NotGeil | Erotische Geschichte. Trinity Taylor
ließ. Shit!
Der Zufall kam ihr zu Hilfe. Peter drehte sich zu ihr und sagte, dass sie noch zwei Leute aus einem anderen Camp im Heli hätten, weil der vorige Heli Platz für einen Verletzten gebraucht hatte. Peter würde kurz hier mit dem letzten Camper warten, Mira sollte schon mal einsteigen. Das war ihre Chance. Sie erzählte ihm von ihrem zurückgelassenen Messer und dass sie es noch gern suchen und holen würde. Er war einverstanden.
»Gut, dann fehlt nur noch einer«, sagte Peter und blickte in den Wald.
»Wer?«, fragte Mira.
»Rate mal.«
»Oh nein, sag bloß, Russel?«
»Ganz genau!«
Mira seufzte. Sie blickte nun auch in Richtung Wald.
»Gut, dann fliege ich jetzt los«, sagte Peter. »Der Heli ist in spätestens zwanzig, dreißig Minuten wieder da. Dann wird er dich abholen – und hoffentlich auch Russel, wenn er denn so gütig ist, aufzutauchen.«
Mira zögerte. Mit dem Idioten allein im Wald? Aber was sollte passieren, er war ja noch nicht einmal anwesend. Außerdem waren es nur zwanzig Minuten. Das würde sie wohl überleben.
»Okay«, stimmte sie schließlich zu.
»Klasse!« Peter klopfte ihr kameradschaftlich auf die Schulter. Dann lief er zur geöffneten Tür und schwang sich hinein. Kaum war er drin, hob der Helikopter auch schon ab. Miras Haare flatterten wild im Wind, während sie diesem faszinierenden Fluggerät hinterherstarrte. Als es hoch in der Luft war, besann sie sich und machte sich auf den Weg, ihr Taschenmesser zu suchen. Auf halber Strecke kam ihr Russel entgegen.
»Hey, was ist los? Wieso fliegt er weg?«, fragte er unwirsch.
»Sie kommen gleich zurück, um ums zu holen. Wegen einem Verletzten aus einem anderen Camp fehlten zwei Plätze. Aber am liebsten hätte Peter dich für immer hiergelassen.«
»Quatsch!«
»Doch. Weil du nicht pünktlich warst.«
»Pünktlich? Gab’s ne Uhrzeit?«
»Bist du taub? Den Heli konnte man wohl kaum überhören. Was hast du denn gemacht?«
»Mutierst du jetzt zu meiner Mutter? Ich hab mir einen runtergeholt nach der langen Zeit. Was sonst!«
Mira seufzte und blickte gen Himmel. Kopfschüttelnd ging sie an ihm vorbei, dachte aber über seinen dummen Spruch nach. Mochte er noch so ein Spacken sein, aber ihr ging es leider ähnlich mit dem Sexentzug. Als sie bei der Stelle ankam, wo sie ihr Lager gehabt hatte, fand sie ihr Taschenmesser. Es lag auf einem Stein. Ein Glück! So, jetzt noch ein bisschen warten und dann ging es ab in die Heimat. Sie lief zum Landeplatz des Hubschraubers zurück. Dort wartete bereits Russel und blickte nach oben.
»Und wann kommt das Ding zurück?«, fragte er.
»In zwanzig Minuten«, gab sie zurück.
»Na toll.« Er seufzte.
Mira stellte ihren Rucksack samt Iso-Matte auf dem Boden ab und setzte sich daneben. Russel blieb stehen. Schweigend blickten sie in die Ferne oder ab und an in den blauen Himmel. Ein paar kleine Wölkchen waren zu sehen, ansonsten war es sonnig und versprach, ein warmer Tag zu werden. Mira knurrte der Magen. Hoffentlich kam der Heli gleich, denn sie hatte heute Morgen auf den Fisch von gestern Abend verzichtet. Sie freute sich schon dermaßen auf ein traumhaftes Hotelfrühstück mit Brötchen, Butter, Honig, Marmelade, Croissant, Organgensaft, Rührei ... Ihr Magen knurrte noch lauter.
Sie bemerkte Russels Blick. Ein dummes Wort von ihm und er würde eine gepfefferte Antwort bekommen. Doch er schwieg.
»Wie spät ist es?«, fragte Mira nach einer Weile.
»Hast du keine Uhr?«
»Würde ich sonst fragen?«
Er seufzte. »Elf.«
»Wann war der Heli da?«
»Zehn nach zehn.«
»Hm ... schon komisch, oder?«, meinte Mira. »Peter hat gesagt, zwanzig bis dreißig Minuten höchstens.«
Russel schwieg.
Sie war genervt darüber. Aber sie würde Geduld haben. Der Helikopter würde schon kommen.
***
»Verdammte Scheiße!«, brüllte Russel.
Mira zuckte zusammen und presste die Lippen aufeinander.
»Diese Penner haben uns vergessen!«, rief er aufgebracht.
Mira war den Tränen nahe. Ja, es sah wohl ganz so aus. Inzwischen war es ein Uhr. Das konnte doch nicht wahr sein! Ihr Hunger wurde immer größer und ihr Mut sank immer mehr. Leider war sie nicht in der Lage, jemanden anzurufen, denn eine der Bedingungen war gewesen, die Handys vor der Reise beim Campleiter abzugeben. Und der lag bestimmt mit vollgefülltem Bauch eines Traumfrühstücks im weichen Hotelbett und sah Fern.
Russel erhob sich und stapfte in Richtung Wald.
»Wo willst du hin?«, fragte sie ihn, denn es war ihr nicht sehr geheuer, wenn er sie jetzt allein ließ.
»In den Wald.«
»Und dann?«
»Weiß ich noch nicht. Auf jeden Fall raus aus der Sonne.«
Mira erhob sich und ging ihm hinterher. Ausgerechnet mit diesem Idioten musste sie hier sein! Hätte es nicht Julie sein können oder Peter, oder irgendein anderer Mensch auf dieser Welt? Ihr blieb auch nichts erspart!
»Hast du noch was zu essen?«, fragte Mira, als sie bei ihm angekommen war. Sie hasste sich dafür, dass sie ausgerechnet ihn fragen musste, aber ihr Hunger zwang sie dazu.
»Fisch«, sagte er.
»Kann ich?«
»Was?«
»Etwas von dem Fisch haben.«
Russel hob den Kopf und sah ihr prüfend in die Augen. »Erst verschüttest du meinen Kaffee, dann verbietest du mir, deinen zu trinken und saust mir mein Shirt ein. Und jetzt soll ich dir meinen Fisch geben? Kommt nicht in Frage. Außerdem weiß ich ja nicht, wie lange wir noch hier rumhocken müssen. Vielleicht rettet der Fisch mein Leben.«
»Und ich?«
»Keine Ahnung. Geh doch Beeren pflücken.«
»Du bist so ein Arsch!«
Er lachte.
Mira starrte ihn an. Sie hatte ihn noch nie lachen sehen. Er sah umwerfend aus! Der größte Mistkerl unter der Sonne mit einem irren Lachen. Sie schloss die Augen und wandte sich ab. Sie wusste, dass sämtliche Beeren im Umkreis schon abgeerntet waren. Sie wollte sich auf gar keinen Fall weit von dem Zeltplatz entfernen. Was, wenn der Helikopter genau dann käme, wenn sie gerade Beeren pflückte? Aber wieso kam er nicht?! Sie ließ sich sinken. Ihr war zum Heulen zu Mute. Das würde sie aber niemals vor diesem Idioten tun!
Sie hörte, wie er aß. Mistkerl! Hinsehen wollte sie auf keinen Fall. Ersatzweise trank sie etwas. Aber damit verschwand der Hunger nicht. Ihr traten die Tränen in die Augen. Schnell blickte sie woanders hin, fehlte noch, dass er ihre Schwäche sah.
»Ich geh noch mal zur Lichtung«, sagte Russel nach einer Weile.
Mira antwortete nicht.
»Hier, ich glaube, der Fisch ist nicht mehr gut.« Damit warf er seinen restlichen Fisch in einer Aluschale vor ihr auf den Boden und stapfte zur Lichtung.
Na super, du Penner, mir den schlechten Fisch geben!, dachte Mira verärgert. Sie nahm seine Schale und roch am Fisch. Allerdings bemerkte sie nichts Schlechtes daran. Kurz überprüfte sie, ob er sie nicht beobachtete, dann biss sie ein Stück Fisch ab. Er schmeckte lecker! Sofort aß sie ihn auf. Russel hatte ja gesagt, er wäre schlecht, also wollte er bestimmt nichts mehr davon haben.
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