NeuGier - Dein Herz will mehr .... Alexa McNight

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was bedeutet, dass ich dich nicht zum Essen oder auf einen Drink treffen möchte, sondern um mit dir zu schlafen.

      Jill prustete los. »Immerhin ist er ehrlich.«

      Kate schnappte nach Luft, schimpfte: »Spinnt der?!« und ging ins Schlafzimmer, um ihn anzurufen. Das Handy ans Ohr gepresst, stand sie am Fenster und lauschte dem Klingelzeichen, das nur wenig lauter als ihr Herzschlag war.

      »Du willst Sex mit mir?«, sprudelte es aus ihr heraus, kaum dass er sich gemeldet hatte. »Einfach so?!«

      »Nicht einfach so«, sagte er ruhig. »Ich habe nicht einfach so Sex und ich will Sex nicht eben mal. Wenn wir schreiben und wenn wir telefonieren, ist da etwas zwischen uns … und ich glaube dir nicht, dass du es nicht auch bemerkt hast. Sicher bist du überrascht, vielleicht sogar erschrocken. Was mich betrifft, so habe ich auf diesem Weg noch nie eine Frau kennengelernt, zu der ich mich so hingezogen fühle.«

      Seine Worte berührten sie, doch Kate zwang sich zur Skepsis. »In so einer kurzen Zeit?«

      »Zeit spielt bei so etwas absolut keine Rolle«, konterte er aus offenbar tiefer Überzeugung. »Wären wir uns auf der Straße oder beim Einkaufen oder in einem Club begegnet …«

      »Das sind wir aber nicht«, unterbrach sie ihn, doch stellte in derselben Sekunde für sich fest, dass es die Sache irgendwie nur besser machte, dass sie voneinander lediglich die Stimmen kannten.

      Er stahl ihr die Gedanken: »Das macht es doch nur noch besser, oder nicht? Diese Kraft, die da zwischen uns wirkt, hat nicht, wie üblich, die leicht zu täuschenden optischen Sinne angesprochen, sondern einen anderen … den berühmten siebten Sinn vielleicht.«

      Es war schwer, ja geradezu unmöglich, hierauf eine Widerrede zu finden, also griff Kate etwas anderes auf. »Was meinst du wohl, was dir dein optischer Sinn sagt, wenn du mich siehst. Nachher genügt ein Blick auf mich, um dein Verlangen in Luft aufzulösen.«

      »Hm, naja …« Scheinbar hatte sie ihn aus dem Konzept gebracht. »Mein optischer Sinn war es wohl, der mich letzten Endes hierzu bewegt hat. Ich weiß bereits, wie du aussiehst.«

      »Du hast mich gegoogelt?!«

      »Ja, vorgestern. Du warst der Top1-Treffer, Kate Clark … Handwerkerin. Du bist wunderschön und wunderbar kreativ. Dein Schmuck ist toll.«

      Die Wärme in seiner Stimme ließ Kates Puls ein schnelleres Tempo einschlagen. Dieser Mann verunsicherte sie so sehr, doch er beeindruckte sie in gleichem Maße, rüttelte an ihren Prinzipien – und das nicht gerade sachte. Der Gedanke, ihn zu treffen – für nichts weiter als Sex – der war mit einem Mal verlockend. So verlockend, dass ein Kribbeln in ihrem Bauch einsetzte.

      »Jackson, ich kann dich nicht treffen«, presste sie zwischen den Zähnen hervor. »Außerdem wäre das ungerecht. Du weißt jetzt, wer ich bin, aber wenn ich Google mit ›Jackson‹ und ›San Francisco‹ füttere, wie viele Vorschläge bekomme ich dann? Einhundert?«

      »Einer ist der Richtige«, gab er amüsiert zurück. »Also finde mich. Und sag nicht immer gleich Nein. Bonne nuit!«

      Zurück in der Küche, fand sie Jill in der Sauce rührend und eine Melodie pfeifend.

      »Gib dir keine Mühe«, murrte Kate. »Ich weiß, dass du gelauscht hast.«

      Jill nahm sie beim Wort. Ohnehin fiel es ihr immer sehr schwer, Dinge zurückzuhalten, die ihr auf der Zunge brannten. »Ich finde, du solltest ihn treffen und vögeln.«

      Kate hob den Topf mit den Nudeln vom Kochfeld und schaltete es ab. »Das überrascht mich nicht.«

      »Ich meine, schau doch mal … «

      »Nein, ich schaue gar nicht!«, schnitt Kate Jill das Wort ab und erklärte das Thema für beendet.

      ***

      Das war es nicht. Und Kate schaute sehr wohl. Den ganzen Donnerstag tat sie nichts anderes und inspizierte die von Google ausgegebenen Fotos. Wie erwartet, gab es in San Francisco einige Jacksons. Vom Anwalt bis zum Zahnarzt, von attraktiv bis zum Davonlaufen – die Auswahl war riesig. Gegen Mittag bat Kate Jackson um einen Hinweis auf seinen Beruf, doch er reagierte bis zum Abend nicht und dann nicht entsprechend.

      »Wenn es dir um Äußerlichkeiten geht«, schrieb er, »und du befürchtest, dass ich dir nicht gefalle … ich bin tageslichttauglich. Aber verbinde dir doch die Augen. Das macht es nicht nur leichter, sondern steigert auch die Spannung.«

      Kate biss sich auf die Lippen, als sie das las. Sie schaltete ihr Mobiltelefon aus, tigerte wieder mal durch die Wohnung und raufte sich die Haare.

      Es war unglaublich, was er mit ihr anstellte. In einer derart kurzen Zeit vor allem. Er lockte sie und weckte ein Verlangen in ihr, das sie nicht verstand. Der Gedanke, diesen Mann mit verbunden Augen zu treffen, es einfach geschehen zu lassen, der machte sie halb wahnsinnig. Einen ganz anderen Wahnsinn unterstellte ihr hingegen ihr Verstand, der sie warnte, der sie ermahnte, der sie an Henry erinnerte.

      Henry, der …

      Kate stieß einen wütenden Laut aus, nahm ein Kissen von der Couch und pfefferte es quer durch das Zimmer. Ein zweites flog gleich hinterher.

      Henry, der ihr gesagt hatte, dass sie sich ficken sollte und dass ihm egal war, was sie tat.

      Also gut!, beschloss sie und strich sich die wilden blonden Strähnen aus dem Gesicht. Henry würde ihr jetzt endlich auch einmal egal sein. Sie würde sich nicht selbst ficken, sondern das Jackson tun lassen. In San Francisco. Morgen Abend. Mit verbunden Augen. Ein einziges Mal nur.

      Also schaltete sie ihr Handy ein. An eine Wand gelehnt, sendete sie ihr »Okay« an Jackson. Dann sank sie auf den Fußboden und presste sich eines der herumgeworfenen Kissen vors Gesicht.

       Kapitel Vier - Teil 1

      Je weiter Kate auf dem Freeway nach Norden fuhr, desto tiefer sanken die Zahlen auf der Temperaturanzeige ihres Armaturenbretts. In Palo Alto waren es zwölf Grad gewesen, doch zehn Kilometer vor der Stadtgrenze von San Francisco wurden nur noch drei Grad angezeigt. Als sie vor dem Hotel hielt und ausstieg, hob sie erstaunt den Kopf und blinzelte in den Nachthimmel. Es war tatsächlich Schnee, der da in winzigen Flocken herabrieselte – ein Phänomen für diese Region. Beim Umsehen entdeckte sie mehr Menschen, die ebenfalls stehen geblieben waren und die Hände ausstreckten, um die Flocken aufzufangen.

      Ein Portier des Hotels trat an Kates Seite und murmelte, dass es das seit Jahren nicht gegeben hatte, erinnerte sich aber bald an seinen Job. Er bot an, ihren Wagen in die Tiefgarage zu fahren und jemanden für das Gepäck kommen zu lassen. Kate dankte ihm, überließ ihm den Autoschlüssel und nahm die Tasche vom Rücksitz.

      An der Rezeption war der Schnee schon fast vergessen. Ihr blieb nur noch eine halbe Stunde, bis Jackson hier sein würde. Kate konnte sich nicht erinnern, je so nervös gewesen zu sein.

      Auf dem Zimmer nahm ihre Aufregung weiter zu, denn der Raum bestand praktisch nur aus dem Bett. Sämtliche Schränke verschwanden in den Wänden, die in dunklen, warmen Farben gehalten waren. In die Decke hatte man Halogenstrahler eingelassen, die ihre Lichtkegel auf drei aufgehängte große Fotografien warfen. Sie zeigten Ausschnitte von ineinander verschlungenen Körpern.

      Kate duschte und cremte sich ein. Sie schlüpfte in ein Höschen und einen BH, kramte den schwarzen dünnen Schal aus ihrer Tasche, krabbelte auf das Bett, zog die Füße unter den Po. Sobald ihr der Stoff die Sicht nahm, wurden die gedanklichen Bilder deutlicher und farbiger. Nicht länger waren sie noch zusammenhängend, sondern blitzten in Sequenzen durch ihren Kopf. Kate sah sich selbst und Jackson in allen möglichen Stellungen – dabei hatte sie doch gar keine Ahnung, wie sich alles Folgende abspielen würde. Das Bewusstsein darüber sandte eine heiße Welle durch ihren Körper und weckte das Ziehen zwischen ihren Schenkeln.

      Mit der Dunkelheit vor Augen schärften sich ihre restlichen Sinne. Der Hörsinn war ganz besonders sensibel und nahm über das Dröhnen ihres Herzschlags hinweg die leisesten Töne wahr. Sie hörte, wie sich andere Türen der Etage schlossen, hörte sich entfernende Schritte


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