Die MarmorBlüte | Erotischer SM-Roman. Nova Ostermond

Die MarmorBlüte | Erotischer SM-Roman - Nova Ostermond


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das Treatment geschrieben.

      »Oh Mirella, ich küsse dich! Der Boss war zufällig in Cannes und hat gesagt, unser Spot hätte ihm unglaublich gut gefallen, weil er so sexy war! Ach, ich bin so happy!« Er beugte sich über Mirellas Schreibtisch und gab ihr tatsächlich einen dicken Schmatzer. Auf den Mund! Ute und Bryan blieb die Spucke weg!

      »Denkt euch schon mal einen neuen Namen aus. Kurz und prägnant. Cool und international, aber europäisch. Kriegt ihr das hin?«

      »Nass-Spaß?«, kam es wieder mal ausnehmend kreativ von Ute. Als niemand reagierte, kam sie mit: »Wet-Jet!«

      Mirella verdrehte die Augen. Und die Männer taten es ihr gleich.

      ***

      Mirella fuhr zum Friedhof, wo ihre italienische Mutter begraben lag. Sie war kurz nach ihrer Geburt gestorben. Zu früh, um ihrer einzigen Tochter diese schöne Sprache zu vermitteln.

      Mirella stand jetzt vor dem Urnengrab und musste feststellen, dass die Mosaik-Vase mit der Kunstrose, die sie neulich erst gebracht hatte, genau wie die lackierte Tonblüte zuvor, verschwunden war.

      Frustriert hängte sie wenigstens das gekaufte Herz an die Steinplakette. Erst jetzt fiel ihr auf, dass da ein schöner großer Strauß gelber Rosen stand. Außer ihr wusste nur noch ihr Vater von Mamas Geburtstag, und der mied Friedhöfe. Sie sah sich um; zwischen die Marmor-Engel, dem Blumen-Kontingent einer ganzen Gartenschau und den einsamen Witwen mit den Gießkannen ... Mirella fühlte sich beobachtet.

      Ihr fiel Niklas ein. War er doch am Leben? Dachte er an sie? War er in der Nähe? Eine SMS von einer Nummer, die sie nicht kannte: »Ich denke an dich. Jetzt und alle Zeit.«

      Plötzlich ein Anruf von Simon. »Da ist schon wieder was für dich gekommen, mir wird das langsam zu viel!«

      »Was denn?«

      »Impressionen.«

      »Ach, das Kleid.«

      »Ich wünschte, du würdest all diese Kleider auch mal anziehen.«

      Ein Dom würde ihr ihren Bestellwahn schon austreiben, dachte sie und verließ den Friedhof, ihrer Mutter eine Kusshand zuwerfend.

      Im Zug nach Hause sprach sie ein etwa fünfzigjähriger Mann mit schlohweißem Haar an. »Ist da noch frei?«, fragte er, obwohl unübersehbar noch viele andere Plätze unbesetzt waren. Er sprach ohne Akzent, sah aber südländisch aus.

      Etwas verlegen richtete sie ihren Blick auf die vorbeiziehende Landschaft. Grüne Wiesen, weiße Steinhäuser, der Simssee. Aus den Augenwinkeln beobachtete sie ihn. Er wirkte sehr gepflegt, war gut und teuer angezogen. Als sie ihre Shopping-Tüten zusammennahm, stand er auf und drückte ihr seine Visitenkarte in die Hand.

      Sie lächelte schüchtern, er lächelte selbstbewusst.

      Davide Giordano hieß er, war aus Grafing und Musik-Verleger. Beim Aufstehen stolperte sie über ihre eigenen Füße und er fing sie mit einem festen Griff auf.

      »Ciao«, sagte er, lächelte wieder und fügte noch ein »Fiore« hinzu.

      Sie sah sich vor ihm kriechen, mit einem Halsband um. Er schwang eine Peitsche und sie war voller Erregung.

      Am Bahnhofskiosk suchte sie nach neuem erotischem Lesestoff, fand aber nichts, was sie nicht schon längst hatte.

      Zuhause kochte Simon gerade Curry-Spaghetti.

      »Im Zug hat mich einer angesprochen.«

      »Das sag ich dir doch, dass du schön bist!«

      Mirella glaubte das nie so ganz. Die grausamen Teenager-Jahre, in denen sie ausgesehen hatte wie ein Junge waren ihr immer noch zu präsent.

      »Wie läuft’s im Job?«, fragte Simon.

      »Wir haben einen neuen Auftrag. Großauftrag sogar.«

      »Oh je, noch mehr Einkäufe, noch mehr Pakete.«

      »Nein, ich bestelle nichts mehr.«

      »Sagst du immer.«

      Ob Davide sie wohl auf erotische Art verdreschen konnte? Niklas konnte es jedenfalls nicht. Er sagte immer, es sei irre und Mirella einfach nur »krass«.

      »Gott hat das Ruhrgebiet erschaffen!«, brüllte Simon aus der Küche.

      Mirella setzte sich auf eine der weißen Gartenbänke am großen, ebenfalls weißen Holztisch und ließ sich bedienen. Simon war Beikoch in einem indischen Restaurant und kochte dementsprechend scharf und würzig. Genau wie sie es gern hatte.

      »Und, hast du was von Nik gehört?«, fragte er.

      »Nein.«

      »Immer noch verschwunden? Dann geh doch mit mir aus!«

      »Simon ...«

      »Ich bin dir zu dick.«

      »Nein, das ist es nicht.«

      »Was dann?«

      »Das weißt du doch, der Altersunterschied.«

      »Ach komm, Niklas ist auch jünger als du.«

      »Aber nicht zwanzig Jahre!«

      »Ich würde dir jeden Wunsch erfüllen.«

      »Und wenn ich den Arsch versohlt haben will?« Sie sagte es so deutlich, um ihn abzuschrecken. Simon war ein Freund, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Sie hatte einfach keine sexuellen Hintergedanken, was ihn betraf.

      Simon verschluckte sich an seinen Spaghetti.

      »Trink was!«

      »Und du, schalt dein Hirn ein! Du willst nicht allen Ernstes freiwillig geschlagen werden?«

      »Ich steh da drauf.«

      »Hast du’s denn schon mal ausprobiert?«

      »Nein.«

      »Das ist eine Phantasie«, sagte Simon. »Wie die, dass ich bei Bayern München im Tor stehe und mir die Frau des Elfmeter-Schützens einen in der Allianz-Arena bläst. Europaweit live übertragen. In HD. Totaler Quatsch eben.«

      »Nenn es wie du willst, wenn du das nicht tun kannst, bist du nicht der Richtige für mich.«

      »Okay.« Simon erhob sich und nahm einen Kochlöffel aus dem Abtropfbecken. »Beug dich über die Spüle!«

      Mirella war zwar erregt durch die Ansage, aber er war nun mal nicht ihr Love-Interest. Es war, als bat sie ihr nicht existenter Bruder darum. Total abwegig!

      »Simon!«

      »Na komm schon, du stehst doch so drauf. Und ich mach das für dich.«

      »Lass mich in Ruhe essen.«

      Er steckte den Kochlöffel in das dafür vorgesehene Gefäß und setzte sich wieder. »Ich bin dir zu dick.«

      »Mann, Simon, das sehe ich gar nicht. Aber ich spüre nichts außer Freundschaft.«

      Simons Augen füllten sich mit Tränen.

      »Es schmeckt echt super.«

      »Das würde ich gern hören, wenn du meinen Samen geschluckt hast.«

      Sie schob den Teller weg. »Ich hab keinen Hunger mehr.«

      »Gib doch endlich zu, dass ich dir zu dick bin!«, rief er ihr hinterher, während sie ihr Zimmer ansteuerte. »Und spülen kann ich auch wieder allein, ja?«

      Mirella warf sich auf ihr Bett und drehte die Anlage an. Hörte zum 721. Mal »Live aus ’m Pott« von Thomas Godoj.

      »Den kriegst du nicht!«, rief Simon durch die Tür.

      Mirella musste weinen. Zu keiner Zeit hätte sie gedacht, dass sich Simon in sie verlieben könnte, sonst wäre sie doch nie mit ihm zusammengezogen. Aber nur zu zweit konnten sie sich diesen verhältnismäßigen Luxus-Erstbezug leisten. Die Wohnung hatte drei Zimmer plus Gäste-WC, war ganz


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