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Impressum:
Die heiße Polizistin | Erotische Geschichte
von Allegra Bellmont
Allegra Bellmont ist das Pseudonym der Autorin Denise R. Leitner. Sie wurde 1975 geboren und wohnt mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern in der sonnigen Weststeiermark, eine halbe Autostunde von Graz entfernt.Schon in früher Jugend lernte sie: Die verbotenen Früchte schmecken am süßesten.Neben Familie und Beruf widmet sie sich dem Schreiben und versucht das im Schlafzimmer Erlebte bei einem Gläschen Wein in passende Worte zu kleiden.Zu ihren Hobbys zählen Wandern in den steirischen Bergen, Wasserskifahren und vor allem ihr Mann, der ihr unvergessliche, leidenschaftliche Stunden schenkt.
Lektorat: Nicola Heubach
Originalausgabe
© 2019 by blue panther books, Hamburg
All rights reserved
Cover: IgorIgorevich @ istock.com
Umschlaggestaltung: www.heubach-media.de
ISBN 9783862775125
www.blue-panther-books.de
Die heiße Polizistin von Allegra Bellmont
»Wir haben hier einen ›10-31‹ auf der Brücke. Schafft Caleb her. Er weiß, was zu tun ist.«
»Caleb braucht mindestens dreißig Minuten, bis er bei dir sein kann, Sam. Versuch, der Person gut zuzureden.«
Samantha atmete tief durch. Dafür war sie nicht geschult. Mit Selbstmördern hatte sie nie selbst gesprochen. Sie hatte immer nur ihrem Sergeant zugesehen.
Der Mann klammerte sich verzweifelt auf der anderen Seite der Brüstung am Geländer fest. Hinter ihm nur ein endlos blauer und kalter Pazifik. Er stand auf einem Vorsprung, der ihm guten Halt gab, auf einem zweiunddreißig Zoll durchmessenden Trägerflansch, der nur als »The Chord« bekannt war – der letzte Halt vor einem viersekündigen Fall – einem zweihundertfünfzig Fuß tiefen Sprung in den Tod.
Ein eisiger Wind blies ihr entgegen.
»Hey Mister! Wollen Sie sich wehtun?«
Zugegeben, nicht der beste Spruch. Aber es war das einzige, der ihr in dieser Sekunde einfiel. Und sie wünschte, ihr wäre etwas Besseres eingefallen, als sie ihm in die hübschen Augen sah – in die traurigen silbergrauen Augen. So ein attraktiver Mann und so viel Verzweiflung – das passte nicht zusammen.
Sein Gesicht war unrasiert, sein Haar verstrubelt und er brauchte dringend eine Dusche. Aber er sah gut aus. Ihr Blick blieb an seinen ausdrucksstarken Lippen haften. Die konnten sicherlich hervorragend küssen.
»Mich nimmt wohl niemand ernst!«, brüllte er. »Ich bin am Ende ... und die schicken mir eine Stripperin!!!«
Stripperin? Hatte er sie tatsächlich gerade eine ... Stripperin genannt?!
Samantha musste sich zusammennehmen, ruhig zu bleiben. Langsam nahm sie die Sonnenbrille ab, strich eine verirrte honigblonde Strähne aus ihrer Stirn und blickte ihre khakifarbene Uniform hinab. Zu dem schwarzen Dienstgürtel, an dem ihre Dienstwaffe hing.
»Sir, ich bin von der California Highway Patrol. Ich möchte Ihnen helfen.«
»Mir helfen«, zischte er und musterte das gelbblaue CHP-Emblem an ihrer Schulter, den goldenen Stern über ihrer linken Brust. In seinen Augen glänzte es feucht. »Mir kann niemand helfen.«
Seine Stimme hatte einen angenehm tiefen Klang.
»Es gibt immer einen Ausweg.« Ihr Funkgerät sprang leise an und teilte ihr alles mit, was sie wissen musste.
»Sie heißen ... Jared Carter?«
Seine Augen weiteten sich in Verwunderung, aber nur für einen kurzen Moment. Die Identität einer Person herauszufinden, gehörte zum kleinen Einmaleins eines Highway Patrol Officers. Das schien er zu ahnen, vor allem, weil der auf ihn zugelassene Wagen keine zwanzig Meter von hier im Halteverbot parkte.
Jetzt, wo sie seinen Namen wusste, wurde alles viel persönlicher.
»Welche Pläne haben Sie für morgen, Jared?«
»Morgen?«, echote er. »Morgen!« Die Tränen liefen ihm über die Wangen. Er starrte sie an, als wäre sie komplett irre geworden. »Ich glaube nicht, dass ich morgen irgendwelche Pläne haben werde.«
»Das sollten Sie aber, Jared. Denn morgen sieht alles ... ganz anders aus. Glauben Sie mir.«
Er verzog den Mund zu einem mitleidigen Grinsen.
»Wollen Sie nicht wissen, was die Welt für Sie bereithält?« Sam befeuchtete ihre trockenen Lippen.
»Ich hab meinen Job verloren ... Bin aus meiner Wohnung geflogen ... Kann die Raten für meinen Wagen nicht mehr bezahlen. Dabei will ich nur eins – Schreiben. Schreiben. Schreiben.« Er nickte in Richtung einer zerschlissenen Laptoptasche, die gegen einen Stahlpfeiler der Brücke lehnte. Sam hatte die Tasche bisher gar nicht bemerkt. »Ich kann nicht einmal den verdammten Akku aufladen – so pleite bin ich.«
»Sind Sie ... Schriftsteller?«
»Ich hab mir eingeredet, einer zu sein. Mein Verleger meldet sich nicht mehr bei mir.«
»Haben Sie ihn angerufen?«
»Damit er weiß, wie verzweifelt ich bin? Nein, danke! Mein Manuskript landet ohnehin im Altpapier.«
Samanthas Herz klopfte. »Was wird aus Ihrem Laptop, wenn Sie gehen? Wer wird Ihre Geschichte fertig schreiben? Und ... Ihre Ideen zu Papier bringen?«
Er schüttelte den Kopf und sah nach unten, in das kalte Wasser des Pazifiks.
»Sehen Sie nicht nach unten, Jared. Sehen Sie mich an.« Ein falsches Wort und sie würde ihn verlieren.
Die anderen Wagen ihrer Kollegen fuhren vor. Genau im ungünstigsten Moment.
»Die sollen mir bloß vom Leib bleiben«, brüllte er.
»Niemand will Ihnen etwas tun, Jared.« Sie hob die Hände und kletterte zu ihm über die Brüstung, bevor sie Zeit fand, darüber nachzudenken. »Wir sind hier, um Sie zu schützen.«
Er nickte. Und fast schien es, als wollte er ihr glauben. Sie signalisierte den anderen, zurückzubleiben.
»Erzählen Sie mir von Ihren Problemen, Jared. Erzählen Sie mir alles ...«
Sie wusste später nicht mehr, wie lange sie in der Eiseskälte ausgeharrt hatten. Am Abgrund. Sie betrachtete Jared und hätte noch eine Woche danach jede Einzelheit seines Gesichts genau beschreiben können. Und sie gab nicht auf, auf ihn einzureden. »Sie haben ein bewegtes Leben hinter sich. Es ist aber auch ein schönes Leben. Geben Sie es noch nicht auf. Es lohnt sich, dass Sie dranbleiben. Sie können sehr gut erzählen und ich höre Ihnen gern zu. Wagen Sie lieber den Sprung ins Leben als in den Abgrund, Jared. Ihnen steht noch alles offen. Sie sind jung und gut aussehend, voller Kraft. Glauben Sie mir, Sie können eine Lösung für Ihre Probleme finden. Ich würde Ihnen gern behilflich sein.«
Langsam nickte er.
»Danke!«, sagte Samantha erleichtert.
Eine Weile sah er in die Ferne.
»Und wissen Sie, was das Erste ist, was Sie tun können?«
Sein Blick kam aus der Ferne zu ihr und heftete sich auf ihr Gesicht.
»Eine Dusche nehmen!«
Sein angedeutetes Lächeln war schön. Und seine Augen ... Samantha hätte nie müde werden können, in dieses unergründliche Silbergrau zu blicken. Und da war noch etwas: Ein Funken Hoffnung glomm in seinen Augen.
***
Als keine sechs Monate später ein edelsteinblauer Jaguar F-Type vor dem Hauptquartier der Golden Gate Division vorfuhr, dachte sich Samantha noch nichts. Sie holte sich gerade einen Kaffee aus der neuen Espressomaschine, die ein unbekannter Wohltäter der Abteilung zum Geschenk gemacht hatte.