Der Leidenschaft verfallen 5 – Erotik. Nora Darcy

Der Leidenschaft verfallen 5 – Erotik - Nora Darcy


Скачать книгу
befanden, war die Tante nicht.

      »Ich kann noch im Keller nachsehen?«, schlug Roberts vor.

      »Bitte ja«, erwiderte Emily, die nicht sicher war, ob sie erleichtert sein sollte. Mittlerweile war es fast dunkel draußen. Sie wusste, dass die Tante es vermied, bei Dunkelheit unterwegs zu sein. In den Keller ließ sie den Nachbarn allein gehen. Wenige Sekunden später tauchte Roberts am Treppenabgang wieder auf und schüttelte den Kopf.

      »Eines ist sicher: Im Haus ist Ihre Tante nicht.« Emily nickte. Wirklich leichter war ihr nicht ums Herz. Abwartend sah ihr Begleiter sie an und spielte mit dem Schlüsselbund.

      »Und nun?«, fragte er schließlich.

      »Ich weiß es nicht.« Hilflos zuckte Emily mit den Schultern.

      »Kann ich Sie irgendwohin bringen? In ein Hotel? Oder möchten Sie zurück nach Hause, wo immer das auch ist?«

      »Nein.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich würde gern hierbleiben. Ich bin sicher, Tante Matilda hätte nichts dagegen.« Sie stockte, und ihr wurde immer elender. Fast hatte sie das Gefühl, die alte Dame nie mehr gesund und munter zu sehen. Tyler Roberts rührte sich nicht vom Fleck. Für einen Moment schien es ihr, als überlege er, ob er ihren Aufenthalt im Haus seiner Nachbarin zulassen dürfte. Emily straffte die Schultern.

      »Vielen Dank für Ihre Unterstützung Mister Roberts. Wenn Sie mir nun den Schlüssel geben würden, damit ich auf…«

      »Den Schlüssel?«, wiederholte er gedehnt.

      »Ja! Ich meine, ich muss doch zusperren können!«

      »Ich kann doch nicht einfach den Schlüssel, den Ihre Tante mir anvertraut hat, aus der Hand geben. Wie stellen Sie sich das vor?« Er verzog keine Miene. Emily schnappte nach Luft.

      »Hören Sie, Mister! Es geht hier um meine Tante! Ich möchte hier auf sie warten!«

      »Tun Sie das. Ich kann Sie schlecht mit Gewalt wieder aus dem Haus zerren. Haben Sie einen Ausweis?«

      Ihre Wangen fingen an zu brennen, und heißer Zorn durchloderte sie. Am liebsten hätte sie ihn vors Schienbein getreten und ihm den Schlüssel aus der Hand gerissen. Mühsam beherrschte sie sich. So empört sie auch war, sie wusste, im Grunde hatte er recht. Sie nestelte ihren Ausweis aus der Handtasche und hielt ihn ihm hin. Roberts nahm ihn und betrachtete ihn so gründlich, als wollte er die Ausweisnummer auswendig lernen. Endlich reichte er ihn ihr zurück und löste den gewünschten Schlüssel aus seinem Bund.

      »Bitte sehr.«

      »Danke«, fauchte sie. Roberts nickte.

      »Einen schönen Abend wünsche ich.«

      Sie konnte nichts antworten. Einen schönen Abend. Sie machte sich die größten Sorgen, fühlte sich allein und hilflos und trotz ihres entschlossenen Auftretens dem Nachbarn gegenüber doch auch ein wenig wie ein Eindringling. Schon deswegen, weil Matilda, falls sie in den nächsten Stunden doch kam, sich sicherlich im ersten Moment furchtbar erschrecken würde, das Haus nicht leer vorzufinden. Roberts zog die Haustür hinter sich zu. Emily stand unbeholfen im Flur. Und jetzt? Sie konnte einen Zettel außen an die Tür kleben, damit die Tante Bescheid wusste, dass sie hier war. Und sie würde etliche Lichter brennen lassen. Sie beschloss, ihren Koffer in das Gästezimmer im ersten Stock zu bringen, in dem sie immer schlief, wenn sie Matilda besuchte. Wenige Minuten später kramte sie aus der Küchenschublade einen Notizzettel und einen Kugelschreiber.

      Liebes Tantchen, bitte nicht erschrecken. Ich wollte dich mit einem Besuch überraschen und warte im Haus auf dich. Emy

      Mit mehreren Streifen Tesafilm versuchte sie, ihre Nachricht an die Haustür zu kleben. Es war windig geworden, und Emily verbrauchte einen guten Teil der Rolle, bis der Zettel angebracht war. Anschließend durchsuchte sie in der Küche die Vorräte ihrer Tante nach etwas Essbarem. Im Kühlschrank lagen einige Scheiben Roastbeef sowie ein Stück Cheddar Käse, es gab Eier und Speck, und im Gefrierfach lag eine Tüte Fish & Chips. Emily entschied sich für den Käse. Im Brotkasten, der auf der Arbeitsfläche stand, fand sie zwei Scones.

      Sie setzte sich mit ihrer Mahlzeit in die Küche, an den soliden Holztisch mit der blankgescheuerten Tischplatte. Die Scones waren trocken, als wären sie schon einige Tage alt. Auch der Käse wollte ihr nicht schmecken. Nach wenigen Bissen gab Emily es auf. So hungrig sie auch war, sie bekam nichts hinunter. Sie trank ein Glas Leitungswasser, räumte das Essen weg und ging ins Wohnzimmer. Vielleicht konnte sie ein wenig fernsehen. Das Licht in der Küche ließ sie brennen.

      Sie zappte durch die Programme und stellte fest, dass sie die Geräusche aus dem Fernseher nervös machten. Wiederholt schaltete sie den Ton aus, um durch die Stille des Hauses zu lauschen. Drehte sich ein Schlüssel im Schloss? Rief Matilda nach ihr? Oder war sie gar schon im Flur? Emily schaltete das Fernsehgerät wieder aus und rieb sich mit den Händen über die Arme. Es war kühl im Raum, um nicht zu sagen, kalt. Sie stand auf und berührte den Heizkörper. Er war kalt, obgleich sein Thermostat auf höchster Stufe stand. Ihr Blick ging weiter zum Ofen, der mit Holz geschürt wurde. Sie hatte vor Jahren Tante Matilda beim Anschüren einmal zugesehen. Allzu schwer war es wohl nicht. Trotzdem, sie hatte keine Lust, einen Versuch zu machen und eventuell außer Qualm nichts zustande zu bringen. Vielleicht sollte sie einfach ins Bett gehen. Sie war überreizt von dem langen Tag, der Anreise und ihrer Sorge, wo die Tante war. Eventuell fühlte sie sich ausgeschlafen wieder besser. Und vielleicht war Matilda morgen schon wieder zu Hause. Vielleicht übernachtete sie bei einer Bekannten. Vielleicht hatte sie ein paar Gläschen Likör getrunken und danach nicht mehr nach Hause gewollt. Zu einem leckeren Apfellikör sagte Matilda nicht nein. Emily versuchte bei der Vorstellung zu schmunzeln, doch es wollte ihr nicht gelingen. Sie ließ auch im Wohnzimmer das Licht an und machte sich auf den Weg nach oben ins Gästezimmer. Sie war bereits an der obersten Stufe angekommen, als es an der Haustür pochte. Ihr Herzschlag setzte für einen Augenblick aus, und etwas schnürte ihr die Kehle zu. Wer war das? Mitten in der Nacht? Sie sah auf ihre Armbanduhr. Es war bereits nach elf. Ein Frösteln rann ihr über den Rücken, was nichts mit der Kühle im Haus zu tun hatte, und es pochte wieder. Ihre Hände wurden noch kälter und feucht. Matilda würde kaum klopfen. Wobei ihr in dem Moment klar wurde, dass der Gedanke mit dem Zettel an der Tür unsinnig war. Die Außenbeleuchtung am Haus gab nicht genug Licht, als dass die Tante in der Nacht ihre Nachricht hätte lesen können. Vorsichtig ging sie die Treppe wieder hinunter, um nur ja kein Geräusch zu verursachen, und wusste doch, dass das keinen Sinn machte. Die Haustür besaß keinen Spion. Entweder sie öffnete oder sie ließ es. Emily räusperte sich.

      »Ja? Wer ist da?«, fragte sie durch die geschlossene Tür.

      »Ich bin es. Tyler, Ihr Nachbar. Alles in Ordnung Miss Emily?« Ihr Herz sackte vor Erleichterung von der Kehle zurück an seinen Platz.

      »Ja, natürlich.« Sie öffnete die Tür. Tyler stand so unmittelbar davor, dass sie einen Schritt nach hinten trat. Sein Hemd stand zwei Knöpfe offen, er trug wieder die edle Strickjacke, und eine Strähne seines dunklen Haares fiel ihm in die Stirn. Bei seinem Anblick spürte sie ein eigentümliches Kribbeln im ganzen Körper. Es machte sie unsicher.

      »Warum fragen Sie?« Ihr Mund war seltsam trocken.

      »Ich habe überall Licht im Haus gesehen und mir gedacht, dass Sie sich vielleicht nicht wohlfühlen. Bestimmt sind Sie die Einsamkeit nicht gewohnt.«

      Sie zwang sich zu einem Lächeln.

      »In gewisser Weise haben Sie recht. Im Zentrum einer Großstadt sind wir hier draußen wirklich nicht.«

      Tyler grinste. Kalte Luft drang in den Flur. Emily zog die Schultern zusammen und schlang die Arme um ihren Körper.

      »Ist Ihnen kalt?«, erkundigte er sich.

      »Ja. Die Heizung springt nicht an, und mit dem Ofen kenne ich mich nicht aus«, gab Emily zu.

      »Wenn es Ihnen hilft, schüre ich gern für Sie an«, schlug Tyler vor. Emily zögerte. Sie hatte ohnehin schlafen gehen wollen, und wenn sie sich nicht gerade im Wohnzimmer hinlegen würde, nutzte ihr sein Angebot nicht viel. Zudem war ihr, als würde sie ohne Zustimmung der Tante in Matildas


Скачать книгу