NeuGier | Erotischer Roman. Alexa McNight

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immer so lang auf?«

      »Na ja …« Kate lachte und strich sich eine lose Strähne hinters Ohr. Sie hatte sehr wohl bemerkt, dass er sie auf einmal duzte. »Es ist … oder besser, war Samstag und ich war mit einer Freundin unterwegs.« Sofort und unerwünscht flimmerten die Bilder der Billardlounge vor ihrem geistigen Auge auf.

      »Eine wilde Party etwa?« Ein Schmunzeln lag in seiner Stimme.

      »Nur ein Restaurantbesuch.« Das war die Untertreibung des Jahres. Kate wechselte das Thema, wobei sie ihn bewusst weiter siezte. »Das ist wunderbare Musik, die Sie da hören.«

      »Ja, Zaz ist toll. Sie hat noch mehr gute Sachen. Wenn du magst, kann ich dir ein paar andere französische Interpreten nennen.«

      »Okay, gern …« Sie legte sich auf der Couch zurück und schob ein Kissen unter ihren Kopf. »Welche Interpreten sind das?«

      Abermals schien er zu schmunzeln. »Das schreibe ich dir morgen. Jetzt bin ich müde und gehe schlafen.«

      »Oh, das war ja dann wirklich kurz!«

      »Wie angekündigt. Ich wollte einfach nur …« Er zögerte. »Deine Stimme hören. Weiß auch nicht, wieso. Mir war danach. Und nun: bonne nuit!«

      Kaum hatte sie den Gutenacht-Gruß zurückgegeben, da legte er auf. Mit dem Lied in ihren Ohren blieb Kate noch eine ganze Weile auf der Couch.

       Kapitel Drei - Teil 1

      Kate schlief bis in die Mittagsstunden und als sie endlich aufstand, fühlte sie sich wie gerädert. Der Abend im Seven Seas lastete wie Blei in ihrem Gedächtnis. Sie schämte sich, auch nur zugesehen zu haben. Unvorstellbar, dass sie beinahe mittendrin gewesen war. Das Gespräch, das sie danach mit dem Unbekannten geführt hatte, machte alles nicht besser – weil sie sich eingestehen musste, sich dabei wohlgefühlt zu haben.

      Möglicherweise war ihr die Abwechslung in diesem Moment willkommen gewesen, doch ganz sicher war dieser Mann nicht derjenige, mit dem sie sprechen sollte, sondern Henry – der leider noch immer schwieg. Die Vorstellung, dass er wieder in seinem Atelier auf der Couch lag und verzweifelt darüber war, nicht malen zu können, tat Kate weh. Sie wusste, wie schlimm eine solche Blockade war, denn sie hatte sie selbst erlebt.

      Eine leise Stimme in ihr sagte, dass es falsch war, schon wieder Verständnis für Henry aufzubringen – insbesondere nach dem Freitagabend und erst recht nach seiner für ihre Arbeit geäußerten Geringschätzung. Eine andere, lautere Stimme bestand darauf, dass es nichts brachte, wenn sie sich genauso stur stellte wie er. Dann würde es nie ein klärendes Gespräch geben. Und das würde sie jetzt einfordern.

      ***

      Nach einem späten Frühstück und einer Dusche fuhr sie aus Palo Alto und zum Cottage. Wie erwartet, war dort alles so, wie sie es am Freitag verlassen hatte. Sogar die Fenster im Kaminzimmer standen noch auf, obwohl Henry das hasste.

      Auf dem Weg in die zweite Etage nahm Kate je zwei Stufen, verharrte ein wenig atemlos vor der Tür und klopfte dann an.

      »Was willst du hier?«, ertönte Henrys Stimme.

      Mit seinen Worten nahm er ihr den Wind schon halb aus den Segeln, doch Kate redete sich Mut zu und befahl sich, ruhig zu bleiben. Sie ahnte, dass er sie wieder provozieren würde, doch dieses Mal, würde sie nicht darauf eingehen.

      Sie öffnete und trat ein. Er lag nicht auf der Couch. Er saß auf den Dielen vor der wieder aufgestellten Staffelei. Die Leinwand war leer. Das schreckliche Bild mit der verschmierten roten Farbe entdeckte Kate nirgends und war erleichtert darüber.

      »Wir müssen reden, Henry.«

      Er sah sie nicht an, fixierte den Blick auf die Leinwand und klopfte sich mit einem Pinsel gegen das unrasierte Kinn.

      »Müssen wir?«, gab er tonlos zurück. »Wir müssen gar nichts.«

      Kate setzte sich neben ihn. »Sollten wir aber.«

      »Worüber denn?«

      Seine Frage machte es ihr nicht leichter, ließ sie doch vermuten, dass er es völlig normal fand, wie sie miteinander umgegangen waren.

      »Was am Freitag passiert ist, Henry, das möchte ich nie mehr erleben.« Sie suchte seinen Blick, doch er erwiderte ihn noch immer nicht. »Hast du dich je gefragt, wie es mir in deinen Phasen geht? Wie schwer es ist, da einfach durchzuhalten.«

      Endlich sah Henry sie an. »Niemand zwingt dich, hier zu sein.«

      Das war so sehr keine Antwort, wie es eine sehr deutliche war. Als hätte es nicht genügt, fügte er an: »Komm her, bleib fern. Tu was du willst. Ist mir völlig egal.«

      Kate betrachtete ihn und war ein weiteres Mal fassungslos. Wie sehr er sie gerade verletzt hatte, konnte ihm gar nicht entgangen sein, doch es schien ihm tatsächlich egal zu sein, denn er konzentrierte sich wieder auf seine leere Leinwand.

      Unfähig, noch etwas zu sagen und in dem Bewusstsein, dass es sowieso nicht bei ihm ankam, stand Kate auf und verließ das Atelier.

      Auf dem Rückweg in die Stadt fühlte sie sich wie betäubt. Was Henry gesagt hatte, konnte eigentlich nur das Ende ihrer Beziehung bedeuten – und doch war es das nicht. Denn sobald er wieder malte, würde es sein, wie es bisher jedes Mal gewesen war … als sei es alles nicht geschehen.

      ***

      Am Abend sendete ihr der Unbekannte, wie er es versprochen hatte, eine SMS mit weiteren französischen Songtipps. Die Namen der Interpreten und Songs konnte Kate kaum lesen, geschweige denn aussprechen. Und sie hatte auch keine Lust, es zu versuchen. Sie hatte keine Lust auf irgendetwas, dankte ihm für die Tipps, schrieb allerdings auch, dass sie es für besser hielt, wenn sie ab sofort nicht weiter miteinander kommunizierten.

      Auf sein kurzes »Okay«, warf sie das Handy in die Ecke und nahm das Buch, das sie gerade las. Von Seite zu Seite entfernte sie sich jedoch weiter von der Geschichte. Immer wieder dachte sie an Henrys harte Worte, aber auch an den Fremden, und ihre Reaktion tat ihr leid. Als habe sie ihm ihre Gedanken übermittelt, zwitscherte ihr Handy mit einer neuen Nachricht von ihm.

      Aus einem bestimmten Grund?, fragte er.

      Kate beschloss, mit einer Gegenfrage zu antworten. Wieso wollen Sie mit mir schreiben, sprechen oder was auch immer?

      Auf eine Antwort in Textform wartend, erschrak sie, weil ihr Handy klingelte und seine Nummer auf dem Display angezeigt wurde. Ihre Hände zitterten ein wenig, als sie das Gespräch annahm.

      »Weil ich mich für dich interessiere«, sagte er anstelle einer Begrüßung und mit Betonung der persönlichen Anrede. Scheinbar hatte er keine Lust, länger herumzutippen oder sich gar in Floskeln zu verrennen. »Ist daran etwas verkehrt? Dass ich mich für dich interessiere?«

      Ja!, sagte Kate sich im Stillen noch immer erschrocken. Das war total verkehrt! Und doch war es so etwas von charmant, auch die Direktheit, in der er sie das wissen ließ.

      »Wir haben gerade mal fünf Worte miteinander gewechselt.«

      »Ich bin ein Mann.« Das klang keineswegs entschuldigend. »Wünsche oder Interessen manifestieren sich bei uns schneller. Manchmal genügen eine Stimme und die bunter werdende Vorstellung vom Wesen der Frau.«

      Zwar konnte sie es nicht nachvollziehen, doch sie ließ es erst einmal so stehen. Ohnehin beschäftigte sie schon eine andere Überlegung. »Und wohin führt das, wenn wir weiter miteinander reden?«

      »Es führt uns dahin, wo wir hin wollen.« Er zögerte, bevor er weitersprach. »Wenn du das hier beenden willst, wieso reden wir jetzt noch? Ich bin mir sicher, wir tun es, weil wir es wollen und weil ich für dich ebenso interessant bin, wie du für mich.«

      Das saß. Er hatte ein gesundes Selbstbewusstsein. Alles in Kate sträubte sich dagegen, es zu bestätigen, doch sie mochte auch nicht lügen. Also hielt sie die Klappe.

      »Sag mir bitte, wie du heißt«, bat er sie und hängte ein kurzes Lachen an. »Deine Nummer steht nun schon zwei Tage in meinem


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