Der Bergpfarrer Extra 2 – Heimatroman. Toni Waidacher

Der Bergpfarrer Extra 2 – Heimatroman - Toni Waidacher


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Schnee, mit dem dort oben alles bedeckt war, hell aufschimmern.

      Da es sehr kalt war, bildeten sich vor den Gesichtern der Wanderer beim Atmen weiße Dampfwolken. Jeder hatte sich eine Mütze über die Ohren gezogen, trug eine dick gefütterte Jacke, Winterstiefel und warme Handschuhe.

      Thorsten Sommerauer und Annika hatten sich ebenso wie Nadine bereit erklärt, an der Wanderung teilzunehmen. Wieder dabei war der ganze Deininger-Clan, inklusive Philipp, der fest entschlossen war, seine Nicole auf Händen zu tragen und ihr, wenn es nötig war, den Himmel zu Füßen zu legen. Und diesmal war auch Markus Bruckner, der Bürgermeister, mit von der Partie.

      Die ganze Gruppe war versammelt und Sebastian sagte: »Der Georg und die Franzi bereiten alles vor. Es gibt wieder gegrillte Steaks und Bratwürsteln, außerdem Bier und Wein und natürlich auch nichtalkoholische Getränke.«

      Der Pfarrer trug einen Packen Fackeln unter dem Arm, die er nun verteilte. Als er Bruckner eine reichte, sagte er: »Dass du gekommen bist, Markus, freut mich ganz besonders. Du wirst sehen, es wird gar net so schlimm, wie du vielleicht fürchtest. Und hinterher bist du stolz auf dich, weil du dich entschlossen hast, mitzugehen.«

      »Tja, Hochwürden, was tut man net alles? Sie kennen mich doch. Wenn ich mich in eine Sach’ verbeiß’, dann geb’ ich mich net so schnell geschlagen. Nachdem sie mir die Wettschuld net erlassen, werd’ ich mit Ihnen die Wallfahrt nach Altötting machen. Und ich werd’ die Streck’ laufen ohne zu klagen. Die heutige Wanderung seh’ ich als spezielles Training an. Natürlich sind die Würsteln und das Bier hinterher eine schöne Dreingabe, aber der Hauptgrund dafür, dass ich mitgeh’, ist der Durchhaltewille.«

      »Das ist lobenswert, Markus«, grinste Sebastian und sagte laut: »Und los gehts. Die Fackeln zünden wir an, sobald der Ort endet und uns die Straßenlaternen kein Licht mehr spenden. Es ist zwar eine ziemlich helle Nacht, aber das Licht der Fackeln bringt schon eine besonders stimmungsvolle Atmosphäre. In jedem von uns steckt doch ein kleiner Romantiker.«

      Sie marschierten los. Sebastian, Severin Kaltenecker und der Bürgermeister gingen voraus, die Paare folgten.

      Nadine ging am Schluss der kleinen Gruppe mit ihrem Bruder und Annika. Sie war bemüht, sowohl mit Thorsten als auch mit Annika ein gutes Verhältnis zu bewahren. Vor ihnen stapften Philipp Deininger und Nicole händchenhaltend durch den Schnee. Noch befanden sie sich innerhalb der Ortschaft. Die klare, eisige Luft war mit dem Geruch von Holzrauch geschwängert, der aus den Kaminen stieg; irgendwo bellte ein Hund.

      Schließlich lag der Ort hinter ihnen und sie zündeten die Fackeln an. Die Flammen flackerten und rußten, Licht und Schatten wechselten auf dem Schnee, schließlich aber brannten sie ruhig, und man setzte den Weg zum Ainringer Forst fort.

      »Am Montag, um neun Uhr, hat sich der Albersdörfer-Christian bei mir angekündigt«, sagte Bruckner. »Er und seine Tochter wohnen bei seiner Schwester. Ich hab’ ihn gefragt, ob er eine Wohnung mieten wird oder vielleicht sogar ein Haus hier baut, aber er hat gemeint, dass er und sein Töchterl bei der Pauline gut aufgehoben sind.«

      Sebastian stutzte. »Er und seine Tochter? Was ist denn mit seiner Frau?«

      »Er ist geschieden, hat er mir erzählt.«

      »Dann hat wohl er das Sorgerecht für seine Tochter?«, murmelte Sebastian.

      »Darüber haben wir net gesprochen«, antwortete der Bürgermeister. »Aber es wird wohl so sein, nachdem er die Kleine mitbringt.«

      Sebastian begann sich Gedanken zu machen. War vielleicht sogar die Scheidung der Grund für Christian Albersdörfer, sich nach St. Johann versetzen zu lassen? »Ist was dagegen einzuwenden, Markus, wenn ich am Montag um neun Uhr dabei bin, wenn sich der Christian bei dir meldet?«

      »Was sollt’ dagegen einzuwenden sein, Hochwürden?«, kam Bruckners Gegenfrage. »Ich würd’ mich sogar freuen. Denn wenn ich nix mehr zu sagen weiß, dann können ja Sie das Wort ergreifen.«

      Sebastian lachte. »Du bist wieder mal sehr uneigennützig, Markus. Ich frag’ mich, ob die Nadine schon weiß, dass der Christian nach St. Johann zurückkehrt.«

      »Es hat sich gewiss im Ort herumgesprochen«, versetzte der Bürgermeister.

      »Ich hab’ mit der Traudl darüber gesprochen«, sagte Severin. »Sie hat’s tatsächlich schon gewusst. Die Erbling-Maria hat’s ihr beim Herrnbacher erzählt, und wenn’s die Erbling mal auf der Pfanne hat, dann weiß es bald das ganze Dorf.«

      »Ob’s den Sommerauerhof schon erreicht hat, ist fraglich«, gab Sebastian zu bedenken. »Der Thorsten und die Nadine haben schon immer ein bissel zurückgezogen gelebt und sich verhältnismäßig wenig um andere Leut’ gekümmert. Ich glaub’, ich unterhalt’ mich mal ein bissel mit der Nadine. Wenn sie’s noch net gehört hat, kann ich sie schonend drauf vorbereiten.«

      »Da bricht er mal wieder durch, der gute Hirte, der in Ihnen steckt, Hochwürden«, schmunzelte der Bürgermeister. »Der Platz da oben…«, er wies zum Himmel hinauf, »… ist Ihnen mal sicher.« Über Bruckners rundes Gesicht huschten Licht- und Schattenreflexe und in seinen Augen spiegelte sich die Flamme seiner Fackel.

      Sebastian glaubte ein spitzbübisches Glitzern in ihnen wahrnehmen zu können. »Und dir ist das Fegefeuer gewiss, denn du den guten Hirten auf den Arm zu nehmen versuchst, Markus«, erwiderte er lächelnd. »Aber wenn deine schwarze Seele gereinigt ist, hol’ ich dich zu mir hinauf. Ohne dich wär’s da oben …«, jetzt deutete auch er hinauf zum flirrenden Firmament, »… sicher sehr, sehr langweilig.«

      Nach diesen Worten blieb Sebastian zurück.

      Er konnte noch hören, dass Bruckner etwas zu Severin sagte, was es war, hatte er allerdings nicht verstehen können.

      Sicher ein nicht ganz ernst gemeinter Kommentar.

      Jürgen Deininger und Katrin, Paul und Steffi, sowie Tanja und Harald Hohenegger stapften an ihm vorbei, ebenso Philipp und Nicole. Sie lächelten dem Pfarrer zu und der erwiderte das Lächeln, und dann kamen Thorsten, Annika und Nadine.

      Sebastian hielt den Blick auf Letztere gerichtet und sagte: »Willst du die beiden frisch Verliebten net ein bissel allein lassen, Nadine? Sie haben sich gewiss Dinge zu sagen, die für das Ohr eines Dritten ganz und gar net bestimmt sind.«

      »Die Nadine stört uns kein bissel, Hochwürden«, beeilte sich Annika zu sagen und nahm ihre zukünftige Schwägerin bei der Hand. »Wir unterhalten uns sehr angeregt.« Sie lachte auf. »Wenn der Thorsten und ich uns was zu sagen haben, das nur für uns bestimmt ist, finden wir schon eine Gelegenheit.«

      »Das glaub’ ich gern«, erwiderte Sebastian. »Dennoch würd’ ich gern ein paar Schritte mit dir gehen, Nadine.«

      »Gern«, sagte Nadine.

      Annika und Thorsten gingen weiter.

      »Was gibt’s denn, Hochwürden? Sie möchten doch net von ungefähr ein Stück mit mir gehen. Falls Sie wissen möchten, wie’s auf dem Hof läuft, dann kann ich nur sagen, wir vertragen uns. Die Annika und ich sind auf dem besten Weg, net nur Schwägerinnen zu werden, sondern auch beste Freundinnen.«

      »Das freut mich«, erklärte Sebastian. »Und das sag’ ich net nur so. Ich freu’ mich für dich, für den Thorsten und für die Annika. Wenn ihr das beibehaltet, ist euch eine glückliche Zukunft sicher. Doch das ist net der Grund, weshalb ich mit dir sprechen möcht’. Aber gehen wir doch weiter.«

      Sie setzten sich in Bewegung. Thorsten und Annika waren schon einige Schritte vor ihnen. Sie befanden sich jetzt auf einem Feldweg zwischen verschneiten Äckern, Feldern und Wiesen.

      »Was gibt’s denn, Hochwürden?«

      Sebastian überlegte, wie er beginnen sollte. Er wollte nicht mit der Tür ins Haus fallen. »Ich weiß net, ob du’s schon gehört hast, Nadine«, sagte er. »Bei der Raiffeisenbank wird ab Montag der Nachfolger vom Schraml-Hubert anfangen. Sicher ist dir bekannt, dass der Hubert in Rente gegangen ist.«

      »Ja, ja, ich hab’ davon gehört. Ist das für


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