alte wegen seiner weichen, femininen Züge.
»Wärst auch ein hübsches Mädchen geworden«, knurrte er dann und schob seinen zerkauten kalten Zigarrenstummel in den anderen Mundwinkel. Er meinte das keinesfalls böse, er stammte lediglich aus einer Generation, für die es Jungs gab und Mädels und dazwischen nix.
Daniel hingegen zuckte innerlich immer ein wenig zusammen, wenn sein Meister solche derben Scherze machte. Er sagte nichts dazu, auch wenn diese rauen Grobheiten seine Seele verletzten. Zuhause, vor dem Spiegel, wenn er allein war und die Vorhänge sorgfältig geschlossen hatte, zog er sich manchmal einen kleinen Tangaslip an, dazu einen ausgestopften BH und hochhackige Schuhe, ab und zu auch knappe Hotpants, und konnte sich durchaus vorstellen, ein Mädchen zu sein. Seine langen, schlanken Beine und der knackige kleine Hintern jedenfalls sprachen nicht dagegen. Er achtete – gerade weil er tagsüber harte Männerarbeit verrichtete – sehr darauf, sich zu pflegen, und cremte seine Haut nach dem Duschen stets sorgfältig ein, rasierte sich am ganzen Körper und legte gelegentlich, wenn er abends ausging, ganz heimlich ein wenig Lipgloss auf.
Nie wäre Daniel auf den Gedanken gekommen, sich unter das Messer eines Chirurgen zu legen – jedenfalls nicht für große Veränderungen. Vielleicht – davon träumte er insgeheim – könnte er sich eines Tages die Brüste vergrößern lassen ... und dann in einer anderen Stadt als Mädchen leben und arbeiten. Immerhin gab es schon Mechanikerinnen, das wäre sicher kein Problem. Zunächst aber hieß es, beim alten McGwendall manches zu lernen und so viel wie möglich von seinem Lohn zu sparen – für später.
Irgendwann, kurz nachdem er vor einem Jahr seinen Führerschein gemacht hatte, hatte Daniel sich sehr sorgfältig als Mädchen gestylt und im Nachbarort in einem Studio Fotos machen lassen. Schöne Aufnahmen, in Farbe und Schwarz-Weiß, durchaus künstlerisch. Ob die Fotografin etwas bemerkt hatte, wusste er nicht, gesagt hatte sie jedenfalls nichts.
Eines der Bilder hatte er ins Internet gestellt – auf eine Plattform namens FriendsWorld, wo sich allerlei junge Leute trafen. Er hatte sich bei der Anmeldung Danielle genannt und als Mädchen ausgegeben.
Ganz wohl war ihm nicht dabei – vor allem, weil ihn seither oft Jungen ansprachen und ein Date verabreden wollten. Er fühlte sich trotz seiner ausgefallenen Vorliebe jedoch mehr zu Frauen hingezogen, hatte auch schon eine kleine rothaarige Freundin gehabt. Allerdings ertappte er sich manchmal dabei, dass er auf der Straße dem einen oder anderen Jungen versonnen hinterhersah ...
Daniel hatte sich gefreut, dass ihn an diesem Abend jene Frau angeklickt hatte, welche – wenn man ihren Angaben glauben wollte – nur eine gute Handvoll Jahre älter war als er selbst. Sie sah auf dem Foto sympathisch aus, und irgendetwas hatte ihn sofort zu ihr hingezogen. Er konnte sich das Gefühl nicht erklären, aber nachdem er sich bei ihr gemeldet und sie die ersten Sätze miteinander geschrieben hatten, spürte er eine gewisse Seelenverwandtschaft.
Sie hatten über dies und das gechattet und Daniel hatte einiges von sich preisgegeben, allerdings ohne sein kleines Geheimnis zu verraten. Eigentlich war es nicht seine Art, sich einer Fremden gleich zu öffnen, aber in diesem Fall hatte er den Eindruck, dass Elvira eine ehrliche Haut war. Außerdem sah sie verdammt gut aus – sportlich und durchtrainiert, soweit er das auf dem kleinen Foto von irgendeinem Strand beurteilen konnte. Unter ihrem Shirt zeichneten sich die Nippel ihrer knackigen Apfelbrüste ab, offensichtlich