Butler Parker 132 – Kriminalroman. Günter Dönges
hatte nur mit seinem Butler zu tun.«
»Wissen Sie zufällig, wie er hieß?«
»Er nannte sich Perkins, Mister Parker.«
»Und der Bestohlene?«
»Das muß ein Mister Derek Beils sein, Mister Parker, aber wie gesagt, ich habe ihn überhaupt nicht zu Gesicht bekommen. Die schriftliche Bestätigung verlangte der Butler von mir.«
»Also ein Schuldeingeständnis«, stellte Mylady fest. »Sehr schön, Kindchen. Das ist ein herrlicher Morgen.«
»Sie unterschrieben, Miß Porter?« wollte Parker wissen.
»Allerdings, Mister Parker.« Kathy Porter war inzwischen wieder voll bei der Sache. »Diese ganze haarsträubende Geschichte kam mir nämlich verdächtig vor. Ich weiß, daß ich nicht stehle. Und ich weiß auch, daß ich ganz sicher nicht freiwillig mit diesem Mann weggefahren bin. Ich möchte schwören, daß man mich unter Drogen gesetzt hat.«
»Bestimmt, Kindchen.« Mylady war wie elektrisiert. »Man hat Ihnen eine Falle gestellt, um Sie später zu erpressen.«
»Das dachte ich mir auch, Mylady. Darum habe ich das Schuldeingeständnis auch unterschrieben. Ich habe natürlich geweint und meine Unschuld beteuert, aber dann doch unterschrieben. Ich möchte nämlich herausbekommen, warum man mir diese Falle gestellt hat. Richtig, ich habe vergessen zu sagen, daß man nur dann die Polizei nicht verständigen würde, wenn ich das Schriftstück unterzeichne.«
»Was sagen Sie jetzt, Mister Parker?« Mylady wandte sich an ihren Butler. »Hat sie sich nicht wunderbar verhalten?«
»Bemerkenswert geistesgegenwärtig«, urteilte Butler Parker. »Nach Lage der Dinge und nach meiner bescheidenen Einschätzung dürfte es sich um Vorbereitungen handeln, die das Ziel verfolgen, Mylady, wenn auch auf Umwegen, zu Handlungen zu bringen, die man nur als ungesetzlich bezeichnen kann.«
»Wie war das?« Die ältere Dame schluckte, denn Parker hatte sich wieder mal sehr barock ausgedrückt. »Übersetzen Sie das mal bei Gelegenheit, Mister Parker. Ich möchte nämlich wissen, was Sie da gerade sagen wollten.«
*
»Ich habe gute Nachrichten für Sie«, sagte Rodney Bottning zwei Tage später. Er hatte Butler Parker im Pub erwartet, wohin er ihn per Telefon bestellt hatte.
»An gute Nachrichten vermag ich kaum zu glauben«, antwortete der Butler.
»Setzen Sie sich erst mal! Warten Sie, ich werde uns ein Bier holen.« Der angebliche Butler nahmes Bottning ging zum Tresen und kam bald darauf mit zwei Gläsern Bier zurück. Die Männer hatten eine kleine Nische für sich allein und konnten sich ungestört unterhalten.
»Ich habe Rose Floyden zu ihren Eltern nach Südfrankreich geschickt«, meinte Bottning, nachdem er einen Schluck genommen hatte.
»Rose Floyden?« Parker schien nicht zu wissen, von wem sein Gegenüber sprach.
»Na, Sie wissen doch, die Hausdame Sir Richards«, meinte Bottning und zwinkerte Parker zu. »Wenn Rose dort nicht ankommt, dann ist das nicht unsere Sache, verstehen Sie?«
»Sie haben die besagte Dame ...?«
»Die findet kein Mensch mehr«, behauptete Bottning. »Sie sind aus dem Schneider, Parker.«
»Vielleicht materiell gesehen«, antwortete Parker. »Aber Sie ahnen ja nicht, wie es in meinem Innern aussieht, wenn ich es so banal ausdrücken darf. Ich kann kaum sagen, wie dankbar ich Ihnen bin.«
»Ich habe Ihnen das Zuchthaus erspart«, erklärte Bottning.
»Das sehe ich in aller Klarheit.«
»Eine Hand wäscht eben die andere.«
»Darf und muß ich daraus schließen, daß ich mich Ihnen in irgendeiner Weise erkenntlich zeigen kann?«
»Vielleicht, Mister Parker. Sie wissen, daß ich mich selbständig machen will. Ich hatte Ihnen ja davon erzählt.«
»Sie beschäftigen sich mit der Übernahme eines kleinen Hotels?«
»Eben – und dazu gehört ’ne Menge Geld.«
»Eine treffende Feststellung, Mister Bottning.«
»Je schneller man’s hat, desto schneller kann man zulangen.«
»Eine weise Bemerkung.«
»Ich wüßte, wie man ganz schnell an das große Geld kommt.«
»Sie machen mich ein wenig neugierig, Mister Bottning.«
»Sie arbeiten doch für Lady Simpson, nicht wahr?«
»Eine anstrengende Tätigkeit, wenn ich es so andeuten darf.«
»Diese Frau ist doch steinreich, oder?«
»In der Tat, Mister Bottning.«
»Ihr gehören doch auch die ›Motor-Enterprises‹, nicht wahr?«
»Mylady besitzt die Aktienmajorität, wenn ich richtig orientiert bin, Mister Bottning.«
»Sie gehören ihr.« Bottning wußte es. »Diese Firmengruppe hat einen neuen Panzermotor entwickelt, wie in den Zeitungen stand.«
»Ein sogenannter ›Allesfresser‹, wie man ihn nennt.« Parker nickte und wußte jetzt Bescheid. »Mylady interessiert sich gerade für diese Entwicklung. Sie hält sich sehr häufig in dem betreffenden Werk auf, wie ich versichern darf.«
»Für diesen Motor würde man zweihundertfünfzigtausend Pfund zahlen.« Bottning lehnte sich zurück und lächelte überlegen.
»Würden Sie die Güte haben, diese Summe noch mal zu nennen?«
»Zweihundertfünfzigtausend Pfund, Parker.«
»Für die Pläne?«
»Nein, für den kompletten Motor.«
»Die Pläne würden nicht reichen?«
»Nein.« Bottning schüttelte den Kopf. »Es geht gewissen Leuten um die Metallegierungen, verstehen Sie? Die müssen analysiert werden, aber dazu braucht man eben den Motor.«
»Den man nicht gerade in einer Einkaufstasche transportieren kann, wenn ich das ein wenig scherzhaft so sagen darf, Mister Bottning.«
»Der Transport ist kein Problem, das eigentliche Problem liegt woanders. Der neue Panzer müßte samt dem neuen ›Allesfresser‹, wie Sie sagen, an die richtige Stelle geschafft werden.«
»Sollte ich annehmen, daß Sie dabei an mich denken, Mister Bottning?«
»Nicht direkt, Mister Parker.«
»Zu solch einer Handlungsweise würde ich mich niemals hinreißen lassen«, erklärte Parker steif. »In meinen Augen wäre das Landesverrat!«
»Verrat an einem Land, das Sie ins Zuchthaus steckt, wenn gewisse Dinge bekannt werden. Haben Sie daran schon mal gedacht?«
»Wie soll ein einfacher Butler, wie meine bescheidene Wenigkeit, an den Motor herankommen, Mister Bottning? Da sehe ich leider keine Möglichkeit.«
»Wie das zu machen ist, werde ich Ihnen schon noch rechtzeitig sagen.«
»Sie scheinen davon auszugehen, daß ich mitspielen werde, Mister Bottning.«
»Sie haben überhaupt keine andere Möglichkeit, Parker. Denken Sie ans Zuchthaus!«
»Nun ja, Mylady betätigt sich gern als Testfahrerin«, räumte Parker ein.
»Genau das ist es. Sie haben bereits begriffen, Parker. Sie werden Mylady bei solch einer Testfahrt begleiten und dafür sorgen, daß sie, sagen wir mal, für ein paar Stunden außer Gefecht gesetzt wird. Alles Weitere übernehmen meine Interessenten.«
»Sie sind kein Butler, wie ich inzwischen richtig vermute.«
»Stimmt.« Bottning lächelte unergründlich.