Time of Lust | Band 1 | Gefährliche Liebe | Roman. Megan Parker
... Ich komme später wieder ...«
Keathan sprach durch den Spiegel mit mir: »Guten Morgen. Nein, bleib da, du störst mich nicht. Ich bin auch gleich fertig.«
Ich schämte mich ... mit meinen zerzausten langen Haaren, verwischter Schminke und dem Kleid von gestern. Wie gern hätte ich mich auf der Stelle wieder umgedreht, aber ich atmete tief durch und blieb. Keathan stand an einem der Waschbecken und rasierte sich. Um seine schlanken Hüften hatte er ein schwarzes Handtuch gewickelt und ich konnte seinen nackten muskulösen Rücken sehen. Seine sonnengebräunte Haut glänzte seidig und mehrere Tätowierungen zierten seinen Körper. Ein großes abstraktes Muster an seiner rechten Schulter, mystische Schriften an beiden Unterarm-Innenseiten, eigenartige Zeichen auf der linken Hand.
Ich drehte meine schweren Haare zu einem Knoten und putzte mir eilig die Zähne. Er lächelte, als sein Blick auf mein Kleid fiel. Vielleicht hätte ich mich mit diesem Dekolleté doch nicht nach vorn beugen sollen. Ich klatschte mir kaltes Wasser ins Gesicht und versuchte, ihn nicht zu beachten. Als ich wieder aufsah, verließ er gerade das Badezimmer. Endlich war ich allein.
Ich brauchte unbedingt eine Dusche. Schnell streifte ich das Kleid ab und fand auch tatsächlich den richtigen Knopf an der Felswand. Gleichzeitig verdunkelten sich alle Lichter und leise, langsame Musik ertönte, die mich irgendwie an sphärische Weltraumklänge erinnerte. Ein tropisch-warmer Nieselregen kam von der Decke und meine persönliche Dusche sprühte zusätzlich angenehm in meine Richtung. Mit geschlossenen Augen massierte ich meine Haare mit Shampoo, der Schaum streichelte über meine Schultern und ich vergaß alles um mich herum. Ich ließ mir das Wasser ins Gesicht spritzen, genoss die feinen Strahlen auf meiner Haut und spülte die letzten Schaumkronen von meinem flachen Bauch. Das Wasser lief mir angenehm über die Haare und den Rücken ... Dann öffnete ich die Augen. Und es traf mich wie ein Blitz. Santiago stand vor mir ... in einem schwarzen Bademantel, den er gerade im Begriff war zu öffnen. Mein Herz stolperte und eigentlich wollte ich mich reflexartig umdrehen, um meine Blöße zu verbergen, aber ich war wie erstarrt. Als er den Bademantel zu Boden gleiten ließ und einen Schritt auf mich zu machte, musste ich mich ganz fest auf seine Augen konzentrieren, um nicht wieder das Bewusstsein zu verlieren. Er war viel größer als sonst, denn zum ersten Mal stand ich ihm barfuß gegenüber. Ich wich einen Schritt zurück, doch da war schon der grobe Stein hinter mir. Er trat durch den feinen Wasserstrahl und seine kräftigen Arme stützten sich links und rechts von mir an die Felsen. Sein schönes Gesicht kam mir tropfend nass immer näher. Ohne zu zögern, legten sich seine Lippen auf meine und er küsste mich ... Anfangs ganz zärtlich, als wollte er nur von mir naschen. Vor Aufregung hatte ich wieder einmal vergessen zu atmen ... die Feuchtigkeit, der Wasserdampf, alles begann sich zu drehen. Sanft griff er nach meiner Taille und zog mich an sich heran. Zu meiner Überraschung war er nicht nackt, ganz deutlich fühlte ich einen noch halb trockenen Stoff an seinen Lenden. Seine Küsse wurden fordernder ... und ich spürte die Anspannung von mir weichen. Ich kam ihm bereitwillig entgegen und gierte förmlich danach, von seiner Zunge besessen zu werden. Sie bewegte sich aufdringlich und selbstbewusst in meinem Mund. Sie versetzte meinen ganzen Körper in einen süßen Rauschzustand und ließ mich hilflos in seiner Leidenschaft ertrinken.
Feiner Regen plätscherte über unsere Körper und ich musste mich kurz von seinen Lippen lösen, um Luft zu holen. Er nutzte die Gelegenheit, um seinen Blick von meinem Gesicht nach unten über meine Brüste gleiten zu lassen. Gefühlvoll streichelte er über meine zierlichen Rundungen, die noch etwas ängstlich vor ihm zurückzuckten. Mein Brustkorb hob und senkte sich heftig vor Aufregung und trotzdem genoss ich seine sanften Berührungen ... bis er unerwartet plötzlich streng in meine Haare fasste und meinen Kopf nach hinten riss. Kurz war ich erschrocken, aber bereits im nächsten Moment konnte ich mich sogar dafür begeistern. Heiße gierige Küsse breiteten sich über meinen ganzen Hals aus, mein Atem wurde unweigerlich schneller und ich musste mich richtig beherrschen, um nicht laut zu stöhnen.
Mittlerweile hatte ich das Gefühl, er wollte mich verschlingen. Ich spürte seine Zähne an meinem Hals und in meinem Gesicht. Auf einmal drückte er mich mit seinem ganzen Körper gegen die kantige Felswand und der Schmerz in meinem Rücken ließ mich aufschreien. Jetzt stöhnte auch er ... fast so, als hätte es ihn selbst getroffen. Unbeirrt von meinem Schrei küsste er mich weiter auf den Mund und hörte nicht auf, mich so fest zu drücken. Ich versuchte, den Kopf zu schütteln, aber dadurch verstärkte sich nur der Zug in meinem Nacken. Ich ertrug grobe Bisse an Wange und Hals. Immer wieder entkam mir ein seufzendes »Nein«, aber er beachtete es nicht und genoss jedes gequälte Stöhnen, das meine Lippen verließ und für jedes »Nein« wurde ich mit einem brutalen Stoß gegen die Wand bestraft, der mir einen weiteren Schmerzenslaut entlockte ... bis ich nicht mehr widersprach.
Ich bekam Angst ... wusste nicht, warum er das tat. Er hatte meine rechte Hand fixiert und als er merkte, dass ich mit der anderen ihn wegzustoßen versuchte, hielt er plötzlich inne ... Er drückte mich mit seinem ganzen Gewicht gegen die Felsen und flüsterte in mein Ohr: »Hast du Schmerzen?«
Ich keuchte: »Jaaa ...«
Er atmete schwer. »Liebst du mich noch? ... Oder willst du mich schon verlassen, bevor wir angefangen haben?«
Ob ich ihn liebte? Wie sollte ich in diesem Moment Liebe empfinden? Ich kämpfte gegen die Schmerzen in meinem Rücken, die sich bei jedem tiefen Atemzug verstärkten. Und ich konnte jetzt nicht denken. Mein Herz klopfte so stark, als würde es seine letzten Schläge tun.
Er riss mich an den Haaren und blickte erbost in mein Gesicht, seine Kiefer fest zusammengebissen. Er wartete auf eine Antwort.
Wirres Durcheinander vereinnahmte meinen Kopf und zwischendurch ... immer, wenn er in meine Augen sah ... war ich wie gefesselt. Seine zornige Miene war noch viel schöner, als alle, die ich bisher von ihm gesehen hatte. Wasser tropfte über seine langen Wimpern und in dem Moment vergaß ich meine Schmerzen. Ich konnte gar nicht anders antworten, als: »Ich liebe dich!«
Er nickte ... und wich endlich zwei Schritte von mir zurück.
Ich löste mich erleichtert von der Felswand und griff mit beiden Händen an meinen gepeinigten Rücken.
Santiago presste die Lippen zusammen und schien irgendetwas zu überlegen. Im nächsten Moment traf mich ein harter Schlag im Gesicht und ich fiel zu Boden ...
»Das nächste Mal denkst du nicht so lange nach!«, tadelte er mich.
Ich rollte mich zusammen und hielt erschrocken meine Wange fest. Er hatte mich geschlagen! Kurz darauf hörte ich, wie er den Raum verließ und spürte Enttäuschung und Entsetzen in mir aufsteigen.
Hierarchie
»Danke, David ... es geht schon.«
Zurück in meinem Zimmer verarztete David meine Hand. Ich hatte sie mir bei dem Sturz im Badezimmer aufgeschürft und einige Kratzer bluteten ziemlich stark.
»Ich liebe ihn«, erklärte ich David leise seufzend.
»Ja, ich weiß ...« Er nickte verständnisvoll und wickelte einen Verband um meine Hand.
Meine Wange war gar nicht so schlimm, sie wurde nur mit einer Creme behandelt, die Blutergüsse verhindern sollte. Die Schmerzen in meiner Seele waren viel größer ... Ich verzehrte mich nach seiner Liebe und fühlte mich von ihm verstoßen. Am liebsten hätte ich laut schluchzend geheult, aber ich konnte nicht ... vor David. Meine Selbstbeherrschung kostete mich alle Kraft, sie quälte mich und David sah mehrmals besorgt in mein Gesicht. Ich war mir sicher, er wusste, was in mir vorging ... aber er konnte mir auch nicht helfen.
David war mir in den wenigen Tagen, die ich ihn zu diesem Zeitpunkt kannte, sehr ans Herz gewachsen. Er war vorsichtig und vernünftig, man konnte ihm vertrauen und ich fühlte mich bei ihm sicher ... vielleicht auch durch seinen Beruf. Wie ich später noch öfter feststellen musste, war Santiago hingegen unberechenbar und launisch. Manchmal entstand direkt der Eindruck, dass es keine glückliche Fügung war, dass David als sein Geliebter und engster Vertrauter über ein Medizinstudium verfügte, sondern eine Notwenigkeit oder sogar Berechnung.
Als er seinen Job getan hatte, ging er mit mir hinunter zum Frühstück. Die Tafel war