Verboten in der Öffentlichkeit - jetzt erst recht | Erotische Bekenntnisse. Simona Wiles
Impressum:
Verboten in der Öffentlichkeit - jetzt erst recht | Erotische Bekenntnisse
von Simona Wiles
Simona Wiles, Jahrgang 1980, ist in Süddeutschland geboren und lebt dort mit Mann, Kind und zwei Hunden. Ihre ersten erotischen Kurzgeschichten entstanden während eines Creative-Writing-Workshops. Der Beifall der anderen Teilnehmer/-innen brachte sie dazu, ihrer Leidenschaft für Erotik und gute Bücher selbst Ausdruck zu verleihen. Ideen für ihre Geschichten gehen ihr nicht aus – hat sie doch selbst eine wilde Jugend hinter sich. Während Simona ihrer Schreibsucht anfangs auf dem heimischen Familiencomputer frönte, tobt sie sich inzwischen an ihrem eigenen Laptop aus. Sie schreibt hauptsächlich erotische Kurzgeschichten. Wenn sie gerade nicht über einer neuen Story brütet, arbeitet sie als Office-Managerin in einer Autofirma.
Lektorat: Jasmin Ferber
Originalausgabe
© 2019 by blue panther books, Hamburg
All rights reserved
Cover: © Andrey_Popov @ shutterstock.com
Umschlaggestaltung: MT Design
ISBN 9783966416313
www.blue-panther-books.de
Auf der Autofähre
Seine Freunde beneideten ihn. Urlaub in England, das wäre auch etwas für sie gewesen. Die letzten Wochen waren mit Vorbereitungen angefüllt – einen neuen Pass beantragen, Informationen über das Land einholen, die Reiseroute planen und die notwendigsten Dinge einpacken sowie genügend Geld mitnehmen.
Finn packte sein Auto bis oben hin voll. Er brauchte noch eine kleine Reisetasche für ein bis zwei separate Übernachtungen, und er wollte nicht jedes Mal den großen Koffer seiner Eltern mitschleppen. Diese hatten ihn zusätzlich ausgestattet – »Du als Student hast ja nicht so viel Geld« – wofür er dankbar war. Seine Route hatte er nur in groben Zügen geplant, dafür hatte er sich einen Reiseführer für England gegönnt und akribisch notiert, was er sich alles ansehen wollte. Die erste Station dort drüben sollte Cornwall sein, dann auf möglichst direktem Weg nach London, wo er entweder in einem Bed & Breakfast oder in der Jugendherberge sicher unterkommen würde. Das Kniffligste war die Autofähre von Calais nach Dover, die er rechtzeitig erreichen musste. Für ihn bedeutete das eine zusätzliche Übernachtung auf französischer Seite; er hoffte, auf die Schnelle etwas zu finden, das nicht allzu teuer war. Andererseits, wie hatte sein Kumpel Luke gemeint?
»Die sind doch bestimmt darauf eingerichtet, dass Leute eine Nacht vorher dort sein müssen, um die Fähre zu erreichen. Dann werden sie auch genug Betten haben. Du wirst schon was finden.«
Finn hoffte mal, dass Luke recht hatte.
***
Seufzend klappte er den Kofferdeckel zu. Eigentlich war diese Reise mit Jana, seiner Kommilitonin und Freundin geplant gewesen. Genauer: Ex-Freundin. Nach einem Riesenkrach hatte sie mit ihm Schluss gemacht, ging nicht ans Telefon und war in den letzten zwei Wochen wie vom Erdboden verschluckt. Selbst in den Vorlesungen, die sie gemeinsam besuchten, war sie nicht erschienen.
»Sie wird einsehen, dass sie einen Fehler gemacht hat,« hatte Luke behauptet. Finn war sich da nicht so sicher. Jana war stur, wenn sie beleidigt war, dann war sie absolut unversöhnlich. Vielleicht war es besser so, dachte er. Auch wenn es immer noch Mist ist.
Ihm fehlten ihre fröhliche, lebendige Art, ihr verschmitztes Lachen und vor allem der Sex. Jana war im Bett eine Granate, was sie mit ihm anstellte, hatte er noch nie zuvor erlebt. Okay, vor ihr hatte er nur zwei Freundinnen gehabt, konnte also nicht unbedingt einen wissenschaftlich gültigen Vergleich anstellen. Trotzdem: Der Sex ging ihm ab.
Was ihm am besten gefallen hatte, war die völlige Unverklemmtheit und ihre ständig neuen Einfälle. Einmal hatten sie es in einer kleinen Nische in einer Seitenstraße miteinander getrieben, nur, weil sie gerade unbändige Lust auf ihn bekam und nicht warten wollte, bis sie zu Hause waren. Sie hatte ihn praktisch dorthin gezerrt, seine Hose geöffnet, ihn geleckt und gewichst, bis er gar nicht mehr anders konnte, als ihr den Rock hochzuschieben und dabei zu entdecken, dass sie darunter nichts anhatte. Damals war er so geil gewesen, dass er nicht mehr darauf geachtet hatte, ob jemand käme. Und er hatte sie dort an der Wand stehend gevögelt, bis sie ihre Hände in seine Schulter gekrallt und laut keuchend gekommen war.
***
Finn stand mitten auf der Straße und schmunzelte in Gedanken vor sich hin. Ja, so war Jana, spontan, einfallsreich und irgendwie immer geil, das hatte ihm sehr gefallen. Ob er noch mal so eine Freundin finden würde? Er betrachtete sein Auto, das unter dem Gewicht des Gepäcks leicht in die Knie gegangen war. Dort drin hatten sie sich auch schon gefickt, mehr als einmal. Das Auto wackelte dann jedes Mal, sodass Finn befürchtete, dass jemand hineinschauen könnte und sie mitten im Treiben vorfinden würde. Irgendwie hatte Jana ständig den Kick gebraucht, in der Öffentlichkeit zu vögeln, das hatte sie unglaublich angetörnt. Ihn auch, wenn er ehrlich zu sich war.
Wieder seufzte er, dann ging er in das kleine Studentenzimmer zurück, räumte noch die letzten Sachen auf, verschenkte ein paar Lebensmittel, die nicht haltbar waren und besuchte Luke im oberen Stockwerk. Sie wollten heute Abend noch ausgehen, einen kleinen Abschied feiern, weil Finn die nächsten 4 Wochen unterwegs sein würde.
***
»Und, schon fertig mit Packen?«
»Jo, morgen früh geht’s los.«
»Wann musst du denn in Calais sein?«
»Wenn ich Zeit haben will, um ein Bett für eine Nacht zu finden, dann so früh wie möglich – am besten also nachmittags.«
»Aber wir feiern heut Abend noch?«
»Ja klar!«
Sie gingen in den ›Schlappen‹, eine angesagte Studentenkneipe mit günstigem Essen, riesigen Portionen und coolen Leuten drin. Vor der Tür standen ein paar Raucher, drinnen war es voll wie immer. Finn und Luke ergatterten einen Platz am Tresen, dadurch war ihr Nachschub gesichert. Neben ihnen standen ein paar Mädels, von denen eine ganz besonders Finns Aufmerksamkeit erregte. Sie sah Jana ein bisschen ähnlich, nur mit anderer Frisur und einer Stupsnase, auf der eine kleine Brille balancierte. Die schob sie sich immer wieder hoch, während sie wild mit ihren Freundinnen gestikulierte und lachte. Finn hätte sie gerne kennengelernt, aber in dem Lärm eine Anmache geschweige denn Unterhaltung durchzuführen war schwierig, also ließ er es. Trotzdem beobachtete er sie hin und wieder, lächelte sie breit an, als sich ihre Blicke trafen, und freute sich, als sie kurz stutzte, zurückgrinste und dann weiter mit ihren Freundinnen scherzte. Finn betrachtete ihren schmalen Körper, die kleinen festen Brüste, den sinnlichen Mund und merkte, dass er sie sich nackt vorstellte. Ob sie schrie, wenn sie zum Höhepunkt kam?
Luke lenkte ihn ab, stellte ihm eine Frage, und schon waren sie in eine heftige Diskussion verwickelt. Doch immer wieder tauschte er Blicke mit der süßen Kleinen, die ebenfalls ab und zu zu ihm hinsah. Irgendwann hatte sogar Luke den Blickwechsel bemerkt. Vor allem, weil Finn nicht wie sonst so richtig bei der Sache war.
»Die Kleine gefällt dir wohl?«, fragte er grinsend.
Finn versuchte, seine Verlegenheit mit einem Schluck Bier runterzuspülen, nickte jedoch grinsend.
»Mh-hm, die ist wirklich süß,« Luke begutachtete sie.
»Ey, lass das!« Finn wollte nicht, dass das Mädchen merkte, dass sie über sie sprachen.
»Sie guckt aber gerade wieder her.«
Finn drehte sich unwillkürlich um, gerade als Luke ebenfalls hinübergrinste, und stellte fest, dass die Kleine sehr wohl jetzt wusste, dass über sie geredet wurde. Zumindest stutzte sie bei dem doppelten Blickkontakt, dann verfärbten sich ihre Wangen rosa. Verlegen grinste sie zurück und drehte ihnen den Rücken zu.
Luke lachte auf.
»Schau an, du hast wohl Eindruck gemacht! Geh doch rüber, frag sie, wie sie heißt und verabrede dich mit