Dr. Norden Bestseller Classic 38 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Dr. Norden Bestseller Classic 38 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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aufgebracht.

      »Sie bekommt ein Kind. Ein Kind, dessen Vater Wilfried ist, oder vielleicht auch du? Hast du es nicht auch auf sie abgesehen gehabt?«

      Herbert Richter schnappte nach Luft. Dann sank er auf den nächsten Sessel. Fast hätte er ihn verfehlt.

      Monika lachte blechern auf, als er torkelte und sich dann an den Hals griff.

      »Dieses Miststück«, schrie er, »was hat sie dir erzählt?«

      »Dass sie mit Wilfried sehr eng befreundet war und du sie auseinandergebracht hast. Wenigstens wolltest du das, aber sie ist reizvoller als ich. Wilfried hat die Beziehung nicht aufgegeben. Du wolltest sie für dich haben, das stimmt doch?«

      »So ein Schmarr’n. Das nimmst du ihr ab? Sie ist doch so ein käufliches Luder, das …«

      »Nein, das ist sie nicht«, fiel ihm Monika ins Wort. »Ich hätte gewiss keinen Grund, sie in Schutz zu nehmen, aber wir wollen bei den Tatsachen bleiben. Ich glaube ihr. Ja, schau mich nur an. Dass du ein Schürzenjäger bist, weiß ich schon lange, und es ist eine Schande, dass ich immer meinen Mund gehalten habe. Jetzt ist das Maß voll. Es tut mir nicht weh, dass Wilfried mich hintergangen hat, aber du, du, der mein Vater ist, dass du so gemein bist, gibt mir den Rest. Ich halte meinen Mund nicht mehr.«

      Und als er die Hand hob, lachte sie wieder. »Schlag mich doch, schlag mich meinetwegen tot. Du hast für Mutti nichts übrig gehabt. Du hast dir nur ihr Geld unter den Nagel gerissen. Und für mich hast du auch nichts übrig. Du wolltest mich auf billige Art loswerden, mich einfach nur verheiraten. Ja, ich war blöd, aber das ist aus. Ich werde nicht heiraten, aber ich werde mein Erbteil beanspruchen. Morgen gehe ich zu Dr. Reimer, und dann wird alles geregelt. Mit Wilfried ist es aus, hörst du? Ich werde nie heiraten. Ich will nicht auch das durchmachen, was Mutti durchgemacht hat. Ich werde jetzt meine Sachen packen und gehen.«

      »Du bist übergeschnappt, Monika«, sagte Herbert Richter.

      »Das würde dir passen, aber ich war nie so bei Verstand wie jetzt. Und nun kannst du gehen, zu wem immer du willst, denn eines Tages wird dich auch ein billiges Mädchen teuer zu stehen kommen.«

      »Du kleines Biest, halt endlich deinen Mund«, schrie er sie an.

      »Noch nicht. Wie viel Geld wendest du denn für dein Vergnügen auf? Für Muttis Grab hast du nicht mal eine Blume gebracht. Ich krieche nicht weiter vor dir. Ich beanspruche mein Recht.

      Und jetzt gehe ich zu einer Party«, schloss sie tonlos.

      »Und morgen wirst du wohl dann wieder normal sein«, sagte Herbert Richter. »Du hast nur noch nicht begriffen, dass man die Männer in Atem halten muss. Glaub doch nicht den Unsinn, den die blöde Buchner dir erzählt hat. Sie probiert es doch bei jedem Mann, und nun sucht sie einen Dummen, falls sie wirklich ein Kind kriegt. Du hast dich überrumpeln lassen von einer Schlaueren. Du musst Erfahrungen sammeln, Monika.« Er hatte wieder Oberwasser, weil Monika schwieg. »Wilfried liebt dich doch, er kann es nur nicht so zeigen, weil du ein scheues Reh bist«, fuhr er fort. »Wilfried ist ein anständiger Junge, sonst hätte ich doch nie gestattet, dass er um dich wirbt.«

      »Du Heuchler!«, sagte Monika, und dann rannte sie hinaus und schlug die Tür so laut hinter sich zu, wie er es am Morgen getan hatte. Sie schloss sich in ihrem Zimmer ein. Er klopfte ein paarmal an ihre Tür, rüttelte an der Klinke, aber sie gab keine Antwort. Dann hörte sie, wie er mit aufheulendem Motor davonfuhr.

      Sie warf Kleider und Wäsche in einen Koffer und kleidete sich um. Sie betrachtete sich im Spiegel. Ein fremdes Gesicht blickte ihr entgegen. »Schluss mit der Sentimentalität«, sagte sie laut. Dann ging sie in den Keller und nahm sechs Flaschen des besten Weines aus dem Regal. Florentine sollte wenigstens eine Freude haben.

      Das Telefon läutete, als sie das Haus verließ. Monika warf den Kopf in den Nacken. Sie ahnte, dass es Wilfried war, denn er rief immer um diese Zeit an, wenn er nicht selbst kommen konnte.

      Oder wollte, dachte sie jetzt. Er hatte anscheinend sehr oft etwas Besseres vorgehabt.

      Gestört hatte es sie nie, wenn er nicht kommen konnte. Gedanken hatte sie sich auch nicht gemacht. Jetzt dachte sie nur, dass Carole Buchner schauen sollte, wie sie mit ihm zurechtkam, und bei dem Gedanken musste sie sogar lächeln.

      Sie schüttelte sich, fühlte sich plötzlich frei und so jung, wie sie noch nie gewesen war.

      *

      Florentine war leicht aus der Fassung gebracht, als Monika vor ihr stand. Ganz verlor sie die Fassung, als sie die sechs Flaschen betrachtete.

      »Die sind doch ein Vermögen wert«, sagte sie. »Hast du davon überhaupt eine Ahnung, Moni?«

      »Und wenn schon«, erwiderte Moni lächelnd. »Für mich ist es ein großer und wertvoller Tag.«

      »Inwiefern?«, fragte Florentine irritiert.

      »Ich bin frei.«

      »Wieso frei?«, fragte Florentine atemlos.

      »Ganz frei. Nicht mehr verlobt und auch von meinem Vater geschieden. Sagt man das so?«

      »Man könnte es so sagen, wenn es stimmt«, erwiderte Florentine.

      »Es stimmt. Ab heute beginne ich ein neues Leben.«

      Florentine betrachtete Monika mit einem forschenden, nachdenklichen Blick.

      »Hast du etwa schon einen gekippt?«, fragte sie.

      »Gott bewahre. Ich bin vollkommen nüchtern.«

      »Und was ist mit deiner Hand?«

      Die wahrheitsgemäße Erklärung, wie das passiert war, gab Florentine zu denken. Der folgende Ausbruch noch mehr.

      Die sonst so sanfte Monika war nicht wiederzuerkennen.

      »Für miese Weiber wirft er das Geld zum Fenster hinaus, aber den Zaun lässt er nicht richten, und überhaupt benimmt er sich schäbig den Mietern gegenüber. Ich ertrage es nicht mehr. Ich bin fertig mit ihm.«

      Jäh hielt sie inne und schaute Florentine verwirrt an. »Bin ich die Erste?«, fragte sie verlegen.

      »Ja, und das wird gut sein. Ich mixe uns einen Drink. Mach es dir bequem, Moni.«

      »Hübsch hast du es hier, Flo. Bist du eigentlich mit deinem Vater auch nicht zurechtgekommen?«

      »So will ich es nicht sagen. Wir haben uns arrangiert. Er hat eingesehen, dass man zu einem gewissen Zeitpunkt selbstständig werden muss.«

      »Bist du finanziell unabhängig? Darf ich das fragen?«

      »Du darfst alles fragen. Ich habe mein eigenes Konto. Vater ist nicht gerade kleinlich, aber auch nicht sonderlich großzügig. Einen teuren Sportwagen würde er mir jedenfalls nicht schenken.«

      »Den wollte ich auch nicht haben, aber man kann so nach außen hin auch ein schlechtes Gewissen beruhigen«, sagte Monika bitter.

      »Was willst du jetzt tun?«, fragte Florentine.

      »Mir eine Wohnung suchen.«

      »Hier ist noch eine frei. Das Haus gehört meinem Vater. Du würdest Sonderkonditionen bekommen, wenn es dir ernst ist.«

      »Es ist mir ernst. Ihr traut es mir wohl nicht zu, dass ich mich auf eigene Füße stelle?«

      »Wenn ich ehrlich sein darf, es überrascht mich«, gab Florentine zu. »Was du über deinen Vater sagtest, konnte mich allerdings nicht mehr überraschen. Das pfeifen die Spatzen ja von den Dächern. Es beruhigt mich, dass es dich nicht zu Boden wirft, Moni.«

      »Ich war so naiv zu glauben, dass er zu vorsichtig ist, sich nicht ins Gerede zu bringen. Aber jetzt Schluss damit, es hat geläutet.«

      Florentine bedauerte es, dass sie ein Dutzend Leute eingeladen hatte. Gern hätte sie den Abend mit Moni allein verbracht, der sie sich innerlich verwandt fühlte. So burschikos, wie sie sich immer gab, war sie nicht, sondern bedeutend gefühlvoller, als man ihr zutraute.


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