Du hast mich nie gewollt - Liebesroman. Thomas Tippner

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man mit Briefen.“

      „Wenn sie einen nicht interessieren, dann wirft man sie weg. Merk dir das. Und jetzt schau der Roten doch mal hinter her. Alter, was für ein Arsch. Den würde ich gern mal packen und richtig kneten!“

      Sebastian, der Sarahs Brief in der Innentasche seines Jacketts mit sich trug, schaute pflichtbewusst der jungen Frau hinterher, die vor dem hässlichsten aller Denkmäler stehen geblieben war, die man in Bergedorf finden konnte. Interessiert hatte sie ihre Sonnenbrille in das von Sommersprossen dominierte Gesicht geschoben, um die auf einer kupferfarbenen Tafel eingelassene Information lesen zu können, die erklärte, warum und wieso das Denkmal dort stand.

      Sie hatte etwas Interessantes an sich, auch wenn Sebastian ihr Gesicht zu kantig war. Da lief nichts weich ineinander über. Selbst die Lippen, die von Sommersprossen bedeckt waren, hatten etwas Hartes.

      Der Rest des Körpers war – zugegeben - eine Wucht. Von den Brüsten angefangen bis hin zum Hintern und den langen, nackten Beinen. Da passte alles 1a ineinander. Seltsam war nur, dass es ihn gar nicht interessierte, ob die Brüste groß waren und beinahe aus dem grünen Top herausfielen, als die Rothaarige sich zur Informationstafel vorbeugte. Auch kümmerte es ihn nur wenig bis gar nicht, dass ihr runder Hintern sich unter dem Stoff ihrer Hotpants malerisch abzeichnete und dazu einlud, mit der flachen Hand auf ihn zu schlagen.

      Es interessierte ihn nicht?

      Was war nur los mit ihm?

      Was sollte das?

      Allein wegen der langen, durch die Lackschuhe noch mehr betonten Beine hätte er vorgestern mit Lukas noch eine Diskussionsstunde abgehalten, wo man als Erstes anfangen sollte, die weiche Haut mit Küssen zu bedecken.

      Jetzt aber … nichts.

      „Was würdest du denn machen, wenn du plötzlich Vater wärst?“

      „Bist du bekloppt? Alter, ich schau mir da gerade die heißeste Frau des jungen Tages an, und du kommst mit so einer selten dämlichen Frage an, die mir die ganze Lust am Gaffen nimmt.“

      „Was würdest du denn tun?“, ließ Sebastian nicht locker und hatte plötzlich das Gefühl, als würde der Brief in der Innentasche seines Jacketts tonnenschwer werden.

      „Ich würde der blöden Tussi eins in die Fresse hauen, weil sie nicht anständig verhütet hat!“, sagte Lukas ungerührt.

      Er nahm einen Schluck aus seinem Kaffeebecher, verzog den Mund und lehnte sich in seinem Stuhl zurück, um schließlich mit dem ausgestreckten Finger wieder auf die Rothaarige zu zeigen, die sich daran gemacht hatte, das Denkmal zu umrunden, um es ganz genau zu inspizieren.

      „Jetzt konzentrier dich mal bitte“, verlangte Lukas, als er sah, dass Sebastian zu einer weiteren Frage ansetzte.

      Er will darüber nicht reden, dachte Sebastian niedergeschlagen und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Warum auch? Er ist ja kein Vater eines Mädchens, das ihm einen Brief geschrieben hat.

      Einen verdammten, beschissenen Brief, den ich nicht in bester Michael-Jordan-Manier in den Papierkorb werfen kann.

      Kacke, Mann. Ich kann den Brief doch nicht einfach wegwerfen.

      Warum kann ich das nicht?

      Bitte, Sebastian, wirf ihn doch einfach weg. Zünde ihn an. Schmier ihn mit Nutella voll und wirf ihn irgendeiner Fetten zu, damit sie ihn für dich auffrisst. Mach irgendetwas, damit die bescheuerten Gedanken in deinem Kopf endlich aufhören, unerhört zu kreisen und dich fertigzumachen.

      Hast du dich schon einmal auf eine Wiese gelegt und dir überlegt, was man alles versäumt, wenn man nicht mehr träumt?

      Ich habe das in letzter Zeit sehr oft getan. Immer wieder.

      Genau das war es, was ihn so fertigmachte.

      Genau das!

      Warum dachte sie überhaupt an ihn?

      Das ergab alles keinen Sinn.

      Sie kannten sich nicht einmal.

      Er seufzte, als er die Frage stellte: „Wäre dir dein eigenes Kind denn egal?“, weil er die Antwort schon kannte.

      „Ich hätte gar keine Kinder!“

      Natürlich nicht. Er passte auf. Lukas legte sich nicht einfach auf eine Frau und schwängerte sie. Er überzeugte sich vorher, dass auch alles seine Richtigkeit hatte. Er …

      Was für ein Blödsinn. Ich weiß genau, dass Lukas es immer ohne Kondom tut. Er will das echte, richtige Gefühl spüren, wenn es um Sex geht. Er braucht es, um zu merken, wie schön es im Schoß einer Frau ist.

      Er braucht es, weil ich es ihm damals so gesagt habe!

      Ich habe ihm dazu geraten, alles ohne Gummi zu tun. Immer der Erste an der Spitze sein zu wollen.

      Ich habe ihn … erschaffen!

      „Das kannst du doch gar nicht wissen.“

      „Deshalb schlage ich keine fremden Kinder“, sagte Lukas grinsend, der seinen Blick nicht von der Rothaarigen abwenden konnte.

      „Ja, ja“, winkte Sebastian ab. „Es könnten ja deine eigenen sein.“

      „Was wäre ich denn dann für ein schlechter Vater, wenn ich sie verprügeln würde? Apropos Prügel, Sebastian. Du fängst dir gleich ein paar, wenn du nicht sofort der Roten richtig schön auf die Titten glotzt und mir sagst, dass du ihre Nippel siehst. Alter, sag mir, dass du ihre Nippel siehst!“

      „Ich sehe ihre Nippel.“

      „Danke, lieber Gott“, jubelte Lukas, indem er beide Fäuste gen Himmel streckte und die Knie zur Brust zog. „Es ist so geil, ein Kerl zu sein!“

      Dabei habe ich viel an dich gedacht. An die Dinge, die wir gemeinsam hätten erleben können, hatte in dem Brief gestanden, was Sebastian auf eine unangenehme und erschreckende Art und Weise bewusst machte, mit was er sich die Zeit vertrieb.

      Dass er eine Frau anstarrte, die sich für das hässlichste Denkmal Bergedorfs interessierte und dabei das Pech hatte, von zwei dummen Kerlen angeglotzt zu werden, die sich nichts Besseres vorstellen konnten, als mit ihr ins Bett zu gehen.

      Sebastian schüttelte den Kopf.

      Das war nicht er.

      Das war er nie gewesen.

      Er hatte immer und überall schöne Frauen gesehen und nichts anderes in ihnen erkannt als eine Chance, sie zu verführen.

      Warum machte er sich also plötzlich darüber Gedanken, ob es richtig war, was er tat?

      Er hätte doch auch träumen können, oder?

      Nicht die Träume, die ich sonst immer träume. Vielleicht mal davon, wie es wäre, mit Denise auf der Terrasse zu sitzen, einen Sex on the Beach zu trinken und dabei zuzusehen, wie Sarah auf der Wiese vor uns sitzt und in einem Buch liest. Das wären doch mal Vorstellungen, oder? Ich meine, das hätte etwas. Das ist mehr, als einer Frau nur auf die Möpse zu glotzen, oder?

      „Du guckst ja schon wieder nicht“, bemerkte Lukas genervt und starrte den in Gedanken versunkenen Sebastian vorwurfsvoll an. „Du bekommst gleich eins in die Fresse, das verspreche ich dir.“

      „Lass es gut sein“, winkte Sebastian ab.

      „Lass es gut sein? Lass es gut sein? Spinnst du, oder was? Alter, das kann doch nicht dein Ernst sein. Wir machen das immer in der Mittagspause. Immer. Wann hast du denn das letzte Mal eine Frau geknallt?“

      „Was?“ Sebastian musste lachen.

      „Wann du das letzte Mal eine Frau geknallt hast?“

      „Das weißt du!“

      „Das war vor vier Tagen“, sagte Lukas. „Viel zu lange her. Dein Schwanz muss wieder justiert werden. Der ist außer Betrieb!“

      „Da ist gar nichts außer Betrieb.“

      „Oh


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