G.F. Barner 167 – Western. G.F. Barner

G.F. Barner 167 – Western - G.F. Barner


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Himmel, wer brüllt da so? Wo bin ich hier überhaupt?«

      »In der Magoffin Station, Amos. Und die Frau brüllt, der du den Kopf verdreht hast. Das hast du schon vor dreißig Jahren getan. Du hast doch von den Magoffins gehört?«

      Amos sah nach seiner Schulter. Sie war sauber verbunden. Er setzte sich auf und sah die Frau wie einen Staff Sergeant auf dem Hof stehen, die Arme in die Hüften gestemmt.

      »Macht schon, ihr Faultiere!« schrie sie. »Das Brett wird eingeölt, sauber geölt, sag ich euch. Und dann befestigt ihr es, aber ordentlich. Ein Rudkin fährt keinen nachlässig geflickten Wagen, verstanden?«

      »He?«, ächzte Amos, »Was kicherst du, Luke? Wie kommt sie dazu, unseren Wagen flicken zu lassen? Woher kennt sie mich? Ich habe von den Magoffins gehört. Sie haben die größte Linie im Süden. Was hat sie vor?«

      Old Luke hockte sich auf den Tisch und griente.

      »Die größte Linie im Süden? Die allergrößte, Junge. Und sie ist der Boß neben ihrem Bruder Big Bill Magoffin. Der ist noch einige Jährchen älter als sie. Well, Sohn, weißt du, daß Mary Magoffin beinahe mal deine Mutter geworden wäre? War so gut wie verlobt mit deinem Vater.«

      »Was?« staunte Amos. »Bist du irr geworden auf deine alten Tage, Luke?«

      Luke stopfte gemächlich seine alte Pfeife. »Ist wahr, Söhnchen, sie wäre fast deine Mutter geworden. Gott steh mir bei, wenn ich lüge. Scheiterte nur daran, daß sie glaubte, schneller und besser fahren zu können als dein Vater. Eines Tages ritt sie der Satan – und deinen Vater auch. Sie machten mit zwei schweren Wagen ein Rennen in Dallas. Als sie verlor, lenkte sie wütend ihren Wagen gegen den deines alten Herrn. Na, es gab einen gewaltigen Krach, dann gingen beide Wagen zu Bruch, und dein alter Herr hatte sich ein paar Rippen und ein Bein gebrochen. Kennst ja deinen Vater, wie? Hat er Mary nie verziehen. Wurde nichts aus den beiden, so ist das.

      Sie hat nie wieder einen Mann angesehen danach. Und so wurde sie zu dem, was sie heute ist. Bloody Mary.«

      »Ich werde verrückt. Davon wußte ich rein gar nichts, Luke.«

      »Wie solltest du auch, ist ja schon ein halbes Leben her«, kicherte Old Luke. »Well, als sie mich sah, fiel sie auch fast vom Bock. Danach wollte sie alles über dich wissen. Na, ich habe ihr einiges erzählt.«

      »Was?« fragte Rudkin. »Bist du noch zu retten? Vater und Mutter sind tot, mein kleiner Bruder kann unsere kleine Linie gerade allein führen – und das hast du ihr alles erzählt? Warum?«

      »Warum wohl?« brummte Old Luke. »Hättest sie sehen sollen, ein Rudkin rettet ihren störrischen Hals. Sie hat dich eigenhändig verbunden. Sie mag dich, verstehst du?«

      »Gar nichts verstehe ich«, stöhnte Amos. »Verdammt, wie kam es überhaupt dazu, daß die Pferde durchgingen?«

      »Erinnere dich an die beiden Burschen, die wir auf dem Hang sahen, bevor wir die Biegung erreichten. Der eine Kerl, der wie ein Halbblut aussah, heißt Cargo und arbeitet für Gore Handley. Der hat das getan. Sie haben sich die Spuren angesehen und unter dem Brustgeschirr von Marys linkem Wagengaul ‘ne stachelige Kakteenhaut gefunden.

      Der Gaul mußte durchgehen. Mary sollte sich den Hals brechen, verstehst du? Handley und die Magoffins bekämpfen sich seit Jahren. Das heißt, Handley ist ein widerlicher Hund, den kenne ich. Seine Fahrer liegen sich ständig mit denen von Mary und Big Bill in den Haaren.

      Well, hättest dir auch den Hals brechen können, Sohn.«

      »Blödsinn, habe bei der Armee ganz andere Dinge gedreht.«

      »Habe ich ihr auch gesagt, als sie wissen wollte, wie du das wohl hingekriegt hast«, erklärte Old Luke.

      »Was hast du?« knurrte Amos wild. »Mensch, du hast ihr doch wohl nicht meine ganze Lebensgeschichte erzählt?«

      Old Luke gluckste. »Sohn, sie wollte alles über dich wissen.«

      »Der Teufel soll dich holen«, keuchte Amos.

      »Junge, reg dich bloß nicht auf. Was du kannst, das kann sonst keiner mit dem Wagen. Ich weiß das, ich bin auf einem Wagen geboren. Und die Armee wußte das auch. Mary macht uns ein Angebot. Kannst Waggon-Master bei den Magoffins werden, heute noch, wenn du willst. Und ich bekomme die Hauptstation in Tucson, drüben in Arizona, weil die beiden alten Magoffins lieber in ihrer anderen Hauptstation in Yaleta bei El Paso bleiben.

      Mary will dich als Wagenboß haben – und was sie will, das bekommt sie auch. Sie bietet dir doppelten Lohn. Denk mal ein bißchen nach, du Dickschädel. Ein Jahr, und schon hast du genug zusammen, um dich auf eigene Beine zu stellen. Übrigens, alles, was auf dem Wagen ist, will sie zu einem anständigen Preis übernehmen.«

      »Allmächtiger«, ächzte Rudkin. »Ich soll für die großen Magoffins Waggonmaster werden? Doppelten Lohn. Was hast du da geantwortet?«

      »Na, was schon, zugesagt habe ich, Junge.«

      »Du alter, struppiger Affe, ohne mich zu fragen? Bist du irre?«

      Der Alte kicherte nicht mehr. Er stand auf und trat an das Bett.

      »Hör mal gut zu«, sagte er ernst. »Wahrscheinlich bist du klug genug, um dir vorstellen zu können, was es heißt, für die Magoffins Waggonmaster zu sein. Danach würden sich tausend Leute alle Finger lecken, bloß können diese tausend Leute nicht das, was du kannst.

      Laß mich jetzt ausreden, Junge. Dein Vater war ein guter Mann auf einem Wagen. Nur war er ein Dickschädel. Alles hast du von ihm geerbt, aber du bist klüger, und du bist besser als er. Du hast zuletzt den gesamten Armeenachschub geleitet, das macht dir keiner nach in diesem Alter.«

      Er machte eine Pause und ging auf und ab.

      »Armeetransporte und eine private Frachtlinie, das sind zwei Dinge«, fuhr Luke schließlich fort. »Die Magoffins sind die größten. Bei denen lernst du alles, was du später brauchst. Eines Tages wirst du auch mal so groß wie sie sein, das weiß ich. Jedem Ärger, den ein Frachtunternehmen haben kann, lernst du bei den Magoffins kennen. Das zahlt sich später aus, Junge. Ich weiß, du willst dein eigener Herr sein, aber du verlierst nichts, wenn du zwei Jahre für die Magoffins arbeitest. Im Gegenteil, du gewinnst Erfahrungen. Und deshalb machst du das auch, verstanden? Mary hat einen Narren an dir gefressen, ich kenne sie. Sie will dich haben, und du wirst es tun, sonst bist du der letzte Narr auf dieser Welt. In ein paar Wochen ist deine Schulter wieder in Ordnung. Bis dahin kannst du dich schonen, Junge. Das ist die Chance deines Lebens.«

      Rudkin lag still, die Augen geschlossen.

      Er hat recht, dachte Amos, wie immer – Luke hat recht. Ich könnte was lernen. Aber eine so große Linie?

      »Luke?«

      »Na, was noch?«

      »Schaff ich das wirklich?«

      Der Alte lachte trocken.

      »Du? Die werden bald von dir lernen, das weiß ich. Ich denke ein bißchen weiter, Junge. Die Magoffins haben niemanden, auf den sie sich verlassen können. Und auf einen Rudkin – na, auf den kann man Häuser bauen. Das weiß Mary so gut wie Big Bill. Sie haben deinen Vater gekannt – und du bist besser. Du bist um Längen besser.«

      »Du verrückter Kerl.«

      »Yes«, murmelte der Alte. »Vielleicht bin ich das, Junge. Du kannst viel schaffen, und du wirst einmal groß sein in diesem Geschäft. Dann wird der alte Luke stolz sein, mächtig stolz.

      Mary kommt her. Sag ihr, was du willst, aber überlege es dir genau, jedes Wort. Vielleicht machst du heute dein Glück, ich hab’s so im Gefühl.«

      Draußen polterte es, dann stampfte sie herein, eine große, mächtige Frau mit einer tiefen, lauten Stimme und rauhen, rissigen Händen.

      »Na, mein Sohn, wieder beisammen?«

      »Yes, Madam, ich denke so«, sagte Amos und setzte sich auf. »Luke hat da eine Menge Unsinn geredet, fürchte ich. Wenn ich gesund bin, kaufe ich mir diesen Velasquez,


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